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Seiner Herkunft nach war in keiner Weise zu erwarten, dass Hitler einmal in die Politik gehen und zu einem der gefürchtetsten Politiker seiner Zeit werden könnte. Alle Versuche, seinen erstaunlichen Lebensweg aus seiner regionalen Herkunft, seiner familiären Prägung oder seiner mangelnden schulischen Ausbildung zu erklären, sind gescheitert. Es waren eher zufällige Umstände, die ihn in die Politik führten, die er freilich entschlossen wahrzunehmen wusste.
Am 20. April 1889 in Braunau am Inn an der unmittelbaren Grenze von Österreich-Ungarn zum Deutschen Reich geboren, fühlte Adolf Hitler sich früh als Großdeutscher.1 Er unterschied sich darin nicht von anderen führenden Nationalsozialisten, die im Ausland geboren worden sind, so etwa von Alfred Rosenberg, Rudolf Heß, Ernst Wilhelm Bohle oder Walter Darré und, aufgrund des kolonialen Berufswegs seines Vaters, auch Hermann Göring. Der Geburtsort als solcher war für Hitler jedoch nicht prägend, da er mit seinen Eltern schon bald nach seiner Geburt mehrmals umziehen musste - zunächst nach Passau und schließlich in die Nähe von Linz. Dass sein Geburtsort zu einer nationalsozialistischen Gedenkstätte wurde, wie Predappio in Italien für Mussolini, hat er deshalb bezeichnenderweise verhindert.
Soweit dies mangels einer zweifelsfreien Überlieferung überhaupt aufzuklären ist, geht aus seiner verworrenen, im Grunde aber in der Zeit nicht ganz ungewöhnlichen Familiengeschichte hervor, dass Hitlers Vater Alois in dritter Ehe mit seiner Cousine Klara Pölzl verheiratet war.2 Der Vater scheint, wenn man Hitlers Abrechnung in Mein Kampf Glauben schenken kann, ein autoritärer Familientyrann gewesen zu sein, womit er sich freilich seinerzeit entgegen Hitlers Darstellung kaum von anderen Vätern seiner sozialen Schicht unterschieden haben dürfte. Alois Hitler war als »Zollamts-Oberoffizial« ein mittlerer österreichischer Beamter, der es sich aber immerhin leisten konnte, sich 1895 bei seiner Pensionierung als Alterssitz einen Bauernhof und drei Jahre später in Leonding, einem Dorf in der Nähe von Linz, ein Haus zu kaufen. Verbürgt ist, dass Hitler, offenkundig wegen dieses Vaters, als Kind ausgesprochen mutterfixiert war, eine Beziehung, die nach dem Tod seines Vaters 1903 noch intensiver wurde.3
Hitlers schulische Leistungen waren insgesamt mäßig, was sicherlich auch durch die ständigen Umzüge bedingt war, die er als Jugendlicher mitmachen musste. In der Volksschule in Leonding fiel ihm das Lernen noch leicht. In Mein Kampf sprach er später davon, dort »glückselige Jahre« verbracht zu haben.4 Als er im September 1900 in die staatliche Realschule in Linz kam, war es mit der Leichtigkeit des Lernens jedoch vorbei. Er entwickelte sich zu einem ausgesprochen aufsässigen Schüler, der es ablehnte, die von ihm geforderten Leistungen zu erbringen. Schon nach dem ersten Realschuljahr blieb er sitzen und musste die Klasse wiederholen. In Mein Kampf hat er seinen Leistungsabfall auf die Konflikte mit seinem Vater zurückgeführt,5 doch scheint seine Renitenz eher pubertär bedingt gewesen zu sein. Das wird dadurch belegt, dass seine schulischen Leistungen nach dem Tod des Vaters keineswegs besser wurden. 1903 / 04 wurde er nur noch unter der Bedingung versetzt, dass er in eine andere Schule wechseln würde. Er musste deshalb als Pensionsschüler auf die 80 Kilometer entfernte Internatsschule in Steyr gehen, in der er, von Heimweh geplagt, erneut nur schlechte Leistungen erbrachte und 1905 wiederum vom Sitzenbleiben bedroht war. Seine Mutter nahm ihn daraufhin unter einem Vorwand von der Schule. Beginnend mit dem sechzehnten Lebensjahr verbrachte Hitler daraufhin bis 1907 zwei Jahre in Linz als dandyhafter Schulabbrecher. Diese Zeit bezeichnete er selbst in Mein Kampf rückblickend als »Hohlheit des gemächlichen Lebens«.6 Erstmals konnte er seine vermeintliche Begabung als Künstler ausleben, die darin bestand, Berge von Architekturzeichnungen zu produzieren, welche den städtebaulichen Umbau von Linz zum Thema, mit künstlerischer Produktivität jedoch wenig zu tun hatten.7
Wie wir von August Kubizek wissen, mit dem sich Hitler in Linz angefreundet hatte, entdeckte Hitler in Linz die Musik Richard Wagners, dessen Opern er im provinziellen Landestheater begeistert besuchte.8 Ursprünglich scheint er sich tatsächlich nur an der Musik Wagners berauscht zu haben. Wegen seines notorischen Antisemitismus konnte der Meister für ihn jedoch später zum deutschen Vorzeigekünstler werden. Dass er tatsächlich auch alles las, »was an biographischer Literatur über Wagner zu bekommen war«, ist eher zu bezweifeln.9 Hitler hatte es nicht gelernt, Bücher genau zu lesen. Er pickte sich jeweils einzelne Informationen heraus, wobei er die Bücher nur kursorisch und von hinten her las.10
Der Schulabbruch hatte zur Folge, dass Hitler wegen des fehlenden Abiturs kein Universitätsstudium und keinen akademischen Beruf ergreifen konnte. Von seiner Begabung überzeugt, strebte er aber eine künstlerische Ausbildung an der Wiener Akademie für Bildende Künste an. Nachdem er jedoch Anfang 1907 nach Wien übergesiedelt war, erkrankte seine Mutter schwer an Brustkrebs, einer damals besonders qualvollen Erkrankung, an der sie Ende des Jahres mit erst 47 Jahren verstarb. Hitler übernahm aufopferungsvoll ihre Pflege, angeleitet von dem Hausarzt Dr. Eduard Bloch. Dass dieser ein bekennender Jude war, störte ihn nicht, er brachte ihm vielmehr großes Vertrauen entgegen und ließ ihn noch 1940 mit seiner Frau emigrieren.11 Da die Aufnahmeprüfungen an der Akademie in dieser Zeit stattfanden, unterbrach Hitler im September 1907 die Pflege seiner Mutter, um sich zu bewerben. Er war felsenfest davon überzeugt, die Prüfungen zu bestehen, zumal nachdem er aufgrund der mitgebrachten Zeichnungen zu einem Probezeichnen zugelassen worden war. In dem strengen Prüfungsverfahren wurden jedoch nur 28 von 112 Kandidaten zum Studium zugelassen. Hitler gehörte nicht zu ihnen. Die Prüfer stellten zweifellos zu Recht fest, dass er nur für Architekturzeichnungen ein gewisses Talent habe. In ihrer ablehnenden Bewertung hieß es lapidar: »Probez(eichnung) ungenügend, wenig Köpfe«.12 Für Hitler war dies ein »jäher Schlag aus heiterem Himmel«.13 Dass der Rektor der Akademie ihn auf seine Fähigkeiten in der Architektur hinwies, war für ihn ein geringer Trost, da er für diesen Berufsweg nicht die schulischen Voraussetzungen besaß. Wenn er noch in Mein Kampf behauptete, seitdem gleichwohl gewusst zu haben, »dass ich einst Baumeister werden würde«,14 so war das reiner Selbstbetrug. Tatsächlich ging er daran, sich erneut auf eine Aufnahme in die Malerklasse der Akademie vorzubereiten. Wie sich allerdings zeigen sollte, hat der Akademiedirektor recht behalten. Obwohl Hitler später selbst auf Parteitagen ständig über Kunst schwadronierte, beschränkte sich seine eigene künstlerische Produktion auf simple Architekturzeichnungen von gigantischen Fantasiebauten.
Obwohl Hitler im Grunde keine Chance mehr hatte, seine vagen künstlerischen Berufsziele zu verwirklichen, übersiedelte er im Februar 1908 endgültig nach Wien, wohl in der Hoffnung, sich dort doch noch als Kunstmaler betätigen zu können, jedenfalls eher als im provinziellen Linz. Seine hochfliegenden Pläne ließen sich jedoch auch dort nicht verwirklichen. Beschönigend hat er die fünf Jahre, die er von 1908 bis 1913 in Wien verbrachte, als »die schwerste, wenn auch gründlichste Schule meines Lebens« bezeichnet: »Ich hatte die Stadt einst betreten als halber Junge noch und verließ sie als still und ernst gewordener Mensch.«15 Den Tiefpunkt seiner Wiener Zeit erreichte er ohne Frage, als sein zweiter Versuch, die Aufnahmeprüfung an der Akademie zu bestehen, im September 1908 schon im Vorfeld abgelehnt wurde. Nach der Erinnerung seines Freundes Kubizek reagierte er darauf mit wüsten Beschimpfungen: »Diese Akademie, lauter alte, verkrampfte, verzopfte Staatsdiener, verständnislose Bürokraten, stupide Beamtenkreaturen! Die ganze Akademie gehört in die Luft gesprengt!«16 Tatsächlich war er ganz unten angelangt. Ohne jede Berufsausbildung und ohne Zukunftsperspektive, stand er mehr oder weniger mittellos da. Das mütterliche Erbe von 2000 Kronen, das er sich mit seiner Schwester Paula teilen musste, dürfte aufgebraucht gewesen sein. Auch mehrere kleine Darlehen, die er von einer Tante erhielt, halfen ihm nicht lange weiter.17 Sein väterliches Erbe von 652 Kronen war bis zu seinem 24. Geburtstag gesperrt. Es blieb ihm nicht einmal die vollständige Waisenrente von 50 Kronen, da er diese zur Hälfte zu Unrecht bezogen hatte. Wovon er zwischen 1909 und 1913 eigentlich gelebt hat, ist deshalb unklar. Er beklagte sich in Mein Kampf zwar später wortreich über sein elendes Leben in diesen Jahren, konkrete...
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