Schweitzer Fachinformationen
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Maik Holzner meldete sich bei Thorsten Büthe und gab das Ergebnis der Handyauswertung durch.
"Hallo, Thorsten, spannende Ergebnisse. Ein WhatsApp-Kontakt zu einer 'Bine' erfolgte fast täglich wie zu einer guten Freundin. Überraschend war die Überprüfung des Anschlussinhabers, der nämlich nicht 'Bine', sondern Doktor Bernd Lübbers heißt. Wenn du diesen Lübbers googelst, wirst du feststellen, dass er Abteilungsleiter der Investa Nova Bank in Niedersachsen mit Sitz in Hannover ist. Seine Abteilung entscheidet über die Besetzung der Filialleitungen. Klickert's?"
Thorsten staunte. "Wow, ihm oblag also die Entscheidung über die Wunschperspektive von Vanessa Blume. Nicht schlecht, Maik. Wo wohnt denn der Gönner?"
"Jetzt rate mal. In der Walderseestraße gegenüber dem Lister Turm", erwiderte Maik.
Thorsten war euphorisch. "Bingo, also genau auf dem Weg zur Laufstrecke von Vanessa. Wir waren gerade beim Ehemann, der wird sich freuen. Die Untersuchungen des Schlüsselbundes sind doch schon durch, oder? Wir holen ihn aus dem KT-Labor und nehmen ihn mit. Dann fahren wir direkt zu Doktor Lübbers und sind mal gespannt."
Patricia und Thorsten hatten den Schlüsselbund des Opfers aus dem kriminaltechnischen Labor abholen können, die Untersuchungen waren tatsächlich bereits abgeschlossen. Beide standen nun direkt vor einer luxuriösen Wohnanlage direkt am Stadtwald, einer der teuersten Wohnlagen Hannovers. Auf das Klingeln bei Doktor Lübbers im Obergeschoss öffnete niemand. Der Hauseingang wurde videoüberwacht. Neben dem Haus führte eine Abfahrt in eine Tiefgarage. Vor einem parkähnlichen Gartengrundstück waren vier Pkw-Stellplätze angelegt. Ein Mini Cabrio mit einer flippigen, blonden Frau im Alter von Thorsten fuhr auf die Parkplätze zu. Thorsten schaute der attraktiven Frau nach, und Patricia musste schmunzeln.
"Soll ich euch allein lassen?" Patricia kannte Thorstens Frau Victoria noch nicht, sonst hätte sie gewusst, dass seine Aufmerksamkeit ganz andere Gründe haben musste.
Thorsten hatte die Anspielung verstanden und zeigte amüsiert auf den Stellplatz Nummer drei, den die Mini-Fahrerin anvisierte. Patricia konnte jetzt auch deutlich den Namen "Dr. Lübbers" lesen und sich ein Lächeln nicht verkneifen.
"Frau Lübbers?", sprach Thorsten die Cabrio-Fahrerin an, die gerade diverse Einkaufstüten der Edel-Boutiquen Hannovers von den hellbraunen Ledersitzen ihres Minis nahm.
"Ja, und wer sind Sie?" Heidi Lübbers war top gestylt, wirkte dabei offen und nicht affektiert, sondern fast schon sympathisch.
Thorsten tat es jetzt schon leid, dass sie erfahren würde, warum sie hier waren und womit sie ihren Mann konfrontieren mussten.
Er stellte sich und seine Kollegin vor. "Mein Name ist Thorsten Büthe vom Landeskriminalamt. Das ist meine Kollegin von der Mordkommission Hannover, Frau Vogt. Wir waren gerade auf dem Weg zu Ihrem Mann. Er ist aber anscheinend nicht zu Hause, zumindest hat er nicht geöffnet. Da haben wir gesehen, dass Sie auf den reservierten Parkplatz fuhren."
Heidi Lübbers lachte laut. "Da wird mein Mann Sie über die Videokamera wohl erkannt haben. Dann will ich ihm mal eine Freude machen und Sie mit nach oben nehmen." Im Fahrstuhl wurde sie ernster. "Entschuldigung, der Grund Ihres Besuches ist sicherlich alles andere als angenehm. Sie sind sicherlich wegen der getöteten Mitarbeiterin meines Mannes hier. Schrecklich, um Ihren Beruf beneide ich Sie auch nicht."
Sie fuhren in den vierten Stock, und die Beamten wunderten sich, dass diese Etage nur mit einem Extraschlüssel freizugeben war. Nachdem sich die Fahrstuhltür geöffnet hatte, wussten sie, warum. Sie standen in einer circa 40 Quadratmeter großen, hellen Diele, der sich ein hoher freizügiger Wohnbereich von mindestens 70 Quadratmetern anschloss. Sowohl auf den Hinterhof als auch zur Eilenriede ließen Wintergärten den Blicken nach außen freien Lauf. Eine breite, offene Wendeltreppe führte in ein weiteres Geschoss.
"Schatz, ich habe Besuch mitgebracht!", rief sie in den Palast. Doktor Lothar Lübbers schritt wie ein englischer Lord grazil die Wendeltreppe hinunter und ließ die Beamten spüren, welche Welten sie trennten. Wie recht er hatte, dachte Thorsten. Die Kriminalbeamten waren für Polizeiverhältnisse recht gut gekleidet, wobei sie hier dennoch derart deplatziert wirkten wie eine Kiste Astra Rotlichtpils in einer Champagnerbar.
Thorsten stellte sich und seine Kollegin formell vor. Doktor Lübbers bemühte sich nicht einmal, seinen arroganten und elitären Habitus abzulegen. Er genoss es einfach, die Beamten abzubügeln. Was hatte er, dass er eine solch sympathische Frau halten konnte. Patricia erahnte Thorstens Gedanken und antwortete für beide still in sich hinein. "Kohle, einfach nur Kohle."
Ohne den Ansatz einer Begrüßung ging Lübbers sofort auf Konfrontationskurs. "Was soll das hier? Warum belästigen Sie mich in meiner Privatwohnung? Bitte vereinbaren Sie einen Termin mit meiner Sekretärin, wenn sie Ihnen noch einen anbieten kann. Und jetzt verlassen Sie meine Wohnung. Auf Wiedersehen."
Seine Frau war völlig irritiert. Selbst sie hatte diese Reaktion wohl nicht erwartet.
"Auf Wiedersehen, Dr. Lübbers. Sie hören dann auf anderem Wege von uns", reagierte Thorsten zumindest nach außen emotionslos.
Thorsten entschuldigte sich noch bei Heidi Lübbers und drängte Patricia in die offene Fahrstuhltür, die sich aber erst dann widerstandslos mitnehmen ließ, als sie das Zwinkern in seinen Augen wahrnahm.
Sie war völlig irritiert. "Warum lässt du dir das gefallen, Thorsten?"
Büthe hielt den Schlüssel hoch und grinste. "Ich möchte etwas ausprobieren."
Sie fuhren kurz ins Erdgeschoss. Dort steckte Thorsten den unbekannten Schlüssel in das Schloss zum vierten Obergeschoss, mit dem er den Fahrstuhl aktivieren konnte.
Lothar Lübbers wandelte gerade zurück in seine oberen Gemächer, als sich für das Ehepaar Lübbers völlig überraschend die Fahrstuhltür öffnete und Thorsten ihm zurief. "Dr. Lübbers, wir wollten Ihnen eigentlich ein Angebot machen, um gerade nicht in Ihrem Büro darüber reden zu müssen."
Der Lord stockte und drehte sich kurz um. "Was soll das jetzt? Ich habe weder Geheimnisse vor meiner Sekretärin noch vor meiner Frau." Mit diesen Worten kehrte er ihnen wieder den Rücken zu.
"Wunderbar, dann können wir ja offen sein, Dr. Lübbers, oder darf ich 'Bine' sagen?"
Der Lord erstarrte, worüber seine Frau wiederum völlig überrascht war und irritiert zwischen den Beamten und ihrem Mann hin- und herschaute.
Volltreffer, dachte Thorsten.
"Gehen wir in mein Arbeitszimmer, kommen Sie", lud Doktor Lothar Lübbers die Beamten ein. Als auch seine Frau auf die Treppe zuging, fauchte er sie an. "Du nicht!"
Heidi Lübbers wurde plötzlich bewusst, dass sich ihr Leben ab heute schlagartig ändern würde.
Nachdem Doktor Lübbers die Tür geschlossen hatte, verschanzte er sich hinter einem hohen Eichenschreibtisch. Jetzt übernahm Thorsten eine noch formellere Vorstellung und stellte sich als Leiter der Operativen Fallanalyse des LKA Niedersachsen und Patricia als Ermittlungsführerin der Serienmordkommission vor. Er ergänzte noch, dass seine Einheit nur bei spektakulären Mordfällen und Serientaten eingesetzt werde und dass sie keine Eierdiebstähle bearbeite.
Er fragte Patricia provokativ, ob sie Doktor Lübbers erst als Zeugen oder als Beschuldigten zu einem Sexualmord vernehmen sollten. Patricia ging auch ohne Absprache sicher darauf ein. Wenn der Herr Doktor jetzt mal runterkommen würde, könnten sie es erst einmal mit dem Zeugenstatus versuchen.
Das kam bei Lübbers an. Patricia belehrte ihn entsprechend und startete das Diktiergerät. Sie waren wieder auf Augenhöhe.
"Dr. Lübbers, was können Sie uns zu Vanessa Blume sagen?"
Der Bank-Manager versuchte erst den offiziellen Weg, schilderte seine berufliche Stellung und erwähnte, dass Vanessa Blume nur eine Bewerberin von vielen auf einen Filialleiterposten gewesen sei.
Aber damit ließen sie ihn nicht durchkommen. Die Oberkommissarin zündete die Lunte an. "Wie sprechen Sie sich in der Bank an, Dr. Lübbers?"
Er schien die Angelegenheit nicht verstehen zu wollen und machte ein fragendes Gesicht.
"Beim Vornamen? Geben Sie sich Kosenamen?", bohrte Patricia weiter.
Lübbers wirkte völlig irritiert und wollte die Frage nicht beantworten.
Da platzte Thorsten der Kragen. Warum konnten Menschen mit eigentlich hohem Intelligenzquotienten und einer angeblich hohen gesellschaftlichen Stellung nicht wahrhaben, wann Schluss war. Er nannte das gerne selektive Intelligenz oder den Tunnelblick eines absoluten Narzissten. Jetzt hatte er es nicht anders verdient, fand Büthe, und legte los.
"Okay, Dr. Lübbers, versuchen Sie bitte mal, mir einfach nur zuzuhören. Ihre attraktive Mitarbeiterin, Vanessa Blume, strebte einen Filialleitungsposten an, über den Sie die Entscheidungskompetenz hatten. Seit Wochen pflegte sie Bussi-Kontakte über WhatsApp zu einer 'Bine', zuletzt am Mittag, kurz vor ihrem Tod. Bei der Überprüfung mussten wir feststellen, dass Sie 'Bine' sind. Vanessa Blume begab sich an Ihrem Domizil vorbei auf ihre Laufstrecke und wurde in der Eilenriede ermordet. Von Ihrer Sekretärin haben wir zudem im Vorfeld erfahren, dass Sie zur Tatzeit nicht im Büro waren. Bei der rechtsmedizinischen Untersuchung wurde Sperma in der Vagina der...
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