Schweitzer Fachinformationen
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Schauen wir doch mal, wie es Ihren Kolleginnen und Kollegen geht! Im Folgenden werden Sie sechs Interviews lesen. Bei der Wahl der Interviewpartner habe ich mich um ein möglichst breites Spektrum bemüht. So begegnen Sie gleich Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bundesländern, mit unterschiedlichen Biografien, aus verschiedenen Generationen, die unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen und auch verschiedene Situationen erleben. Es ist ein kleiner Hauch von Repräsentativität.
Die Interviews führen von der persönlichen Motivation, eine Führungsrolle in der Altenhilfe zu übernehmen, über Sorgen und Wünsche hin zu den individuellen Zukunftsperspektiven. Sie enthalten auch Forderungen an die Akteure aus Politik, Trägerverbänden, aber auch den Trägern selber. Interessant ist, dass sich etliche Sichtweisen decken, obwohl die Interviewpartner vollkommen verschiedene Hintergründe haben.
Vor dem aktuellen Hintergrund der Corona-Pandemie im Dezember 2020 ist auf den letzten Metern der Manuskripterstellung auch eine Pflegedienstleitung aus einer stationären Einrichtung zu Wort gekommen, die gerade besonders mit den Auswüchsen der Pandemie und der diesbezüglichen behördlichen Anordnungen zu kämpfen hat ( Kap. 2.6) - und der Verzweiflung nahe ist. Gerade für Leitungskräfte in Pflegeeinrichtungen werfen die Folgen der Pandemie ein weiteres Schlaglicht auf die Problematik, die die Pflegedienstleitungen in ihrer täglichen Arbeit ausgesetzt sind.
Aus diesen Interviews ergibt sich auch die Auswahl an Lösungsmöglichkeiten, die ich Ihnen im Kapitel 3 präsentiere. Ebenso bilden sich daraus Forderungen an die Politik und ein spekulativer Blick in die Zukunft der Altenpflege im Allgemeinen und der Pflegedienstleitungen im Speziellen ( Kap. 4).
Doch nun zu den Interviews. Sie spiegeln die Alltagsrealität von Führungskräften wider und zeigen deren Praxisprobleme. Zum Teil füllen die Interviewpartner eine Doppelrolle aus PDL und Inhaber als oberster Leitung aus.
Meine Fragen waren immer dieselben:
Einstiegsfrage: Seit wann sind Sie Pflegedienstleitung?
Können Sie kurz Ihr Arbeitsfeld beschreiben?
Was wollten Sie konkret bewegen, als Sie sich für die PDL-Ausbildung angemeldet haben
Mit welchen Erwartungen haben Sie Ihre Stelle angetreten?
Was sind die drei größten Probleme in Ihrem Arbeitsfeld?
Wie haben Sie diese Probleme gelöst?
Was sind die drei größten Ressourcen in Ihrem Arbeitsfeld?
Was würden Sie sich wünschen, damit das Arbeitsfeld einer Pflegedienstleitung attraktiver wird?
- von den Trägerverbänden
- von den Altenhilfeträgern
Welche Perspektive sehen Sie für sich/wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
In diesem Interview schildert ein junger Pflegedienstleiter (Anfang 30, geschieden, ein Kind) seine Wünsche und Erfahrungen im Bereich seines Arbeitsfeldes. Er ist als Pflegedienstleitung bei einer privaten Altenheimkette in einer Einrichtung in Nordhessen tätig. Die Einrichtung hat etwa 70 Plätze. Im stationären Bereich ist dies seine erste PDL-Stelle.
Seit wann sind Sie PDL? Wie sieht Ihr konkretes Arbeitsfeld aus?
Im Jahr 2012 habe ich berufsbegleitend für 1,5 Jahre in einer Abendschulung (zwei Präsenztage pro Woche) die Weiterbildung zur Pflegedienstleitung absolviert. Seit Dezember 2014 arbeitete ich für vier Jahre als PDL in einem ambulanten Pflegedienst. Meine Aufgaben dort waren die Dienstplanung, die Koordination der Touren, Akquise neuer Kunden, wirtschaftliches Wachstum in Bezug auf Patientenzunahme, Umsatzund Gewinnsteigerung, Einstellung neuer Mitarbeiter, gesetzliche und vertragliche Richtlinien beachten, Planung und Sicherstellung der Durchführung von Schulungen für die Mitarbeiter, Betreuung und Beratung von Angehörigen, Zusammenarbeit mit externen an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen und Institutionen sicherstellen (Apotheken, Sanitätshäuser ,Sozialpädagogen, Kliniken usw.).
Zusammengefasst hatte ich ein gutes und zufriedenstellendes Maß zwischen Kunden, Angestellten, Vorgesetzen, externen Firmen und Privatleben geschaffen. Was aber stetig eine sehr große Herausforderung war und ist! Zudem wird es mir im Verlauf der Jahre noch ein Vielfaches an Organisationsvermögen abverlangen.
Was wollten Sie konkret bewegen, als Sie sich für die PDL-Ausbildung angemeldet haben?
Als ich die PDL-Ausbildung absolviert habe, war mein Grundgedanke: »Endlich weg vom Bett. Keine Wochenenden mehr. Keine übergewichtigen Bewohner mehr mobilisieren. Keine Schichten. Endlich regelmäßige Arbeitszeiten, Wochenenden frei, gutes Geld.« Schon während der Ausbildungszeit sind diese Gedanken sehr schnell verschwunden und ich dachte mir: »Wie kannst du die Pflege in deinem Haus verbessern? Wie bekommst du es hin, dass deine Angestellten keine Angestellten sind, sondern Mitarbeiter? Was bedeutet eigentlich Wertschätzung in unserem Haus?« - All diese Fragen kamen während der Ausbildung auf.
Mit welchen Erwartungen sind Sie Ihre Stelle angetreten?
Mein Ziel war es, die Bewohner, die Angehörigen und Mitarbeiter zufriedenzustellen. Freudig an die Arbeit zu kommen... - dass das allerdings nicht so einfach funktioniert musste ich sehr schnell feststellen.
Die drei größten Probleme sind aus meiner Sicht:
1. Fehlende Wertschätzung, Anerkennung und Bezahlung
2. Neue QM-Vorgaben und Statistiken
3. Überprüfung des MDK (beurteilen nur den derzeitigen IST-Stand)
Als PDL muss man immer als Vorbild agieren oder besser gesagt, man erwartet immer von der PDL als Vorbild zu agieren. Dabei vergisst man oft, dass die PDL auch nur ein Mensch ist und ein Privatleben hat.
Seitdem ich versuche, den »Problem-Ball« zurückzugeben und die Mitarbeiter dahin zu motivieren, selbst eine Lösung zu finden. So schaffe ich mir Freiraum und (für mich) nichtige Probleme aus dem Weg. Außerdem lernen die Mitarbeiter, dass ihnen der Vorgesetzte Wertschätzung und Vertrauen entgegenbringt.
Natürlich klappt das nicht immer, aber manche Mitarbeiter benötigen eben mehr Zeit. Bei manchen anderen hingegen ist und bleibt Hopfen und Malz verloren. Und trotzdem machen sie einen guten Job am Bett der Bewohner!
Ein externer Coach sagte mal zu mir: »An was werden sie gemessen, Herr X? An Statistiken und der sofortigen Umsetzung der neuen QM - oder an der Zufriedenheit des Personals, Bewohner, Angehörigen?« Seit diesem Satz mache ich mir keinen Druck mehr. Mittlerweile plane ich mir ein bis Stunden für die Statistiken ein, aber sollte es aus irgendeinem Grund (z. B. Neuaufnahmen, Dienstplangestaltung, Angehörige o. ä) kommen, dann kommt es auf ein bis zwei Tage Verspätung nicht an.
Für Punkt 3 (MDK-Anforderungen) habe ich noch keine Lösung. Es ärgert mich halt, dass der MDK nur den Ist-Stand am Prüfungstag sieht. Es interessiert sehr, sehr wenige, wie der Tag oder Ablauf generell ist. Es geht teilweise immer nur darum »ist dies und jenes dokumentiert?« - »Ist eine Risikoanalyse gemacht innerhalb 24 Std.?« usw. und wenn nein, dann hast du als Einrichtung eben Pech. Da kommt nicht mal die Frage: »Wart ihr schlecht besetzt? - Gab es Krankmeldungen, Ausfälle, oder hat man die Maßnahme am nächsten Tag erst gemacht? - Waren die Bewohner an diesem stressigen Tag trotzdem sehr zufrieden?«
Nein, es wird, glaube, ich vorausgesetzt, dass es selbstverständlich ist, in der Pflege Überstunden zu machen. Traurig. Wenn sie bezahlt werden, wird ein Teil versteuert.
Können die Überstunden abgefeiert werden? Wann soll das funktionieren - bei dem vorherrschenden Personalmangel? Der Satz seitens des Regionalleiters [Hierarchie im Unternehmen: Regionalleiter > Einrichtungsleiter > Pflegedienstleiter, Anm. des Verfassers] »Herr X, Sie müssen aber darauf achten, dass die Überstunden nicht so hoch werden und denken Sie dran: Versuchen Sie so wenig wie möglich Zeitarbeit zu nutzen«, spricht Bände: Und wieder steht nur der finanzielle Aspekt im Vordergrund. Nicht das Wohl der Bewohner...
Ressourcen:
1. Aktuell super und motiviertes Personal.
2. Mein Träger gibt einen gewissen Rahmen vor, den wir als Einrichtungsleitung und PDL mit unseren Vorstellungen füllen können und dürfen.
3. Ich erwarte von mir keine 100-prozentige Arbeitsleistung. 80 Prozent sind für viele 100 Prozent.
Was würden Sie sich wünschen, damit das...
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