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Wie in vielen Liebesbeziehungen seid auch ihr vermutlich in einem Höhenflug voller explodierender Liebesgefühle durchgestartet. Ich zumindest erinnere mich noch gut an all die Abende, in denen es für mich unmöglich war, aus Braunschweig noch den letzten Zug nach Hannover zu bekommen. David und ich hatten uns aus unseren stundenlangen Gesprächen einfach nicht lösen können, und nicht selten hat er mich noch nachts um 2 Uhr mitten in der Woche nach Hause gefahren. Ein Whatsapp-Chat ist mir noch in lebhafter Erinnerung: Um 4.30 Uhr schrieb er »Gute Nacht« und um 5.20 Uhr »Guten Morgen«. Wenige Stunden später saß ich schon wieder im Zug zu ihm. Ja, verliebt sein ist wie eine Droge! Es ist beflügelnd, es ist aufregend und es ist ein Gefühl der puren Ekstase. Uns schossen all die wunderbaren Gedanken, die wahrscheinlich viele Paare kennen, durch den Kopf: Der andere liebt mich tatsächlich. Wow! Er will mich! Sie will mich!
Mitten im Liebesstrom war uns aber eines bewusst: Wir müssen bewusst investieren. Wir befanden uns zwischen tanzenden Liebeshormonen und unserem realistischen Verstand. Das war der Zeitpunkt, an dem unsere Ja-Gesinnung anfing, sich zu formen. Wir waren in guter Gesellschaft durch unsere Freundschaften, bei denen wir miterleben durften, wie andere in ihre Ehen investiert haben. Immer wieder bin ich dankbar dafür, dass wir direkt zu Beginn unserer Beziehung den Beschluss gefasst haben, Arbeit in unsere Partnerschaft zu investieren. Unser gesunder Verstand hat uns also auf das hingewiesen, was wir in unserem Elternhaus nicht vorgelebt bekommen haben. Auch mein Mann ist ein Trennungskind. Sprich: Wie eine heile und liebevolle Ehe ein Leben lang halten kann, haben wir nicht am Modell lernen können. Daher dachten wir uns, dass es sinnvoll ist, sich direkt auf ein Lernabenteuer zu begeben.
Für mich ist es heute der größte Dienst als Christin, mit meinem Mann gemeinsam unsere Beziehung zu gestalten, denn ich durfte erkennen, welchen Stellenwert Ehe in Gottes Liebesplan mit uns Menschen hat. Eine gesunde Grundlage für die Menschen zu legen, die wir bereits prägen, die wir, wenn wir Eltern werden sollten, prägen werden und die anschließend andere wieder prägen werden, empfinden David und ich als unsere wichtigste und verantwortungsvollste Aufgabe, die uns von Gott übertragen wurde.
So saßen wir sechs Monate nach Beziehungsbeginn in einem Paarseminar und waren schockiert. Da saßen Paare, die dieses Seminar womöglich einige Jahre zu spät gebucht hatten: Paare in der Krise. Und dennoch saßen sie dort, waren einen Schritt gegangen. Das allein zählte. Nicht nur Intervention ist wichtig, sondern auch Prävention. Und genau das kann eine gut gepflegte und wohltrainierte gemeinsame Metaebene leisten: Sie ist sozusagen die Prophylaxe für bevorstehenden Ehekaries. Ehe ist eine echte Chance. Sie ist eine Plattform und ein immenser Gestaltungsraum, den ein Paar betreten, gestalten und erweitern kann.
Deswegen: Ihr habt Platz für eure Liebe, für eure Werte und ihr nehmt Einfluss auf andere, ob ihr wollt oder nicht. Von euch kann etwas ausgehen, das mit Gottes Hilfe zu fließenden Segensströmen werden kann, die in Dürrezeiten erfrischen und Saatböden für andere bereiten.
Heute fiel mein Blick auf ein besonderes Bild von mir und meinem Mann. Es ist schon etwas älter und ich muss immer etwas schmunzeln, wenn ich es anschaue. Es ist vier Tage nachdem wir ein Paar geworden waren, entstanden. Ich war auf einer Hochzeit eingeladen und durfte ganz spontan noch mein plus-one mitbringen. Ich finde, man sieht uns unsere Schüchternheit und unser Hals-über-Kopf-verliebt-Sein an. Ich liebe dieses Bild und mag es, damit immer mal wieder durch die Zeit zu reisen.
Wisst ihr, was ich auch liebe? Frisch verliebte Paare und die Art, wie sie sich anhimmeln und nicht voneinander lassen können. Und Paare mitten in der Rushhour des Lebens, wie sie sich zwischen Kindern, Haushalt, Job und Schlaflosigkeit gegenseitig supporten. Paare, die Kinder im Teeniealter haben und Reife und Weisheit durch ihre Erfahrungen ausstrahlen. Und ältere Paare, die über die Jahre hinweg aneinander festgehalten haben und nun Entschleunigung, Zeit und ein leeres Nest mit Neuem füllen. Jedes Paar hat in jeder Lebensphase etwas Inspirierendes, und ich möchte gern von ihnen lernen.
Egal, zu welchem Zeitpunkt ihr dieses Buch in euren Händen haltet, Gott hält Wunderbares für euch bereit. Auch das, was jetzt noch nicht sichtbar ist. Gott schreibt mit jedem Paar eine ganz besondere Geschichte. Und ich freue mich, dass ich mit euch gemeinsam an dieser Geschichte ein wenig mitschreiben darf. Eine Geschichte, die sich wie eine Segenslinie durch die kommenden Generationen ziehen wird. Seid ihr bereit, euch auf das Abenteuer einzulassen? Wenn ich an Geschichten denke, denke ich an die Zukunft. Mein Blick richtet sich nach vorne. Doch in diesem Kapitel möchte ich euch erst mal dazu einladen, auf Zeitreise zu gehen und eure gemeinsame Paarbiografie neu zu entdecken. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr darüber staunen werdet, was euch als Paar ausmacht und was ihr bereits erlebt habt.
»Also, erst sind wir hier entlanggelaufen. Nee, genau genommen da entlang. Und dann sind wir dort noch abgebogen.« So oder so ähnlich klangen die Freunde meines Mannes, als sie uns letztes Jahr besuchten. Sie erzählten mir, wie mein Mann sie den Pfad entlanggeführt hatte, auf dem er mich damals gefragt hatte, ob ich ihn heiraten würde. Abends, als wir alle noch beieinandersaßen und bevor sie mir berichteten, wo sie unterwegs gewesen waren, fragten sie mich, ob ich wohl erraten könne, an welcher Stelle sie zu dritt ein Foto gemacht hätten. Aus irgendeinem Grund ahnte ich sofort, dass es die Stelle war, an der er mir damals den Heiratsantrag gemacht hatte.
Nun ist dieser Antrag bald sechs Jahre her und nach wie vor spüre ich die Funken in meinem Herzen. Allein die Tatsache, dass er seinen Freunden so begeistert und liebevoll davon erzählt hatte, hat mich tief berührt. Zu wissen, dass er unsere gemeinsame Geschichte bewahrt und diese für ihn als besondere Erinnerungsspur verankert ist, bedeutet mir viel. Immer mal fragen uns Menschen: »Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?«, und diese Frage löst bei uns immer Begeisterung aus. Wir beantworten sie von Herzen gern, da dem Anfang unseres Zusammenkommens ein besonderer Schimmer der Freude innewohnt. Oder wie Hermann Hesse es in seinem Gedicht »Stufen« so schön formulierte: »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.«1 Was passiert da eigentlich zu Beginn?
Aus zwei Leben wird ein gemeinsames. Zwei Menschen, die vorher eigene Entscheidungen getroffen haben, entscheiden sich nun fortan, gemeinsam ihren Alltag miteinander zu verweben und in gemeinsamer Absprache zu führen.
Vor allem in Paartherapien, wenn für das Paar die Hoffnung am Horizont kaum noch zu erkennen ist, sind die Fragen über den Beziehungsbeginn und darüber, was es war, was sie am Anfang zusammenbrachte und was sie sich voneinander wünschen, essenziell. Es ist übrigens unheimlich wichtig, dass Paare den Zauber ihres Beginns rückblickend nicht verleugnen oder bagatellisieren. Das bestätigt auch John Gottmann in seinen Forschungsergebnissen. Er fand heraus, dass 94 Prozent aller Paare, die den Anfang ihrer Liebesgeschichte weiterhin als solche betrachten, auch in Zukunft ihre Ehe glücklich gestalten.2
Das möchte ich euch an einem interessanten Beispiel verdeutlichen. Zwei Paare waren zu mir gekommen. Beiden stellte ich dieselben Fragen und beide reagierten unterschiedlich auf die Frage nach ihrem Beziehungsbeginn. Ihre Ausgangslage war ähnlich: Beide Paare hatten schwierige Jahre hinter sich und waren überflutet von jahrelanger Verletzung, Enttäuschung und Wut. Die Sitzungen verliefen zäh. Die Kooperation hielt sich in Grenzen und ich spürte kein Gefühl mehr bei den Paaren. Ich fragte mich, weshalb sie da waren und was ihr eigentliches Anliegen war. Oft gibt es nämlich auch in Therapieprozessen unausgesprochene Aufträge wie »Verändern Sie bitte meine Partnerin« oder »Sorgen Sie dafür, dass, wenn ich mich bald trenne, mein Partner nicht durchdreht«.
Bei dem einen sehr viel jüngeren Paar erlebte ich folgende Situation: Ich schaute sie ruhig an und fragte: »Was wünschen Sie sich voneinander?«
Es folgte Stille. Eine lange Stille. Ich hielt mit ihnen die Stille aus. Nach einer Weile gaben sie zu verstehen, dass ihnen keine Antwort einfalle.
Also fragte ich: »Was hält Sie noch zusammen?«
Wieder diese Stille. Ich hätte eine Stecknadel fallen lassen können und sie wahrscheinlich gehört.
Also fragte ich sie nach dem Beginn ihrer Beziehung: »Was haben Sie zu Beginn Ihrer Beziehung aneinander geschätzt?«
Erneut Stille. Da war dicke Luft. Da war Schwere. Da war tatsächlich wenig Hoffnung auf Besserung.
Ganz anders reagierte das andere, ältere Paar, das ebenfalls eine herausfordernde Zeit durchlebte. Sie konnten für einige Augenblicke Freude empfinden. Zuvor nahm ihr Schmerz sie noch ein, doch bei dieser Frage sprudelte es auf einmal aus ihnen heraus: »Das ist unsere Lieblingsgeschichte!«
Was für ein wunderbares Zeichen, wenn der Anfang der Paargeschichte positiv verankert ist.
Als hoffnungslose Romantikerin liebe ich alle Kennenlerngeschichten von Paaren, deswegen möchte ich euch auch einen kleinen Einblick in Davids und...
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