Schweitzer Fachinformationen
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Es klingelte an der Haustür. Mama hatte ihre Gesangsübungen wieder aufgenommen und offenbar nichts gehört. Also ging Rahel die Treppe hinunter, um zu öffnen. Die Polizisten waren erst vor einer halben Stunde gegangen, nachdem sie zu Protokoll genommen hatten, was Frau Schmickler und Rahel beobachtet hatten. Das war nicht allzu viel gewesen, denn Rahel und ihre Mutter hatten weder das Gesicht des Einbrechers noch sonst irgendwelche Details der dunklen Kleidung erkennen können. Das lag daran, dass die Häuser in Brehl nicht so eng nebeneinander gebaut waren wie in der Stadt. Die Grundstücke auf dem dünn besiedelten Land waren einfach größer. In Rheinland-Pfalz, dem waldreichsten Bundesland mit nur vier Millionen Einwohnern, sowieso und in der Eifel erst recht. Rahel seufzte, als sie im Flur ankam. Vier Millionen! So viel hatte Berlin fast allein, und in Dortmund wohnten auch über eine halbe Million Menschen. Das hatte sie neulich für die Hausaufgaben recherchiert, als das Internet mal funktionierte, was leider nicht die Regel war. Rahel seufzte noch einmal. Dann öffnete sie die Haustür und starrte auf Herrn Passlack.
"Guten Tag! . Ich meine, entschuldige bitte die Störung, äh .?!", stotterte ihr Nachbar.
Er hatte seinen Hut abgenommen und fuhr sich durch die Haare.
"Rahel", sagte Rahel. "Guten Tag, Herr Passlack."
"Rahel? Wer ist da, mit wem sprichst du?", rief Mama aus dem Wohnzimmer.
Der Klavierdeckel klappte zu. Etwas lauter als üblich. Rahel konnte aus der Lautstärke des vertrauten Geräusches ziemlich gut Rückschlüsse auf Mamas Laune ziehen.
"Herr Passlack ist da", rief sie schnell über ihre Schulter.
Mama kam aus dem Wohnzimmer und ging auf Herrn Passlack zu.
"Entschuldigen Sie, Herr Passlack, ich habe gar keine Klingel gehört. Kommen Sie doch herein", forderte sie ihn auf. "Es tut mir so leid für Sie. Hoffentlich ist nichts Wertvolles zerstört oder gestohlen worden?"
Rahel öffnete die Tür weiter, und ihr Nachbar betrat den Hausflur. Nervös drehte er seinen Hut in den Händen.
"Nein, nein, alles Wesentliche ist an seinem Platz, und zerstört ist auch nichts, soweit ich das auf die Schnelle feststellen konnte."
Herr Passlack schüttelte den Kopf. Rahel fiel auf, dass seine Stimme leicht zitterte.
"Nur das Fenster . und die Unordnung ."
"Na, Gott sei Dank!", sagte Hannah Schmickler. "Was für ein Glück, dass Sie nicht zu Hause waren!"
"Ja, nicht auszudenken, wenn ich . oder Xenia . oder Moritz . Sie kommen erst in einer Stunde . normalerweise."
Herr Passlack wurde noch eine Spur blasser. Rahel fühlte sich überflüssig, wusste aber nicht, ob sie jetzt einfach weggehen sollte oder ob das unhöflich war.
"Ich wollte mich bedanken, dass Sie die Polizei gerufen haben!", sagte der Nachbar.
"Das ist doch selbstverständlich! Als Nachbarn müssen wir doch zusammenhalten!"
Mama schaute Herrn Passlack freundlich an. Doch dessen Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck angenommen. Er guckte, als hätte er Zahnschmerzen, das fiel nicht nur Rahel auf.
"Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?", fragte Mama. "Sie sehen aus, als könnten Sie einen gebrauchen."
Herr Passlack nickte erleichtert und folgte Mama ins Wohnzimmer.
"Haben Sie Ihre Frau schon angerufen?", hörte Rahel Mama noch fragen, dann stieg sie die Stufen wieder hinauf und setzte sich vor ihr Tagebuch.
Die Stimmen im Wohnzimmer waren kaum noch zu hören. Sie sah auf ihre Uhr. Fast eins. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Bald würde sie sich um ihre Hausaufgaben kümmern müssen. Rahel gähnte und schraubte den Füller wieder zu. Dann stand sie auf und legte sich kurzentschlossen aufs Bett. Erst im Liegen merkte sie, wie müde sie wirklich war. Die Erkältung ist wohl doch noch nicht ganz vorbei, dachte sie und nickte ein.
Dreißig Minuten später bellte Caruso sie aus ihren Träumen. Sie fuhr hoch und war sofort hellwach.
"Aus, Caruso!", befahl eine tiefe Männerstimme, und der Hund verstummte augenblicklich. "Sitz!", sagte dieselbe Stimme kurz und knapp. Dann folgte ein hohes, langgezogenes "Feiiiiin!"
Rahel lächelte. Sie streckte sich, stand auf und verließ ihr Zimmer. Unten saß Caruso brav an der Tür und klopfte mit seinem langen Schwanz auf den Boden.
"Hallo, Opa Peter!", grüßte sie den großen und kräftigen Mann, der gerade hereingekommen war.
Herr Schmickler Senior beugte sich zu dem Hund hinab, um ihm eine Belohnung zu geben. Nachdem er den Riesenschnauzer noch einmal getätschelt hatte, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. Sein Kopf reichte jetzt fast bis zum Türrahmen, und seine grün-grauen Augen leuchteten fröhlich hinter der eckigen dunklen Hornbrille. Er strich sich durch den dichten, kurzen Vollbart, der dieselbe grau-braune Farbe wie die vollen Augenbrauen hatte. Nur Opas Haare auf dem Kopf waren schon dünner geworden. Wenn das und die grauen Strähnen nicht gewesen wären, sähe er noch genauso aus wie Papa, dachte Rahel. Na ja, fast. Oder wie Jürgen Klopp, der Fußballtrainer. Schade, dass der schon lange nicht mehr bei Dortmund war.
"Hallo, Rahel, na, geht es dir besser?", fragte der Mann jetzt und schaute seine Enkelin an. "Ich hoffe, du hast genauso einen Appetit wie ich."
"Tatsächlich habe ich gerade geschlafen, als Caruso so bellte. Und da ich den ganzen Vormittag in meinem Zimmer verbracht habe und nicht im Wald wie du, hält sich mein Hunger in Grenzen. Ich weiß auch nicht, ob Mama überhaupt gekocht hat."
Rahel machte absichtlich eine Pause. Opa Peters Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er es für ausgeschlossen hielt, dass seine Schwiegertochter nichts gekocht haben könnte.
"Nein?!", fragte er trotzdem.
"Bei unseren Nachbarn wurde nämlich eingebrochen!", verkündete Rahel triumphierend.
"Tatsächlich?! Bei wem?"
"Bei Passlacks, und Mama hat die Polizei gerufen."
"Na, sieh mal einer an!", murmelte Opa. "Ausgerechnet, wenn ich Holz mache."
Rahel beobachtete, wie Papas Vater seine Jacke und Schuhe auszog und in den Schmutzraum brachte, der direkt neben dem Eingang lag. Hier lagerte die Arbeitskleidung von Opa und Onkel Anton, die nach der Arbeit einen kleinen Holzhandel betrieben. Obwohl für Opa jetzt immer "nach der Arbeit" war, da er seit fast fünf Jahren in Rente oder besser in Pension war, wie das bei Polizeibeamten hieß. Er half nur noch ab und zu in der Diensthundeschule aus, wo er früher als Trainer gearbeitet hatte. Es gab sogar eine Dusche in dem Schmutzraum der Schmickler-Männer. Aber die brauchte Opa heute nicht.
"Wie viele Kollegen waren da?", fragte er.
"Vier. Eine Frau und drei Männer."
Rahel lächelte. Opa würde immer Polizist bleiben, und alle anderen Polizisten waren seine Kollegen, egal, ob er wirklich mit ihnen zusammengearbeitet hatte oder nicht.
"Und wenn ich das richtig höre, sitzt Herr Passlack immer noch bei Mama im Wohnzimmer. Er ist schon eine Dreiviertelstunde hier."
"Na fein. Danke, dass du mich auf den neusten Stand gebracht hast oder besser: für das Update, wie ihr sagt?"
"Die Info", grinste Rahel.
"Na, danke für die Info. Komm, wir schauen mal, ob wir deine Mama da loseisen können. Dann gibt's vielleicht doch noch was Leckeres."
Rahel lachte. Ihr Opa aß gern, obwohl man ihm das nicht ansah. Er war fast den ganzen Tag in der Natur, sei es beim Joggen mit Caruso oder bei der Arbeit im Wald. Da verbrauchte er genug Kalorien.
"Keine Angst. Ein Tag ohne Kochen kommt für Mama nicht infrage. Dafür macht es ihr viel zu viel Spaß. Bei uns gibt es nur Fast Food, wenn Mama krank oder auf Konzertreise ist."
"Weiß ich doch", sagte Opa und betrat das Wohnzimmer.
Herr Passlack sprang vom Sofa auf, als hätte ihn etwas gestochen.
"Herr Schmickler, guten Tag, ich wollte gerade gehen."
"Das ist nicht nötig, Herr Passlack. Sie stören nicht", beruhigte ihn Opa. "Rahel hat mir eben erzählt, was passiert ist. Geht es Ihnen und Ihrer Familie den Umständen entsprechend gut?...
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