Schweitzer Fachinformationen
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Alicia König reist durchs sommerliche Frankreich, immer auf der Suche nach Menschen und Orten mit besonderen Geschichten. Nach einer Autopanne strandet sie allerdings in einem Dorf in der Bretagne. Doch das kleine Rochefort-en-Terre, mit all den verwunschenen Gassen und den mit Blumen bewachsenen Steinhäusern, übt seinen ganz eigenen Zauber auf Alicia aus. Sie lernt die Dorfbewohner kennen und ist begeistert von deren einzigartigen Geschichten. Dabei sticht vor allem Théo heraus, der Besitzer der Gärtnerei »Amitié«, Freundschaft. Diese hat ein ganz besonderes Konzept: Blumensamen können im Laden gekauft und im Hinterhof gepflanzt werden. Wer anderen Trost schenken oder eine Freude machen will, kann sich eine gediehene Pflanze aussuchen und mitnehmen. Alicia ist fasziniert von dem attraktiven Franzosen und hilft sogar im Laden aus - der steht aber kurz vor dem finanziellen Ruin, wie sie bald feststellt. Doch sie hat eine Idee, wie sie die Gärtnerei noch retten kann. Allerdings ahnt sie nicht, dass sie mit ihrer Aktion Erinnerungen in Théo wachruft, die er lieber verdrängen wollte ...
Alle Geschichten dieser Reihe zaubern dir den Sommer ins Herz und bringen dir den Urlaub nach Hause. Die Romane sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
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Wenn Freiheit eine Farbe hätte, dachte Alicia, dann wäre sie ganz sicher von demselben Blau, in dem sich auch der Himmel über der Route Nationale heute präsentierte.
Keine einzige Wolke trübte die Schönheit seines sommerlichen Gewands, und die im Zenit stehende Sonne verlieh ihm ein hellgoldenes Glühen.
Sie griff nach der Dose in ihrem Getränkehalter, nahm einen großzügigen Schluck des inzwischen lauwarmen Eistees und leckte sich anschließend den süßen Pfirsich-Geschmack von den Lippen.
Die Klimaanlage ihres Mietwagens funktionierte mehr schlecht als recht, doch davon ließ sie sich nicht stören. Alicia genoss den Fahrtwind, der ihr die langen blonden Haare um den Kopf pustete und den einzigartigen Geruch nach heißem Asphalt, Salz und Abenteuern durch das heruntergelassene Fenster hereintrug.
Hier war sie richtig. Genau hier, genau jetzt, auf diesem abgewetzten Stoffsitz und mit der verschrammten Sonnenbrille auf der Nase.
Alicia grinste sich im Rückspiegel zu. Die durch den defekten Bügel in Schieflage geratenen getönten Gläser verliehen ihr das Aussehen einer verrückten Fliege aus einem Cartoon - oder vielleicht einer Wespe, dachte sie, wenn man ihr neongelbes Kleid berücksichtigte.
In Hamburg hatte sie Outfits wie jenes, in das sie am Morgen ohne nachzudenken geschlüpft war, stets mit einem leichten Zögern angezogen. Obwohl sie die norddeutsche Stadt, in der sie seit ihrer Geburt lebte, durchaus mochte, hatte Alicia immer das Gefühl gehabt, zu bunt für ihre Bewohner zu sein. Zu laut. Zu aufgeregt.
Auf ihren Reisen durch Europa hingegen, die sie durch pulsierende Metropolen und bezaubernde Dörfer geführt hatten, waren ihr derlei Gedanken nie gekommen.
So auch jetzt nicht, auf ihrer wunderbaren Fahrt durch die Bretagne, an deren Ziel ein sicherlich aufregendes Interview und danach ein wohlverdienter Urlaub auf sie warten würde.
Sie hatte lange auf dieses Stück Freiheit hingearbeitet. Auf diese seltene Auszeit, während derer sie das Arbeiten zwar nicht gänzlich einstellen, es aber deutlich ruhiger angehen lassen würde. Und der Preis für dieses Geschenk an sich selbst war hoch: Über ein Jahr lang hatte sie ohne Unterlass geschuftet, um ihre Ersparnisse aufzustocken. Nicht nur einmal hatte sie dabei das Gefühl gehabt, sich restlos übernommen zu haben, doch nun machten sich ihre Mühen - und die parallel dazu heruntergeschraubten Standards des alltäglichen Lebens - im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt.
Alicia lächelte und drehte das Radio lauter. Aus den Lautsprechern des alten Renault Twingo, den sie über die vor Hitze flimmernde Straße lenkte, floss die Melodie eines französischen Popsongs.
Sie kannte den Text nicht, doch das hielt sie nicht davon ab mitzusingen - sie dachte sich einfach ihre eigenen, wild zusammengewürfelten Zeilen aus, wie sie es schon als kleines Kind so oft getan hatte, wenn englische Lieder im Radio gespielt worden waren. Gerade schmetterte sie aus voller Kehle den Refrain, als das Klingeln ihres Handys ihre Gesangseinlange jäh unterbrach.
Sofort spannten ihre Schultern sich an. Noch bevor sie auf das Display sah, glaubte sie zu wissen, wessen Name dort erschien. Der von Tina nämlich, ihrer besten Freundin, mit der sie gerade vor einer halben Stunde erst telefoniert hatte, würde es kaum sein. Und von ihr einmal abgesehen, gab es kaum jemanden, der sie auf ihrer privaten Nummer anrief.
Kaum jemanden, außer ...
Alexander.
Alicia schluckte, während das bemerkenswerte Blau des Himmels sich doch tatsächlich um ein paar Nuancen trübte. Sie wusste, sie sollte die schrillen Töne des Smartphones ganz einfach ignorieren, doch auf ihre Vernunft war in Situationen wie dieser kein Verlass.
Noch immer nicht. Nach all den Monaten.
Dankbar dafür, dass der Renault wenigstens eine nachgerüstete Freisprechanlage besaß, nahm Alicia den Anruf entgegen.
»König«, meldete sie sich spitz.
»Tucher. Na, Ally? Bist du wieder auf der Jagd nach Geschichten?«
Alexander klang gewohnt überheblich. Viel zu überheblich für einen Ex-Freund, der trotz mittlerweile eines halben Jahrs Beziehungsaus regelmäßig anrief, um, wie er stets zu sagen pflegte, sein fürchterlich schlechtes Gewissen zu beruhigen. Vor allem, wenn man bedachte, dass seine einstige Affäre und jetzige Partnerin sich vermutlich im Nebenzimmer aufhielt - so viel zum Thema Gewissen.
Alicia wünschte, sie hätte endlich den Mut, den Kontakt abzubrechen. Eingehende Anrufe nicht mehr entgegenzunehmen, nicht mehr auf seine SMS zu antworten, die hellbraunen Augen mit dem trügerisch warmen Blick unwiderruflich aus ihrem Herzen zu verbannen. Doch aus irgendeinem Grund, den nicht einmal sie selbst kannte, hielt sie trotzdem an diesem Menschen fest, dessen Seele ihrer eigenen so scheinheilig eine tiefe Nähe vorgegaukelt hatte.
»>Auf der Jagd< würde ich es nicht nennen. Aber ja, ich habe einen Gesprächstermin, wenn es das ist, was du wissen möchtest. Den letzten für diesen Sommer.«
Der Zufall war es, dem sie das arrangierte Treffen zu verdanken hatte, von dem sie sich so viel versprach.
Im Papillon, einem urigen Restaurant am Pier von Lanildut, hatte sie dem Gespräch zweier Fischer gelauscht, die von einer gewissen Madame Plisseau eine geradezu unheimlich präzise Vorhersage zu ihrem jüngsten Fang erhalten hatten.
Nicht imstande, ihre Neugier zu zügeln, war Alicia auf die beiden Männer zugegangen. Bereitwillig hatten sie ihr von der betagten Dame erzählt, die in ganz Ploudalmézeau als Kräuterhexe und Wahrsagerin bekannt war.
Zu Alicias Leidwesen verfügte die alte Französin weder über ein Smartphone noch über eine E-Mail-Adresse und nahm Anrufe auf ihrem Festnetztelefon obendrein nur selten entgegen. Ganze vierzehn Versuche hatte es gebraucht, bis Madame Plisseau endlich zu erreichen gewesen war.
Mit dem Porträt über die Wahrsagerin würde Alicia ihrer Reportage über besondere Menschen mit besonderen Geschichten einen würdigen Abschluss verleihen - und sich eine kleine Auszeit genehmigen, bevor es zurück nach Hamburg ging und sie ihre Bilder und Texte im Frühherbst schließlich an das Magazin lieferte, das ihr für ihre neueste Projektarbeit erstmals eine anständige Summe zahlen würde.
Seit Alicia vor zwei Jahren ihren Job in einer Hamburger Redaktion gekündigt hatte, schrieb sie als freiberufliche Autorin für unterschiedliche Blogs, Zeitschriften und Zeitungen. Viele ihrer langjährigen Kolleginnen hatten nicht verstanden, wie sie einen sicheren Arbeitsplatz gegen ein unstetes Einkommen hatte eintauschen können, doch das kümmerte sie nicht.
Früher oder später nämlich hatte Alicia schon immer getan, was ihr Herz ihr zu Tun vorgab - also war sie kurzerhand ihr eigener Chef geworden. Ihre Rücklagen waren endlich, das wusste sie. Als alleinstehende, kinderlose Frau Anfang dreißig aber bewegten sich ihre monatlichen Ausgaben, wenn man von der Miete für ihre Hamburger Wohnung einmal absah, immerhin in einem überschaubaren Rahmen. Sie kam über die Runden, und das genügte. Zumindest für den Augenblick.
»Den letzten Termin, wow. Wie viele Storys waren es für dieses Projekt noch mal insgesamt?«
Alicia verdrehte die Augen.
Alexander stellte immer wieder dieselben Fragen, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Er hörte nicht zu, interessierte sich nur oberflächlich für das, was sie tat. So war es schon immer gewesen. Sicher betrachtete er auch jetzt die Form seiner Fingernägel oder zupfte an einer seiner gemusterten Krawatten herum.
»Neununddreißig bisher«, sagte sie trotzdem. »Vierzig sollen es werden.«
Von allen Projekten, die Alicia ins Leben gerufen und in akribischer Ein-Frau-Arbeit von Anfang bis Ende betreut hatte, war ihr jenes, dem sie den Namen Schicksalswege verpasst hatte, besonders wichtig.
Sie war mit offenen Augen und offenem Herzen gereist und hatte Menschen, in deren Gesichtern sie starke Emotionen zu lesen geglaubt hatte, ganz einfach auf der Straße angesprochen.
Mal war es ein besonderer Glanz in den Augen, der sie anzog, mal ein trauriges Lächeln; mal die Art, wie jemand die Stirn in Falten legte.
Glücklicherweise war fast jeder, den Alicia für ihr Projekt ausgewählt hatte, bereit gewesen, seine Geschichte mit ihr zu teilen - ob fröhlich oder tragisch, außergewöhnlich oder in ihrer Schlichtheit schön.
Dieselbe Diversität spiegelte sich im Alter der Interviewten, waren doch Junge und Alte gleichermaßen vertreten. Neben etlichen Notizen, die Alicia seither in Textform zu bringen versuchte, war sie mit einigen der spontanen Projektteilnehmer auch zu erinnerungsträchtigen Orten gefahren und hatte fotografiert, was sie dort vorgefunden hatte: von in Baumrinde geritzte Initialen und verfallenen Spielplätzen über leer stehende Gebäude und einsame Buchten war alles dabei gewesen.
»Okay«, sagte Alexander am anderen Ende der Leitung lahm, »und jetzt bist du...
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