Schweitzer Fachinformationen
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Uaahh! Das fand unser Baby gar nicht witzig! Anstatt das Weihwasser über das Köpfchen unseres Kindes laufen zu lassen, wackelte der Pfarrer mit der gefüllten Jakobsmuschelschale und das Wasser rann dem Kind über das ganze Gesicht. Fand das Baby, das ohnehin am liebsten geschlafen hätte, natürlich nicht so toll. Während der Pfarrer schnell »Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes« sprach, versuchten wir, mit Tüchern das Gesicht trocken zu tupfen. Ja, keine noch so andächtige Zeremonie ist vor Missgeschicken gefeit. Immerhin: Diese Taufe wird unvergesslich bleiben.
Die Taufe ist der Start ins christliche Leben, ein Zeichen für die Zugehörigkeit zu Gott, die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen. Daher finde ich es wichtig, dass sich Eltern fragen, warum sie ihr Kind taufen lassen möchten. Weil die Taufe irgendwie dazugehört? Weil es die Großelterngeneration erwartet? Weil das Kind von bestimmten Festen und Feiern nicht ausgeschlossen werden soll? Weil es den Eltern ein Anliegen ist, ihr Kind mit christlichen Werten zu erziehen? Weil das Kind Gott schon früh als Begleiter haben soll? Weil mindestens ein Elternteil getauft ist und es den eigenen Glauben weitergeben möchte? Natürlich gibt es auch ganz pragmatische Gründe für die Kindstaufe: Es gibt viele Geschenke zur Taufe und später folgen die Geschenke zur Erstkommunion. Oder die Eltern möchten dem Kind die Eheschließung vor dem Altar offenhalten.
Sein Kind taufen zu lassen, will in jedem Fall gut überlegt sein, denn mit der Taufe wird das Kind nicht nur ein Teil der Gemeinschaft der Christen, sondern auch Mitglied der Kirche - und schließlich überlegt sich auch jeder vorher, ob er Mitglied im Fitnessstudio, im Musikverein, bei einer Partei oder bei einem Fußballclub werden will. Warum mache ich das? Was verspreche ich mir für unsere Familie und für mein Kind davon? Dabei ist die Taufe natürlich noch ein viel wesentlicher und weitreichenderer Akt als der Abschluss einer Mitgliedschaft im Turnverein.
Sein Kind taufen zu lassen, ist ein Bekenntnis. Wer Mitglied beim FC Bayern München, Borussia Dortmund, Union Berlin oder Werder Bremen wird, bekennt sich zu seinem Lieblingsverein, fiebert mit (bei den Bayern weniger, sie gewinnen fast immer), lässt sich von der Stadionatmosphäre mitreißen, leidet, wenn es mal nicht so läuft, und betet seine Stars an . ja, Fußball und Kirche haben durchaus Gemeinsamkeiten.
Durch die Taufe seinem Kind einen Lebensweg mit Gott zu eröffnen, das ist ein Bekenntnis der Eltern. Auch wenn mein Mann als gebürtiger Ostberliner nicht getauft ist - was er im Übrigen aus meiner Sicht keinesfalls nachholen muss, denn es ist seine Angelegenheit -, so entschieden wir gemeinsam, unsere Kinder taufen zu lassen. Mir war es wichtig, die Kinder christlich zu erziehen, und mein Mann hatte absolut nichts dagegen. Dass unsere Kinder einmal getauft werden würden, hatten wir bereits vor unserer Hochzeit besprochen und geklärt, da es sich immerhin um ein wichtiges Thema handelt. Mein Mann ging, auch bevor wir Kinder hatten, gelegentlich mit mir zur Kirche. Mittlerweile kann er das Vaterunser auswendig. Er findet den Kern der christlichen Botschaft, die Botschaft der Liebe und Nächstenliebe, gut. Und er findet, es könne auch kulturell unseren Kindern nicht schaden, Kenntnis von der Bibel zu haben. Zwar ist er kein Atheist, aber Mitglied werden in unserem katholischen Verein, das möchte er nicht. Was für mich in Ordnung ist. Dennoch finde ich es stark, dass er die Kinder und mich auf dem christlichen Weg unterstützt.
Wie die meisten Eltern ließen auch wir unsere Kinder im Säuglings- oder Kleinkindalter taufen. Unsere Kinder waren bei ihrer Taufe einige Monate alt. Natürlich hätten wir sie wenige Wochen - oder gar Tage - nach der Geburt taufen lassen können, wie es früher durchaus üblich war. Aber das war uns ehrlich gesagt zu stressig. Stressig nicht deshalb, weil wir die perfekte Tauffeier mit farblich abgestimmten Servietten und Blümchen hätten organisieren wollen, sondern weil wir uns erst mal eingewöhnen wollten. Wir wollten die Vergrößerung unserer Familie in Ruhe genießen. Deshalb gab es bei uns in den ersten zwei, drei Wochen wirklich gar keine Besuche und ich habe meine Freundinnen später alle auf einen Schlag an einem Nachmittag zum Kaffee eingeladen. Das war ein Tipp meiner Hebamme gewesen. Jeden Tag tröpfchenweise Besuch, ständig neue Leute, ständig neue Stimmen, ständig neue Gerüche - das mache Baby und Mutter nur wuschig. Ich fand das schlüssig und wir igelten uns als Kleinfamilie zunächst ein.
Somit ließen wir ein paar Monate bis zur Taufe verstreichen. Denn so eine Taufe ist schon ein Ereignis, zu dem ja auch Verwandte anreisen und Freunde kommen. Zwar hielten wir die Tauffeiern unserer Kinder bewusst im kleineren Kreis, aber Besuch ist nun mal Besuch und immer aufregend, gerade für Babys. Doch im Alter von ein paar Monaten waren sie schon ein wenig an unsere Welt gewöhnt.
Mitunter warten Eltern auch deshalb mit der Taufe, weil sie sich selbst noch nicht sicher sind, ob sie ihr Kind überhaupt taufen lassen wollen. Um diese wichtige Frage zu beantworten, sollten sich Eltern ruhig Zeit nehmen. Vielleicht sprechen Sie mit dem Pfarrer darüber oder fragen andere Eltern, von denen Sie wissen, dass die Kinder getauft worden sind, warum sie sich dafür entschieden haben. Sich mit anderen Eltern in Erziehungsfragen auszutauschen, sich Ideen und Regeln, die auch zur eigenen Familie passen, abzuschauen, finde ich grundsätzlich gut und wichtig. Es muss nicht jede Familie das Rad neu erfinden.
Die Taufe besagt, dass der Täufling fortan zu Jesus Christus und zur großen Gemeinschaft der Christen gehört. In unserem Fall haben wir diese Entscheidung für die Kinder getroffen, aber ich kenne auch Eltern, die es den Kindern überlassen, ob und wann sie getauft werden möchten. Manche von ihnen werden dann mit zehn oder fünfzehn Jahren getauft. Ebenso haben wir Freunde, die sich im Erwachsenenalter haben taufen lassen.
Bei der Taufzeremonie wird dem Täufling dreimal Weihwasser aus dem Taufbecken über den Kopf gegossen. Das Wasser ist das wichtigste Symbol der Taufe. Es ist ein Zeichen für Reinigung und Leben. Ohne Wasser gäbe es keine Pflanzen, Tiere, Menschen. Durch die Taufe werden wir in Christus neu geboren, es ist der zeremonielle Beginn eines christlichen Lebenswegs.
Taufsteine und Taufbecken, wie wir sie heute kennen, gibt es seit dem Mittelalter. Davor wurden alle erwachsenen Täuflinge durch vollständiges Untertauchen in einem fließenden Gewässer unter freiem Himmel getauft. Einerseits, um gänzlich gereinigt zu werden; andererseits, um zu spüren, wie die negative Kraft des Wassers, die es neben der Leben spendenden Kraft ja auch gibt, einen unter die Oberfläche drücken kann, ein Symbol für das »Untergehen« im Leben, aber das Auftauchen sollte eine Art neues Leben bei Gott symbolisieren. Persönlich gefällt mir diese Idee sehr gut. Immerhin ist Jesus auch im erwachsenen Alter im Fluss Jordan getauft worden.
Bei der kleinen Tauffeier für unsere Kinder durften alle Gäste im Altarraum Platz nehmen. Das empfanden wir als sehr schön, weil wir alle dicht beieinander sein konnten und wir so eine sehr persönliche Feier direkt am Altar hatten. Wenn ein paar Leute versprengt in den Bänken einer großen Kirche hocken, wirkt es eher traurig, befremdlich und nicht so innig wie in unserem kleinen Kreis. Aber wie gesagt: Wir fanden den Vorschlag des Pfarrers passend, mit unserer Taufgemeinschaft im Altarraum sein zu dürfen. Die Tauffeiern unserer Kinder waren wunderschön und stimmungsvoll. Der Pfarrer erklärte uns jeweils etwas zu den Namen, die wir für die Kinder ausgesucht hatten, und ihren Heiligen.
Die Taufpaten spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur bei der Taufe anwesend, sondern sollen ihr Patenkind ein Leben lang begleiten. Dabei war uns nicht wichtig, ob sie die Kinder möglicherweise mit Geschenken zum Geburtstag oder zu Weihnachten überhäufen werden. Wir haben Menschen in unserem Umfeld angesprochen, von denen wir glauben, dass sie Lust haben, Zeit mit ihren Patenkindern zu verbringen und für sie da zu sein. Und wenn unsere Kinder einmal älter sind, auch Fragen zu beantworten oder gute Zuhörer für sie zu sein - denn gerade in der Pubertät sind die Ratschläge der Eltern nicht unbedingt willkommen und oft uncool. Da kann es hilfreich sein, sich mit anderen nahestehenden Erwachsenen auszutauschen, die nicht gleich die hochgezogene Augenbraue von Mama oder Papa parat haben. Die Paten können unseren Kindern andere Blickwinkel eröffnen, andere Themen nahebringen. Doch wie jeder Pate sein »Amt« versteht, überlassen wir selbstverständlich ihm. Die Patinnen und Paten unserer Kinder sind sehr unterschiedliche Menschen, aber jeder in ihrer oder seiner Art großartig.
Es gibt offenkundig kaum eine noch so ernsthafte, anrührende Zeremonie ohne Situationskomik: Ein älterer Gast war der Meinung, gleich an Ort und Stelle, also noch während der Zeremonie, die nicht so gelungenen Bilder zu löschen - mit dazugehörigem Piepsen der Digitalkamera versteht sich. Interessant fand ich, dass nicht die anwesende Jugend, die sich ja vermeintlich oft in Kirchen und Theatern danebenbenimmt, aus der andächtigen Reihe getanzt war, sondern ein Mitglied der älteren Generation. Beide Tauffeiern waren sehr schöne Feiern, in deren Mittelpunkt unsere Kinder standen. Das war uns besonders wichtig und deshalb haben wir als einen der Taufsprüche auch folgenden Bibelvers ausgesucht, in dem Jesus...
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