Schweitzer Fachinformationen
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Im Juni 1947 wurde Zingerle erstmals wegen Notzucht und Freiheitsberaubung verhaftet. Zwei Frauen, Maria Prohaska, 38, und Anna Timmerhaus, 27, hatten ihn im Abstand von wenigen Tagen angezeigt, sie in einer Höhle im Zemmgrund im Zillertal über mehrere Tage festgehalten und mehrfach vergewaltigt zu haben.
Die Höhle im Gemeindegebiet Finkenberg war Zingerles ganzer Stolz. Er hatte sie als Deserteur entdeckt, ausgebaut und auf seinen Schmuggeltouren als Unterschlupf verwendet. Sie liegt etwa eine Gehstunde vom nächsten Haus entfernt in einer wildromantischen Gegend, die damals kaum begangen wurde. Der Eingang war unter einem Felsblock verborgen, der sich mit Steinen leicht verbarrikadieren ließ. Nach etwa zwei Metern stößt man an ein zweites Einstiegsloch, das in einen Raum von gut 2 Quadratmetern führt. Diesen Raum hatte Zingerle fast liebevoll eingerichtet. Er war mit einer selbst gezimmerten Pritsche, auf der ein Strohsack und eine Steppdecke lagen, einer Art Polstersessel, einer Nische für Lebensmittel, einer Petroleumlampe und einem Kocher ausgestattet. Die Wände waren mit Holzfaserplatten und Baumrinden verkleidet. Einen kleineren Nebenraum verwendete er als Abort.
Maria Prohaska hatte Zingerle in einer Innsbrucker Waschküche kennen gelernt. Sie war geschieden und lebte allein. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Beziehung, die auf rein sexuelle Motive beschränkt blieb. Zingerle besuchte sie gelegentlich in den Nachmittagsstunden, ein einziges Mal blieb er die Nacht über bei ihr. Die Beziehung hielt ein gutes halbes Jahr, dann ließ Prohaska ihn nicht mehr in ihre Wohnung. Er war ihr nicht ganz geheuer.
Im Juni 1947 vereinbarten die beiden auf Zingerles Drängen hin dennoch ein Treffen im Kaffeehaus Katzung. Zingerle bot ihr an, sie ins Zillertal zu begleiten, wo er bei einigen Bauern billige Lebensmittel – 40 Schilling für ein Kilo Butter – zu beschaffen wüsste.
Prohaska willigte ein, doch die Fahrt ins Zillertal wurde für sie zum Albtraum. Statt zu einem Bauernhof führte Zingerle sie zu seiner Höhle. Dort angekommen, zog er plötzlich eine Pistole und zwang sie, in die Höhle hineinzugehen. Sie dachte, so sagte sie bei der Vernehmung aus, „sie werde nicht mehr lebend von dieser Stelle wegkommen. Zingerle sagte mir, wenn nicht vorher, so werde er mich wenigstens wenn ich tot sei vergewaltigen“.
Fast zwei Tage hielt er sie in der Höhle fest und vergewaltigte sie laut ihren Aussagen „mindestens sechs Mal“: „In der Höhle würgte er mich nach jedem Geschlechtsverkehr mit den Händen in dem Augenblick, wenn bei ihm der Samenerguss erfolgte.“ Dabei habe er Andeutungen gemacht, dass er schon viele umgebracht habe: „Dies hat er nachträglich allerdings widerrufen und gesagt, die Leute, die er umgebracht habe, liefen alle noch herum.“
Nachdem er sich mehrfach an ihr vergangen hatte, wurde er aus heiterem Himmel plötzlich von Reue gepackt. Prohaska schilderte die Situation vor der Gendarmerie dramatisch: „Am Dienstag früh begann Zingerle plötzlich zu weinen. Er sagte, er sei ein wildes Tier und eine Bestie, es wundere ihn, dass er nicht schon längst der Polizei in die Hände gefallen sei. Als ich ihn in so weicher Stimmung sah, fiel ich vor ihm nieder und bat händeringend, er möge mich freilassen. Tatsächlich erklärte sich Zingerle dazu bereit, nachdem ich ihm geschworen hatte, von der Sache ewig zu schweigen und niemandem etwas zu sagen.“
Die beiden fuhren zusammen mit dem Zug nach Innsbruck zurück. Am Bahnhof bat Zingerle sie noch einmal um Verzeihung. Bevor sie sich trennten, vereinbarten sie noch, sich am Abend in ihrem Haus zu treffen. Prohaska wollte ihm die „Hälfte ihres Tabakvorrates geben“, weil er ihr in der Höhle ein paar Zigaretten gegeben hatte. Zingerle kam tatsächlich, und Prohaska gab ihm den versprochenen Tabak. Danach sahen sie sich nie wieder.
Maria Prohaska erstattete nicht sofort Anzeige. Erst auf das Zureden einer Bekannten hin entschloss sie sich eine Woche später, zur Gendarmerie zu gehen. In ihrer ersten Aussage verschwieg sie, dass sie mit Zingerle vor der Vergewaltigung eine sexuelle Beziehung gehabt hatte. Zwei Tage später, am 12. Juni, lockte Zingerle ein weiteres Opfer unter einem Vorwand in die Höhle. Wie Maria Prohaska kannte auch Anna Timmerhaus Zingerle bereits seit einiger Zeit. Sie fertigte die Zeitungskolporteure der Firma Blumau ab, bei der auch Zingerle beschäftigt war. Da er ihr sympathisch war, machte sie ihm immer wieder kleine Gefälligkeiten, beispielsweise Mehrzuteilungen von Zeitschriften. Zwischen den beiden entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis, in das auch Zingerles Frau einbezogen wurde. Timmerhaus, damals im vierten Monat schwanger, wusste, dass Zingerle häufig illegal über die Grenze nach Italien ging, und fragte ihn, ob er sie einmal mitnehmen könne. Sie wollte sich ein paar Schuhe kaufen. Zingerle willigte ein, die Sache sei völlig ungefährlich. Selbst als sie ihn bat, ihre vierjährige Tochter mitnehmen zu dürfen, erklärte er sich sofort dazu bereit.
Grosser Stein, unter welchem sich die Höhle befand. In der Höhle war die Tote Helene M. gefunden worden
Eingang in die Höhle. Die seitliche Umrahmung und Verkleidung ist bereits entfernt. Das Bild zeigt die Enge und Unbequemlichkeit des Ein- und Ausstieges
Am 12. Juni fuhren sie zur Mittagszeit mit dem Zug nach Mayrhofen, von dort gingen sie in Richtung Ginzling. Auf dem Weg sagte Zingerle, dass er eine günstige Übernachtungsmöglichkeit in einer Hütte bei einem Felsen kenne. Nach einer beschwerlichen Kletterei über steile Hänge kamen sie kurz nach 20.00 Uhr dort an. Triumphierend sagte Zingerle: „Wir sind da. Siehst du die Hütte?“, und als Timmerhaus nichts entdecken konnte, zeigte er sich sehr zufrieden. Dann legte er den Eingang zu seiner Höhle frei. Timmerhaus folgte ihm nur widerstrebend, die Sache war ihr nicht geheuer; doch da es schon spät und das Kind müde war, ließ sie sich überreden. Unten aßen sie etwas, danach legte sie das Kind schlafen, während Zingerle sich außerhalb der Höhle zu schaffen machte und den Eingang verbarrikadierte. Kaum eingeschlafen, wurde sie schlagartig wieder wach. Zingerle hatte seinen Kopf auf ihre Hüfte gebettet: „Er begann mein Gesäß zu tätscheln und lobte meinen Körper.“ Timmerhaus wollte ihn ablenken und redete über das Wetter und den Grenzübertritt, doch Zingerle ließ sich nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen. Er wurde wütend, verließ die Höhle und verbarrikadierte sie von außen. Timmerhaus wurde von Panik erfasst, das Kind erwachte und fing verzweifelt an zu weinen: „Ich war ihm ausgeliefert. Er hatte mir früher erzählt, dass er in Afrika Legionär gewesen war und ich dachte, dass er einen Wahnsinnsanfall oder einen Tropenkoller haben müsste und verlegte mich aufs Bitten. Er beschimpfte das Kind als Saufratz und sagte, dass er seine Leidenschaften habe, dass er uns aber nicht ermorden werde: ‚Wenn dir deine Freiheit lieb ist, machst du alles, was ich von dir verlange, und lässt mit dir alles geschehen, was ich will.‘ “
Timmerhaus willigte ein und beruhigte das Kind. Zingerle kam in die Höhle zurück und zündete den Petroleumkocher an, um den Raum zu wärmen. „Er befahl mir, mich auszukleiden. Er sagte mir noch, dass ich mich nicht zu schämen brauchte, er kleide sich auch aus und er sei ein Schwein. Er sagte: Mir muss es mindestens dreimal kommen und dir einmal.“
Er leckte sie am ganzen Körper, forderte sie zu verschiedenen Stellungen auf. Sie habe ihn gebeten, „nicht zu grob“ mit ihr zu verfahren, und daran habe er sich gehalten. Nur beim Orgasmus habe er sie mit „roher Gewalt an sich gepresst“, ohne sie aber zu würgen.
Unmittelbar danach brach Zingerle in heulendes Elend aus. Er bekam einen Weinkrampf, bat sie um Verzeihung, beschimpfte sich selbst als Schwein, Hund, Schuft und so weiter. Timmerhaus, immer noch voller Angst, dass er sie doch nicht freilassen würde, und auch irgendwie gerührt von seiner „seelischen Erschütterung“, beruhigte ihn und versprach, ihn nicht anzuzeigen. Das Kind hatte während der Vergewaltigung geschlafen.
Tags drauf gingen sie zusammen nach Mayrhofen und fuhren mit dem Zug nach Innsbruck zurück. Timmerhaus erstattete zunächst „aus Mitleid mit der Familie Zingerle und weil er mir gesagt hatte, dass er so etwas noch nie gemacht hat und nie wieder tun werde“, keine Anzeige. Knapp zwei Wochen später ging sie doch zur Gendarmerie und zeigte Zingerle an.
Zingerle gestand die Vergewaltigung von Maria Prohaska sofort, stritt aber heftig ab, sie gefesselt und eine Waffe verwendet zu haben. Er besitze keinen Revolver. Die Ermittlungsbeamten konnten weder am Tatort noch in Zingerles Wohnung eine Waffe sicherstellen. Auch habe er Maria Prohaska nicht mehrfach „gebraucht“: „Die Unsinnigkeit der Angaben der Maria geht schon einwandfrei daraus hervor, dass sie behauptet, ich hätte sie mehrfach gebraucht. Bei...
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