1 - 1 Einleitung [Seite 7]
1.1 - 1.1 Problemaufriss [Seite 7]
1.2 - 1.2 Aufbau der Arbeit [Seite 9]
2 - 2 Die Schule für Erziehungshilfe [Seite 11]
2.1 - 2.1 Grundbegriff Verhaltensstörung [Seite 11]
2.2 - 2.2 Beschulung verhaltensgestörter Kinder und Jugendlicher [Seite 15]
3 - 3 Resilienzforschung [Seite 28]
3.1 - 3.1 Forschungsansatz [Seite 28]
3.2 - 3.2 Der Begriff "Resilienz" [Seite 29]
3.3 - 3.3 Bisherige Studiengruppen [Seite 33]
3.4 - 3.4 Faktorenansatz [Seite 35]
3.5 - 3.5 Risikobedingungen [Seite 36]
3.6 - 3.6 Schutzmechanismen [Seite 38]
3.7 - 3.7 Forschungsprobleme und Kritik [Seite 52]
4 - 4 Neue Perspektiven für die Schule fürErziehungshilfe durch die Resilienzforschung ? [Seite 57]
4.1 - 4.1 Umsetzung der Resilienzbefunde in die pädagogische Praxis [Seite 57]
4.2 - 4.2 Ist diese Perspektive neu? [Seite 71]
4.3 - 4.3 Spezielle Interventionsprogramme [Seite 72]
5 - 5 Das Konzept der Resilienz in der schulischen Praxis [Seite 74]
5.1 - 5.1 Fallbeschreibung Dirk [Seite 76]
5.2 - 5.2 Fallbeschreibung Frank [Seite 87]
6 - 6 Schlusswort [Seite 94]
7 - Anhang 1: Gesprächstranskribt:Isabel Stamer (I.S.) und Dirk (D.) [Seite 97]
8 - Anhang 2: Gesprächstranskribt:Isabel Stamer (I.S.) und Frank (F.) [Seite 101]
9 - Literaturverzeichnis [Seite 110]
Textprobe:
Kapitel 3.6.1.4, Selbstwahrnehmung:
Dies ist wiederum die Basis für die Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls. So scheinen sich resiliente Kinder durch hohe Effizienzerwartungen auszuzeichnen, d.h. sie trauen sich zu, etwas korrekt auszuführen, so dass sie eine erwartete Konsequenz herbeiführen. Dieses positive Selbstkonzept, das gespeist wird durch Erfahrungen der Selbstwirksamkeit war bei den meisten der als resilient identifizierten Kinder anzutreffen. Hieraus resultiert eine Motivation für aktive Problembewältigungsversuche. So wird ".ein aktives und nicht nur reaktives oder vermeidendes Bewältigungsverhalten bei Belastungen" als schützende Eigenschaft eingestuft. Effektives Elternverhalten wie z.B., dass primäre Bezugspersonen positive Modellfunktion haben oder das Kind verbal in seinem Verhalten bestätigen, sowie ihm eine anregungsreiche Umgebung bieten kann sich förderlich auf die Autonomie des Kindes auswirken, die für die Entwicklung seines Selbstwertgefühls elementar ist.
Ein Ergebnis der Resilienzstudien, an dem Trainingsprogramme für Risikokinder häufig ansetzen ist, dass resiliente Kinder über eine realistische Kontrollüberzeugung verfügen. Dies bedeutet, dass sie es realistisch einschätzen, welche Situationen bzw. Ereignisse sie beeinflussen können und auf welche sie keinen Einfluss haben. "So glaubten z.B. die als resilient identifizierten Kinder aus der Studie von WERNER (1982), Schulschwierigkeiten durch Fleiß überwinden zu können. Hingegen nahmen sie nicht an, einen Einfluss auf faktisch unkontrollierbare Ereignisse oder Situationen - wie z.B. Streit der Eltern oder Alkoholkrankheit eines Elternteils - zu haben". Durch eine realistische Kontrollüberzeugung können demnach Schuldgefühle, die eine Störung des Verhaltens zur Folge haben können, möglicherweise gemindert werden.
Die Tatsache, dass Kinder "dosierte soziale Verantwortlichkeiten" und Sorge für andere (z.B. für jüngere Geschwister) übernehmen müssen, scheint sowohl die hohe Effizienzerwartung als auch die realistische Kontrollüberzeugung zu begünstigen. RACHMAN (1987) bezeichnete diese Gegebenheit mit dem Ausdruck (deutsch: Formen benötigter Hilfen).
3.6.1.5, Intelligenz:
Aus dem kognitiven Bereich wurden Attribute wie eine überdurchschnittliche Intelligenz sowie gute Problemlösefähigkeiten für eine Vielzahl resilienter Kinder herausgearbeitet.
EGELAND et al. (1993), LÖSEL/ BLIESENER (1994), McCORD/ ENSMINGER (1997) sowie RADKE-YARROW/ BROWN (1993) zeigten, "daß eine überdurchschnittliche Intelligenz Risiken für antisoziale Entwicklungen abpuffern kann". Intelligente Kinder und Jugendliche scheinen ".besser in der Lage zu sein, zu planen, negative Konsequenzen wahrzunehmen, nicht-aggressive Verhaltensalternativen zu entwickeln und Konflikte verbal zu lösen". Andererseits schreiben einige Autoren der Intelligenz eine Risikofunktion für internalisierende Störungen zu, da intelligente Personen ihre Umwelt differenzierter wahrnähmen und somit sensibler auf Stress reagierten.
3.6.1.6, Sozialverhalten:
Resiliente Kinder schienen sich durch hohe Kommunikations- und Sozialkompetenzen auszuzeichnen. Z.B. fühlten sich die von COWEN et al. (1996) untersuchten Kinder sozial anerkannter, zeigten größere Empathiebereitschaft und verfügten über effektivere Konflikt-lösefähigkeiten. Sie verfügten dadurch über stabile Sozialbeziehungen, d.h. sie waren vorwiegend beliebte Spiel- und Klassenkameraden und hatten langanhaltende Freundschaften.
Zudem schien bei den resilienten Kinder eine größere Kompetenz vorhanden zu sein, soziale Unterstützung bei anderen zu mobilisieren und sich selbst zu enthüllen (self-disclosure), so dass potentielle Helfer ".nicht nur generell aktiviert werden, sondern u.U. auch Hinweise auf spezifische Unterstützungsbedürfnisse erhalten".