Schweitzer Fachinformationen
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Die Handelsfinanzierung ist das Herzblut des globalen Handels. Sie stellt sicher, dass Unternehmen über Grenzen hinweg übergangslos operieren können, indem sie das notwendige Kapital bereitstellt, um die zeitliche Lücke zwischen Produktion und Zahlung zu überbrücken.
Diese zeitliche Lücke ergibt sich aus den unterschiedlichen Bedürfnissen von Exporteuren und Importeuren. Das Interesse der Exporteure an einer sofortigen Bezahlung der Waren, um die Liquidität zu erhalten, steht dem Interesse der Importeure diametral entgegen, die aus denselben Liquiditätsgründen eine Verlängerung der Zahlungsfrist anstreben. Diese Frist kann zwischen 30 und 120 Tagen liegen und erlaubt es ihnen, die Lieferanten zu bezahlen, sobald sie die Waren verkauft haben. Um diese gegensätzlichen Bedürfnisse in Einklang zu bringen, tritt ein Finanzier auf den Plan, der diese Kluft überbrückt und die notwendige Liquidität bereitstellt, um die gewünschten Zahlungsbedingungen und damit die Transaktion selbst zu ermöglichen.
Der Zugang zu Handelsfinanzierungen ist nicht nur in den Industrieländern, sondern auch in den Schwellenländern unerlässlich geworden. Weil sie den internationalen Handel unterstützt, dient die Handelsfinanzierung als Katalysator für die wirtschaftliche Entwicklung und ist zugleich eine überzeugende Investitionsmöglichkeit, die Stabilität und Gewinnchancen bei relativ geringem Risiko bietet.
Zwei Beispiele für die Tätigkeit eines Handelsfinanzierers/Investors
Geld ist das Schmiermittel in der Maschinerie des internationalen Handels. Es sorgt dafür, dass dieser Motor reibungslos läuft - und wird vor allem dort gebraucht, wo das Handelsgeschäft ansonsten ins Stocken geraten könnte.
Fallbeispiel 1: Kauf von Baumaterialien für Hausbauprojekte in Eigenleistung
Ein Kunde aus Europa wandte sich an Artis, um eine Finanzierung für sein Bau- und Beleuchtungsgeschäft zu erhalten. Das Unternehmen musste sein Lager mit lokalen Waren und Rohbaumaterialien bestücken für Familien, die Hausbauprojekte bevorzugt in Eigenleistung durchführen.
Der Kunde wollte eine Vielzahl von Waren von verschiedenen Verkäufern aus dem ganzen Land beziehen, um solche Pakete zusammenzustellen. Wir überprüften das Unternehmen und seine Geschäftspartner und stellten fest, dass das Geschäftsmodell, obwohl es neu war, in der kleinen, aber wohlhabenden Stadt gut angenommen wurde.
Wir kauften die Importe für den Käufer gegen Rechnung und legten die Laufzeit der Verträge auf 30 bis 60 Tage fest. Wenn unser Kunde den Betrag, den er Artis schuldete, innerhalb von 30 Tagen bezahlte, sollte er von einem kleinen Rabatt auf den geschuldeten Gesamtbetrag profitieren. Der Importeur erfüllte die 30-Tage-Frist und bat uns zu reinvestieren.
Im Ergebnis wies unsere Investition am Ende eines Jahres eine Bruttorendite von 11 Prozent auf, während der Darlehensnehmer gleichzeitig fast 25 Prozent seiner jährlichen Anschaffungskosten einsparen konnte, weil er stets vor dem vereinbarten Fälligkeitstermin zahlte. Die vorzeitige Rückzahlung schmälert unsere Einnahmen nicht, weil sie es uns ermöglicht, das Geld früher zu reinvestieren. Beide Parteien gewinnen und entwickeln eine langjährige Geschäftsbeziehung, die auch weiterhin positive Ergebnisse zeitigt.
Fallbeispiel 2: Der Müller und der Kornhändler im Oman
In vielen Ländern außerhalb Asiens macht Getreide einen sehr hohen Prozentsatz der täglichen Ernährung aus. Während Getreide früher nur als Nahrung für Mensch und Tier diente, wird es heute auch zur Herstellung von Ethanol verwendet, einem wichtigen Bestandteil der Benzinproduktion, und ist somit auch »Futter« für Automotoren.
Getreide ist zwar nicht so glamourös wie zum Beispiel Diamanten, aber dennoch ein sehr begehrtes Produkt. Unser Müller aus dem Oman musste das Getreide bei der Übergabe der Dokumente bezahlen, als die Ware in einem Hafen am Kaspischen Meer auf das Schiff verladen wurde. Der Müller hatte einen Liquiditätsengpass, bis das Getreide vom Endabnehmer bezahlt wurde. Er verwendete einen Teil des Getreides in seiner eigenen Mühle zur Herstellung von Backwaren. Artis vermittelte einen Kauf- und Verkaufsvertrag.
Wir mussten den Händler und den Importeur sowie die Geschäfts- und Zahlungshistorie des Importeurs analysieren. Wir beschlossen, das Kauf- und Verkaufsgeschäft zu übernehmen. Nach Unterzeichnung der Vereinbarung finanzierte Artis ein Schiff voller Roggen - etwa 3000 Tonnen - mit einer Laufzeit von 45 Tagen. Dieses Geschäft hat sich daraufhin laufend wiederholt; es läuft wie ein Schweizer Uhrwerk.
Handelsverträge funktionieren reibungslos, wenn die notwendige Vorarbeit geleistet worden ist. Wenn eine Handelstransaktion auf Probleme stößt, ist dies häufig auf eine unzureichende Analyse oder Dokumentation zurückzuführen.
»Dieu est dans les détails« (»Gott steckt im Detail«), wie die Franzosen sagen, im Gegensatz zum sprichwörtlichen Teufel, auf den sich die deutsche Sprache in der gleichen Situation bezieht.
Bislang mussten wir noch nie einen Verlust verkraften. Die Anlagerenditen reichen von jährlich 8 Prozent bis zu seltenen 36 Prozent pro Jahr, wobei im Durchschnitt rund 15 Prozent pro Jahr netto für die Anleger herauskommen. Vieles hängt von der Art der Investition, der Struktur und den beteiligten Rechtsordnungen ab.
Handelt es sich um einen Kauf- und Verkaufsvertrag mit Anspruch auf eine Gewinnmarge oder um eine reine Finanzierung mit einer Marge? Das beste Geschäft ist manchmal das, das nicht getätigt wurde. Viele Transaktionen lehnen wir bewusst ab. Natürlich besteht unser Geschäft darin, Handelsverträge abzuschließen, und nicht darin, sie abzulehnen. Aber ein kritischer Geist ist äußerst wichtig. Unsere Reinvestitionsquote liegt bei über 95 Prozent. Wenn ein kleines oder mittelgroßes Unternehmen einen Vertrag erfolgreich abschließt oder eine Finanzierungsvereinbarung ausläuft, setzen wir die Mittel sofort wieder ein, oft durch Verlängerung der laufenden Fazilität oder alternativ durch Anpassung der Finanzierung an den neuen Bedarf des Kunden.
Eine hohe Reinvestitionsrate stellt sicher, dass die Gelder nicht auf dem Bankkonto verbleiben, wo sie im schlimmsten Fall negativen Zinsen unterliegen, zumindest aber keinen Ertrag produzieren. Reinvestitionen geben Käufern und Verkäufern das nötige Vertrauen, um ihr Geschäft erfolgreich auszubauen, und sie wirken sich positiv auf die Handelswelt aus. Die hohe Reinvestitionsrate macht das Handelsgeschäft nachhaltig und bietet Raum für ein kontinuierliches Portfoliowachstum. Artis ist zu unserem Knotenpunkt für rentable Investitionen in Handelsfinanzierung geworden.
Wenn sich eine Transaktion verzögert und der Termin nicht eingehalten werden kann, werden unverzüglich Gespräche mit dem Schuldner geführt. In den meisten Fällen beträgt die Verzögerung nur wenige Tagen, nicht einmal Wochen. Von den 0,02 Prozent an Zahlungsausfällen bei Handelsfinanzierungen wurden 77 Prozent durch eine Verlängerung des Zahlungsziels bereinigt. Handelsunternehmen können solche Verlängerungen leichter und mit geringerem Verwaltungsaufwand gewähren als institutionelle Finanzierer wie Banken.
Treten aber bei einem Kreditnehmer Warnsignale für einen möglichen bevorstehenden Kreditausfall auf oder zeigen sich während der Ausführung eines Handelsgeschäfts plötzlich Hinweise auf Betrug, benachrichtigen wir sofort den Kreditversicherer, der dann die Bearbeitung des Falls übernimmt. Ist ein Handelsgeschäft nicht versichert, muss der Kreditgeber für sich selbst oder seinen Anleger tätig werden. In einem solchen nicht versicherten Fall ist es gut, wenn zusätzliche Sicherheiten vorhanden sind. Diese Sicherheiten können auch als Druckmittel für Neuverhandlungen dienen, sollten aber immer die ausstehenden Beträge zuzüglich der aufgelaufenen Beitreibungskosten abdecken. Es hat schon seinen Grund, dass wir uns an kreditversicherte Handelsgeschäfte halten.
Der Aufbau widerstandsfähiger globaler Lieferketten ist das A und O
Handelsfinanzierungen sind für den Aufbau und die Aufrechterhaltung von Lieferketten unerlässlich und sichern den Betriebsablauf und das Wachstum von Unternehmen auch bei wirtschaftlichen Störungen.
Entscheidend ist die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette. Es geht nicht nur darum, den Warenverkehr aufrechtzuerhalten, sondern auch darum sicherzustellen, dass Unternehmen über die nötige Liquidität und Sicherheit verfügen, um auf Herausforderungen zu reagieren und das Risiko von Störungen zu verringern. Erinnern Sie sich noch an die Finanzkrise von 2008? Damals spielte die Handelsfinanzierung eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung der Lieferketten und half den Unternehmen, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Handelsfinanzierung ist unverzichtbar, wenn Unterbrechungen der Lieferketten erhebliche Risiken für den Welthandel und die finanzielle Stabilität darstellen.
Handelsfinanzierung: Ein Katalysator für globales Wachstum und Nachhaltigkeit
Mit der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft hat die Handelsfinanzierung eine immer größere Bedeutung bei der Förderung von Wachstum, Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit. Durch die Erschließung des Potenzials aufstrebender Märkte, den Aufbau widerstandsfähiger Lieferketten und die Einbeziehung von ESG-Grundsätzen in...
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