Schweitzer Fachinformationen
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Für Sophie Clarke gibt es nichts Schöneres als die Winterzeit. Bis sie ihre alte Zeitkapsel findet - und deren Inhalt wirft die 29-Jährige vollkommen aus der Bahn. Denn von all den Träumen für die Zukunft, die sie damals aufgeschrieben hat, ist kein einziger wahr geworden. Schlimmer noch, Sophie hat sie alle aus den Augen verloren und sie hat das Gefühl, das Leben zieht nur an ihr vorbei. Obwohl sie die Festtage liebt, ist ihr dieses Jahr nicht nach Feiern zumute. Nur die Besuche bei ihren Freunden in der Rainbow-Hearts-Library können sie noch kurzzeitig aufmuntern. Und vielleicht Hayden, der Enkel von Mr Donnelly, der in Howth endlich seinen Großvater kennenlernen will und Sophie immer häufiger in der Bücherei Gesellschaft leistet ... Der dritte Band der Reihe um die liebenswerte Bücherei der Herzen! eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Ein schneidender Wind drang durch das geöffnete Fenster der Wohnung in der Church Street und forderte die Vorhänge zum Tanz auf. Der lavendelfarbene Stoff bauschte sich unter diesem ganz und gar winterlichen Gruß, den das Meer herbeischickte.
Sophie Clarke saß ein paar Fuß weit entfernt in ihrem Lesesessel und beobachtete das Schauspiel, während sie sich die Decke um ihre Schultern ein wenig enger zog.
Es war so früh am Tag, dass die Sonnenstrahlen hinter der Wolkendecke des Dezemberhimmels noch nicht genügend Kraft besaßen, um das Grau ein wenig heller zu färben.
Die Winter in Howth waren kalt, nass und lang, und Sophie war sicher, dass viele Bewohner des Küstendorfes diese Jahreszeit als die unliebsamste von allen empfanden - vom Weihnachtsfest und dem Silvesterabend einmal abgesehen.
Sie selbst hingegen hatte diese Monate, in denen Howth und die es umgebene Küste seine raue, wilde Seite zeigten, schon immer geliebt.
Vielleicht, weil sie selbst eine solche Seite in sich trug.
Unwillkürlich zuckten ihre Mundwinkel. Was für ernste, tiefsinnige Gedanken für eine junge Frau, die vorletzte Nacht dreißig Jahre alt geworden war - und vor allem für eine Frau, die diesen Geburtstag mit einem albernen Partyhut auf dem Kopf gefeiert und ungeniert das Tanzbein geschwungen hatte. Der Gedanke an die kleine, auf den ersten Blick wild zusammengewürfelt wirkende Gruppe ihrer Begleiter brachte sie nun tatsächlich zum Kichern: eine betagte Dame, eine Frau mittleren Alters, ihre Tante und deren beste Freundin, ein liebenswerter älterer Herr und zwei aus Deutschland zugezogene Wahl-Irinnen, von denen eine die beliebteste Bücherei an der ganzen Nordküste betrieb und die andere einen wunderbaren Bücherbus durch die umliegenden Dörfer fuhr. Letztere war seit diesem Sommer sogar zu Sophies direkter Nachbarin geworden.
Sophie unterhielt nicht viele enge Freundschaften, aber die wenigen Menschen, die sie nahe genug an sich heranließ - in diesem Falle Luca, Kate und Penny -, bedeuteten ihr inzwischen die Welt. Doch auch die anderen Mitglieder der Truppe waren ihr ans Herz gewachsen. Einzig das zuweilen unterkühlte Verhältnis zu ihrer Tante drückte die harmonische Stimmung hin und wieder, aber während der Feier im Pub war Brianna tatsächlich ohne Einschränkung lammfromm gewesen.
Sophie griff nach ihrer Tasse, die auf dem runden Beistelltischchen vor sich hin dampfte, und nippte daran.
Warme Hagebutte statt, wie am Samstag, Cocktails und Shots.
Richtig so, dachte sie scherzhaft, immerhin gehöre ich jetzt zum alten Eisen.
In Wahrheit fühlte sie sich allerdings keinen Tag älter als zwanzig. Jedenfalls, wenn man einmal von der emotionalen Reife, die sie seither sicher erlangt hatte, absah.
Die Energie ihres ein ganzes Jahrzehnt jüngeren Ichs hingegen hatte sie beibehalten.
Sophie war schon immer eine leidenschaftliche Frühaufsteherin gewesen, die entweder beim ersten Weckerklingeln aufstand oder sogar erwachte, noch bevor der Alarm ertönte. Sie liebte die Weichheit eines beginnenden Tages, die Stille, das unverbrauchte, langsam erwachende Licht und den noch jungfräulichen Himmel.
Am liebsten beobachtete sie all das mit einem leckeren Heißgetränk in den Händen, bevor sie sich ganz entspannt auf den Weg zur Arbeit machte. Auch heute zwang Sophie nichts zur Eile - ihr blieben noch rund zweieinhalb Stunden, ehe sie in der Boutique erwartet wurde.
Das Schrillen der Türklingel durchbrach den Schild ihrer trägen Zufriedenheit. Sophie brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass sie sich das Geräusch nicht eingebildet hatte. Erst als es ein zweites Mal läutete, streifte sie sich die Decke ab und sprang auf. Sophie eilte zur Tür und betätigte den Knopf der Gegensprechanlage.
»Hallo?«
»Post für Sie, Miss Clarke.«
Lächelnd drückte Sophie nun auf den sich unter dem Knopf befindlichen Öffner, der Besuchern und Paketboten Einlass in das Gebäude gewährte. Es surrte kurz, dann erklang ein vernehmliches Klicken, als jemand die Eingangstür aufdrückte. Sophie streckte ihren Kopf ins Treppenhaus und lauschte auf die zügig näher kommenden, eindeutig zu Thomas Sullivan gehörenden Schritte.
Auch ohne Gegensprechanlage hätte sie ihn sowohl am Quietschen seiner Turnschuhe als auch am Duft seines Aftershaves erkannt, der ihm in der Regel mindestens ein halbes Stockwerk vorauseilte.
Nur wenige Momente später erschien das vor Kälte und Anstrengung gerötete Gesicht des Kurierfahrers auf der anderen Seite des Flurs. Unter dem Arm trug Thomas ein Paket, von dem Sophie ganz sicher wusste, dass sie es nicht bestellt hatte - und allein diese Gewissheit reichte aus, um den Absender zu erraten.
»Mum«, murmelte Sophie und lehnte sich seufzend gegen den Türrahmen. Ihre Mutter schickte jedes Jahr zum Geburtstag ihrer Tochter ein Paket, das entweder zu früh oder zu spät, aber in jeder dieser beiden Szenarien per Expresssendung ankam. Sophie wusste nicht einmal, ob diese zu Anfang aller Wahrscheinlichkeit nach versehentliche Unpünktlichkeit mittlerweile zu einer Art Ritual geworden war.
Und obwohl sie sich selbstverständlich über die alljährlichen Überraschungen ihrer Mutter freute, hätte sie viel dafür gegeben, dass diese ihr wieder einmal persönlich gratulierte.
»Guten Morgen, Miss Clarke«, begrüßte Thomas sie atemlos. Kerzengerade kam er vor Sophie zum Stehen und überreichte ihr den mit mehreren Schichten Klebeband umwickelten Karton.
»Miss Clarke?« Sophie hob ob dieser Förmlichkeit in gespieltem Tadeln die Brauen. »Aber Thomas, das hatten wir doch schon längst. Trotzdem danke.«
Auf den Wangen des Briefträgers, der seinem Aussehen nach nur unbedeutend älter als Sophie zu sein schien, nahm der gerade noch zarte Rosaton eine dunklere Färbung an. Ihr entging nicht, wie er jedes Mal nervös seine Lippen befeuchtete, wenn er vor dem Mehrfamilienhaus, in dem Sophie wohnte, aus seinem Transporter stieg und sein Blick wieder und wieder zur ihrem Fenster zuckte.
Sie wusste, dass sie mit ihrem üppigen roten Haarschopf, den vollen Lippen und ihren zahlreichen Sommersprossen vermutlich für die meisten Menschen als attraktiv gelten mochte, und doch vergaß sie diese Tatsache regelmäßig wieder. Etwas, das angesichts ihres nicht enden wollenden Singledaseins vermutlich wenig überraschend war.
»Stimmt. Entschuldigung, Miss - ähm - Sophie.« Thomas räusperte sich in einem vergeblichen Versuch, seine Stimme weniger heiser klingen zu lassen. »Alles Gute nachträglich zum Geburtstag! Du siehst ... ich meine, du bist ...« Er atmete tief durch, und Sophie widerstand dem Drang, ihm mitfühlend die Schulter zu tätscheln. Besser, sie sandte ihm keine falschen Signale. »Du siehst immer noch wirklich klasse aus. Die Dreißig steht dir.« Die Worte sprudelten nur so über seine Lippen. Thomas machte sich nicht die Mühe, die anschließende Erleichterung darüber, dass er dieses Kompliment nun ausgesprochen hatte, zu verbergen. Er war so herrlich sympathisch, dass Sophie sich inbrünstig darüber ärgerte, dass Thomas schlicht und ergreifend nicht ihr Typ war.
»Danke. Das ist lieb von dir.«
»Nur die Wahrheit, Miss ... Sophie. Ich werd dann mal wieder. Bis bald.« Er salutierte ein wenig unbeholfen und machte auf dem Absatz kehrt.
»Bis bald«, rief sie ihm nach und zog sich mit ihrem Paket wieder in die Wohnung zurück.
»Öffne ich dich nach der Arbeit oder jetzt noch?«, fragte sie das Geschenk und schüttelte es vorsichtig.
»Jetzt noch, meinst du? Na gut. Wenn du das sagst.«
Sophie ging in die offene, ans Wohnzimmer grenzende Küche, durchtrennte die endlosen Lagen Klebeband mit einem Messer und öffnete den Karton mit einem Anflug von ... ja, was?
War es Heimweh, das ihr den Magen zusammenzog? Heimweh nach Killarney, das sie vor sieben Jahren verlassen hatte? Oder etwas Harmloseres, einfach bloß ein Hauch von Nostalgie, ausgelöst durch den Duft nach Zimt, der ihr aus dem Inneren des Päckchens entgegenschlug?
Sophie schloss für ein paar Sekunden die Augen und sog den Geruch tief in ihre Lunge. In der kleinen Wohnung, in der sie mit ihrer Mutter aufgewachsen war, hatte es das ganze Jahr über nach Weihnachtsplätzchen gerochen. Vor allem, wenn ihre Grandma zu Besuch gewesen war. Trotzdem war Sophie dieser würzigen Note nie überdrüssig geworden. Ganz im Gegenteil.
Lächelnd griff sie in den Karton und befreite ihn von den zusammengeknüllten Bällen aus Zeitungspapier, mit denen ihre Mutter stets großzügig für Polsterung sorgte. Darunter kamen etliche kleine Tüten erlesenster Süßigkeiten und Backzutaten zum Vorschein, für die ihre Mutter ein halbes Vermögen ausgegeben haben musste.
Sophie verzog das Gesicht. »Ach, Mum.«
Vanilleschoten, Safranfäden, Kuvertüre-Chips, Modellierschokolade, Fruchtpuder ... Und, zuletzt, die Quelle des wunderbaren Geruchs: Ceylon-Zimt.
Nacheinander nahm...
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