Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
"Endlich Herbstferien!", seufzte Silas und ließ sich auf eins der grauen Polster des alten Caritas-Busses fallen, der der Detektei seit einigen Monaten als Zentrale diente. Seine Schwester Rahel saß bereits und hielt den DIN-A4-Ordner mit der Fallsammlung auf dem Schoß. Onkel Anton, Papas Bruder, war gerade dabei, seinen Hund Caruso mit der Langlaufleine an eine der Tannen zu binden, unter denen der Bus dauerhaft parkte. Der schwarze Riesenschnauzer hatte einen langen Spaziergang durch den Familienwald der Schmicklers hinter sich und keine Lust mehr, den Eichhörnchen hinterherzujagen. Selbst zum Herumschnüffeln war er zu müde. Faul legte er sich genau neben einen riesigen Ameisenhaufen.
"Ich dachte, du liebst die Schule", sagte Rahel.
Silas schloss grunzend die Augen und schmiss sich der Länge nach auf die Sitzbank. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
"Ich liebe es zu lernen, Schwesterchen, das ist ein Unterschied, denn dazu bräuchte ich nicht unbedingt eine Schule." Er gähnte herzhaft. "Das frühe Aufstehen, die Fahrradtour zur Schule bei Wind und Wetter und die unnötigen Hausaufgaben in den uninteressanten Fächern . "
"Wie Sport?!"
". darauf kann ich gerne ein paar Wochen verzichten", schloss Silas den Satz noch ab, ohne auf Rahel einzugehen. "Hausaufgaben in Sport! Das wäre ja noch schöner", murmelte er dann.
In diesem Moment klopfte es an eine der vielen Glasscheiben des roten Busses.
"Hi, ihr beiden!", rief es von draußen, und eine Dreizehnjährige mit sehr dunkelbraunen Locken schaute in den Bus. Sofort saß Silas kerzengerade.
"Hi, Sophia!", begrüßte er das Mädchen.
Sophia grinste ihn mit ihren strahlend weißen Zähnen an. Ihre dunklen Augen glänzten. Silas sprang auf, um die Schiebetür zu öffnen. Rahels Freundin ging um den Bus herum, wartete aber auf Onkel Anton, ehe sie zu den Geschwistern stieg.
"I. Ich . f. fahr nach Ha. Hamburg!", stotterte Anton aufgeregt, noch bevor er sich hinsetzte.
Seine Nichte verdrehte die Augen. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie das in den letzten Tagen schon gehört hatte. Doch für ihre Freundin war die Nachricht neu.
"Ach?", fragte Sophia freundlich nach. "Und was machst du da?"
"D. Dortmund spielt gegen Ha. Hamburg. D. Das mach ich da. Rahels Mama k. kommt auch mit", erzählte der kräftige Mann bereitwillig.
Rahels Mama war natürlich auch Silas' Mama, aber Onkel Anton interessierte sich nicht so sehr für männliche Verwandte, ausgenommen für seinen eigenen Vater, Opa Peter. Warum, wusste niemand so genau; es gehörte einfach zu ihm, wie auch sein phänomenales Bildgedächtnis und seine Liebe zu Pflanzen und zu Caruso. Vielleicht lag es daran, dass er im Herzen immer ein Kind geblieben war, obwohl er den Körper eines Vierzigjährigen hatte.
"Seit wann interessiert sich eure Mutter für Fußball?", fragte Sophia jetzt Rahel.
"Tut sie nicht", antwortete Silas. "Sie hat dort eine Freundin, mit der sie studiert hat. Die beiden geben ein paar Konzerte zusammen."
"Oh, sie singt dort!", stellte Sophia fest.
"I. Ich sing d. da auch", teilte Onkel Anton bereitwillig mit, "a. aber die Dortmund-Fans kriegen kein Geld dafür!"
Silas ließ vor Lachen beinahe die Limonadenflaschen fallen, die er in der Hand trug. Er hatte sie gerade erst von der Ladefläche des Busses geholt und stellte sie jetzt vorsichtig auf den kleinen Tisch zwischen den Bänken, den Opa ihnen eingebaut hatte. Onkel Antons Humor war einfach unbezahlbar.
"J. Ja! Stimmt doch! D. Die Fans singen auf der Tribüne!", bekräftigte Anton.
"Du singst nicht, du grölst", stellte Rahel klar.
"Joah. A. Aber das kann ich gut", gab Onkel Anton zu. "W. Wir haben die letzten Karten erwischt, h. haste gehört, Rahel?!", fragte er dann. "D. Die letzten Karten!"
"Klar doch", machte Rahel, obwohl sie in Gedanken schon ganz woanders war. "Silas und ich fahren morgen mit dem Zug nach Dortmund. Wir besuchen alte Freunde."
"Ich weiß. Habt ihr schon gepackt?", wollte Sophia wissen.
"Dafür reichen mir exakt fünf Minuten", sagte Silas überzeugt.
In diesem Punkt unterschied er sich nicht von anderen Vierzehnjährigen. Jedenfalls nicht von den männlichen Vertretern dieser Altersklasse. Rahel grinste. Sie wusste nur zu gut, was bei Silas' Packkünsten alles auf der Strecke blieb, aber ausnahmsweise verriet sie es nicht. Freundlich bleiben!, ermahnte sie sich selbst in Gedanken. Bis jetzt lief es gut mit ihrem guten Vorsatz.
"Und du?", fragte sie, "Was machst du, Sophia?"
"Ich fahre nach Ludwigshafen. Weil ich nicht zur Schule muss, will Mama gerne für die Zeit in unserem alten Zuhause wohnen. Das war klar. Aber da ich da nicht wirklich jemanden kenne, wird das schön langweilig ohne euch." Sophia hob bedauernd die Hände. "Da kann ich nur hoffen, dass die Schule bald wieder anfängt .!"
"Bloß nicht!", rief Rahel entsetzt.
". und wir einen neuen Fall lösen können", beendete Sophia den Satz lachend.
"Das schon eher!", gab Rahel ihr recht. Sie klopfte auf den Ordner auf ihrem Schoß. "Apropos Fall! Wir sind im Fall Werner noch keinen Schritt weiter."
Silas verzog den Mund.
"Rahel, wie oft soll ich das noch sagen? Du siehst Gespenster. Werner ist echt in Ordnung, da gibt es keinen Fall zu lösen."
"Ach ja?! Und wie erklärst du dir sein riesiges Tattoo auf der linken Schulter und am linken Arm?", fragte seine Schwester.
Sie hatte mittlerweile eine Skizze von dem angefertigt, was sie durch Zufall auf der Haut des Pastors gesehen hatte. Sophia hatte ihr dabei geholfen; sie war besser in Kunst. Aber das Blatt mit der Zeichnung war immer noch das Einzige, was Rahel zu diesem Fall abgeheftet hatte.
"Ein Tattoo ist nicht strafbar", warf Sophia ein.
"G. Genau! D. Der Reus ist auch tätowiert", ergänzte Onkel Anton. "Hier . und hier und hier." Er fuhr mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf seinen Armen und dem Oberkörper herum. "Ü. Überall! M. Marco Reus heißt der."
"Ja, Anton, aber der versteckt sein Tattoo auch nicht", sagte seine Nichte ungeduldig.
"N. Nee! D. Der is stolz da drauf!"
"Siehste!"
"Ü. Überall!", wiederholte Onkel Anton jetzt leise für sich selbst.
"Meine Güte, Rahel, vielleicht hat er das von früher, als er noch kein Pastor war", sagte Silas und warf noch einmal einen genauen Blick auf die Zeichnung. "Zugegeben, das Ding ist echt nicht so schön. Aber vielleicht möchte Werner nur den kleinen Kindern keine Angst machen oder einfach mit gutem Beispiel vorangehen, und deswegen trägt er es nicht offen", meinte er und sah jetzt zu Caruso. Der Riesenschnauzer war aufgesprungen und schüttelte sich, um die Ameisen loszuwerden, die sich über ihn hergemacht hatten. Dann schnappte er sich gelassen noch ein paar einzelne Krabbeltiere aus dem Fell, ließ sich mit einem lauten Seufzen abseits der Ameisenstraße nieder und legte den Kopf auf die Pfoten. Silas schmunzelte. "Ein Tattoo kann man schließlich nicht so einfach abschütteln, wenn man es nicht mehr haben will."
"Ach ja? Und was ist mit den anderen Indizien?", fragte Rahel gereizt.
Das Schmunzeln verschwand.
"Was für Indizien?"
Rahel hob ihre Hand und zählte mit den Fingern mit.
"Erstens kann er mega gut mit einem Dietrich oder Pick-Set umgehen und damit Schlösser knacken."
"Genau wie du. Mache ich deswegen gleich einen Fall aus dir?!"
Rahel ließ sich bei ihrer Aufzählung der verdächtigen Tatsachen nicht stören.
"Zweitens hat er Angst vor Motorrädern."
Sophia nickte. Sie war auf dem Gemeindeausflug dabei gewesen, als Werner sich so vor den Bikern erschrocken hatte.
"Drittens hat er zwar selber keins, kann sie aber sehr gut...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Adobe-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Adobe-DRM wird hier ein „harter” Kopierschutz verwendet. Wenn die notwendigen Voraussetzungen nicht vorliegen, können Sie das E-Book leider nicht öffnen. Daher müssen Sie bereits vor dem Download Ihre Lese-Hardware vorbereiten.Bitte beachten Sie: Wir empfehlen Ihnen unbedingt nach Installation der Lese-Software diese mit Ihrer persönlichen Adobe-ID zu autorisieren!
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.