Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Optionen, Futures und Swaps für Einsteiger. Wodurch zeichnen sich Devisen- und Wertpapiertermingeschäfte aus? Was sind Zins- und Währungsswaps? Wie werden sie bewertet? Anhand vieler Beispiele erläutert der Autor die wichtigsten Finanzinstrumente und die finanzmathematischen, statistischen und aufsichtsrechtlichen Grundlagen.
In der 4. Auflage neu: Repo-Geschäfte, Credit Default Swaps und strukturierte Wertpapiere sowie die Auswirkungen der Finanzkrise in Bezug auf das Derivate-Geschäft. Mit neuen Aufgaben, Rechenbeispielen, Kurzdefinitionen von Begriffen und Wiederholungsfragen.
Das Schweitzer Vademecum ist ein renommierter Fachkatalog, der speziell die relevanten Angebote für juristisch und steuerrechtlich Interessierte sortiert, aufbereitet und seit über 100 Jahren der Orientierung dient. Das Schweitzer Vademecum beinhaltet Bücher, Zeitschriften, Datenbanken, Loseblattwerke aus dem deutschsprachigen In- und Ausland und ist seit 1997 wichtiger Bestandteil des Schweitzer Webshops.
Lernziele
Am Ende dieses Kapitels können Sie folgende Fragen beantworten:
Was versteht man unter derivativen Finanzprodukten und wie kann man sie systematisieren?
Wie werden Barwerte und Effektivzinsen berechnet?
Wie wird die historische Volatilität berechnet und was hat sie mit der Normalverteilung zu tun?
Wie kann man Finanzrisiken abbilden und was sind die grundlegenden Vorgaben des Aufsichtsrechts diesbezüglich?
Derivate = abgeleitete Produkte.
Unter einem Derivat versteht man in der Chemie eine Verbindung, welche auf der Basis einer anderen hergeleitet wird. In der Finanzwelt entsteht ein Derivat durch eine vertragliche Vereinbarung, deren wirtschaftlicher Wert wesentlich durch einen definierten Bezug zu einer Referenzgröße, dem Basiswert (engl. Underlying), etwa Aktien oder Zinssätze, bestimmt wird. Auch Preise für reale Güter wie Rohstoffe oder landwirtschaftliche Produkte kommen als Basiswerte in Frage. Wer beispielsweise seinen Öltank nachfüllen lässt, hat einen Kaufvertrag abgeschlossen und sich damit zu einer Zahlung verpflichtet, deren Höhe vom Ölpreis abhängt. Das macht den Kauf allerdings noch nicht zum derivativen Geschäft, dazu müsste der wirtschaftliche Wert dieses Vertrages (nicht der des Tankinhalts) von zukünftigen Entwicklungen abhängen.
Ein derivatives Geschäft würde daraus, wenn der Öllieferant sich verpflichten würde, im nächsten Jahr zum gleichen Preis zu liefern, oder unter gewissen Voraussetzungen einen Teil des Kaufpreises zu erstatten, etwa wenn der Ölpreis unter einen bestimmten Wert fällt (Basiswert: Ölpreis) oder es einen milden Winter gibt (Basiswert: Temperatur). Letzteres mag abwegig klingen, aber etwas ganz Ähnliches hat vor einigen Jahren ein Lieferant von Winterreifen angeboten: Einen Preisnachlass, falls der Winter mild wird.
Die Begriffe Derivate, derivative Instrumente, Finanzinnovationen und außerbilanzielle (Off-Balance-) Geschäfte sollen in diesem Buch als Synonyme verwendet werden. Ihr wesentliches Merkmal ist die schon beschriebene Bindung an einen Basiswert, der den eigentlichen Werttreiber des Geschäftes darstellt, weil es von seiner Preis- oder Kursentwicklung abhängen kann, ob
bestimmte Zahlungen zu leisten sind,
Wahlrechte sinnvoll ausgeübt werden oder nicht,
eine Transaktion, deren Durchführung eine nennenswerte Zeitspanne nach ihrer Vereinbarung erfolgt, einen Vorteil für die eine oder für die andere Vertragspartei bringt.
Die letzte Variante bezeichnet man als Termingeschäft, deren frühe Formen seit Jahrhunderten bekannt sind.
Historische Hintergründe
Die sprunghafte Entwicklung des modernen Derivategeschäftes wurde jedoch mit der Eröffnung der ersten Terminbörsen in USA in den 70er- und der Entstehung des Swapmarktes Anfang der 80er-Jahre eingeläutet. In Deutschland stellt die Gründung der damaligen Deutschen Terminbörse (heute Eurex) 1990 ein markantes Ereignis dar.
Welche Ursachen stehen hinter diesen Entwicklungen?
Nach dem Zusammenbruch des Systems fixer Wechselkurse 1973 waren die 70er- und 80er-Jahre geprägt durch gestiegene Marktpreisschwankungen an den Finanzmärkten aufgrund der hohen Zahlungsbilanzungleichgewichte und der weltweit großen Unterschiede in der praktischen Auslegung der Geldpolitik der nationalen Notenbanken. Dies führte zu höheren Absicherungsbedürfnissen der Marktteilnehmer.
Derivate sind unter gewissen Voraussetzungen geeignet, staatliche Regelungen zu umgehen (Kapitalverkehrsbeschränkungen) oder zu nutzen (steuerliche Gegebenheiten).
Wesentlichen Einfluss auf die Marktentwicklung hatten die Änderungen im Banken-Aufsichtsrecht, sowohl im Sinne einer Deregulierung, die manche Marktsegmente erst eröffnet hat, als auch einer stärkeren Kontrolle des Derivategeschäftes durch die Aufsichtsbehörden in Form von Eigenkapitalunterlegungsvorschriften und Risikobegrenzungen ( 1.6).
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist die technologische Entwicklung, die zu einer erheblichen Verringerung der Transaktionskosten geführt hat. Eine elektronische Terminbörse setzt effiziente Kommunikationsmöglichkeiten für das Zustandekommen von Abschlüssen und deren Abwicklung voraus. Risikosteuerung und Controlling dieser Geschäfte mit ihren enormen Größenordnungen sind ohne leistungsfähige Hard- und Software, aber auch ohne die Fortschritte in der modernen Finanztheorie sowie entsprechend ausgebildetes Personal, nicht denkbar. Es ist sicher ein historischer Zufall, aber ein bezeichnender: Die Gründung ersten der ersten Börsen für Finanzkontrakte in Chicago (CME 1972 und CBoT 1973) fällt zusammen mit der Veröffentlichung der ersten modernen Optionsbewertungsformel (Black/Scholes 1973).
Der Wettbewerb zwischen den Finanzinstituten und zwischen den Börsen tut ein Übriges.
Derivate können nach verschiedenen Kriterien eingeteilt werden:
Nach dem Erfüllungszeitpunkt in
Kassa- (oder Kasse-)geschäfte: Die Vertragserfüllung erfolgt in einer handelsüblichen Unmittelbarkeit, häufig nach zwei Arbeitstagen. Kassegeschäfte werden primär zur Abgrenzung erwähnt, denn sie stellen eigentlich keine derivativen Produkte dar.
Termingeschäfte: Die Vertragserfüllung erfolgt in der Zukunft.
Nach dem Vertragsinhalt in
Unbedingte Geschäfte: Die Erfüllung ist an keine vertragliche Bedingung geknüpft, d. h., beide Vertragsparteien sind zur Erfüllung verpflichtet.
Bedingte Geschäfte: Wesentliche Teile der Erfüllung unterliegen einer vertraglichen Bedingung. Darunter kann das Wahlrecht einer Vertragspartei verstanden werden (Option), aber auch Leistungsverpflichtungen, die an bestimmte Voraussetzungen geknüpft sind (z. B. Versicherungsleistungen).
Nach dem Ort des Vertragsabschlusses in
Börsliche: an (Termin-)Börsen gehandelte, standardisierte Produkte.
Außerbörsliche (OTC - over the counter): Zwischen Banken bzw. Banken und Kunden ausgehandelte individuelle Abschlüsse.
Sowie nach den zugrunde liegenden Basiswerten:
Zinsen,
Devisen,
Aktien,
Güterpreise.
Ferner können auch Derivate selbst als Basis für andere Instrumente dienen wie z. B. die Optionen auf Indizes oder Futures.
Grundformen derivativer Instrumente
Als Grundformen derivativer Instrumente können die Termingeschäfte mit den beiden Varianten der Forwards und der Futures sowie die Optionen genannt werden.
Termingeschäfte sind Vereinbarungen über zukünftige Lieferungen und Leistungen, wobei alle Vertragsbestandteile, insbesondere Lieferobjekt, Betrag, Preis und Erfüllungszeitpunkt, bei Vertragsabschluss festgelegt werden.
Forwards oder >gewöhnliche< Termingeschäfte sind solche, die Banken untereinander oder Banken mit Kunden (auch: Kunden mit Kunden) abschließen. Die wichtigste Form sind die Devisentermingeschäfte.
Futures sind Termingeschäfte, die an einer Terminbörse gehandelt werden. Sie unterscheiden sich von den Forwards in zwei Punkten. Erstens setzt ein liquider Börsenhandel eine Standardisierung, d. h. eine präzise und für alle Marktteilnehmer einheitliche Definition des Kontraktes, voraus. Ein Future-Kontrakt ist vor allem definiert durch das zugrunde liegende Instrument (Basiswert), die Kontraktgröße und die Laufzeit. Zweitens werden die Wertänderungen von Futures-Positionen täglich abgerechnet und gebucht ( 2.5.1), während Forwards nur die Erfüllung bei Fälligkeit vorsehen.
Optionen geben dem Käufer der Option gegen Zahlung einer Prämie das Recht, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (amerikanische Version) oder zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt (europäische Version) ein Wirtschaftsgut zu einem vereinbarten Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen:
Kaufoption (Call): Recht zum Kauf,
Verkaufsoption (Put): Recht zum Verkauf.
Beide Optionsvarianten können gekauft und verkauft werden. Optionen werden an den Terminbörsen gehandelt, aber auch von den Banken direkt angeboten.
Abb.1-1 Systematisierung der Derivate
Damit ergibt sich die in Abb. 1-1 dargestellte Systematisierung, wobei unter bedingten Termingeschäfte vor allem Optionen zu verstehen sind.
Handelsabteilungen von Banken sind allerdings meist nach den Basiswerten als oberstes Kriterium organisiert, dort gibt es einen Aktien- und Devisenhandel usw. Innerhalb dieser Abteilungen sind Derivate-Gruppen angesiedelt. Die Aktienoptionshändlerin fühlt sich also dem Aktiengeschäft näher als dem Devisenoptionshandel....
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