Schweitzer Fachinformationen
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Das etablierte Lehrbuch zum Kaltenborn-Evjenth-Konzept führt systematisch und praxisbezogen in die Manuelle Therapie der Extremitäten und der Wirbelsäule ein.
Dabei wird jedes Gelenk mit der für die Ausführung der Technik wichtigen Behandlungsebene angezeigt. Schnell erwerben Sie Grundlagenwissen u. a. zur Bewegungslehre und Gelenkanatomie, physiotherapeutischer Untersuchung, Schmerzmechanismen sowie befundbezogener Behandlung.
Die praktischen Anleitungen z. B. für den Ablauf einer Untersuchung oder die Beurteilung von Bewegungsqualität machen das Buch zu einem nützlichen Nachschlagewerk in der Ausbildung und in der täglichen Praxis.
Neben aktualisierte Inhalte finden Sie 530 Abbildungen und Links zu Lehrvideos.
"Alles Denken ist Wiederholung; aber in zunehmender Verdichtung." (Egon Friedell)
Der Begriff der Manuellen Therapie (MT) beschreibt die Pflege bzw. Heilung (= griech.: Therapie) mit den Händen (= lat.: manus) und erlaubt somit eine weitgefasste Interpretation. Die wörtliche Übersetzung als Behandlung mit den Händen unterstreicht durch die Wortwiederholung die Bedeutung dieses Werkzeuges für das Konzept der MT. Als FreddyKaltenborn in den 60er Jahren diesen Begriff einführte, betonte er damit die Ergänzung, die die Manuelle Therapie der damals vorwiegend aus Übungsanweisungen und Verhaltensänderungen bestehenden Physiotherapie (PT) brachte. Dies galt insbesondere für Deutschland, wo die Massage als klassische Behandlung mit den Händen weitgehend von einem anderen traditionsreichen Berufsstand ausgeübt wurde. Doch auch in der heutigen Zeit der hoch technisierten Apparatemedizin und der strengen Gläubigkeit an wissenschaftlich erhobene Daten hat die Betonung der Hände nicht an Bedeutsamkeit verloren.
Therapie mit der wörtlichen Übersetzung Behandlung beinhaltet die Untersuchung als notwendige Voraussetzung jeder Behandlung. Manuell erhobene Untersuchungskriterien sind zwar nicht immer wissenschaftlich exakt quantifizierbar, führen aber oft zu einer gezielten Behandlung, die dem Patienten häufig mehr als nur die Bewegung vermittelt.
Viele Ärzte und Physiotherapeuten jedoch benutzen ihre Hände am Patienten, ohne gleich MT durchzuführen. Was verbirgt sich also hinter diesem Ausdruck?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen kurzen Blick auf die Geschichte werfen, um zu sehen, wie sich aus den verschiedenen manuellen Behandlungsformen der heutige Zweig der MT herauskristallisiert hat.
In der Geschichte der Medizin ist die Separation (= Trennen) der Gelenkpartner als Traktion (= Zug) in vielen Darstellungen aus vorchristlichen Werken der Medizin bekannt. Sie ist ein wesentliches Charakteristikum der MT. In der wohl ältesten Abbildung aus Indien streckt Lord Krishna den deformierten Rücken der gläubigen Kubja, indem er stehend ihre Füße fixiert und sie am Kinn hochzieht (ca. 3500-1800 v. Chr.) ( ? [105] ? [105]). Hippokrates (um 460 bis 377 v. Chr.) unterstrich die Bedeutung der Wirbelsäulenbehandlung für viele Leiden und benutzte axiale Traktion, indem er z. B. Patienten mit den Beinen kopfüber an einer Leiter festband, die er aus geringer Höhe kontrolliert auf den Boden aufschlagen ließ, was eine ruckartige Traktion ergeben haben muss. Die griechische Auffassung der Medizin wurde von Claudius Galen (um 129- um 199 n. Chr.) in Rom gefestigt. Er prägte mit seinen Anschauungen die Medizin Europas für über ein Jahrtausend. Viele Abbildungen zur Therapie der Wirbelsäulendeformitäten mit den Händen und Füßen unter gleichzeitiger Anwendung axialer Traktion sind von ihm überliefert. Ibn Sina (980-1037 n. Chr., lateinisiert Avicenna) vermittelte das griechische Denken an den Orient und beschrieb verschiedene manuelle Korrektionsgriffe. Viele von ihnen wurden insbesondere an der Wirbelsäule unter Traktion durchgeführt, die Assistenten durch Zug kaudal und kranial der behandelten Region ausübten. Ein Großteil dieser von Hippokrates wesentlich geprägten und von seinen Nachfolgern ergänzten Behandlungsformen ist uns durch Werke des Mittelalters überliefert worden ( ? Abb. 1.1, ? Abb. 1.2).
Abb. 1.1 Zug am Hüftgelenk, aus "Hippocratis Chirurgica" (Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, ms. Plut-74-7-c-185v).
(Quellenangaben: Mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur. Jegliche weitere Reproduktion mit jeglichem Mittel ist verboten.)
Abb. 1.2 Zug am vorher in Flexion eingestellten Rücken, aus "Hippocratis Chirurgica" (Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, ms. Plut-74-7-c-217).
Auch in der Renaissance beschäftigten sich mehrere Ärzte in Europa mit der Behandlung von Gelenkbeschwerden, insbesondere der Wirbelsäule, wobei die Traktion häufig erwähnt wird.
Während der ganzen Zeit übten Laienbehandler in der so genannten Volksmedizin verschiedenste Techniken aus, um Beschwerden des Bewegungsapparates zu lindern. Viele ihrer Handgriffe sind von Ärzten in die Medizin übernommen worden.
Im 19. Jahrhundert entstanden in Amerika zwei Schulen manueller Behandlung, die großen Einfluss gewonnen haben. 1874 gründete der Arzt Andrew Taylor Still die Osteopathie, die vorwiegend von einer gestörten Funktion der Bewegungseinheit ausgeht und diese mit Weichteiltechniken, Mobilisationen und Manipulationen zu beheben sucht. Die Chiropraktik, die 1895 von Daniel David Palmer ins Leben gerufen wurde, sieht, unterstützt durch Röntgendiagnostik, eher die Fehlstellungen der Gelenke, insbesondere Subluxationen (= "Verschiebungen"), als Ursache vieler Schmerzen an und versucht, diese durch Manipulationen zu korrigieren. Still und Palmer behandelten ursprünglich beide nicht nur muskuloskeletale Beschwerden, sondern zahlreiche Krankheiten mit Manipulationen.
Aus den historischen Quellen der akademischen Medizin, der Volksmedizin sowie der Osteopathie und der Chiropraktik und mit Hilfe einiger besonders begabter Laien entwickelte sich in Europa im 20. Jahrhundert die manuelle Behandlung der Ärzte, die heute die Bezeichnung Manuelle Medizin trägt (in Deutschland auch Chirotherapie genannt) ( ? [24] ? [24]).
Die Physiotherapie mit manuellen Techniken hat sich mit einer vierjährigen Ausbildung und hohem sozialen Ansehen in Schweden seit 1813 entwickelt ( ? [208]; ? [141]; ? [142]; ? [144]). Es wäre möglich, dass diese Physiotherapie die Osteopathie und Chiropraktik am Ende des 19. Jahrhunderts beeinflusst hat ( ? [143]).
Der Londoner Arzt James Mennell unterrichtete von 1916 bis 1954 Physiotherapeuten in der "Wissenschaft und Kunst der Gelenkmanipulation" ( ? [124] ? [124], ? [125] ? [125] und ? [126]). Sein Nachfolger James Cyriax ( ? [29] ? [29] und ? [30] ? [30]) führte diese Tradition fort ( ? [108] ? [107]). Beide prägten als Lehrer wesentlich Kaltenborn, der mit Cyriax Jahrzehnte lang zusammen arbeitete.
Zwei Physiotherapeuten begannen um 1950 herum, je ein Konzept der MT zu entwickeln, in dem sie die manuelle Intervention in der damals aus vorwiegend aktiven Übungen bestehenden PT betonten: Geoffrey Maitland und Freddy Kaltenborn.
Maitland lernte bei Cyriax und anderen in Europa während seiner ihn prägenden Weltreise. Für seine bemerkenswerte Entwicklung sei auf die Literatur verwiesen (z. B. ? [12] ? [12]).
Im Folgenden wird als historisches Beispiel beschrieben, wie Kaltenborn seine Methode entwickelt hat, auf der die Techniken dieses Buches beruhen.
Kaltenborn hatte während seiner Ausbildung zum Sport- und Gymnastiklehrer den Wunsch, kranken Menschen zu helfen. Deshalb schloss er die PT-Ausbildung in Norwegen an. Eines seiner Prägungserlebnisse dabei war die Prüfung der Unterarm-Pro-/Supination. Diese wurde ihm mit der "Guten-Tag" Handfassung beigebracht. Kaltenborn fragte sich, ob eine dabei festgestellte Einschränkung von den Unterarmgelenken (und welchem?) kam oder vom Handgelenk. So entstand die Idee der (möglichst) spezifischen Untersuchung und Behandlung von Bewegungen in einem einzelnen Gelenk bzw. Wirbelsäulensegment.
In den 1950-er und 1960-er Jahren war die Immobilisation wie auch heute noch eine allgemeine orthopädische Behandlungsform ( ? [216] ? [215]). Die zwei größten dabei entstehenden pathologischen Gelenkveränderungen sind die Kapselsteifheit und die Knorpeldegeneration ( ? [214] ? [214]). Diese waren durch die damals vorherrschende Gipsbehandlung häufiger gegeben als mit der heute üblichen Osteosyntheseversorgung, die eine frühfunktionelle Behandlung ermöglicht. Die in jener Zeit vorwiegend verwendete Mobilisationstechnik bestand darin, ...
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