Schweitzer Fachinformationen
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In den ersten Jahren meiner Dienstzeit bei der Bundeswehr gehörte es zu meinen Aufgaben die verschiedenen Hallen zu verschließen, in denen unsere Kampfjets gewartet und gewaschen wurden.
Bedingt durch das umliegende Moor war dies stets mit dichtem Nebel verbunden, der oft keine zehn Meter Sicht zuließ.
An einem Abend, wir sahen vor wenigen Tagen den Film Blair Witch Projekt *, hatte ich wieder die Aufgabe eine Halle zu verschließen. Die Halle lag nur etwa 150 Meter von meinem üblichen Arbeitsplatz entfernt und wurde durch ein kleines Wäldchen getrennt, durch das ein schmaler Weg führte. Ich mochte es nicht besonders diesen Weg zu gehen, da ich seit meiner Kindheit Angst im Dunkeln habe. Der dichte Nebel in dieser Nacht, gepaart mit dem Film vor ein paar Tagen, machte mein Gefühlsleben nicht besser.
Der Nebel schien mich an diesem Tag vollkommen zu verschlucken und ein Vorangehen war nur langsam möglich. Den Blick starr auf den Boden gerichtet, um den Weg nicht zu verlieren. Als ich den Waldrand erreichte, hörte ich es, ein tiefes, kratziges Atmen, fasst schon würgend. Ich blieb stehen und lauschte.
Nichts! Bestimmt nur eingebildet. Als ich die nächsten Schritte tat, war es wieder da. Mit jedem Schritt ein Würgen, ein Hecheln und Atmen. Ich beschleunigte meine Schritte, rannte fast und das Hecheln hinter mir kam dichter. Es wurde lauter, gehetzter und wilder. Nun rannte ich und als ich aus dem Wäldchen trat, unter eine dämsige Straßenlaterne, kam es aus dem Wäldchen: Ein Schäferhund der Wache, geführt vom Hundeführer und der Hund an seiner Leine. Er zog den Wachmann hinter sich her und erst, als mich der Wachmann sah, rief er den Hund zur Ruhe. "SITZ!" Der Hund gehorchte auf´s Wort und das gehetzte Hecheln wurde zum leisen Atmen.
Nach kurzem Gespräch setzte ich schweißgebadet meinen Weg zur Halle fort, um erst die hell erleuchtete Vorderseite zu verschließen und mich dann der Rückseite des Gebäudes zuzuwenden. Die Rückseite hatte drei Türen, mit jeweils einem Licht im Abstand von ca. 15 Meter. Als ich die erste Tür erreichte, war es stockfinster und ich, geblendet durch die Scheinwerfer der Front, sah nichts. Ich tastete mich zum ersten Licht schalter, betätigte ihn. Nichts, das Licht blieb aus! Egal, das wird morgen schon die Verwaltung reparieren. Tür verschließen und auf zu Tür.
*ein echter Psychohorror, der im Dunklen spielt
Hier war es so dunkel, dass ich mich nur tastend vorwärts bewegen konnte. Als ich die Tür erreichte, suchte ich nach dem Lichtschalter. Das Kabel fand ich sofort und so musste ich nur daran entlang, nach unten in Richtung Taster. Die obere Kante des Taster erreicht, also drauf drücken und dann, Helligkeit. Ich streckte meinen Finger, um erleichtert auf den Taster zu drücken. Mit Schwung drückte ich und erschrak zu Tode: am Schalter hing eine Fledermaus.
Beim Versuch den Lichtschalter zu betätigen, presste ich ihr mit Schwung auf den Rücken und das Tier erhob sich quietschend und flatternd in meine Richtung. Mit der Fledermaus ringend nahm ich Reißaus vor dem Horror im Dunkeln. Ich rannte zur Straße, zurück durchs Wäldchen in mein Büro. Dort saß mein Chef. Ich warf die Schlüssel auf den Tisch und sagte, dass die Türen noch offen sind, das Licht an und dass ich weder heute noch den Rest der Woche noch mal diesen Weg auf mich nehmen würde.
Die Weigerung brachte mir einen ordentlichen Anschiss ein und eine ganze Woche Küchendienst, zu meinen üblichen Tätigkeiten. Küchendienst bedeutete für ihn, dass ich nicht nur Kaffee machen, putzen und wischen musste: wenn alles sauber war, nahm er sich ein Messer und kratzte ein großes Kreuz auf die Edelstahlfläche des Herds. Dann bekam ich einen Schwamm und Poliermittel in die Hand und durfte polieren, bis das Kreuz verschwunden war.
An einem Abend durfte ich an die Wand der Küche drei Bilder malen, was mich sehr erfreute. Ich malte gern und es war eine willkommene Abwechslung.
Dennoch war es für alle erstaunlich, dass ich mich lieber so demütigen lasse, als den kurzen Gang in der Dunkelheit auf mich zu nehmen.
Im Grunde bin ich ein mutiger Mensch, der oft neue Dinge probiert und sich immer seinen Ängsten stellt. Ich weiß auch noch, wann ich das erste Mal Angst im Dunkeln hatte.
Das Haus meiner Großeltern wurde zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg erbaut und der Dachboden war für die Aufbewahrung aller Hausratsangelegenheiten bestimmt. Der Keller wurde jedoch während des Krieges von einem Kohlenkeller, der tatsächlich auch dafür gebaut war, zum Luftschutzkeller umgebaut. Eine schwere feuerfeste Stahltüre verschloss den Zugang und die verschiedenen Abteile für die Aufbewahrung der Kohle waren durch Gitter getrennt. Die Kohle konnte durch eine schwere Stahlkappe in der Decke über eine Kohlenrutsche im Hinterhof in den Keller gebracht werden und ich hatte im Winter immer die Aufgabe im Keller die Briketts zu stapeln und die Eierkohle in Säcke zu schütten. Dort stand auch ein Kohleeimer und in diesem trug ich die Kohle nach oben, damit mein Vater den Kaminofen betreiben konnte und es mollig warm wurde.
Ich war ein verträumtes Kind und sehr fantasiereich. Ich liebte es, in diesem Keller zu sein, Drachen zu jagen und aus den Briketts Burgen zu bauen: die Eierkohlen waren die gefürchteten Kanonenkugeln und ich war der König des - heute würde man sagen - "DUNGEONS".
An einem dieser kalten Wintertage war ich wieder im Keller zum Kohleholen. Nachdem ich den Eimer gefüllt hatte gab ich mich dem Spiel hin und träumte davon ein starker Ritter zu sein, der die Welt vor Drachen beschützt. Meine Eltern feierten oben mit dem besten Freund meines Vaters, Günther und seiner Frau Klara. Diese beiden Menschen habe ich sehr geliebt und Günther hatte immer einen guten Einfluss auf ihn. Zwar trank er, im Gegensatz zu meinem Vater, auch sehr stark. Dennoch war er liebevoll, verständig und er schlug nie! Klara war großartig, hübsch und immer so unglaublich lieb zu mir. Ich hatte mir oft gewünscht, in den späteren Jahren, dass sie meine Mutter hätte sein sollen. In ihrer Gegenwart wurde auch ich nie geschlagen. Die Beiden waren toll und hatten zwei Söhne. Die beiden Jungs waren etwas älter als ich und sehr vernünftig. Ich habe sie immer um Ihr Familienleben beneidet und erst Jahrzehnte später erfahren, dass es auch in dieser Familie Probleme gab, wenn sie auch nicht so massiv waren wie die in meiner.
Günther war ein Freund aus den ersten Tagen und kannte meinen Vater aus der Kindheit. Sie hatten viel zusammen erlebt, von der Kneipenschlägerei, gemeinsamen Urlauben und einem Besuch bei einem Elviskonzert. 300 Kilometer zusammen auf einem alten Mofa, um den King zu sehen. Sie waren zusammen bei der Bundeswehr und hatten auch meine Mutter gemeinsam kennengelernt. Günther stand auf die große schöne Frau, aber meine Mutter hatte einen Faible für Bad Boys und da war mein Vater das perfekte Beispiel. Sie lernten sich bei Alkohol und Billard kennen und ersteres schweißte sie auch zusammen. Das war wohl auch der Kit für die Freundschaft. Günther sagte oft, dass mein Vater früher ein toller Kerl war. Als Freund war er das auch lange, bis der Alkohol das irgendwann zerstörte. So feierte man also zusammen bei lauter Rockmusik, Zigaretten und Schnaps.
Da ich also im Keller saß und dort spielte, vergaß ich die Zeit, was hätte ich auch oben in der Wohnung gesollt. Ich mochte es nicht, wenn alle betrunken waren und war dann lieber allein. Das Spiel war toll und ich war mir sicher, dass ich später bestimmt noch in die Wanne durfte und dann würde ich mich in mein Bett kuscheln. Ich war im Spielen vertieft, als plötzlich mein Vater in der Tür stand. Ich hatte so lange gespielt, dass im Ofen das Feuer erloschen war und langsam die Kälte einzog. Es würde lange dauern, das Feuer wieder zu entfachen. Erst musste die alte Asche entfernt werden, dann das Feuer neu entzündet und dann dauerte es, bis die Kohlen die Hitze entwickelten, um den Raum zu erwärmen.
Angst hatte ich keine und ich war mir auch sicher, dass ich keine Schläge bekomme. Mein Vater war sauer und als ich ihm erklärte, dass ich hier spielte und es mir eben im Keller gut gefällt, drehte er sich um und verschloss die Tür vor dem Abteil. Durchs Gitter sah er mich an und sagte: "Wenn es dir so gut gefällt, dann bleibst du eben hier." Dann ging er nach oben, verschloss die schwere Stahltür und es war still. Es störte mich nicht und ich gab mich wieder meinem Spiel hin.
Nur wenige Augenblicke später, mein Vater musste noch oben an der Tür stehen, wurde es dunkel. Ein Betätigen des Schalters in dem Abteil ergab keinen Erfolg. Auch das störte mich nicht und ich spielte im Dunklen weiter. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und es war "NUR" ein neues Abenteuer im Kellerverließ. Was diese alten Keller so an sich haben, gerade durch den Zugang von Außen, ist das Ungeziefer, gepaart mit den Geräuschen der alten Leitungen, der Abwasserrohre und dem Knistern der alten Elektrik. Je länger ich...
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