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1 Herleitung der Untersuchungsfrage - Drama in vier Akten
Das Verfassen einer Forschungsarbeit als Drama zu bezeichnen, scheint vielleicht im ersten Augenblick ungewöhnlich. Wenn man sich den Entstehungsverlauf eines Forschungsprojekts (zumindest in meinem Fall) mit all seinen Höhen und Tiefen genauer betrachtet, scheint dieser Vergleich gar nicht so weit hergeholt. Dabei kann dieses Forschungsprojekt nicht als Drama im eigentlichen Sinne zu verstehen sein, da es (zum Glück) kein tragisches Ende nimmt. Deswegen wurde auf die klassische Unterteilung in fünf Akte, wobei der fünfte Akt eines Dramas immer in einer Katastrophe endet, hier zugunsten eines Happy Ends im vierten Akt bewusst verzichtet. Da es sich in den folgenden Unterkapiteln (neben dem Fazit im letzten Kapitel) um die am stärksten reflexiven und somit in ihrer Erzählstruktur freieren Kapitel dieser Arbeit handelt, habe ich es mir herausgenommen, das Ganze, zumindest in der Form des Aufbaus, an ein Drama anzulehnen. Inhaltlich jedoch bleiben meine Ausführungen (vor allem an entscheidender Stelle) sachlich.
Zunächst beginnt die Herleitung der Untersuchungsfrage mit dem Prolog, in dem eine einführende Vorgeschichte aus meiner Bachelorstudienzeit erzählt wird, in der die erste Grundidee zur Bearbeitung des Themas Pfandsammeln ihren Ursprung hat. Anschließend folgt der erste Akt in dem dargestellt wird, wie das grundlegende Interesse an der Thematik in einer ersten, groben Fragestellung greifbar gemacht wurde und wie die passenden Erhebungs- und Auswertungsmethoden gefunden wurden. Im zweiten Akt wird verdeutlicht, welchen Bezug die Thematik zur sozialen Kohäsion aufweist, was unter sozialer Kohäsion zu verstehen ist und welche Gedanken mich im Laufe der Forschung zum Zusammenhang von Forschung, Sozialer Arbeit und sozialer Kohäsion beschäftigten und wie sich diese Gedanken letztendlich auf die Gestaltung der Arbeit ausgewirkt haben. Daraufhin wird im dritten Akt beleuchtet, wie der aktuelle Forschungsstand zum Thema Pfandsammeln in Deutschland ist und welchen Fragen die genannten Forscher in Abgrenzung zu meiner Fragestellung nachgehen. Akt vier beinhaltet die Beschreibung, wie sich im Laufe des Forschungsprozesses aus dem in Akt eins dargestellten, vagen Forschungsinteresse eine konkrete Fragestellung entwickelt hat. Abschließend wird in einem kurzen Epilog eine Aussicht auf das präsentiert, was nach der Forschungsarbeit kommt. Denn das Thema Pfandsammeln wird mich mit einer Fragestellung, die sich aus diesem Projekt entwickelt hat, in der Masterarbeit begleiten.7
1.1 Prolog
Während meines Bachelorstudiums in Nordhausen habe ich vom 03.06.2013 bis zum 14.06.2013 an einer Studienreise nach Rumänien teilgenommen. Das Thema des Projekts war: "Sozialer Wandel im ländlichen Raum am Beispiel Siebenbürgens". Während dieser Forschungsreise wurden uns, unter anderem durch eigenständige Anwendung der teilnehmenden Beobachtung8, Fähigkeiten in der praktischen Feldforschung vermittelt und jede*r der Teilnehmer*innen verfasste einen individuellen Forschungsbericht.
Diese Reise war so prägend für mich, dass ich noch Monate später jedes soziale oder gesellschaftliche Phänomen, das mich interessierte, hätte ethnografisch untersuchen können. Ein Phänomen hielt sich hierbei besonders hartnäckig in meinem Kopf: Nach einem ausführlichen Gespräch mit einem pfandsammelnden Rentner hatte ich über mehrere Wochen darüber nachgedacht, wie spannend und interessant es wäre, das Phänomen des Flaschensammelns anhand teilnehmender Beobachtung zu erforschen. Leider bot sich nicht die Gelegenheit, meine Bachelorarbeit über dieses Thema zu schreiben und so geriet die Idee in Vergessenheit.
1.2 Erster Akt - Der Weg der Themen- und Methodenfindung
Ende September 2014 begann das erste Semester im Masterstudiengang "Soziale Arbeit und Gesundheit im Kontext Sozialer Kohäsion" der Hochschule Emden/Leer. In einer der ersten Vorlesungen des Studiums - der Forschungswerkstatt zum dreisemestrigen Forschungsprojekt, das für Modul 10 des Studiengangs geschrieben werden muss - wurde uns berichtet, dass wir nach drei Semestern einen Forschungsbericht, dem eine von uns selbst erhobene qualitative oder quantitative Studie zugrunde liegt, erstellen sollen. (vgl. Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit 2015, S. 28 f.) Die ersten Wochen des Studiums verbrachten wir damit, ein geeignetes Thema zu finden, das uns so sehr interessiert, dass wir mit dessen Erforschung einen Großteil unseres Studiums verbringen möchten. Das Finden einer passenden Fragestellung verlief bei einigen schneller, bei anderen etwas langsamer - ich tat mich etwas schwer. Mit Blick auf meine Bachelorarbeit zum Thema Ehrenamt, wollte ich zunächst in diesem Bereich weiterforschen, jedoch schlugen mehrere Versuche, ein passendes Forschungsinteresse zu formulieren, fehl.
Eines Tages - ich kann nicht mehr sagen, wie oder wann dies geschah - kam mir die Erinnerung an mein früheres Vorhaben, eine Forschungsarbeit zum Thema Pfandsammeln zu schreiben. So war die Grundidee geboren und auch über die Erhebungsmethode war ich mir plötzlich sicher, denn ich wusste: wenn ich etwas zum Thema Pfandsammeln mache, möchte ich dies nach Möglichkeit mit der teilnehmenden Beobachtung tun.
Mein Erkenntnisinteresse war nicht voll ausgearbeitet, also wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob das, was ich genau über Pfandsammlerinnen erfahren möchte, überhaupt mit der teilnehmenden Beobachtung herauszufinden sei. Dies merkte ich aber erst, als ich in den Treffen der Forschungswerkstatt versuchte, mein Interesse auszuformulieren und für die anderen Teilnehmerinnen verständlich darzustellen. Dass mir die Formulierung einer genauen Fragestellung schwer fiel, war zu großen Teilen auch der Unkenntnis des zu untersuchenden Feldes geschuldet. Deswegen beschäftigte ich mich zunächst verstärkt mit der Dissertation Mosers zu der Thematik (2014, Näheres zur Forschung Mosers in Kapitel 1.4 Dritter Akt - Aktueller Forschungsstand), da sie zu dieser Zeit die einzige mir bekannte Publikation zum Pfandsammeln darstellte. Doch auch dies half nur bedingt. Ich wurde mir langsam über den stark explorativen Charakter meines Vorhabens bewusst und kam zu dem Entschluss, mit der Datenerhebung zu beginnen. Nun lag es gerade darin begründet, dass ich eben keine vollkommen ausformulierte Fragestellung besaß, dass ich meine Daten tatsächlich mit der teilnehmenden Beobachtung erheben musste. Denn ich wusste nur, dass ich "das Handeln von Menschen, ihre Alltagspraxis und Lebenswelten empirisch untersuchen"9 (Lüders 2015, S. 384) und dabei das Hauptaugenmerk auf das "diskursiv nicht verfügbare Wissen" (Münst 2010, S. 381) richten wollte. Zu diesem Zweck eignet sich am besten die teilnehmende Methode (vgl. Lüders 2015, S. 384 f.; vgl. Münst 2010, S. 381). Die Ausformulierung der Fragestellung sollte währenddessen und anhand des erhobenen Materials geschehen.
Zunächst schrieb ich Ende Dezember 2014 mein erstes Forschungsdesign, in dem ich mein Vorhaben erklärte und die einzelnen Schritte begründete. Beim Verfassen des Designs ging ich noch davon aus, die Grounded Theory als Auswertungsmethode zu verwenden. Zum einen, da mir neben der Inhaltsanalyse keine weitere Auswertungsmethode näher bekannt war und mir zum anderen die Grounded Theory als geeignet erschien, da bei ihrer Anwendung "[a]uf Daten gestützte Theorien" (Glaser/Strauss 1998, S. 14) entstehen.
Im zweiten Semester begann ich mich auf den Feldeinstieg vorzubereiten, indem ich vermehrt Literatur zur Ethnografie und im Besonderen zur teilnehmenden Beobachtung las.10 Ich plante zunächst den Feldzugang in Hamburg vorzunehmen. Zum einen schien mir Emden als nicht geeignet, da ich bei einem Tagesausflug in Hamburg bereits mehr Sammler sehen konnte als in meiner bis dahin vergangenen Studienzeit und ich somit annahm, die Datenerhebung werde um einiges leichter. Zum anderen habe ich einen guten Bekannten in Hamburg, bei dem ich längere Zeit hätte wohnen können, um ungestört zu forschen. Dass schlussendlich der Großteil meiner Datenerhebung in Braunschweig stattfand, hatte mehrere Gründe:
Ich stamme aus der Braunschweiger Gegend und kenne die Stadt sehr gut.
Braunschweig schien mir groß genug, um Sammlerinnen zu finden, die ich begleiten darf, auch wenn nicht gleich die erste zusagt.
Ich konnte in Braunschweig kostenlos und solange ich wollte bei meiner Schwester wohnen.
Ich hatte einen eigenen Arbeitsbereich, in dem ich ungestört schreiben und lesen konnte.
Ein Problem gab es jedoch noch vor dem Feldeinstieg. In den Diskussionen, die während der Treffen der Forschungswerkstatt stattfanden, gab es immer wieder Zweifel, ob die Grounded Theory für mein Forschungsvorhaben die richtige Wahl wäre. Auch wenn mein Interesse noch nicht voll ausformuliert wurde, war zu erkennen, dass ich sehr deskriptiv vorgehen würde und das Pfandsammeln eher allgemein, als nur auf einen speziellen Aspekt beschränkt, untersuchen wollte. Frau Bartmann, die betreuende Professorin dieser Forschungsarbeit, gab mir den Hinweis, mich mit der "dichten Beschreibung" (Geertz 1983) auseinanderzusetzen. So fand ich die richtige Methode für das, was ich vorhatte und was mir so schwer fiel, in Worte zu fassen.
1.3 Zweiter Akt - Soziale Arbeit im...
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