Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wir Menschen sind mitunter merkwürdige Zeitgenossen. Manchmal sind wir unglaublich detailversessen, penibel und sparsam, zuweilen sogar geizig. Wir schalten das Licht im Flur aus, weil sich dort gerade niemand aufhält, oder beschweren uns lauthals, wenn ein Familienmitglied in der Heizperiode das Fenster zu lange öffnet. Wir haben ein gewisses Maß an Motivation, nicht unnötig Energie zu vergeuden. Sparsam zu sein. Viele Autofahrer schauen regelmäßig auf die Tankanzeige und lassen sich den Durchschnittsverbrauch anzeigen.
Bei anderen Gelegenheiten leugnen wir aber jede Verantwortung und interessieren uns nicht für Details, nicht mal für einen groben Überblick. Wer kann zum Beispiel auch nur annähernd sagen, wie viel Kerosin ein Jumbojet tankt, in dem wir gerade sitzen, um von Frankfurt nach Singapur zu fliegen - und wie viel Sprit jeder einzelne (statistisch) Jumbo pro zurückgelegtem Kilometer verbraucht? Ich kenne kaum jemanden, der sich das ernsthaft fragt oder sich dafür interessiert. Obgleich der Energieverbrauch ungleich höher ist als bei einer Energiesparlampe, die im Flur brennt.
Hier die »grausame« Realität: Ein Jumbo 747-400, auch bekannt als Boeing 747-400, hat eine maximale Tankkapazität von rund 216.000 Litern Kerosin. Bei einer Flugstrecke von Frankfurt nach Singapur (circa 10.000 Kilometer) benötigt ein Jumbo 747-400 in der Regel etwa 120.000 bis 140.000 Liter Kerosin. Richtig gelesen: 140.000 Liter Kerosin.
Ein Jumbo 747-400 kann bis zu 500 Passagiere aufnehmen, obwohl es auch Konfigurationen gibt, die weniger Passagiere transportieren. Wenn wir davon ausgehen, dass das Flugzeug mit 400 Passagieren besetzt ist, würde der durchschnittliche Treibstoffverbrauch pro Passagier bei ungefähr 300 bis 350 Litern Kerosin auf der Strecke Frankfurt-Singapur liegen. Das entspricht einem Verbrauch von etwa 3,5 Litern pro Passagier auf 100 Kilometer.
3,5 Liter pro 100 Kilometer: Klingt wenig, denn wer allein im Auto fährt, verbraucht in der Regel deutlich mehr an fossilen Brennstoffen. Sitzt aber die ganze Familie mit vier Personen im Auto, ändert sich am Spritverbrauch nur wenig - aber im Flugzeug sieht die Statistik gleich anders aus: Vier Passagiere verbrauchen 14 Liter Kerosin pro 100 Kilometer.
Wie lange radeln für einen Liter Kerosin?
Auch Kerosin ist am Ende nichts anderes als Energie - zumindest, wenn wir es verbrennen. Ein Liter Kerosin weist einen Brennwert von 10,2 Kilowattstunden auf. Da kommen jetzt einige bestimmt schon beim Rechnen ins Schwitzen. Das bedeutet nämlich, dass man für 3,5 Liter Kerosin, die gerade mal für 100 Kilometer reichen, bereits 356 Stunden in die Pedale treten müsst - bei den unterstellten 100 Wattstunden Leistung. Für die gesamte Strecke Frankfurt-Singapur wären das 35.600 Stunden, das sind 1483 Tage oder 212 Wochen nonstop. Dann wohl lieber Flugzeug ...
Keine Sorge: Es folgen nicht noch mehr Berechnungen. Ich wollte nur ein Beispiel dafür liefern, dass wir uns häufig keine Gedanken machen und den Komfort genießen. Beim Trip in den Urlaub haben wir die Verantwortung delegiert, wir fliegen das Flugzeug ja nicht selbst - wir fliegen nur mit. Da schauen wir nicht auf die Tankuhr und hängen auch nicht den Zapfhahn in den Tankstutzen.
Ähnlich ist es mit dem Internet: Wir steigen ein, nutzen die zahllosen Dienste - aber wir haben kaum oder gar keine Vorstellung davon, wer das Ding eigentlich fliegt, wer es instand hält, und wie viel dieser unsichtbare Riese auf der Strecke Sofa nach Instagram und zurück wohl tankt.
Einen Unterschied zwischen Jumbojet und Internet gibt es dann doch: Im Jumbojet sitzen wir nur ab und zu, für ein paar Stunden. Das Internet hingegen nutzen die meisten von uns rund um die Uhr. Mal mehr, mal weniger intensiv. Aber ohne es zu merken, sind wir praktisch 24/7 online. Tag und Nacht. Zumindest unser Smartphone und viele andere Geräte; auch wenn wir das nicht immer bemerken.
Irgendwo auf der Welt scheint immer gerade die Sonne. Und selbst wenn nicht, gehen Geräte online, laden Updates, tauschen Daten aus - das Internet ist rund um die Uhr »an« und beschäftigt. Weltweit werden rund um die Uhr astronomische Datenmengen verarbeitet. Das kostet jede Menge Energie. Doch wie viel eigentlich genau? Und wie viel Strom verbraucht das Surfen am Tag?
Beim Kaffeetrinken Siri nach dem Wetter fragen und Onlinebanking per App erledigen, auf dem Weg zur Arbeit Musik von Spotify streamen, dabei auf Spiegel Online die neuesten Nachrichten lesen, im Büro mal eben Facebook checken und per WhatsApp zum Feierabendbier verabreden: Das Internet ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Doch haben Sie schon einmal überlegt, wie hoch der Energieverbrauch ist, wenn die ganze Welt täglich online ist? Mittlerweile nutzen über vier Milliarden Menschen das Internet fast täglich - Tendenz steigend. Unternehmen unterhalten riesige IT-Abteilungen, Milliarden Menschen sind tagtäglich in sozialen Netzwerken. Entsprechend beträgt der Energieverbrauch viele Milliarden Kilowattstunden im Jahr.
Digitalisierung hier, Digitalisierung dort: Es gibt kaum einen Bereich, der nicht schon digitalisiert wäre - oder noch zu digitalisieren ist. Kein Wunder, dass wir heute ständig mit dem Internet verbunden sind, ob durch soziale Medien, Videokonferenzen, Streaming-Dienste oder einfach durch E-Mails und Messenger.
Den meisten Menschen ist jedoch der enorme Energieverbrauch nicht bewusst, der mit dieser scheinbar immateriellen Infrastruktur, stets verfügbar und gleichzeitig unsichtbar, verbunden ist. Darum wollen wir in diesem und den nächsten Kapiteln den Energieverbrauch des Internets etwas genauer aufschlüsseln und analysieren, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, wie sich unsere Onlineaktivitäten auf die Umwelt auswirken - und was jeder Einzelne tun kann, um diesen Verbrauch zu reduzieren.
Beginnen wir mit den Zahlen, denn die sprechen für sich: Wenn das Internet ein Land wäre, würde es auf dem sechsten Platz in Sachen Stromverbrauch stehen7 - noch vor Deutschland, das laut der Internationalen Energieagentur (IEA) im Jahr 2021 rund 3,3 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs ausmachte; alle Industrien und Haushalte inklusive. In den letzten Jahren ist der Energiebedarf des Internets weiter angestiegen, wobei das jährliche Wachstum in diesem Bereich auf etwa 7 Prozent geschätzt wird.8
Während überall Energie eingespart werden soll und muss, ist das Internet - als eigener Wirtschaftszweig betrachtet - ein boomender Wachstumsmarkt mit einem Energiehunger, der mühelos mit der Stahlindustrie mithalten kann (ihn mittlerweile sogar übertrifft). Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Das Business im und um das Internet explodiert. Der Bedarf an Rechenzentren nimmt weltweit zu. Mit neuen Spielwiesen wie künstlicher Intelligenz (KI) und Metaverse beschleunigt sich der Bedarf weiter.
Jedes Netzwerk besteht aus Routern, Switches und anderen Netzwerkgeräten, die dafür sorgen, dass die Daten korrekt und schnell zu ihrem Ziel gelangen.
Doch schauen wir uns das Internet samt der damit verbundenen Infrastruktur einmal genauer an. Das erleichtert das Verständnis für den enormen Bedarf an Energie.
Das Internet ist kein Selbstzweck. Es existiert und wächst so schnell, weil Menschen miteinander kommunizieren wollen. Anfangs per E-Mail, heute per Messenger und Videokonferenzen. Weil wir uns informieren (und desinformieren) wollen. Weil uns das Internet Unterhaltung, Ablenkung und Zerstreuung bietet. Kurz: Weil das Internet heute nahezu alle Belange unseres Lebens berührt oder ermöglicht.
Einige Bereiche werden wir uns in den nächsten Kapiteln ausführlicher anschauen. Etwa das Streaming, weil es beim Energieverbrauch eine enorme Rolle spielt. Oder Kryptowährungen wie Bitcoin, die unanständig viel Energie verbrauchen - ohne einen erkennbaren Zweck zu erfüllen. Ebenso das Cloud-Computing, das heute ein selbstverständlicher Bestandteil der Vernetzung geworden ist. Und last, not least die künstliche Intelligenz: Diese Trend-Technologie schickt sich an, neuer Spitzenreiter in Sachen Energieverbrauch zu werden.
Eines lässt sich festhalten: Das Internet wächst - und zwar immer noch rasant.
Das Internet hat sich in den letzten Jahrzehnten von einem relativ kleinen Netzwerk von Universitäts- und Regierungscomputern zu einem globalen Netzwerk von Milliarden von Benutzern und Geräten entwickelt. Die Verbreitung von Breitband-Internetzugängen, Mobilgeräten und sozialen Netzwerken hat dazu geführt, dass das Internet heute ein unverzichtbarer Bestandteil des täglichen Lebens ist.
Das Internet wurde in den späten 1960er-Jahren als Netzwerk für akademische und militärische Zwecke entwickelt. Es begann als kleines Netzwerk von Computern, das für den Austausch von Daten zwischen Forschern und Regierungsbeamten gedacht war. In den 1980er-Jahren begann das Internet zu wachsen, als mehr Universitäten und Forschungseinrich-tungen angeschlossen wurden und die ersten kommerziellen E-Mail- und Usenet-Dienste entstanden.
Das explosive Wachstum des Internets begann in den 1990er-Jahren, als das World Wide Web entwickelt wurde und immer mehr Menschen online gingen. Die Einführung von Breitband-Internetzugängen in den 2000er-Jahren und die Verbreitung von Mobilgeräten wie Smartphones und Tablets in den...
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