Schweitzer Fachinformationen
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"I . ich w. war ziemlich ruhig gestern nach der Niederlage, haste gehört?"
Mit diesen Worten betrat Onkel Anton als Letzter Rahels Zimmer. Da Ronny und Silas kurz vor ihm gekommen waren, war die Detektei vollzählig anwesend. Rahel saß im Schneidersitz in Omas altem Schaukelstuhl, den sie sich aus dem Wohnzimmer ausgeliehen hatte. Die Jungs quetschten sich auf ein kleines blaues Sofa, und Anton steuerte auf den Schreibtischstuhl zu.
Obwohl es so klang, als spräche er mit allen Anwesenden, sah Onkel Anton stur auf Rahels Gesicht. Doch die erwartete Antwort oder sonst eine Bestätigung, dass sie zugehört hatte, kam nicht. Silas' Schwester starrte auf die Samstagsausgabe der Rheinzeitung, die sie aufgeschlagen auf dem Schoß hielt.
"Das gibt es doch nicht!", stöhnte das Mädchen. "Sehen wir bescheuert aus. Hatten die kein besseres Bild bei den Tausend, die der Pressefotograf gemacht hat?!"
"Oh, hat Sherlock Holmes etwa Modelaufnahmen erwartet?", stichelte Ronny.
Er meinte es nicht wirklich böse, und Rahel mochte den Spitznamen, den Silas' Freund ihr verpasst hatte. Daher reagierte sie nicht, sondern zog es ausnahmsweise vor zu schweigen.
"W. wi. wieso? Ich seh doch gut aus!", sagte Onkel Anton grinsend und tippte auf das Foto, das die drei Kinder und ihn zeigte.
Sogar Caruso, sein schwarzer Riesenschnauzer, war halb zu sehen. Ronny verschluckte sich an seinem Sprudel. Er musste erst husten, bevor er lachen konnte, doch Rahel zeigte immer noch keine Reaktion.
"Boah, ist das peinlich! 'Detektei Anton stellt Drogendealer!' Untertitel: 'Bananen, Koks und gescheiterte Ganoven. Spektakulärer Fall für die Jungdetektive . Quirlig und schlau wie Max und Moritz beim Fang von Witwe Boltes Hühnchen'", las sie stattdessen vor. "Sag mal, spinnen die? Wer kennt denn heute noch Max und Moritz?! Wir können uns doch nie wieder in der Schule blicken lassen!"
Sie ließ die Zeitung sinken.
"G. ganz ruhig war ich nach der Niederlage", murmelte Onkel Anton und blieb weiter neben Rahel stehen.
"Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen", meinte Silas.
Auch er ignorierte diesmal das Selbstgespräch seines Onkels. Doch Anton tippte beharrlich auf das Foto auf dem Schoß seiner Nichte. Er war entschlossen, sich die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die ihm seiner Meinung nach zustand, wenn er die haushohe Niederlage seines Fußballvereins so tapfer ertrug.
"G. ganz ruhig war ich. U. und ich seh gut aus. Rahel nich", wiederholte er.
Ronny prustete erneut los, und Rahel feuerte die Zeitung auf den Boden. Ihr Onkel hob sie langsam auf und setzte sich endlich auf den Schreibtischstuhl. Behutsam strich er das Lokalblatt glatt.
"Anton meint das nicht böse. Er fasst nur zusammen, was er verstanden hat", fauchte Rahel in Ronnys Richtung. Der große Junge grinste breit und ließ seine Brackets blitzen.
"Na und? Ist trotzdem lustig", meinte er.
"Äh, um auf die Schule zurückzukommen", warf Silas schnell ein. "Der Schulbesuch wird sich bis auf Weiteres nicht vermeiden lassen", wiederholte er.
"W. wie eine Ni. Niederlage. Ei. eine Niederlage lässt sich auch nich immer vermeiden. Is halt so", versuchte Anton noch einmal, auf seinen Lieblingsclub Dortmund zurückzukommen.
"Ja, sicher! Eins zu fünf gegen Bayern im eigenen Stadion - lässt sich kaum vermeiden", sagte Rahel und ging endlich auf Anton ein. "Jedenfalls nicht, wenn man so schlecht spielt wie wir am letzten Spieltag. Das war vielleicht eine Pleite! Aber der BVB startet nach dem Sommer in die neue Saison, und nichts ist so schnell vergessen wie das letzte Spiel. Das da vergessen die hier garantiert nicht."
Sie zeigte auf die Zeitung, die jetzt gefaltet auf Antons Schoß lag.
"Nein. Hier auf dem Dorf hängt man so was ans Schwarze Brett!", erklärte Ronny todernst.
"Echt?" Silas guckte entsetzt.
"Nein, natürlich nicht!", stellte sein Freund klar. Er schüttelte den Kopf und zog seine kräftigen, dunklen Augenbrauen zusammen. "Jetzt nehmt euch mal nicht so wichtig! Ist doch alles halb so schlimm. Von der Belohnung, die der neue Rheka-Laden-Chef gezahlt hat, können wir uns alle ein neues, besseres Handy kaufen. Ist doch alles super!"
"Ein neues Handy? Ist das dein Ernst? Andere Sorgen hast du nicht?", fragte Rahel.
"Jedenfalls geht es mir nicht um mein Aussehen", antwortete Ronny.
Rahel maß ihn mit einem kritischen Blick von oben bis unten. Ihre Augen streiften die langen, zum Pferdeschwanz gebundenen Haare, das zerknitterte T-Shirt, die alte, fleckige Jeans .
"Da hast du wohl ausnahmsweise recht", gab sie zu.
Silas seufzte. Es war wirklich nicht einfach, für Frieden zwischen Rahel und Ronny zu sorgen. Sie waren ungefähr genauso gut aufeinander zu sprechen wie Caruso auf Katzen. Nur gab es bei Onkel Antons Riesenschnauzer einen handfesten Grund für die aktuelle Abneigung: Vor ein paar Jahren hatte ein hinterhältiger Stubentiger dem noch unerfahrenen und zutraulichen Welpen erst seine Pfote auf den Kopf geschlagen und dann genüsslich die Krallen durchs Gesicht gezogen. Das konnten sich Ronny und Rahel jedenfalls nicht gegenseitig vorwerfen. Noch nicht. Silas beschloss, das als Pluspunkt zu verbuchen.
Von unten aus dem Wohnzimmer klangen Akkorde und zwei Frauenstimmen in die gespannte Stille. Mamas Freundin Gabrielle de Monnet war zum Proben gekommen. Sie war nicht nur eine gute Klavierspielerin und studierte jedes Jahr mit den Burgenacher Kindern ein gut besuchtes Adventsmusical ein, sondern sie hatte auch einen warmen, tiefen Alt, der wunderbar zu Mamas Sopran passte. Aber im Hauptberuf war sie nicht Sängerin wie Rahels Mutter, sondern Sekretärin der SEGE, der Selbständigen Evangelischen Gemeinde Eifel, die die Familie Schmickler besuchte.
"Maria! Maria! Da waren Engelworte: 'Gott schenkt dir einen Sohn, kein Ende nimmt sein Reich, er sitzt auf Davids Thron!' Da waren deine Worte: 'Ich bin die Magd des Herrn, was immer du verlangst, gehorchen will ich gern!'", klang es von unten.
Die Sängerinnen sangen so deutlich, dass man jedes Wort verstehen konnte. Doch auch die besinnlichen Worte und die schöne Melodie schienen Rahel nicht zu beruhigen.
"Ach nee, alles super! Weihnachtslieder Ende Mai. Das ist jetzt nicht Mamas Ernst, oder?"
Das Mädchen begann, heftig auf Omas altem Stuhl hin und her zu schaukeln.
"Du weißt doch, dass man nie früh genug anfangen kann, wenn man ein schönes Programm auf die Beine stellen will", erklärte Silas geduldig. "Und irgendwann müssen die Kinder ja auch noch alles einstudieren."
"Wartet mal!", bat Ronny und lauschte der zweiten Strophe.
Die Stimmen der Sängerinnen harmonierten gut, und die Melodie war recht einfach.
"Maria! Maria! Da waren Frauenworte: 'Glückselig, die geglaubt! Mein Kind, es hüpft vor Freude, weil du auf Gott vertraut.' Da waren Hirtenworte: 'Kommt mit nach Bethlehem, um den, den Gott verkündet, den Retter selbst zu sehn!'"
Rahel rollte mit den Augen.
"Klingt doch ganz schön", fand Ronny, als die Stimmen abbrachen und die Frauen irgendetwas zu diskutieren schienen. "Aber wer ist Maria?"
"Du weißt nicht, wer Maria war!", stellte Rahel fest und stoppte den Schaukelstuhl. "Maria war die Mutter Gottes."
"Das stimmt nicht ganz, sie war die Mutter des Menschen Jesus Christus. Gott hat keine Mutter", korrigierte Silas automatisch.
Rahel seufzte.
"Ja, aber Jesus hat ja von sich behauptet, Gott zu sein. Da ist es doch egal, ob ich 'Mutter Gottes' oder 'Mutter Jesu' sage."
Silas zögerte. Er wusste, dass das ganz und gar nicht egal war, aber war eine solche Diskussion wirklich das Erste, was Ronny hören sollte, wenn das Gespräch auf Gott kam? Der Junge stöhnte nur innerlich und lächelte Rahel an. Er musste nicht Recht behalten.
"Ach, die Maria", meinte Ronny. "Stell dir vor, die kenne sogar ich."
Gerade als unten im Wohnzimmer erneut Musik erklang, hörte man von draußen Lärm. Ein Auto hupte laut, Reifen quietschten, Blech schepperte. Dann ertönte noch einmal die Hupe im Dauerton. Die Detektive schauten sich nur kurz an.
"Ein Unfall!", stellte...
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