Schweitzer Fachinformationen
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Die Königsnattern der Gattung Lampropeltis bringen alles mit, was die meisten Schlangenhalter sich von ihren Tieren wünschen. Sie zeigen ausgesprochen attraktive Färbungen und Zeichnungen, lassen sich mit überschaubarem Aufwand halten und schreiten meist willig zur Fortpflanzung. Zugleich sind sie bei guter Haltung sehr ausdauernd im Terrarium und die Gattung zeigt sich so vielfältig und unterschiedlich in Größe und Erscheinungsbild, dass quasi für jeden Geschmack etwas dabei ist. Kein Wunder also, dass Mitte bis Ende der 1990er Jahre die Nachfrage deutlich höher war als das Angebot und Königsnattern für hohe Preise verkauft wurden. Der Umstand der ziemlich einfachen Vermehrung führte jedoch dazu, dass mit der Zeit einige Unterarten recht häufig angeboten wurden und die Nachfrage nach diesen Tieren stagnierte. Nur noch eher selten anzutreffende Unterarten standen auf den Wunschlisten der Schlangenliebhaber und so ging aufgrund geringerer Nachfrage auch das Angebot der Königsnattern bei den Terrarienbörsen spürbar zurück. Seit einigen Jahren allerdings interessieren sich wieder mehr Menschen für diese schönen Schlangen. Man weiß heute viel mehr über Verwandtschaftsverhältnisse sowie Lokal- und Zeichnungsformen, sodass sich für ernsthafte Züchter interessante Felder der Spezialisierung ergeben. Auch haben sich mittlerweile stabile Zuchtlinien von Arten etabliert, die man früher als "nicht haltbar" eingestuft hat, z.B. weil die Jungtiere der ein oder anderen Art nur sehr schwierig ans Futter zu bringen waren. Seit jedoch nahezu alle Königsnattern in Europa aus Nachzuchtbeständen stammen, sind solche Probleme eher selten zu verzeichnen. In der Folge sind heute viele Arten und Unterarten der Gattung Lampropeltis für interessierte Terrarianer verfügbar und während früher den Anfängern unseres Hobbys Kornnattern oder Strumpfbandnattern als so genannte Anfängerschlangen ans Herz gelegt wurden, sind futterfeste Königsnattern aus einer etablierten Nachzucht heutzutage ebenso für Einsteiger in die Schlangenhaltung geeignet.
Den langjährigen Freund von Königsnattern wird die in diesem Buch verwendete Systematik sicher erstaunen und verwirren. Tatsächlich geht es mir selbst auch so. Die Ursache dafür liegt maßgeblich darin, dass unter anderem im Jahr 2014 eine umfassende Revision der Gattung Lampropeltis stattgefunden hat. Dieser Revision liegt eine Arbeit der Biologen Sara RUANE, Robert W. BRYSON, Jr., R. Alexander PYRON und Frank T. BURBRINK zugrunde, die anhand umfassender Forschung, darunter auch molekularbiologischer Untersuchungen, festgestellt haben, dass die bislang geführten Arten und die ihnen nachgeordneten Unterarten so keinen Bestand haben können. Im Ergebnis finden wir heute Arten und Unterarten, an deren Existenz und Schlüsselindizien zur Identifizierung wir uns seit vielen Jahren gewöhnt haben, gestrichen und zu anderen Arten zusammengefasst. Darüber hinaus gibt es aber auch weitere Arbeiten jüngeren Datums, die die aktuelle Nomenklatur begründen. Auf die Details werde ich Artenteil eingehen.
Wenn man heutzutage die einschlägigen Angebote von Nachzuchttieren durchsieht, erkennt man, dass die neue Systematik kaum Akzeptanz findet, wenngleich sie ja schon einige Jahre alt ist. Faktisch gilt jedoch die aktuelle Nomenklatur, weshalb in diesem Werk auch ausschließlich der gegenwärtige Forschungsstand berücksichtigt wird. Allerdings werde ich bei allen Beschreibungen im Artenteil ausführlich darauf eingehen, welche früheren Unterarten, Lokal- und Zeichnungsvarianten darunter geführt werden und welche Synonyme früher für die jeweiligen Tiere verwendet wurden. Für einen schnellen Überblick der aktuellen Zuordnung verweise ich auf die Tabellen im Anhang.
Insgesamt hat sich die Vielfalt der Arten innerhalb der Gattung Lampropeltis durch die Revision deutlich erhöht, die Anzahl der anerkannten Unterarten hingegen ist nahezu vollständig zusammengestrichen geworden. Das hat allerdings dazu geführt, dass viele Tiere, die früher anhand bestimmter körperlicher Merkmale, insbesondere ihrer Zeichnung, sehr präzise als Unterart identifiziert werden konnten, nunmehr lediglich als Lokalformen eingestuft werden. Inwiefern sich dies in der Terrarienhaltung und der Nachzucht dieser Tiere künftig auf Durchmischung dieser Merkmale auswirken wird, kann derzeit nicht vorhergesagt werden. Ich persönlich hege die Hoffnung, dass die Abstufung von Unterarten zu Lokalformen sich nicht in Richtung einer Merkmalsdurchmischung äußern wird, sondern Züchter vielmehr Wert darauf legen, möglichst reine Linien der Lokalformen zu erhalten und sehr selektiert züchten. Die Entwicklung bei einigen Riesenschlangen (Boa constrictor, Boa imperator) zeigt, dass so etwas funktionieren kann.
Nach aktueller Auffassung umfasst die Gattung Lampropeltis 30 Arten, von denen lediglich noch eine Art in Unterarten gegliedert ist (Lampropeltis pyromelana: 2 Unterarten). Auf den ersten Blick scheint es daher so, als sei durch die Eliminierung der enorm vielen Unterarten die Handhabung der Systematik und die Bestimmung der Exemplare einfacher geworden. Immerhin umfasste allein die Art Lampropeltis triangulum früher 26 Unterarten. Allerdings ist bei der aktuell gültigen Systematik zu berücksichtigen, dass auch Tiere mit sehr unterschiedlichen Zeichnungsmerkmalen nunmehr zu monotypischen Arten zusammengefasst worden sind. So werden beispielsweise die frühere Sinaloa-Dreiecksnatter (ex. Lampropeltis triangulum sinaloae) und die frühere Puebla-Dreiecksnatter (ex. Lampropeltis triangulum campbelli) aktuell gleichermaßen der monotypischen Art Lampropeltis polyzona zugeordnet, obwohl ihr Körperbau leicht abweicht und die Zeichnung doch recht große Unterschiede aufweist. Vermutlich sind es genau diese Umstände, die dafür verantwortlich sind, dass sich auch fast ein Jahrzehnt nach der grundlegenden systematischen Neuordnung die obsolete Nomenklatur so hartnäckig im Sprachgebrauch der Terrarianer hält.
Auch soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die aktuelle Systematik auch unter erfahrenen Feldherpetologen und Wissenschaftlern in den USA und Mexiko durchaus umstritten ist. Hier ist insbesondere auf die Arbeit von CHAMBERS & HILLIS hinzuweisen, die die Systematik auf vorrangiger Basis genetischer Untersuchungen in Frage stellen und beispielsweise alle mittel- und südamerikanischen Exemplare des triangulum-Komplexes der Art Lampropeltis polyzona (mit entsprechenden Unterarten) zurechnen und daneben Lampropetlis triangulum und Lampropeltis elapsoides als weitere Arten für Exemplare in Nordamerika anführen. Allerdings folgen ITIS und SSAR dieser Auffassung (bislang) nicht. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Gattung Lampropeltis auch künftig Revisionen unterzogen werden wird, wenngleich die gegenwärtigen Untersuchungen unter Berücksichtigung phylogenetischer Kriterien sehr starke Argumente aufweisen und aufgrund dessen derzeit nicht diskutabel sind.
Die Gattung Lampropeltis wurde erstmals im Jahr 1843 durch den österreichischen Zoologen Leopold FITZINGER (1802-1884) beschrieben. Bis dahin waren Schlangen, die heute dieser Gattung zugerechnet werden, den damals gebräuchlichen wenigen Gattungen zugeordnet, überwiegend dem Oberbegriff Coluber.
Der im deutschen Sprachraum verwendete (Ober-)Begriff Königsnatter umfasst sämtliche Arten der Gattung Lampropeltis. Die Bezeichnung Königsnatter (im amerikanischen Englisch: kingsnake) resultiert mit hoher Wahrscheinlichkeit daraus, dass beobachtet wurde, dass manche dieser Tiere andere Schlangen, darunter auch Giftschlangen, fressen und sich damit quasi über die anderen Schlangen erheben. (Zugleich können aber auch Königsnattern zur Beute für andere Tiere werden; ihre hauptsächlichen Fressfeinde in der Natur sind Greifvögel (Falconiformes), Katzen (Felidae), Kojoten (Canis latrans) und Waschbären (Procyon lotor). Außerdem werden sie gelegentlich von wiederum anderen Schlangen (z.B. Wassermokassinottern (Agkistrodon piscivorus)) und natürlich auch anderen Königsnattern) gefressen.
Leopold Fitzinger (1802-1884)
Für Tiere aus dem getula-Komplex, für die es im amerikanischen Sprachgebrauch keine separate Bezeichnung gibt und die dort ebenfalls als "kingsnake" bezeichnet werden, hat sich im deutschen Sprachgebrauch die Bezeichung Kettennatter etabliert.
Als Bezeichnung für die meisten dreifarbigen Königsnattern, die früher überwiegend der Art Lampropeltis triangulum zugeordnet waren, ist auch der Begriff Milchschlange (engl.: milk snake) bekannt. Die Bezeichnung rührt von dem Aberglauben her, diese Schlangen würden bei Weidevieh Milch saugen - was natürlich völliger Unsinn ist. Die Bezeichnung Dreiecksnatter dieser...
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