Schweitzer Fachinformationen
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Als Kommandant der UN MP (Military Police) Detachment (Station) in Israel auf den Golanhöhen war ich gerade mit dem UN Liaison Officer (Verbindungsoffizier) und einem Oberstleutnant der Israelischen Armee sowie drei meiner Kameraden (zwei kriegserfahrene Kroaten und einem Inder) beim Mittagessen auf der einzigen UN-Beobachter-Position auf israelischer Seite.
UN-MP-Einsatz in Isreal
© Closeprotection.at
Plötzlich läuteten unsere Telefone, als wir auch schon Schüsse hörten - daher fuhren wir umgehend an den gepanzerten israelischen Militärwagen und Panzern vorbei zum Grenzübergang. Es gab drei UN-MP-Stationen: Syrien, Israel und zwischen den Grenzposten. In den letzten Wochen waren immer wieder Warnungen eingegangen, dass es vermutlich von syrischer Seite Übergriffe geben würde und wir unseren UN-MP-Posten evakuieren müssten. Nun war es soweit, ich konnte jedoch telefonisch und per Funk niemanden erreichen. So entschied ich mich, die kriegserfahrenen Kroaten als Back-up bei den Isrealis zu lassen. Gemeinsam mit meinem indischen Kameraden lief ich die 50 Meter zum UN-MP-Posten. Er sollte dort alle Datenträger sichern. Im Innenhof herrschte Chaos - meine Kameraden waren heillos überfordert. In nur wenigen Sekunden konnte ich alle in die jeweiligen Fahrzeuge setzen und sie in Richtung israelische Grenze in Sicherheit schicken. Die israelische Armee war schon kampfbereit. Ich verließ als Letzter die MP-Station und sah den Oberstleutnant der israelischen Armee, mit dem ich kurz vorher noch in Ruhe beim Mittagessen saß, mit zwei Handys telefonieren. Ich packte ihn beim Kragen, bis er mir in die Augen sah, und sagte zu ihm: "Ich bin der Letzte!" und deutete auf mein blaues Barett, darauf gab er den Befehl und die israelische Armee ging weiter vor. In der Zwischenzeit hatten meine kroatischen Kameraden in ihrer ruhigen Art die gerade evakuierten Kameraden übernommen und betreut. Einige Tage später sahen wir uns Videos an, welche die israelische Armee von dem Vorfall gemacht hat. Die Personen auf syrischer Seite waren teils schwer bewaffnet, es wurden Feuer gelegt und bei den Minenfeldern links und rechts der Straße detonierten einige Minen, wodurch der MP Posten sehr stark beschädigt wurde.
Konditionierung und Drilltraining retteten mir bei einem Fallschirmsprung im Gebirge das Leben. Wir waren für einen Demosprung für den ORF (Österreichischen Rundfunk) mit zwei Transportmaschinen Pilatus Porter vom Flugplatz Zell am See (750 Meter Seehöhe) aus gestartet und zu unserer Fallschirmsprung-Landezone am Hochkönigplateau (ca. 2.400 Meter Seehöhe) unterwegs. In beiden Flugzeugen saßen jeweils 4 Soldaten mit 50 Kilogramm Großgepäck. Normalerweise steigt man bei 4.000 Metern Seehöhe aus, um auf Flugplätzen oder größeren Landezonen zu landen. Der Höhenunterschied soll mindestens 2.500 Meter betragen. Wir wollten hier 1.000 Meter über Grund auf 3.400 Metern Seehöhe mit Großgepäck aussteigen, um den Schirm öffnen und die Landezone auf 2.400 Metern Seehöhe zu erreichen. Der Öffnungsvorgang des Fallschirmes mit Last (Großgepäck und Waffe) benötigt im Hochgebirge ca. 250 Meter Öffnungshöhe. Mein mir selbstauferlegtes Ablauftraining des Notverfahrens bei Fehlöffnung rettete mir an diesem Tag mein Leben. Ich hatte quasi bei jedem Sprung die Angewohnheit, dieses Notverfahren im Flug neun Mal durchzugehen. Als beide Maschinen die Landezone erreichten, verließen wir die Flugzeuge in abgemachter Reihenfolge. Ich sprang raus, öffnete den Schirm, doch dieser blieb im Verpackungssack, so musste ich das Notverfahren einleiten. Durch mein ständiges Training hing ich zirka 100 Meter unter den anderen. Also musste ich mit meinem Notverfahren extrem schnell gewesen sein und erreichte auch noch die geforderte Landezone. Dort angekommen, war ich natürlich der Star für den Fernsehsender, ich war ja quasi 10 Sekunden vom Tod entfernt gewesen. Für Kenner des Fallschirmsprungs: Ich musste das damals übliche automatische Öffnungssystem ausschalten, da sich dieses damals nur 500 Meter über und 500 Meter unter der jeweiligen Landezone bedienen ließ. Mein bei jedem Fallschirmsprung im Drill geübtes Notverfahren rettete mir bei diesem Sprung mein Leben.
Training des Jagdkommandos: Fallschirmsprung im alpinen Gelände
© Bundesheer, CC BY-NC-SA 2.0 Deed
Vor schon sehr langer Zeit war ich mit zwei Kameraden in einer vollbesetzten Diskothek. An diesem Abend pöbelte uns jemand an, wir waren ganz entspannt und sagten zu ihm: "Bitte lass uns einfach in Ruhe!" Einige Minuten später tauchte er wieder auf, diesmal hatte er ein Messer in der Hand und wollte uns angreifen. Ich war der Erste von uns Dreien, der das erkannte, und fixierte mit meinen beiden Händen seine Messerhand, danach nahm ich ihm das Messer ab. Einer meiner beiden Kameraden sagte Jahre später zu mir, dass ich dank meiner emphatischen Fähigkeit, die Gefahr zu erkennen, durch einem Blitzangriff dem Angreifer das Messer abgenommen hatte und ihnen beiden und natürlich auch mir das Leben gerettet hatte. Um einen Messerangriff unverletzt zu überstehen, gehören ca. zwei Drittel Glück und ein Drittel Können dazu. Dieses Mal hat das militärische Drilltraining nicht nur mir das Leben gerettet, sondern auch meinen zwei Kameraden.
Die Gefahr eines Messerangriffes
© Swen Gruber
Eines Tages kam ich zu einem Unfall mit einem Fahrzeug und drei beteiligten Insassen. Zwei davon waren schwer verletzt und einer leicht. Der Leichtverletzte wurde aus dem Fahrzeug geschleudert. Ein Kollege und ich kamen als erstes an die Unfallstelle. In diesem Moment war ich im ersten Augenblick wie gelähmt und versuchte, mich zu fangen. Nach einigen Sekunden fing ich mich und begann, mir einen Überblick zu verschaffen. Instinktiv ging ich zuerst zu dem leichter Verletzten und erkundigte mich, wie das passiert war. Nach einem ersten Check wandte ich mich den Schwerverletzten zu. In diesem Moment schoss das Adrenalin ein und ich war hellwach, mein Herz schlug wie verrückt. Ich stieg auf das Fahrzeug und merkte nicht einmal, dass dieses Fahrzeug in der Seitlage, in der sich dieses befand, instabil war. Ich versuchte einfach, den Betroffenen zu helfen. Ich war im Tunnelblick. Bis mich mein Kollege auf die Instabilität des Autos aufmerksam machte. Somit musste ich umdenken.
Wir konnten die Verletzten einfach nicht aus dem Fahrzeug bergen. Da wir zuvor weitere Hilfskräfte nachalarmiert hatten, warteten wir, bis diese nach einiger Zeit eintrafen. Die Zeit stand bis dahin gefühlt still. Ich war unendlich froh, als diese eintrafen und wir die Verletzten versorgen konnten. Anhand dieser Geschichte hatte das Adrenalin für mich etwas Positives wie auch Negatives. Das Positive war, dass ich völlig fokussiert und leistungsbereit war. Ich traf in diesem Moment großteils die richtigen Entscheidungen. Das Negative war, und das kam mir erst Stunden danach, dass mich der Stress hemmte, eine potenzielle Gefahr, das instabile Fahrzeug, zu erkennen. Ich dachte mir danach nur: "Was wäre passiert, wenn das Fahrzeug auf mich gefallen wäre?" Gott sei Dank hatte mich mein Kollege frühzeitig gewarnt.
Ich war ein ausgebildeter Undercover-Agent des nationalen Geheimdienstes meines Landes. Es gab viele Situationen mit hohem Risiko und außerhalb meiner Kontrolle. Aber die bedeutsamste Situation, die mir in den Sinn kommt, wenn ich von Adrenalin spreche, war mein erster Feldeinsatz: Nahaufnahmen einer Gruppe von Einzelpersonen. Es schien eine sehr kurze und einfache Aufgabe zu sein, und das wäre im Laufe meiner nächsten Karriere der Fall gewesen, aber ich hatte die Wirkung von Adrenalin auf meinen Körper unterschätzt. Während unseres Trainings wurde uns beigebracht und wurden wir darauf vorbereitet, mit Adrenalin umzugehen, und ich hielt mich für bereit. Mein Teamleiter stimmte zu und informierte mich über den Weg zu meiner Aufgabe.
Im Auto veränderte sich meine Atmung bereits, ich spürte, wie mein Körper kratzte, und ich hatte das Gefühl, ich könnte mich nicht bewegen. Es kam mir vor, als hätte ich ein Echo gehört, als mein Teamleiter sprach, das Blut pumpte in meinen Ohren. Ich war mir nicht sicher, was er mir im Auto erzählte, aber ich war mir meiner Mission bereits bewusst. Als ich aus dem Auto stieg, um mich meinem Ziel zu nähern, erstarrte ich, ich konnte nicht atmen. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, vielleicht waren es nur eine Sekunde oder ein...
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