2018
Nach einem halben Jahr Koalitionsverhandlungen tritt die GroKo in Berlin an. Das halbe Jahr ohne gewählte Regierung fiel in Deutschland niemandem negativ auf. Schäden blieben dem Vernehmen nach aus.
Die CSU beschließt mit ihrer absoluten Mehrheit im bayerischen Landtag ein neues Polizeiaufgabengesetz, verliert im Herbst mit einem gewissen Markus Söder als Spitzenkandidat die absolute Mehrheit und regiert fortan mit den freien Wählern. Weil lustige Namen für Regierungsbündnisse grade in sind, nennt man dieses Bündnis »Papaya-Koalition«. Orange das Drumrum, aber schwarz der Kern.
In Frankreich gründen sich die »Gelbwesten«, in Spanien löst sich die »ETA« auf und im saudischen Konsulat in Istanbul wird der Regimekritiker Jamal Kashoggi zersägt.
Vor der Fußball-WM in Russland lässt sich der Nationalspieler Mesut Özil im türkischen Wahlkampf mit Erdogan fotografieren, wird dafür in Deutschland kritisiert, ist beleidigt und tritt aus der Nationalmannschaft ab. Der alte römische Grundsatz »wo es Dir gut geht ist dein Vaterland« ist ihm unbekannt.
Merkel gibt den CDU-Vorsitz an AKK ab, die in der Folge den Karren gründlich an die Wand bauert.
Was sonst noch war lesen sie auf den folgenden Seiten.
26.01.2018
#NoGroKo
10 Euro für zwei Monate. Also ich finde, da kann man echt nichts sagen. Gut, man kriegt nicht wirklich viel dafür, nur eine SPD-Mitgliedschaft, aber immerhin.
Und rund 2000 Menschen haben davon auch schon Gebrauch gemacht in den letzten Tagen, ganz nach dem neuen Juso-Motto: »Tritt ein - sag nein!« Nein zur verhassten GroKo.
Juso heißt übrigens Jung-Sozialisten. Klar. Alte Sozialisten gibt's nicht in der SPD. Je länger man dabei ist, desto mehr spürt man scheint's diese gewaltige »staatspolitische Verantwortung«, die auf der Partei lastet. Und da können die Jusos schon froh sein, dass es heutzutage nur Neuauflage der Groko ist, die dabei herauskommt, wenn die SPD Verantwortung spürt.
Der Brandt ist Revoluzzern noch mit einem Radikalenerlass begegnet und Noske hat gleich schießen lassen. Also im Grunde schon ein gewaltiger Fortschritt.
Als am vergangenen Sonntag der Sonderparteitag in Bonn erst für vier weitere Jahre Merkel gestimmt und gleich drauf lauthals gesungen hat »mit uns zieht die neue Zeit!«, da habe ich mich sogar gefragt, hat die SPD neuerdings Humor?
Nicht, wenn es um Juso-U-Boote als Parteimitglieder geht, die die GroKo torpedieren wollen.
Und, liebe Jusos, 2000 Neumitglieder reichen ja auch bei Weitem nicht aus. Die SPD hat 440 000 Mitglieder. Um beim Mitgliederentscheid wirklich sicherzugehen, müssten also mindestens 440 001 GroKo-Gegner in die SPD eintreten.
Wo nimmt man die her?
Man beachte: Es müssen keine deutschen Staatsbürger sein und im Ausland leben darf man auch.
Der Ortsverein Diepholz bietet für jedes geworbene Neumitglied einen Buchgutschein über 50 Euro an.
Würde also zum Beispiel Gerhard Schröder seine zukünftige Gemahlin aus Südkorea als SPD-Mitglied werben, dann könnte er sich dafür sogar noch einen Eheratgeber vom Lothar Matthäus dazu bestellen oder die Steinmeier-Biografie zum Einschlafen.
Jetzt wird natürlich die Schröder-Gemahlin Nummer 5 eher nicht gegen eine GroKo stimmen, drum lohnt ein Blick über den 38. Breitengrad. Nach Nordkorea. Der Kim, der könnte in die SPD eintreten. Kim Yong Un. Und 440 000 Leute bereitstellen, das ist für den ein Klacks. Das macht der in Pjöngjang einfach per Tagesbefehl. Ab in die SPD.
Für den Schulz wird's dann natürlich schwierig. Der passt nicht zum Kim. Die Nahles schon eher. Und richtig super könnte es für den Schröder rausgehen. Der kann mit Diktatoren. Wenn der gut verhandelt und seine südkoreanische Frau geschickt dolmetscht, dann wird er vielleicht sogar noch zum Kanzler der Einheit!
Der koreanischen zwar, aber das hat er ja schon als Juso gerufen: »Ich will hier rein!«
Eben alles eine Frage der Perspektive.
02.02.2018
Arbeiten im Stehen
Darf ich fragen:
Sitzen Sie gerade?
Also ich meine, während Sie das hören. Ja?
Dann stehen's auf. Schnell. Im Stehen verbrennen Sie nämlich sagenhafte 0,15 Kalorien mehr als im Sitzen!
Das hat WER herausgefunden? Genau: Amerikanische Wissenschaftler. Und was macht der Deutsche am liebsten? Das, was amerikanische Wissenschaftler sagen.
Gut, jetzt kann man nicht überall einfach aufstehen, nur um mehr Kalorien zu verbrennen. Nehmen Sie das Autofahren. Oder wenn Sie als Mann beim Bieseln aufstehen.
Dann verbrennen sie zwar mehr Kalorien als im Sitzen, ziehen dafür aber den Hass der Frauen auf sich und das ist auch nicht gesund.
Der Michelangelo zum Beispiel, hat das Deckengemälde in der sixtinischen Kapelle im Liegen (!) gemalt. Im Stehen wäre das sicher gesünder gewesen. Da hätte er vielleicht fünf Jahre länger gelebt. Dafür wäre das Bild scheiße geworden und er wäre heute vergessen .
Trotzdem ist es eine erstaunliche Zahl:
0,15 Kalorien! Wenn Sie da nur vier Jahre stehen bleiben, dann haben Sie ganze zehn Kilo abgenommen - vorausgesetzt natürlich, Sie gönnen sich keine extra Brotzeit zwischendurch.
Aber wer sich was gönnt, der ist eh aus dem Rennen.
Disziplin ist heute angesagt.
Das ist wie in der Betriebswirtschaft. Man optimiert Prozesse und engineert seinen Body. Früher hat man in den Spiegel geschaut, um sich seiner selbst zu vergewissern, heute sammeln wir Daten.
»Du bist, was Du isst« war gestern. Heute heißt's: »Du bist, was Du misst!«
Und der Kalorienverbrauch ist ja nur der Anfang. Extremisten fotografieren heute ihr Essen und lassen es im Internet auf den Kaloriengehalt hin bewerten. Tolle Sache. Solche Apps bieten auch dem Genussmenschen ungeahnte Chancen. Wenn du in Photoshop fit bist, dann machst du aus einer saftigen Schweinshaxe in Nullkommanix einen kleinen Beilagensalat und schon passt der Kalorienwert wieder.
Schließlich geht's im Leben ja nicht nur um Fitness.
Ist man wirklich glücklicher, wenn man Herzfrequenz, Vitamin-D-Level, Blutzuckerspiegel, Hirnströme, Lungenfunktion und Hormonwerte bezogen auf Tiefschlaf und Wachphasen bis auf drei Stellen hinter dem Komma kennt?
Oder wie hat es ein Kollege einmal formuliert?
»Was ist das für eine Zeit, in der man die Lebenserwartung mit einer Zahl misst?«
Schöner Satz, finde ich.
Gut. Natürlich muss man auf seine Gesundheit achten. Das ist ja klar. Gerade wenn jetzt dann die Fastenzeit wieder beginnt. Da tut ein bisserl Zurückhaltung schon gut. Gerade auch denen, die sich das ganze restliche Jahr kontrollieren und zurückhalten.
Die können's ja dann ab Aschermittwoch mal so richtig krachen lassen.
Eben alles eine Frage der Perspektive.
08.02.2018
Faschingsendspurt
Erinnern Sie sich noch an Gottlieb Wendehals? Genau, der mit der »Polonäse Blakeneese«. Dem Faschingshit der Saison 1981.
»Wir ziehen los in ganz großen Schritten, und Erwin fasst der Heidi von hinten an die - Schultern!«
Das bringen Sie heute einmal auf einer Faschingsveranstaltung, am besten im Fernsehen .
Da fliegt Ihnen aber Ihr Auftritt noch vor dem ersten Tusch um die Ohren.
Da können Sie im Fasching gleich als Dieter Wedel gehen. Und das ist ja auch richtig so.
Natürlich gehört gerade in ausschweifenden Zeiten wie dem Fasching der Witz unter Beobachtung gestellt.
Das haben Sie ja letzte Woche in Veitshöchheim gesehen, wie schrecklich das ausgehen kann, wenn nicht eine strikte Witzkontrolle dem Frohsinn voran geht.
Da hat es prima Witze gegeben. Seehofer ein Wahnsinniger, Trump reif für die Schrottpresse. Alles in Ordnung so weit, lustig und zutreffend.
Aber als dann auf einmal Brigitte Macron, Frankreichs First Lady, als die »schärfste alte Hütte« von Paris bezeichnet wurde, da schlug die Stunde der Humorpolizei.
Wenn der Innenminister Hermann nicht koalitionsgesprächstechnisch in Berlin hängen geblieben wäre, dann hätte er die Künstler als schwarzer Sheriff wahrscheinlich von der Bühne weg verhaftet.
Warum? Weil man das nicht darf!
Dass sich die Première Dame Frankreichs sehr bewusst als jung gebliebene, attraktive Diva inszeniert und genau darauf achtet, dass dieses Bild von ihr in die Öffentlichkeit kommt - egal. Da kann es schon einmal sein, dass darüber Witze gerissen werden. In Frankreich übrigens weit derbere als in Veitshöchheim. Für so etwas gibt es das schöne alte deutsche Wort »Spott«.
Aber der Deutsche spottet nicht gerne über die Obrigkeit. Der spielt lieber Palastwache und stellt sich schützend vor die Mächtigen.
Das hat er von den Preußen gelernt - und über einen besonders ausschweifenden preußischen Fasching ist nichts überliefert.
Dabei wird uns in Deutschland der Faschingsendspurt momentan durchaus versüßt. Zum Beispiel durch einen glühenden Europäer als Außenminister, der Strohfeuer entfacht, wo immer er hinkommt. Bei der Nubbel-Verbrennung in der letzten Karnevalsnacht ist der Schulz sicher ein gefragter Mann.
Auch den fliegenden Wechsel an der SPD-Spitze hin zu Andrea Nahles als »richtigen Zeitpunkt für einen Neustart« zu bezeichnen, zeugt von Humor! Galgenhumor sogar.
Das ist ungefähr so, wie wenn du so einen alten Schrott-Karren fährst, der alle 500 Meter abstirbt. Und jedes Mal sagst du, jetzt ist der richtige Zeitpunkt für einen Neustart.
Es gibt auch in Deutschland guten...