Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Es war ein unvergesslicher Abend: Lagerfeuer, Musik und überall tanzende Menschen um mich herum. Die Einwohner hier spielten auf Instrumenten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Das Pahu war eine Art Trommel, Putatara ein Schneckenhorn und Nguru eine Flöte, die durch die Nase geblasen wurde. Verrückt! Wunderschön waren auch die Gesänge, vor allem die der Frauen. Wir tanzten gemeinsam den Poi und Haka. Sie luden mich auch zu ihrem köstlichen Essen ein, das sie tief vergraben mit Hilfe der Erdwärme zubereiteten - sie nennen es Hangi. Es war definitiv die richtige Entscheidung gewesen, noch einen Abstecher nach Rotorua einzulegen und dieses Maori-Dorf bei Abend zu besuchen. Dieser Ort hatte etwas Zauberhaftes. Die Menschen hier lebten so naturverbunden und bewahrten ihre mystischen Traditionen - all das mitten in der Moderne. Das bewunderte ich sehr, war es doch genau das, wonach ich auf der Suche war. Vor drei Jahren hatte ich beschlossen, mein Leben in Deutschland hinter mir zu lassen und auf eine Selbstfindungsreise zu gehen. Die Dorfbewohner hier schienen ein sehr einfaches Leben zu führen. Ihre Häuser waren nicht besonders groß oder aufwändig erbaut. Doch sie waren reich verziert mit allen möglichen Dingen, die man in der Natur finden kann. Noch nie hatte ich so viele Holzschnitzereien und Steinskulpturen an einem Platz gesehen wie hier.
Etwas müde vom vielen Tanzen und Feiern beschloss ich, eine kleine Pause einzulegen und mir den umliegenden Wald etwas genauer anzusehen. Überall waren Pools mit heißem Quellwasser, aus denen es dampfte. Zugegeben, es hat manchmal etwas unangenehm schwefelig gerochen, aber die Flüsse in diesem Wald waren wunderschön hellblau, was noch verstärkt wurde durch das Leuchten der zahlreichen Glühwürmchen. Ich steckte mir eine Zigarette an und genoss die Ruhe abseits des Trubels. Die Sterne leuchteten so klar in dieser Nacht; sogar die Milchstraße war zu erkennen. Nicht weit weg von mir konnte ich eine riesige Statue im Meditationssitz wahrnehmen, die von hunderten Glühwürmchen umgeben und beleuchtet wurde. Ich fragte mich, was eine solch große Buddhafigur in einem traditionellen Maori-Dorf verloren hatte. In Südostasien gab es Dutzende davon, aber hier, in Neuseeland? Vor der Statue waren Kerzen und Räucherstäbchen aufgestellt. Also, dachte ich, müssten hier auch Buddhisten leben, um am Schrein zu beten. Ich ging etwas näher, erstarrte und gab einen Schreckenslaut von mir, während mir die Zigarette aus den Fingern rutschte. Einen Augenblick später musste ich über mich selbst lachen.
»Entschuldigung, ich wollte Sie nicht beim Meditieren stören. Ich dachte, Sie sind eine Buddhastatue«, stammelte ich nervös. »Schon gut, komm, setz dich doch zu mir. Nenn mich einfach Kym«, bekam ich zur Antwort. Normalerweise hätte ich Angst davor gehabt, mich einem so großen und über und über tätowierten Mann zu nähern, vor allem ganz allein in einem Wald bei Nacht. Doch irgendwie fühlte ich mich hier in der Nähe des Dorfes sicher und ließ mich auf ein Gespräch ein. Ich konnte spüren, dass wir uns sicher vieles zu erzählen haben würden. Also setzte ich mich zu ihm.
»Du bist auf der Suche nach dir selbst, richtig?«, fragte mich dieser riesige, muskulöse Maori, der sicher zwei Meter groß und beeindruckend breitschultrig war. Neben ihm kam ich mir mit meinen einssechzig wie ein Winzling vor. Ich wunderte mich sehr darüber, dass er mich gleich so direkt fragte - ohne Small Talk. »Das stimmt! Mein Leben ist bisher nicht sehr glücklich verlaufen«, antwortete ich etwas verwundert. »Ach ja! Mein Name ist übrigens Luisa.«
»Ich sehe, du bist schon lange unterwegs. Was glaubst du denn zu finden?«, fragte der Maori wieder so direkt, als ob er bereits ziemlich viel über mich wüsste.
»Das ist eine gute Frage .«. Ich überlegte kurz: »Ich glaube, ich bin auf der Suche danach, endlich wieder glücklich zu sein. Vor drei Jahren bin ich zusammengebrochen. Das Leben in Deutschland hat mich kaputt gemacht. Seitdem bereise ich die Welt und irgendwo dort draußen - hoffe ich - werde ich finden, wonach ich suche.«
»Mhm, irgendwo dort >draußen< glaubst du es finden zu können, ja? Ich finde es mutig von dir, dein altes Leben hinter dir zu lassen. Und du bist dir sicher, dass du am richtigen Ort suchst?« Er lachte amüsiert. Verspottete er mich? Nein. Ich konnte spüren, wie ernst es ihm war. Verstand er mich am Ende besser als ich mich selbst? Ich beschloss, ihm genauer auf den Zahn zu fühlen. Also fragte ich: »Und du weißt, wie ich zu mir selbst finde? Wo genau soll ich denn suchen?«
Er lächelte in sich hinein, wartete einen Moment und sagte: »Suche nicht im Außen, suche in deinem Inneren. Hast du schon einmal meditiert?«
Ich hatte es zwar immer wieder von anderen empfohlen bekommen, doch ich hielt Meditation für spirituellen Hokuspokus. Als ob es etwas bringen sollte, sich einfach hinzusetzen und darauf zu warten, dass sich das eigene Leben auf magische Weise zum Positiven veränderte. Ich wollte mir nicht einfach so lange selbst einreden, glücklich zu sein, bis ich es glaubte, obwohl ich es eigentlich nicht wirklich war. Also antwortete ich: »Ich glaube nicht, dass Meditation mir helfen kann. Weißt du, ich war Projektleiterin bei einer großen Medienagentur. Dort war keine Zeit für Meditation. Jede Minute hat dort gezählt.«
Er sah mich prüfend an und konstatierte: »Du trauerst deinem Job also noch ein bisschen hinterher.«
Ich nickte und sah plötzlich ein leises Funkeln in Kyms Augen. Er faltete die Hände. »Wusstest du, dass bereits drei Tage Meditationspraxis uns dabei helfen zu lernen, wie wir besser mit stressigen Situationen umgehen? Wenn wir nicht mehr so gestresst sind, können wir produktiver sein. Darum gibt es immer mehr Menschen in Führungspositionen, die Meditation üben.«
»Ich hatte das Thema Meditation bisher immer eher mit dem Buddhismus in Verbindung gebracht«, erwiderte ich nachdenklich.
»Meditation ist längst nicht mehr nur etwas für asketische Mönche«, erwiderte Kym. »Wir alle können davon profitieren. Hättest du das früher gewusst, hättest du nicht deinen Job aufgeben müssen.«
Sein herausfordernder Blick zwang mich zum Nachdenken. In der Tat hatte ich alles Mögliche versucht, um besser mit dem Stress zurechtzukommen. Und jetzt sollte das so einfach sein? Ein bisschen meditieren, und zack: Aller Stress ist weg. Vielleicht bei ein bisschen Stress, aber niemals bei dem Druck, den ich erlebt hatte. Ich ging zum Gegenangriff über: »Was weißt du schon über mich und meinen Job? Ich hatte nicht nur ein bisschen Stress, sondern musste sogar für ein paar Wochen in die Klink, Diagnose: Burn-out. Tut mir leid, da hilft keine Meditation.«
»Ich verstehe deine Skepsis sehr gut«, antwortete Kym. »Du musst wissen, mein Stamm hat mich zum Meditationslehrer ernannt. Seitdem habe ich die positiven Effekte der Meditation bei vielen Menschen hautnah miterleben können. Ich würde mich freuen, etwas von diesem Wissen mit dir zu teilen. Wir Maori sind dafür bekannt, dass wir modern sind, aber auch unsere Wurzeln bewahren. Auch wir merken, dass diese schnelllebige Welt etwas mit uns macht. Die ständigen Ablenkungen durch unser Smartphone und andere Medien ist auf Dauer nicht gut für unser Gehirn.«
Stressreduktion
Meditation senkt nachweislich die Stressanfälligkeit der Menschen.[1] Dies lässt sich sogar über Blutproben nachweisen, denn die Menge des Stresshormons ACTH im Blut fällt in Verbindung mit einer Meditationspraxis geringer aus.[2] Ebenso können stressbelastete Teile des Gehirns und Areale, die für Konzentration und Ruhe sorgen, sich verbessern. Selbst biologische Veränderungen konnten Wissenschaftler beobachten.[3] Auch einem Burn-out kann...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.