Schweitzer Fachinformationen
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Ungefähr eine Stunde, nachdem Raina gegangen war, verließ Mal auf der Suche nach Kaffee und dem neuesten Update von den Arbeitern, die die letzten Sicherheitstore im Stadion austauschten, ebenfalls sein Büro.
Er kam am Empfang vorbei, wo er Sara auf einem Laptop herumtippen sah.
»Wo ist Tora?«, fragte er.
Sara blickte auf, tippte aber weiter. »Sie hat den halben Tag frei. Ich habe ihr angeboten, eine Weile für sie einzuspringen.«
»Du weißt, dass du das nicht tun musst.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich helfe gern aus. Später fliege ich Maggie nach Manhattan zurück. Soll ich dich auch irgendwo hinbringen?«
Mal schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe das Motorrad da.«
»Du fährst heute Abend aber schon nach Hause, oder?« Sara durchbohrte ihn mit einem missbilligenden Blick.
Mal versuchte zu verbergen, dass er unwillkürlich zusammenzuckte. Er hatte gedacht, er hätte es vor Alex und Lucas verheimlichen können, dass er in der letzten Zeit ein paar Nächte in seinem Büro verbracht hatte, aber scheinbar war das nicht der Fall. Wenn Sara es wusste, dann wusste Lucas ebenfalls Bescheid.
»Ja, Mom«, sagte er.
»Ich bin nicht deine Mom. Nur eine interessierte Beobachterin. Ihr drei werdet noch vor Saisonbeginn völlig ausgebrannt sein.«
»Es sind nur noch ein paar Tage. Ich denke, wir werden es überleben.«
»Hoffentlich.« Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas weicher. »Was wolltest du von der Tanztrainerin?«
»Bitte?«
Saras Blick wurde schärfer. »Von der Tanztrainerin. Raina. Du weißt schon . kurze rote Haare, Wahnsinnsfigur. War vor ungefähr einer Stunde in deinem Büro. Die meine ich.«
»Nur ein Terminplanproblem«, brummte Mal. »Ich hab das in Ordnung gebracht.« Er versuchte, nicht an die Wahnsinnsfigur zu denken, wie Sara sich so treffend ausgedrückt hatte. Er hatte versucht, nicht daran zu denken, seit Raina sein Büro verlassen hatte.
»Sie ist hübsch«, bemerkte Sara.
»Hübsch« war nicht das Wort, das Mal benutzt hätte, um Raina Easton zu beschreiben. Ihr Gesicht war zu scharf geschnitten, um hübsch zu sein. Es bestand nur aus Wangenknochen und dunklen, gebogenen Brauen über leicht schräg stehenden Augen, deren Farbe irgendwo zwischen Bronze und Grün lag. Leuchtend rotes Haar umrahmte dieses Gesicht. Dann war da aber noch ihr Mund. Im Gegensatz zu den geraden Linien überall sonst war er sanft geschwungen. In einer schimmernden Version ihrer Haarfarbe geschminkt. Es war ihm schwergefallen, den Blick von ihrem Mund loszureißen. Bis sie sich bewegt hatte. Denn wenn sie sich bewegte - besonders beim Gehen -, erwachten all seine männlichen Instinkte zum Leben.
Er hatte nach dem Gespräch mit ihr dem Training von der Sicherheit der Tribüne aus noch eine Weile länger zugeschaut, und in der Truppe der Tänzerinnen war sie die Einzige gewesen, die er gesehen hatte.
Schlechte Neuigkeiten.
Alex und Lucas hatten sich beide, seit sie das Team gekauft hatten, mit Frauen zusammengetan, die für die Saints arbeiteten. Er hatte nicht die Absicht, diesen Trend fortzusetzen.
Eine Frau war das Letzte auf dieser Erde, wofür er momentan Zeit hatte.
Und eine Frau wie Raina Easton? Ausgerechnet eine rothaarige, verführerischen Sex förmlich versprühende Besitzerin eines gottverdammten Varietéclubs? Nein. Ganz eindeutig nein.
Sie war die Art Frau, die man nicht mehr so leicht aus dem Kopf bekam, wenn man sie einmal hineingelassen hatte.
Also würde er das vermeiden.
»Hallo? Erde an Malachi?«
Ihm wurde bewusst, dass er noch immer am Empfang stand. Sara musterte ihn belustigt.
»Entschuldige, was hast du gesagt?«
»Ich habe gesagt, dass Raina hübsch ist«, wiederholte Sara.
Er zuckte betont gleichmütig die Achseln. »Ich denke schon. Wenn man diesen Typ mag.«
»Den Typ superheißer Rotschopf?«, gab Sara zurück, und ihr Lächeln wurde breiter. »Fliegen auf den nicht alle Männer?«
»Warum sprechen wir überhaupt über sie? Sie wird nicht lange hierbleiben.«
Sara runzelte die Stirn. »Ich dachte, Alex hätte die Fallen Angels für die ganze Saison angeheuert?«
Mal kämpfte gegen den Drang an, die Augen zu verdrehen, als sie den Namen aussprach. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Alex bei ihren Heimspielen Cheerleader einsetzen wollte. Cheerleader gehörten einfach nicht zum Baseball. Aber Alex hielt sie für eine gute Reklame, und es war ihm gelungen, Maggie auf seine Seite zu ziehen. Und dann hatten die beiden es geschafft, Lucas ebenfalls zu überzeugen. Also war Mal überstimmt worden.
»Ich bezweifle, dass wir sie so lange behalten werden«, sagte er.
»Das erscheint mir aber nicht gerade fair.«
»Oh, wir werden sie trotzdem bezahlen«, versicherte ihr Mal. Er war nicht der Ansicht, dass sie Cheerleader brauchten, aber er würde sie auch nicht an die Luft setzen und um ihre Gage prellen, wenn Alex schließlich zur Vernunft käme und seine Meinung änderte.
»Alex scheint sich in die Idee ziemlich verbissen zu haben«, meinte Sara.
»Da bin ich mir sicher«, erwiderte Mal. »Aber wenn sie bei den Fans nicht gut ankommen, wird er Vernunft annehmen.«
»Aber wenn sie alle so aussehen wie Raina, werden die Fans begeistert sein«, hielt Sara dagegen.
»Wir werden sehen.«
»Lucas sagt, sie besitzt einen Varietéclub. Das klingt cool. Maggie und ich dachten, wir schauen ihn uns mal an. Warst du schon mal da? Du wohnst doch in Brooklyn, stimmt's?«
»Ja. Aber ich habe trotzdem nicht viel Zeit für Varietés.« Nicht viel Zeit für überhaupt irgendeine Art von Nachtleben, genauer gesagt. Er wusste nicht exakt, was ein Varieté eigentlich war. Mit dem Begriff verband er Bilder von Mädchen in Korsagen und Netzstrümpfen und Frisuren wie die alten Filmdiven, aber Alex hatte betont, dass es nichts mit Striptease zu tun hatte.
Nicht dass es ihn irgendetwas anging, womit Raina Easton ihren Lebensunterhalt verdiente. Genauso wenig, wie es ihm zustand, sich vorzustellen, wie sie wohl in einer Korsage aussah.
»Du solltest mitkommen, wenn wir hingehen«, schlug Sara vor.
Er schüttelte den Kopf. »Das klingt nach einem Mädelsabend. Nimm Hana mit. Oder Shelly.« Herrje, irgendjemanden, der weiblich und nicht er war.
»Feigling. Ich wette, Alex würde mitkommen.«
»Dann frag doch ihn.« Wenn Alex auch nur einen Funken Verstand hatte, dann würde er sich den Mädels gleichfalls nicht anschließen. Andererseits war Alex derjenige, der die Cheerleader überhaupt erst für eine gute Idee gehalten hatte, daher hatte er sich von seinem Verstand wohl für eine Weile verabschiedet.
Es war nach zehn, als Mal endlich das Deacon-Stadion verließ. Bis spätabends zu arbeiten brachte wenigstens den Vorteil mit sich, dass ihn kein Verkehr behinderte, als er das Motorrad nach Hause lenkte. Er fuhr gern nachts, wenn ihm keine Idioten in die Quere kamen. Das einzige Problem bestand darin, dass er sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten musste, statt seinen Hang zum schnellen Fahren ausleben und die Harley voll aufdrehen zu können. Aber er hatte nicht vor, sich selbst oder sonst jemanden umzubringen, und das Letzte, was die Saints jetzt brauchen konnten, war, der Presse ein gefundenes Fressen zu liefern, weil er dumm genug gewesen war, sich einen Bußgeldbescheid einzuhandeln. Also hielt er sich zurück und ließ sich vom Rumpeln der Straße und dem Dröhnen der Maschine den Kopf freipusten.
Als er die Straßen von Brooklyn erreichte, fühlte er sich etwas entspannter, aber auch wacher als beim Verlassen des Stadions. Der Gedanke, in sein Apartment zurückzukehren und ins Bett zu kriechen, hatte plötzlich nichts Verlockendes mehr. Er steuerte die Maschine durch die Straßen, ohne zu wissen, wo er eigentlich hinwollte. Früher einmal hätte sich diese innere Unruhe leicht in einer Bar, mit einem Drink und einer willigen Frau, die ihn ablenkte, vertreiben lassen. Aber der Spaß an wilden, durchfeierten Nächten war ihm vor drei Jahren abhandengekommen.
Und wilde Nächte waren keine Gewohnheit, die er wieder aufleben lassen wollte. Er hatte die Trauer jetzt verarbeitet. Sich damit abgefunden, dass Ally nie wieder zu seiner Tür hereinkommen würde. Er würde nie wieder die hellblauen Augen und wirren blonden Haare auf langen Beinen hereinschlendern sehen; würde nie wieder sehen, wie sie ihn anlächelte, während sie ihm von den neuesten Abenteuern erzählte, die sie plante. Es war nicht leicht gewesen, aber er hatte es geschafft. Also nein, kein Bedürfnis mehr nach Nächten mit zu viel Bourbon und der nächstbesten Frau, um den Schmerz zu betäuben.
Und keine wilden Mädchen mehr. Ally war tief in ihrem Innersten wild gewesen. Wild und unzähmbar, und genau das hatte sie auch das Leben gekostet. Das war der sinnlose Teil, der ihn rasend machte. Sie hatte die Army überlebt, hatte die drei Dienstzeiten überlebt, für die sie sich verpflichtet hatte, und dann war sie nach Hause gekommen. Und ob sie nun immer schon so gewesen war oder ob sie dem Adrenalinkick hinterherjagte, den sie im Zivilistenleben nicht fand, sie hatte begonnen, verrückte Dinge zu tun. Und es war eines dieser verrückten Dinge gewesen - die impulsive Entscheidung, mit dem Paragliding anzufangen -, das sie dann umgebracht hatte.
So etwas Unsinniges. Alles nur, weil sie ein Kribbeln unter der Haut spürte, das sich nicht wegkratzen ließ. Einen Drang zu fliegen oder einen Drang zu...
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