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Hoch oben auf dem nebelumhüllten Olymp wohnten die griechischen Göttinnen und Götter. Kein Mensch war in der Lage, den Berg zu erklimmen, um zu ihnen zu gelangen. Gleichwohl blickten die Gottheiten auf die Menschen der damaligen Zeit von ihrem hohen Aussichtsturm herunter und mischten sich fleißig in deren Schicksale ein. Denn in ihren Eigenschaften glichen sie den Menschen. Sie kämpften um das Überleben und wurden von Gefühlen wie Liebe, Hass, Eifersucht und Leidenschaft getrieben. Das macht die griechische Mythologie so spannend. Wir fühlen uns in ihren Geschichten gespiegelt.
Bis heute haben die Mythen der alten Griechen nichts von ihrer Faszination verloren. In vielen Dingen haben sie Einzug in unseren heutigen Sprachgebrauch gehalten. Sprechen wir von einer Herkulesaufgabe, so denken wir an eine unfassbar anstrengende und umfangreiche Herausforderung. Herakles, lateinisch Herkules, war ein griechischer Held, der im Auftrag des Königs Eurystheus zwölf unmöglich erscheinende Aufgaben meistern musste. Bezirzen wir jemanden, so wollen wir diesen Menschen mit unserem Charme zu etwas bewegen, was nicht unbedingt zu seinem Vorteil ist. Hier basiert die Wortbedeutung auf der Zauberin Kirke, lateinisch Circe, die Odysseus und seine Gefährten mit ihrer Freundlichkeit bewegen wollte, verzaubertes Essen zu sich zu nehmen.
Fast alle Völker der Erde haben ihre eigenen Sagen, in denen sich die Struktur und die Werte ihrer Gesellschaft wiederfinden. In Griechenland wanderten Sänger, die Rhapsoden, durch das Land und trugen die epischen Werke der damaligen Dichter über Gottheiten und Heldentum vor.
In dieser Tradition des Nacherzählens sollen in diesem Buch die alten Mythen wiederbelebt werden. Wir verfolgen Siege und Niederlagen der Gottheiten und Helden, erleben ihre Schwächen und Stärken sowie Freude und Trauer. So, als ob wir direkt dabei wären.
Wir Menschen spüren den Drang in uns, eine Erklärung dafür zu finden, was wir beobachten und nicht zuordnen können. Die antiken Menschen waren von Naturgewalten umgeben, Stürmen, Erdbeben, Überschwemmungen, Blitzen, Vulkanausbrüchen, die immer wieder ihr Leben bedrohten. Zudem ging es um existentielle Fragen, die uns bis in die heutige Zeit beschäftigen: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Mythen setzen genau da an. Sie erklären uns, wie die Welt mit Himmel und Erde, Gebirgen und Flüssen entstanden ist, wieso die Sonne scheint und die Sterne leuchten. Sie erzählen, wie wir Menschen auf die Erde gekommen sind, wie der Neid, die Missgunst und der Hass in unser Leben getreten sind und auch, wo wir nach unserem Tod hingehen werden.
Das Wort »Mythos« kommt aus dem Altgriechischen (µ????) und bedeutet Wort, Rede, Geschichte, Erzählung. Die Sammlung aller Mythen ist die Mythologie.
Mythen existieren, seit es Menschen gibt. Sie finden sich bereits in den Höhlenmalereien der Steinzeit. Als die Dörfer zu Städten und Staaten wurden, entwickelten die Mythen sich zu einem komplexen System von Geschichten. Diese wurden Grundlage von religiösen Handlungen, bestimmten die soziale Ordnung sowie Sitten und Gebräuche einer Gesellschaft. Gottheiten zu verehren, wurde zum Bestandteil des alltäglichen Lebens.
Für die alten Griechen gab es keinen Unterschied zwischen ihren Mythen und der Religion. Sie glaubten an eine Macht, die über ihnen stand und an der sie sich orientieren konnten. Sie gaben ihrem Glauben Ausdruck in Ritualen, Zeremonien und kultischen Handlungen. Im Gegensatz zum Christentum, Judentum und Islam standen hier statt einem Gott gleich mehrere Gottheiten im Mittelpunkt. Die damaligen Städte fühlten sich mit unterschiedlichen Gottheiten verbunden und bauten ihnen Tempel, die ein entsprechendes Kultbild enthielten. Das Parthenon in Athen wurde für eine große Statue der Göttin Athene gebaut, die aus Elfenbein, Gold und Silber gefertigt war. Nicht weit davon liegt der Tempel von Hephaistos, dem Gott der Schmiedekunst. Bekannt sind auch die olympischen Spiele, die dem Gott Zeus gewidmet waren. Der Austragungsort war ein sakraler Platz mit Heiligtümern und Altären, auf denen Opfer für die Götter dargebracht wurden. Auch die sportliche Leistung wurde als ein solches Opfer aufgefasst. Damit stand nicht der Sport im Mittelpunkt, so wie bei den heutigen olympischen Spielen, sondern die Verehrung des Gottes Zeus.
Um die Gottheiten gnädig zu stimmen, war das Opfern von Früchten, Blumen, Getreide oder Tieren für die damaligen Griechen wichtig. Auch mit Gesang, Dichtung, Tanz und Schauspiel verehrten sie ihre Göttinnen und Götter.
Die Mythen waren heilige Erzählungen, an die sie glaubten und damit auch ihre Religion. Erst mit dem bekannten und einflussreichen Philosophen Platon trat ein Wandel ein. Er hielt die alten Mythen für ausgedachte Erzählungen, vor denen er warnte. Denn er glaubte, dass sie einen schlechten Einfluss auf die Menschen hätten. Er kritisierte die gesamte griechische Dichtung von Homer bis zu seiner Zeit. Platon scheute sich allerdings nicht davor, selbst in die Mythenkiste zu greifen und erschuf die Geschichte von der mächtigen und prächtigen Stadt Atlantis, die im Meer versank. Diese Geschichte inspirierte viele Forscher dazu, nach dieser sagenhaften Stadt im Mittelmeer zu suchen. Bisher erfolglos.
Wenn am Ende der Glaube schwindet, dann wird aus der Religion ein Mythos. Dies ist Zeus und all seinen göttlichen Schwestern, Brüdern und Kindern passiert.
Die griechischen Mythen waren nicht auf einmal da. Erste Geschichten wurden erfunden, in den Dörfern weitererzählt, von Reisenden weitergetragen und ausgeschmückt oder von anderen Völkern ins Land gebracht. Je nach Region oder Stadt veränderten sie sich, Namen und Begebenheiten wurden angepasst. Letztendlich ist die griechische Mythologie, so wie wir sie heute kennen, eine Mischung aus den regionalen Erzählungen Griechenlands und den Geschichten, die aus Ägypten, Mesopotamien und Phönizien ins Land gekommen sind.
Die Landschaft Griechenlands war karg, steinig und zum Inland hin von hohen Gebirgen umgeben. Der Handel mit anderen Ländern war daher über die See am einfachsten. Mit den Schiffen kamen neue Erzählungen und wurden in die bestehenden Sagen eingebaut. Auch mit den Eroberungen durch fremde Völker verschmolzen die eigenen mit den fremdländischen Gottheiten.
Die Geschichte Griechenlands und damit auch die der Mythologie lässt sich von der Bronzezeit bis zur römischen Zeit in fünf Epochen aufteilen.
Die erste Hochkultur entstand ab ungefähr 2000 v. Chr. auf Kreta. Die minoische Kultur war gleichzeitig die erste Hochkultur Europas. Bekannt für diese Zeit sind die sagenhaften Paläste von Phaistos und Knossos. Letzterer könnte die Vorlage für eine der wichtigsten griechischen Mythen gewesen sein: von König Minos, einem Sohn des Zeus, und seinem Labyrinth, in dem er den Minotaurus gefangen hielt. Räume und Gänge in Knossos sind verwirrend angelegt. Farbenfrohe Fresken zieren die Wände und zeigen unter anderem wie junge Männer und Frauen über einen Stier springen.
Die minoische Kultur ging um 1400 v. Chr. unter. Wahrscheinlich wurde die Insel von den Mykenern erobert, die zuvor das griechische Festland in Besitz genommen hatten. Es folgte die mykenische Epoche, die bis etwa 1200 v. Chr. bestand. In der mykenischen Religion begegnen uns bereits Zeus, Hera, Poseidon, Artemis, Hermes, Dionysos, Ares und Athene. Auch übernahm das kriegerische Volk der Mykener, das für seine Streitwagen bekannt war, die Doppelaxt als Symbol der Macht aus der minoischen Zeit. Die wichtigsten Kleinstaaten in der mykenischen Zeit waren Mykene, Tiryns, Pylos, Athen und Theben. Alles Orte, die sich in den Mythen der Griechen wiederfinden. Das lässt vermuten, dass in dieser Zeit viele der Sagen entstanden sind.
Um 1200 v. Chr. verschwand die mykenische Kultur und es begannen die dunklen Jahrhunderte Griechenlands. Viele Gründe werden dafür vermutet: eine Veränderung des Klimas, das zu Hungersnöten und Naturkatastrophen führte, sowie Kriege zwischen den Stadtstaaten. In dieser dritten großen Epoche ging die Schrift verloren. Lange Zeit bewegte sich das Leben auf einer geringen Stufe der Kultur.
Schließlich wichen diese dunklen Tage der archaischen Zeit, die von 800 bis 490 v. Chr. andauerte. In dieser Zeit wuchs die Bevölkerung wieder und breitete sich über den Mittelmeerraum aus. Von den Phöniziern übernahmen die Griechen das Alphabet und entwickelten es weiter. Dies bildete die Grundlage für das spätere lateinische Alphabet. In dieser Zeit wurden etwa um 776 v. Chr. die ersten olympischen Spiele ausgetragen.
In der klassischen Epoche danach erlebte Griechenland bis ungefähr 323 v. Chr. eine außergewöhnliche Blütezeit. Literarische, philosophische, künstlerische und architektonische Werke haben viele kommende Epochen beeinflusst. Die Werke von Homer über den Trojanischen Krieg und die Irrfahrten des Odysseus entstanden. Sie spielen zwar in der mykenischen Zeit, wurden aber erst in der klassischen Epoche verfasst.
Thales von Milet, der erste bekannte Naturwissenschaftler, brachte von seinen Reisen die Mathematik und Astronomie nach Griechenland. Sokrates begründete die philosophische Ethik, mit der er die Philosophen der damaligen Zeit nachhaltig beeinflusste. Sein berühmtester Schüler war Platon.
Auch wenn sie die gleiche Sprache sprachen und dieselben Gottheiten verehrten, bestand Griechenland zu dieser Zeit aus vielen unabhängigen Stadtstaaten, unter denen...
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