Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
»Wissen ist ein Schatz, der seinen Besitzer überallhin begleitet.«
SPRICHWORT AUS CHINA
Die Beschäftigung mit dem Phänomen des Wissens regt den menschlichen Geist und die Fantasie bereits seit Tausenden von Jahren an. So findet sich schon in der antiken griechischen Literatur Platons der zum geflügelten Wort avancierte berühmte Ausspruch des Sokrates: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.« Nun lässt sich über den Begriff des Wissens und der wahrhaftigen Erkenntnisfähigkeit des Menschen an sich zwar trefflich und abendfüllend philosophisch diskutieren, hier jedoch soll es um die Bedeutung des Wissens im wirtschaftlichen Kontext gehen.
Deshalb soll in diesem Kapitel die Relevanz des Wissens als Wettbewerbsfaktor für kleine und mittlere Unternehmen aufgezeigt werden sowie die Herausforderungen, die mit Blick auf die Nachfolge mit ihm verbunden sind. Anschließend werden Wissensarten unterschieden und Methoden und Möglichkeiten zum Transfer dieser aufgezeigt.
Die bereits angesprochenen Megatrends wie der demografische Wandel, die Digitalisierung, New Work oder die Globalisierung haben nicht nur starken Einfluss auf die Gesellschaft und die Art und Weise, wie wir jetzt und künftig leben. Sie verändern auch die Voraussetzungen und Möglichkeiten für Unternehmen, ihre Ziele zu erreichen. Entwicklungen wie zunehmend individualisierte Kundenanforderungen, gesetzliche Auflagen und schnell verändernde Märkte erfordern auch von kleinen und mittleren Unternehmen zunehmende Agilität, Anpassungs- und Veränderungsbereitschaft. Um hier eine maritime Metapher zu bemühen: KMU als »wendige Schnellboote« sind in diesen Situationen im Gegensatz zu großen Unternehmen und Konzernstrukturen als »große Tankschiffe« im Vorteil: Immer mit einem Ohr am Kunden und dadurch in der Lage, ihre Produkte und Dienstleistungen schnell anzupassen, liegt die Orientierung am Kundennutzen naturgemäß in ihrer DNA. Hier spielt der Faktor Wissen in unterschiedlichen Facetten bereits eine zentrale Rolle. Schließlich muss Wissen über Kundenanforderungen u. a. kombiniert werden mit:
Durch das Zusammenspiel und die Anwendung verschiedener Wissensbausteine entsteht die marktfähige Leistung eines Unternehmens. Werden diese immer wieder neu kombiniert, entsteht Innovation - und damit die Möglichkeit, einzigartige Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die einen Vorteil in der Positionierung im Wettbewerb bieten.
Damit lässt sich Wissen für Unternehmen sowohl als immaterieller Vermögenswert sowie als entscheidender Produktionsfaktor verstehen, der sich nahtlos in die klassische Aufzählung Boden, Kapital und Arbeit einreiht.
Eine weitere Eigenschaft, die KMU von großen Unternehmen und Konzernstrukturen unterscheidet, ist ihre Fokussierung auf ihren Inhaber. Dieser ist als Unternehmerpersönlichkeit oft auch Gründer des Unternehmens oder führt dieses in seiner Familie fort. Manchmal ist die Verknüpfung von Inhaber und Unternehmen so stark miteinander verflochten, dass der Inhaber das Unternehmen ist - nicht nur im übertragenen Sinne. Dies führt nicht selten dazu, dass auch das unternehmensrelevante Wissen bei der Unternehmerpersönlichkeit selbst konzentriert ist.
Die Unternehmerpersönlichkeit selbst verfügt in diesen Fällen über exklusives Wissen zu allen Bereichen, die für die betriebliche Leistungserbringung relevant sind. Hierzu gehören beispielsweise:
Diese Bündelung von Wissen und Kompetenzen an die Unternehmerpersönlichkeit kann sich im Prozess der Unternehmensnachfolge als Herausforderung erweisen. Gerade wenn die Einarbeitung des Nachfolgers unter Zeitdruck geschehen muss, ist das Risiko eines Wissensverlustes vorhanden. Soll die Übertragung des Unternehmens im Rahmen der externen Nachfolge auf einen Käufer außerhalb des Unternehmens übergehen, kann eine starke Abhängigkeit des Unternehmens von seinem aktuellen Inhaber Einfluss auf die Attraktivität des Unternehmens und damit auch den Kaufpreis haben. Das Gleiche gilt auch bei einer Übernahme durch einen Mitarbeiter.
»Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darüber fragt, so weiß ich es; wenn ich es aber jemandem auf seine Frage erklären möchte, so weiß ich es nicht.«
AUGUSTINUS VON HIPPO (354 - 430)
Dieses eingehende Zitat lässt sich trefflich auch auf den Begriff »Wissen« übertragen. Was genau ist Wissen? Wie würde man jemandem, der nicht weiß, was Wissen ist, beschreiben, was Wissen ist? Eine einfache Definition mag direkt auf Anhieb nicht gelingen. Dennoch ist es für ein besseres Verständnis der Relevanz eines effektiven Wissenstransfers wichtig, was unter dem Begriff »Wissen« zu verstehen ist.
Als Ansatz lässt sich folgende Definition heranziehen:
»Wissen bezeichnet die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst sowohl theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen jedoch immer an Personen gebunden.«10
Hier wird bereits deutlich, dass es das Wissen in generischer Reinform nicht gibt. Vielmehr basiert es immer auf einem individuellen Bezugssystem und persönlichen Erfahrungen. Damit ist Wissen auch mehr als die bloße Aufnahme von Informationen oder Daten.
Beispiel
Das bloße Lesen einer betriebswirtschaftlichen Auswertung oder einer Jahresabschlussbilanz ist zunächst einmal nur die bewusste Wahrnehmung von Daten. Diese bilden den »Rohstoff« und erscheinen in diesem Fall in Form von in spezifischer Weise angeordneten Zahlen. Erst durch die kontextuelle Verknüpfung mit einer individuellen Bedeutung und persönlichen Erfahrung dieser Daten entsteht Wissen. Handelt es sich bei der betriebswirtschaftlichen Auswertung um eine Darstellung der Betriebsergebnisse meines Unternehmens, so stelle ich einen direkten Bezug zu den dort genannten Zahlen her. Ich leite daraus ab, wie es um mein Unternehmen steht und wie sich die unternehmerischen Entscheidungen, die ich getroffen habe, auf den Unternehmenserfolg ausgewirkt haben. Damit verfüge ich jetzt über Wissen über die aktuelle Situation meines Unternehmens und kann dieses als Grundlage für weitere Entscheidungen wie z. B. Investitionen, Innovationsmaßnahmen, Produktentwicklungen etc. nehmen. Wenn ich dieses Wissen nun auch praktisch anwende, spricht man von Können: Durch das aktive Treffen von Investitionsentscheidungen wende ich das erworbene Wissen an.
Der obige Abschnitt hat bereits gezeigt, dass »Wissen« nicht gleich »Wissen« ist und auf unterschiedliche Arten verstanden werden und ausgeprägt sein kann. In der wissenschaftlichen Fachliteratur finden sich diverse Ansätze zur Abgrenzung von unterschiedlichen Wissensarten.
Mit Blick auf die Möglichkeiten zur Übertragung von Wissen im praxisbezogenen Kontext der Unternehmensnachfolge soll sich hier auf die Unterscheidung von »explizitem Faktenwissen« vom »impliziten Können« beschränkt werden.
Faktenwissen oder explizites Wissen ist anhand von Daten und Informationen vorhanden. Es ist das...
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