Schweitzer Fachinformationen
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Kaum vorstellbar: Ein verliebtes Paar spricht beim Candle-Light-Dinner angeregt über finanzielle Unabhängigkeit. Oder ein paar Fußballfans diskutieren zur besten Bundesliga-Zeit an der Theke der Sportsbar über ihre Anlagestrategie, während auf den Bildschirmen die Zusammenfassung des Spieltags läuft. Oder einige Freundinnen tauschen sich beim Sushi über ihre Investments aus. Auch über die jüngste Gehaltsverhandlung und vor allem ihren Ausgang schweigen sie nicht. Und auf der Bank am Spielplatz wird über den Fondssparplan für den Nachwuchs geredet. Nein, all das ist kaum vorstellbar. Schon gar nicht hierzulande. Über Geld spricht man nicht!
Wie es um unsere Finanzen steht, wie wir unser Geld anlegen oder eben nicht anlegen, das geht niemanden etwas an. Es scheint noch nicht mal uns selbst wirklich zu interessieren. Viele Deutsche haben ein fast schon gestörtes Verhältnis zum Geld. Zumindest wenn es darum geht, es zu investieren und es arbeiten zu lassen. Sie horten es lieber, und das am liebsten auf Sparkonten. Das mag ja früher mal eine ganz gute Idee gewesen sein - allerdings auch nicht die beste, aber dazu später mehr. Früher gab es wenigstens noch Zinsen, das Geld hat sich quasi von selbst vermehrt. In Zeiten von Null- und Niedrigzinsen und sogar Verwahrentgelten - dieses gruselige Wort haben sich kreative Marketingexperten in den Frankfurter Banktürmen ausgedacht, um das Wort »Strafzinsen« zu vermeiden - ist es aber nicht besonders clever, nur zu sparen. Das Geld vermehrt sich nicht; im Grunde wird es sogar weniger.
Nun sind wir Deutschen aber leider einmal ein Volk von fleißigen Sparern. Es ist kein Geheimnis, dass die meisten extrem konservativ, fast schon ängstlich investieren. Obwohl man von Investieren eigentlich nicht reden kann. Das Geld liegt einfach nur herum. Der Erhalt ihres Ersparten geht den fleißigen Sparern über alles. Kursschwankungen und mögliche Verluste sind ihnen ein Graus, Stress pur. Deshalb setzen sie vor allem auf Sparanlagen wie Sparbuch, Tages- oder Festgeld, von denen sie glauben, dass diese risikolos und absolut stressfrei sind. 10.000 Euro bleiben 10.000 Euro. Es sind nicht plötzlich nur noch 8000 Euro (aber eben auch keine 12.000 Euro). Dem sauer Verdienten kann nichts »passieren«. Doch dauerhaft sichere Anlagen, die gegen sämtliche Krisen und Katastrophen immun sind, gibt es nicht.
Für jede Anlage gibt es Katastrophen-Szenarien, die wir oft nur schwer vorhersagen können und vor allem wollen. Keine Geldanlage ist ohne Risiko, aber es ist eben auch keine ohne Chance. Es gilt das richtige, das passende Chance-Risiko-Verhältnis zu finden. »Richtig« bedeutet in diesem Fall, dass es auf uns, unsere Ziele, unseren Anlagetyp, unser Risikoprofil und unsere Lebenssituation abgestimmt ist. Es gilt, das Risiko zu kontrollieren und dadurch zu minimieren, die Chancen aber zu optimieren. Das ist gar nicht so schwierig. Und dabei soll Ihnen dieses Buch helfen. Damit das aber funktioniert, müssen wir offen über Geld reden. Je mehr, je öfter, je länger, desto besser. Denn der Austausch mit anderen - ob nun im privaten Umfeld oder mit einem Berater oder sogar via Social Media - hilft uns, uns das Thema zu erschließen, die Angst zu verlieren und vielleicht sogar ein bisschen Spaß daran zu haben.
Denn eins ist klar: Übertriebenes Sicherheitsdenken führt nicht ans Ziel, es hilft nicht beim Vermögensaufbau. Im Gegenteil. Vielen Deutschen ist das zwar mittlerweile bewusst, doch sie ändern nichts an ihrem Anlageverhalten. Aber warum ist das so? Absolute Sicherheit ist ein Wunschdenken, das musste die Generation unserer Groß- und Urgroßeltern schmerzhaft erfahren. Sie musste in den 1940er-Jahren erleben, dass im Extremfall Sparbuch, Anleihen, Immobilien und der eigene Staat nicht sicher sind.
Auch heute übersehen die Menschen Risiken. Denn selbst ein Sparbuch ist nicht 100-prozentig sicher. Zwar sind Bankenpleiten durch die gesetzliche Einlagensicherung abgedeckt und Sparanlagen zumindest bis zu einer Summe von 100.000 Euro abgesichert. Mit Blick darauf ist das Geld also sicher. Wer mehr Geld hat, verteilt es einfach auf mehrere Banken. Problem gelöst. Eine Gefahr aber oder doch zumindest ein großes Problem für Sparer ist die aktuelle Geldpolitik der Notenbanken. Mitunter drohen sogar die bereits erwähnten Strafzinsen. Immer mehr Institute verlangen »Verwahrentgelte«. Die Strafzinsen sind zwar gering, aber es gibt sie. Und wir sollten sie möglichst vermeiden.
Unser Geld verliert an Kaufkraft.
Viel gewichtiger ist aber die Inflation. Viele Waren und Dienstleistungen werden über die Jahre immer teurer, unser Geld verliert an Kaufkraft. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ein Inflationsziel von »nahe 2 Prozent« für die Euro-Zone herausgegeben. Zwar hat sie dieses in den Jahren nach der Finanzkrise nicht erreicht, in Deutschland aber waren wir gar nicht so weit davon entfernt. Inflationsraten von 1,4 oder 1,5 Prozent waren vor der Coronakrise nicht so selten. Das klingt natürlich erst mal nicht schlimm. Was sind schon 1,5 oder auch 2 Prozent? Aber mit der Zeit ist der Schaden ziemlich heftig. Mit der Zeit wird die Inflation ganz schön gefährlich für unser Erspartes, denn es verliert an Kaufkraft. 10.000 Euro sind in zehn, 20 oder 30 Jahren immer noch 10.000 Euro, aber sie sind weniger wert.
Um es mal in Zahlen auszudrücken: Wer heute 50.000 Euro auf ein deutsches Konto legt, besitzt mit der größtmöglichen Wahrscheinlichkeit auch in 30 Jahren noch mindestens 50.000 Euro - der Einlagensicherung sei Dank. Ein paar Euro Zinsen kommen vielleicht noch dazu. Vielleicht auch ein paar mehr, wenn wir besonders optimistisch sind und an eine Zinswende glauben, was ich übrigens bis auf Weiteres nicht tue. Aber zurück zu unseren 50.000 Euro. Dafür können wir uns in 30 Jahren nämlich voraussichtlich viel weniger kaufen. Dramatisch weniger sogar: Bei 2 Prozent Inflation ist es fast die Hälfte weniger. Das klingt immer noch wahnsinnig mathematisch, ich weiß. Aber wir erinnern uns doch alle, was eine Kugel Eis in unserer Kindheit gekostet hat. Und wir wissen, was sie heute kostet. Das ist Inflation. Wir erinnern uns, was unser erster Neuwagen oder der erste Gebrauchte gekostet haben und wir wissen, wie teuer ein Auto heute ist. Das ist Kaufkraftverlust.
Auch in Zeiten von Null- und Minuszinsen sparen die Deutschen weiter wie verrückt. Seit Jahren legen sie etwas mehr als jeden zehnten Euro zur Seite. Das ist ziemlich sportlich. In der Coronakrise 2020 schoss die Sparquote dann sogar von knapp 11 Prozent auf stolze 16 Prozent nach oben, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Viele Haushalte haben wohl aus Sorge vor Einkommenseinbußen ihren Konsum eingeschränkt. Denn wer wusste schon, wie schlimm die Krise noch werden würde, wessen Jobs ernsthaft gefährdet sein oder sogar abgebaut werden würden? Und dann waren natürlich auch noch die Geschäfte geschlossen. Nicht jeder kauft eben gerne im Internet ein. Die Lockdown-Maßnahmen haben schlicht und einfach den Verbrauch behindert. Wer braucht im Lockdown schon neue Schuhe oder einen neuen Blazer? Von großen Anschaffungen wie einem neuen Auto mal abgesehen. Und auch den ein oder anderen Urlaub haben sich die Deutschen gespart.
Die steigenden Kontostände haben die Bundesbürger noch ein bisschen reicher gemacht: Das private Geldvermögen ist 2020 in Deutschland nach Berechnungen der DZ Bank um 393 Milliarden Euro oder 5,9 Prozent auf 7,1 Billionen Euro gewachsen. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Im Vergleich zu 2019 hat sich das Wachstumstempo leicht abgeschwächt. Und das liegt an genau diesem fleißigen Sparen: Zinsanlagen werfen eben nur noch minimale oder gar keine Erträge mehr ab, Aktien bringen die deutlich höheren Renditen. 62 Prozent der Bundesbürger legen regelmäßig Geld zur Seite. Der am häufigsten genannte Grund ist hierbei das Sicherheitssparen für Notfälle. Das ist auch gut so; ohne Notgroschen geht es nicht. Aber 30 Prozent geben an, sich langfristig ein Vermögen aufbauen zu wollen. Vermögen rein über die Einzahlungen auf ein Bankkonto aufzubauen, ist aber leider ein ziemlich mühsamer Weg.
Aber so ticken die Deutschen eben. Wir lernen es aber leider auch nicht anders. Schlechte Angewohnheiten bei der Geldanlage werden auf die nächste Generation übertragen. Die Kinder legen Geld anscheinend so an, wie sie es bei ihren Eltern beobachtet haben, nämlich in niedrig verzinste Anlageprodukte wie Sparbücher oder Prämiensparverträge. Das hat eine Untersuchung der Fondsgesellschaft Deka ergeben. Die Deka wollte wissen, ob die Deutschen für ihren Nachwuchs überhaupt ein finanzielles Polster ansparen und wie die einzelnen Generationen das Geld für ihre Kinder genau anlegen. Die gute Nachricht: Immerhin ein Drittel der Deutschen sorgt für die Kinder vor, rund 50...
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