Schweitzer Fachinformationen
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Werther, ein leidenschaftlicher junger Mann
Lotte, eine gut aussehende, lebenslustige junge Frau
Albert, Lottes Verlobter und späterer Ehemann
Wilhelm, ein sehr guter Freund von Werther
Die Ereignisse finden zwischen dem 4. Mai 1771
und dem 24. Dezember 1772 statt,
in einer wenig angenehmen Stadt, in der Werther wohnt,
sowie an einem idyllischen Ort (genannt "Wahlheim"),
etwa eine Stunde von der Stadt entfernt
"Ach wie mir das durch alle Adern läuft, wenn mein Finger unversehens den ihren berührt, wenn unsere Füße sich unter dem Tische begegnen!"
(Brief vom 16. Julius 1771)
"Was ist unserem Herzen die Welt ohne Liebe!"
(Brief vom 18. Julius 1771)
Was ich von der Geschichte des armen Werther nur habe auffinden können, habe ich mit Fleiß gesammelt und lege es euch hier vor, denn was dem unglücklich Verliebten alles geschah, was ihn beglückte und bedrückte und wie es zu dem kam, was sich am Weihnachtstage 1772 ereignete, mag manchen Leidensgenossen trösten. Ich will versuchen, so gewissenhaft wie möglich zu erzählen, was ich aus den Briefen Werthers an seinen Freund Wilhelm erfahren habe. Den ersten schrieb er am 4. Mai 1771, kurz nachdem er fortgegangen und in eine neue Heimat gezogen war.
Die ferne Stadt, in der er nun lebt, gefällt ihm nicht sonderlich. Doch zum Glück gibt es rings umher eine unaussprechliche Schönheit der Natur, die ihm wunderbare Heiterkeit beschert. Denn sein bisheriges Leben war sehr unruhig und kummervoll: So starb vor einiger Zeit die Frau, die er sehr liebte. In der paradiesischen Landschaft findet er nun endlich Ruhe. Mehr noch, die Natur ist ihm eine Kraftquelle. Sie zieht ihn derart in ihren Bann, dass er gar nicht zum Arbeiten kommt und auch seine Leidenschaft, das Malen, vernachlässigt. Ja, selbst das Angebot seines Freundes, ihm seine geliebten Bücher nachzuschicken, schlägt er aus. Einzig die Schriften des griechischen Dichters Homer liest er, denn nur sie tragen dazu bei, sein aufgebrachtes Herz, seinen leidenschaftlichen, ungestümen Geist zu beruhigen. Unbeschwert streift Werther in seiner neuen Umgebung umher und entdeckt eines Tages einen Ort, der ganz nach seinem Geschmack ist. Ich werde ihn "Wahlheim" nennen, so wie ich alle im Original befindlichen wahren Namen verändert habe.
Fortan zieht es Werther also immer wieder nach Wahlheim, ein idyllisches Dorf nahe einem Fluss und am Fuße eines Hügels gelegen, ungefähr eine Stunde von der Stadt entfernt, in der er lebt. Wann immer Werther nach Wahlheim kommt, kehrt er im Wirtshaus ein, trinkt Kaffee und liest seinen Homer. Hier beobachtet er eines Tages zwei kleine Kinder, die am Feldrand sitzen und geduldig auf ihre Mutter warten. Er malt die beiden, deren Anblick ihn erfreut. Später lernt er auch die Mutter kennen: eine junge Frau, die in beneidenswert glücklicher Gelassenheit lebt, trotz all ihrer Schwierigkeiten. Ein anderes Mal macht er an diesem malerischen Ort die Bekanntschaft eines jungen Bauernburschen, der sich ihm anvertraut. Der Junge hat sich mit Haut und Haaren in seine Dienstherrin, eine verwitwete Bäuerin, verliebt. Die neuen Bekanntschaften und Erfahrungen erfüllen Werther zwar mit Freude, aber es fehlt ihm doch Gesellschaft, in der er sich wohlfühlt.
Dann vergehen viele Tage, in denen Werther nichts von sich hören lässt. Kein einziger Brief. Es ist bereits Mitte Juni, als er sich nach mehr als 14 Tagen wieder meldet.
"Kurz und gut, ich habe eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht", erklärt er seinem Freund ohne Umschweife und erzählt, wie es dazu kam: Ein Mädchen aus der Stadt bat ihn, sie zu einem Ball aufs Land zu begleiten. Er willigt ein und mietet eine Kutsche. Es ist ein heißer Sommertag, als er mit dem Mädchen und deren Cousine aufbricht. Auf Bitten seiner beiden Begleiterinnen machen sie einen Abstecher zu einem abgelegenen Jagdhaus, um eine junge Frau mitzunehmen, die ebenfalls zum Fest will. Sie sei ein gut aussehendes Frauenzimmer, erzählen ihm seine Begleiterinnen und warnen ihn sogleich, sich nicht in die junge Frau zu verlieben, denn sie sei schon vergeben! Als sie vor dem Haus ankommen, bittet die Magd die drei, noch einen Augenblick zu warten. Werther steigt aus, schlendert auf das Haus zu und betritt neugierig die Wohnstube. Was er dort unverhofft zu sehen bekommt, beeindruckt ihn tief: Sechs Kinder unterschiedlichen Alters wimmeln um ein Mädchen von schöner Gestalt, mittlerer Größe, die ein simples weißes Kleid, mit blassroten Schleifen an Arm und Brust, anhatte. Die hübsche junge Frau hält einen großen Laib Brot im Arm, von dem sie für jedes Kind ein Stück abschneidet.
Werther ist begeistert von der ungekünstelten Heiterkeit der Kinder, vor allem aber von der jungen Frau, die sich so liebevoll und herzlich um ihre jüngeren Geschwister kümmert. Im Laufe des Abends lernt er Lotte - so der Name der jungen Frau - näher kennen. Sie unterhalten sich, tanzen miteinander und Werther erfährt, dass Lotte versucht, ihren Geschwistern die verstorbene Mutter, so gut es geht, zu ersetzen. Es sind nicht nur ihre Worte und Reden, die Werther beeindrucken, sondern auch ihre äußere Erscheinung: ihre schwarzen Augen, die lebendigen Lippen, die frischen, munteren Wangen. Beim Abschied bittet er Lotte, sie am nächsten Tag besuchen zu dürfen - sie willigt ein.
"Seit der Zeit können Sonne, Mond und Sterne geruhig ihre Wirtschaft treiben, ich weiß weder dass Tag noch dass Nacht ist, und die ganze Welt verliert sich um mich her", schreibt er seinem Freund. Keine Frage: Werther hat sich Hals über Kopf verliebt.
Von nun an besucht er Lotte so oft wie möglich. In ihrer Gegenwart ist er glücklich. Auch das Zusammensein mit ihren Geschwistern genießt er, tollt mit ihnen im Haus herum und schon bald hegen die Kinder freundschaftliche Gefühle für Werther. Um möglichst viel in Lottes Nähe zu sein, begleitet er sie auf Spaziergängen und bei Besuchen - und jedes Zusammensein vertieft seine Zuneigung zu der lebensfrohen, jungen Frau, die sich den Menschen in ihrer Umgebung so einfühlsam zuwendet.
Werther ist glücklich wie nie zuvor in seinem Leben. "Was ist unserem Herzen die Welt ohne Liebe!", schreibt er an seinen Freund und schwärmt von dem erregenden Gefühl, wenn sein Finger unversehens Lottes Finger berührt. Wenn sie im Gespräch wie selbstverständlich ihre Hand auf die seine legt. Wenn sie neben ihm sitzt, näher rückt, so nahe, dass er ihren Atem auf seinen Lippen zu spüren meint. Für ihn sind es Hinweise, dass seine Liebe erwidert wird.
Die beiden ersten Sommermonate des Jahres 1771 verbringt Werther in einem rauschhaften Gefühlstaumel, bis Ende Juli Lottes Verlobter von einer längeren Reise zurückkehrt. Nun ist alles schlagartig anders.
"Meine Freude, bei Lotten zu sein, ist hin . Albert ist angekommen und ich werde gehen", teilt er seinem Freund mit. Auch wenn er die ganze Zeit wusste, dass Lotte verlobt ist, wird ihm erst jetzt klar, was das bedeutet.
"Entweder du hast Hoffnung auf Lotte und kämpfst um sie oder du hast keine", schreibt ihm sein Freund Wilhelm und rät: "Gibt es keine Hoffnung, dann versuche, sie zu vergessen, deine Empfindungen loszuwerden, die alle deine Kräfte verzehren." Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn es zieht ihn immer stärker zu Lotte. Wenn er sie besucht, versucht er, sie allein anzutreffen, denn Alberts Anwesenheit ist ihm unerträglich, obwohl der andere ein umgänglicher, sympathischer Mensch und Werther freundschaftlich zugetan ist. Doch Werther erkennt schnell, dass er und Albert in ihrem Charakter sehr verschieden sind: rechtschaffen und vernünftig der eine, stürmisch und von leidenschaftlichen Gefühlen getrieben der andere. Wie unterschiedlich sie dem Leben gegenüberstehen, zeigt sich in einem langen Gespräch, das sie über die Selbsttötung führen. Albert lehnt diese als Sünde und Zeichen von Schwäche vehement ab, während es für Werther nur allzu verständlich ist, dass ein Mensch in eine derart entsetzliche Herzensnot und Verzweiflung geraten kann, sodass er nur noch den Freitod als Ausweg wählen kann.
Immer drängender wird Werthers Liebe zu Lotte. Er träumt davon, sie zu umarmen und zu küssen. Gleichzeitig weiß er um die Aussichtslosigkeit seiner Wünsche und Begierden. Er taumelt zwischen leidenschaftlichem Sehnen und tiefer Trostlosigkeit. Natur und Bücher, die ihm einst Kraftquelle waren, haben für ihn keinerlei Bedeutung mehr. Sie ekeln ihn sogar. Werther hat das Gefühl, aus der Lebensbahn geschleudert worden zu sein. Immer wieder denkt er daran, fortzugehen. In manchem ausweglosen Moment sieht er die einzige Möglichkeit im Tod. "Ich sehe dieses Elendes kein Ende als das Grab", schreibt er seinem Freund am 30. August 1771.
Bald darauf steht sein Entschluss fest. Er verabredet sich mit Albert und Lotte zu einem letzten Treffen. Es ist eine laue Mondnacht Anfang September, als sie zu dritt bei Lotte im Garten zusammensitzen. Große Unruhe plagt Werther, doch schließlich lauscht er andächtig Lottes Reden, verliert...
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