Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Der wilde Nützlingsgarten ist für mich ein Lebensraum und zugleich mein Lebenstraum. Hier umgibt mich, was für mich persönlich wertvoll ist: Wildpflanzen wie der Hahnenfuß, den ich von den Sumpfwiesen meiner Kindheit her kenne, Wildtiere wie der räuberische Eichenbuntkäfer, den ich erstmals in meinem Weinviertler Garten beobachtet habe.
Der Eichenbuntkäfer ist ein Räuber und eine Rarität.
Der wilde Nützlingsgarten ist ein fazinierender Ort, an dem vieles passiert. Doch es sind nicht die großen Dinge, die es hier zu erleben gibt. Vielmehr zeigt sich die Schönheit der Natur in kleinen, manchmal winzigen Beobachtungen. Etwa, wenn eine Wildbiene im kahlen Kräuterrasen ein Nest für ihre Kinder baut. Oder wenn die Krokusse blühen und den Vorfrühling ankünden.
Gärten sind Ausdruck unserer Lebensstile. Sie sind vielschichtig. Sie sind Freiräume, die wir nach unseren Vorstellungen gestalten und nutzen. Wir Menschen erschaffen und prägen das Erscheinungsbild eines Gartens, kultivieren Gewächse darin. Der wilde Nützlingsgarten ist ein Lebensraum für Mensch, Wildtier und Pflanze.
Welche Bedeutung der eigene Garten als Lebensraum haben kann, hängt vom Betrachter ab. Aus unserer menschlichen Perspektive hat ein Garten einen anderen Stellenwert als aus der eines Wildtieres oder einer Pflanze. Um die möglichen Bedeutungen eines wilden Nützlingsgartens zu verstehen, betrachten wir den Garten aus diesen drei unterschiedlichen Blickwinkeln.
Wir leben in ständiger Veränderung. Unsere moderne Gesellschaft ist durch die voranschreitende Digitalisierung geprägt. Das Leben spielt sich zunehmend in Innenräumen und an virtuellen Orten ab. Der stetige Wandel in unserer Gesellschaft und Arbeitswelt verändert unsere Lebensstile. In Österreich leben bereits mehr Menschen in urbanen Siedlungsräumen als in ländlichen Gebieten. Sind reale Gärten für uns moderne Menschen überhaupt noch zeitgemäß? Ja. Denn sie bieten die Möglichkeit, mit unserer natürlichen und freien Umwelt in direkten Kontakt zu treten.
Unser Garten - ein Lebens- und Erholungsraum für alle!
Die Erscheinungsbilder und Funktionen von Gärten verändern sich, passen sich unseren heutigen Ansprüchen an. Doch wir verspüren das Bedürfnis, unsere Freizeit im Freien zu verbringen. Wir streben eine Balance zwischen beruflichem und privatem, zwischen digitalem und realem Leben an.
Aus unserer menschlichen Perspektive betrachtet, ist ein Garten ein erweiterter Raum im Freien. Wir nutzen diesen Freiraum aktiv zum Kultivieren von nützlichen und schönen Pflanzen, für Sport und Spiele. Oder wir suchen dort Erholung und Ruhe. Aus diesen Bedürfnissen und unserer modernen Lebensweise heraus haben sich auch neue Formen des Gärtnerns entwickelt. Menschen schließen sich zusammen und teilen ihre Leidenschaft für das Arbeiten mit der Natur. Daraus hat sich in den letzten Jahren vielerorts das gemeinschaftliche Gärtnern unter dem Namen Urban Gardening etabliert. Außerdem sind heutige Gärten nicht nur auf ebenerdige Standorte beschränkt. Es gibt Terrassen- und Balkongärten in luftiger Höhe. Und auch ein begrüntes Fensterbrett kann ein Garten in Miniaturform sein.
Es kriecht und fliegt, es summt und brummt. Ein Garten ist vor allem auch ein Lebensraum für Tiere. Wir sehen, dass unterschiedliche Organismen an diesem Ort leben möchten. Doch wollen wir unseren privaten Freiraum mit anderen Lebewesen teilen?
Eine Maus auf dem Komposthaufen. Hier gibt es bestimmt noch ein paar Leckerbissen.
Wildtiere besiedeln - nüchtern betrachtet - Orte, die für sie Lebensräume darstellen. Egal ob Igel oder Maus, Schmetterling oder Blattlaus. Jedes Wildtier möchte leben und für Nachkommen sorgen. Instinktiv versucht daher jedes Wildtier, einen idealen Lebensort für sich und seinen Nachwuchs zu finden.
Und ein Garten, insbesondere ein wilder Nützlingsgarten, kann ein erstklassiger Wohnsitz für viele Tierarten sein. Denn er bietet diverse Nischen und Unterschlupfe, die Wohnung und Brutstätte sein können. Er bietet Nahrung und Wasser. Besonders in urbanen Siedlungsräumen, aber auch in intensiv genutzten Agrarlandschaften, können Gärten für Wildtiere überlebenswichtige Rückzugsorte sein. Doch nicht immer ist die Grünoase ein tierfreundlicher Ort. Auch zahlreiche Fallen und Gefahren gibt es hier. Etwa den geliebten Stubentiger, der auf den Ausflug der Jungvögel aus dem Nest lauert. Oder offene Licht- und Wasserschächte, in die unachtsame Gartenbesucher fallen und sich aus eigener Kraft nicht befreien können.
Doch meist ist ein Garten ein attraktiver Lebensort für Wildtiere. Jene ohne besondere Lebensansprüche, wie etwa die Blattläuse, gehören aus unserer Sicht oft zu den ungeliebten Gartengästen. Andere Tiere sind anspruchsvoller. Welche Arten sich im Garten einstellen können, hängt vom Gartenstandort selbst, seinem Umfeld und der Klimaregion ab, in der er sich befindet. Dazu zwei Beispiele: In den Weinbaugebieten Mitteleuropas etwa gibt es einige Wildtiere, die sommerwarme und sommertrockene Offenlandschaften als Lebensraum benötigen. Dazu gehören etwa viele Wildbienenarten und die Gottesanbeterin. In gehölzreichen Gebieten mit hohem Baumanteil sowie Strauch- und Heckenstrukturen finden sich gehölzliebende Tierarten ein. Zu ihnen gehören zahlreiche Vögel wie Zaunkönig, Rotkehlchen oder Eichelhäher. Das potenzielle Artenspektrum an Wildtieren, das wir im Garten antreffen können, wird also durch das Umfeld und die Ausgestaltung des eigenen Gartens beeinflusst.
Jeder Garten ist einzigartig. Doch alle haben ein gemeinsames Merkmal: In Gärten wachsen Pflanzen. Das Wesen eines Gartens ist seine Lebendigkeit. Sie entsteht durch die Bepflanzung. Wir kultivieren daher bewusst ein bestimmtes Artenspektrum. Dabei kann der Fokus auf einem direkten Nutzaspekt liegen, indem Obst, Gemüse und Kräuter angebaut werden. Oder der Zierwert der Gewächse steht im Vordergrund. In jedem Fall stellen Pflanzen für uns persönliche Werte dar.
Diese von uns kultivierten Pflanzen haben sich ihren Lebensort nicht selbst ausgesucht. Sie werden von uns hier etabliert, angepflanzt oder angesät. Wenn wir also den richtigen Standort für unsere Pflanzen wählen, werden sie sich wohlfühlen und gut wachsen. Sind die Standortbedingungen unpassend, wird die Pflanze kümmern, Krankheiten oder Schädlinge bekommen. Und im schlimmsten Fall sogar verschwinden. Da Pflanzen selbst nicht mobil sind, können sie nicht so einfach an einen passenden Ort abwandern. Zur Verbreitung brauchen sie fremde Hilfe von Wind, Wasser oder auch von Tieren (mehr dazu in Teil II, ab S. 47). Im Garten sind wir verantwortlich für ihr Wohlergehen. Daher sollten wir für unsere Gartenpflanzen den optimalen Standort wählen. Dann werden sie uns mit vitalem Wachstum und attraktivem Erscheinungsbild belohnen.
Wildblumenbeet im Frühsommer
Nützling oder Schädling?
Das ist nicht immer eindeutig zu beurteilen. Manche Tiere nützen uns in einer ihrer Lebensphasen und schaden uns in einer anderen. Bei vielen Schmetterlingen geht uns das so. Als Raupe haben sie einen unermesslichen Appetit auf unsere geliebten Gartenpflanzen, häufig sind das auch Gehölze. Als Schmetterling saugen sie Nektar und machen die Bestäubung vieler dieser Blütenpflanzen überhaupt erst möglich. Wer mehr über Lebensweise und Nutzen der Säugetiere, Schmetterlinge und Wildbienen, Gottesanbeterinnen und Vögel erfahren möchte, findet ihre Steckbriefe in
Teil II (ab S. 47).
Die gelben Blüten des Felsen-Steinkrauts (Alyssum saxatile) umgarnen eine rote Nelkenwurzblüte (Geum x cultorum).
Mein wilder Gemüsegarten.
Wenn wir uns im Garten genau umsehen, bemerken wir aber auch alsbald, dass hier nicht nur kultivierte und erwünschte Pflanzen wachsen. Eine unbeabsichtigte Besiedelung findet statt. Es gibt Pflanzen, die plötzlich erscheinen. Wie aus dem Nichts sprießen sie hervor. Wenn sie lästig sind, bezeichnen wir sie als Unkraut. Wir versuchen manchmal mit intensivem Arbeitsaufwand diese unerwünschten Beikräuter fernzuhalten. Doch jeder weiß aus eigener Erfahrung: Der spontane Bewuchs stellt sich immer wieder von neuem ein. Denn häufig begünstigt die eigene Gartenarbeit unbewusst die Etablierung dieser wilden Gewächse. Indem wir den Boden offen halten, für reiche Nährstoff- und Wasserzufuhr sorgen, bieten wir Pflanzen optimale Keimbedingungen.
Die Besiedelung unseres Gartens mit Spontanvegetation erfolgt auf vielen Wegen. Sei es durch Anflug, die natürliche Samenbank im Erdreich, über Tiere und sehr häufig...
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