Schweitzer Fachinformationen
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Wie auch in vielen anderen Bereichen der Kinderheilkunde müssen wir bei den kindlichen Notfällen einige altersbezogene Besonderheiten berücksichtigen. Kindliche Notfälle entstehen meist im Rahmen eines Unfallgeschehens. Da Kinder in besonderem Maße unfallgefährdet und die Unfälle eng an das Alter und den Entwicklungsstand des Kindes gebunden sind, ergeben sich einige altersgebundene Unfallschwerpunkte, siehe Seite 166. Das Wissen um diese Unfallschwerpunkte ist sowohl für die entsprechenden Präventionsmaßnahmen als auch für das Verständnis der damit verbundenen Notfallsituationen und Ersten Hilfe wichtig.
Erfahrungsgemäß gibt es in der Bevölkerung und in den Familien ein großes Bewusstsein für die Gefährdung von Kindern im Straßenverkehr. Das ist wichtig, zumal es dort zu schweren und lebensbedrohlichen Verletzungen kommen kann. Leider wird ein anderer ebenso wichtiger Gefahrenbereich, der vor allem Säuglinge und Kleinkinder betrifft, häufig unterschätzt: das häusliche Umfeld des Kindes. Auch hier kann es zu schweren und lebensbedrohlichen Situationen kommen, in denen Kinder auf das Wissen und die Hilfsmaßnahmen ihrer Eltern und Bezugspersonen angewiesen sind. Einer der häufigsten kindlichen Notfälle ist der sogenannte respiratorische Notfall, d. h. die Atmung betreffend. Dieser kann z. B. im Rahmen eines Pseudokrupp-Anfalls entstehen. Glücklicherweise verläuft dieser selten lebensbedrohlich. Im Gegensatz dazu kann der respiratorische Notfall bei einem Erstickungsereignis akut lebensgefährdend sein.
Da sich ein Großteil der Unfälle, die zu einer lebensbedrohlichen Notfallsituation führen können, im direkten Umfeld des Kindes ereignet und Kinder auf die unmittelbare Hilfe vor Ort angewiesen sind, ist mir die Aufklärung dazu eine Herzensangelegenheit.
Denn auch wenn die Vorstellung einer solchen Situation für jedes Elternteil und jeden Familienangehörigen sehr beängstigend ist, haben wir gerade in diesem Bereich ein großes Potenzial, um das Leben und den Alltag von Kindern sicherer zu machen.
Einerseits haben wir im häuslichen Bereich besonders gute und einfach umsetzbare Möglichkeiten, die häufigsten bedrohlichen Unfallsituationen zu vermeiden. Daher gehe ich ab Seite 163 ausführlich auf das Thema Unfallprävention ein. Andererseits können Eltern und Familienangehörige mit dem Wissen um die Unfallschwerpunkte und die Erste Hilfe im kindlichen Notfall dem betroffenen Kind direkt und effektiv helfen.
Schließlich ist in einem solchen Notfall alles besser, als nichts zu tun. Gleichzeitig kann man schon mit wenigen Maßnahmen sehr viel erreichen. Zwar ist die Erste Hilfe bei einem kindlichen Notfall immer mit einer außerordentlichen emotionalen Belastung verbunden, allerdings sind die Handlungsempfehlungen zur Ersten Hilfe bewusst einfach gehalten. Damit du in einer solchen Situation vor Angst nicht gelähmt bist, sondern handlungsfähig bleibst, möchte ich dich auf den folgenden Seiten zunächst ganz allgemein durch die Schritte der Ersten Hilfe beim Kind führen.
Die Maßnahmen der Rettungskette hast du bereits kennengelernt und diese sind bei jedem Unfall wichtig, egal, wie alt der Betroffene ist und wo sich der Unfall ereignet hat. Das Wichtigste ist zunächst die Bergung aus der Gefahrenzone unter Beachtung des Eigenschutzes. Das kann im häuslichen Bereich z. B. bei einem Stromunfall wichtig sein. Der nächste wichtige Punkt ist das Absetzen des Notrufs. Schließlich möchtest du so schnell wie möglich professionelle Hilfe für dein Kind bekommen. Dies kann nur geschehen, wenn der Notruf auch abgesetzt wird. Am besten ist natürlich, wenn er unmittelbar nach dem Auffinden des Kindes und Einschätzung der Notfallsituation erfolgt.
Da es sein kann, dass du dich zunächst um den Erhalt lebenswichtiger Organfunktionen kümmern musst und den Notruf erst später absetzen kannst, ist es wichtig, dass du sofort laut um Hilfe rufst, um andere Menschen auf dich aufmerksam zu machen. Sobald du einen Helfer an deiner Seite hast, gestaltet sich der weitere Ablauf im Reanimationsschema einfacher. Dann hast du nicht nur emotionalen Beistand, sondern auch jemanden, der den Notruf absetzen und dich auch bei allen weiteren Punkten unterstützen kann.
Hast du keine weiteren Helfer an deiner Seite, kann es sein, dass du den Rettungsdienst erst zu einem späteren Zeitpunkt rufen kannst. Wundere dich also nicht, wenn du den Notruf an unterschiedlichen Stellen im Reanimationsschema findest. Für dich ist in einer lebensgefährlichen Notfallsituation wichtig, dass der erste und wichtigste Schritt nach der Bergung und Ersteinschätzung die sofortige Einleitung der Ersten Hilfe ist.
Nun stellt sich dir vielleicht die Frage, wie du erkennen kannst, ob sich dein Kind in einer lebensgefährlichen Notfallsituation befindet. Ein Notfall ist dadurch gekennzeichnet, dass die Vitalfunktionen beeinträchtigt sind und ein Atem- bzw. Herz-Kreislauf-Stillstand besteht oder droht.
Zur Veranschaulichung möchte ich dir das sogenannte kindliche Beurteilungsdreieck von der amerikanischen Akademie für Kinderheilkunde zeigen, das auch im kinderärztlichen Alltag eine wichtige Rolle spielt. Darin sind die drei Vitalfunktionen, die für deine Beurteilung relevant sind, als Dreieck dargestellt. Sobald eine der Funktionen beeinträchtigt ist, handelt es sich um einen Notfall, der sofortige Hilfe erfordert. Dieses Dreieck ist auch für die Einschätzung bei Erkrankungen wichtig. Daher werde ich auf Seite 105 darauf zurückkommen.
Dabei geht es im Grunde um zwei wesentliche Prüfungen, die ich im Reanimationsschema auf Seite 30/Seite 31 Check 1 und Check 2 nenne und die du allein mithilfe deiner Sinne beurteilen kannst.
Bei einer lebensbedrohlichen, also sichtbar starken Blutung musst du Maßnahmen zur Blutstillung einleiten, um die Kreislauffunktion aufrechtzuerhalten. Eine Pulskontrolle wird im Notfall nicht mehr empfohlen, da sie häufig fehlerhaft und zeitraubend ist.
Als Nächstes prüfst du zügig das Bewusstsein und die Atmung deines Kindes. Um zu prüfen, ob dein Kind bei Bewusstsein ist und auf äußere Reize reagiert, solltest du es laut mit seinem Namen ansprechen, kräftig an den Schultern anfassen und im Zweifel einen leichten Schmerzreiz setzen, z. B. durch leichtes Kneifen in die Innenseite des Oberarms. Wenn dein Kind darauf nicht reagiert, musst du handeln: Lege es in Rückenlage auf eine feste Unterlage, am besten auf den Boden, rufe laut um Hilfe und führe rasch die nächsten Schritte durch.
Babys dürfen niemals, auch nicht in einer Notfallsituation, geschüttelt werden. Es kann zu schweren Verletzungen am Kopf kommen. Siehe Schütteltrauma, S. 52.
Um die Atemwege zu öffnen, ist es wichtig, den Kopf des Kindes richtig zu lagern:
Bei Säuglingen und Kleinkindern unter 1 Jahr: Kopf in Neutralposition lagern und das Kinn leicht anheben.
Bei Kindern über 1 Jahr: Kopf leicht nach hinten überstrecken.
Dafür beugst du dich über dein Kind, sodass dein Ohr unmittelbar über dem kindlichen Mund ist und du zum Brustkorb deines Kindes blickst. Nun prüfst du, ob du eine Atembewegung siehst (Heben und Senken des Brustkorbs), ob du ein Atemgeräusch hörst oder einen Atemhauch an deiner Wange fühlst.
Diese Prüfung sollte schnell erfolgen und nicht länger als 10 Sekunden dauern.
Wenn dein Kind bewusstlos ist und eindeutig normal atmet, musst du die Atemfunktion sichern. Da die Schutzreflexe ausgefallen sind, könnte dein Kind in der Rückenlage Erbrochenes einatmen oder die erschlaffende Zunge könnte die Atemwege blockieren.
Um das zu verhindern, ist es wichtig, dass du es in die stabile Seitenlage bringst. In dieser Position bildet der Mundwinkel des Kindes den tiefsten Punkt, sodass Erbrochenes abfließen und die Zunge die Atemwege nicht behindern kann.
Erfahrungsgemäß gibt es zur stabilen Seitenlage viele Unsicherheiten. Auf welche Seite drehen, wohin mit dem Arm, was tun mit dem Bein? Diese Unsicherheit möchte ich dir nehmen. Denn eigentlich sagt schon der Begriff, was wir erreichen möchten: Das Kind in eine Seitenlage zu drehen und es anschließend durch die Position der Arme und Beine so zu stabilisieren, dass es nicht wegrollen kann. Auf welche Körperseite du dein Kind drehst, ist egal bzw. abhängig vom Platz, den du zur Verfügung hast.
Wichtig ist, dass du es - wegen möglicher Verletzungen - vorsichtig und dennoch gut auf die Seite gedreht bekommst. Bei größeren Kindern und Jugendlichen ist das mitunter gar nicht so leicht, zumal der Körper ja erschlafft ist und keine Körperspannung mehr hat.
Probiere die Durchführung der Lagerung immer wieder spielerisch mit deiner ganzen Familie aus. Dabei wirst du merken, wie du den kindlichen oder erwachsenen Körper am besten drehen kannst und dass sich die Beschreibung viel komplizierter anhört, als die Durchführung am Ende ist. Kinder haben erfahrungsgemäß viel Spaß an solchen Übungen und können ab einem gewissen Alter (etwa ab 4 Jahren) auch schon selbst wichtige Punkte der Ersten Hilfe lernen, wie z. B. im Notfall den Notruf 112 abzusetzen.
Stabile...
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