Schweitzer Fachinformationen
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Jagdhunde sind Arbeitshunde. Es war und ist nicht ihr ursprünglicher "Zweck", den Menschen in allen Lebenslagen zu begleiten, sondern ihn auf der Jagd zu unterstützen. Die Selektion, also das gezielte Verpaaren von Rüde und Hündin mit besonderen Veranlagungen, brachte Nachkommen mit einer enormen Leistungsfähigkeit und jagdlicher Passion hervor. Ziel der Selektion war immer schon, dass der Hund ohne aufwendiges Training seinen Job macht, was auch immer dieser im vielseitigen jagdlichen Feld ist, und das bereits in sehr jungem Alter.
Damit dies funktioniert, braucht es entsprechende Anlagen, die der Vierbeiner bereits mitbringt. Genau das bedeutet, dass auch ohne viel Training bestimmte Verhaltensmuster durch kleinste Reize ausgelöst werden. Das wiederum kann im Alltag mit einer Jagdnase anstrengend sein - beispielsweise wenn man das Jagdverhalten gerade eigentlich nicht brauchen kann -, und zwar für beide Beteiligten: Der Hund, der über Jahrhunderte auf bestimmte Eigenschaften selektiert wurde, wird nicht glücklich werden, wenn er genau diese Eigenschaften nicht ausleben kann. Nicht glücklich heißt: Er wird Frust bekommen, wenn ein bestimmtes Verhaltensmuster ausgelöst wird und er zum Beispiel durch eine Leine daran gehindert wird. Es klingt erst einmal nicht dramatisch, wenn ein Hund ab und an Frust hat. Das haben wir Menschen ja auch. Aber für einen Spezialisten seines (Jagd-)Fachs heißt das, dass als Folge eine Menge Stresshormone ausgeschüttet wird.
Man kann sich also fragen, warum es denn ein Hund mit ganz besonderen Fähigkeiten sein muss. Grundsätzlich muss zwischen den unterschiedlichen Jagdhundtypen auch noch mal unterschieden werden, denn Jagd ist nicht gleich Jagd. Innerhalb der Selektion hat man sehr unterschiedliche Hundetypen gezüchtet, sodass es bereits seit dem Mittelalter für jede Jagdart einen Spezialisten gibt. Daher gibt es Jagdhundtypen, die sich besser alternativ beschäftigen lassen als andere (mehr dazu auf Seite 21 ff.).
Hast du einen Welpen aus dem Tierschutz ins Auge gefasst, so ist es ebenfalls so, dass so ein Hund nur schwer ein jagdliches Zuhause findet, denn er kann im deutschsprachigen Raum kaum jagdlich geführt werden, weil er nicht für entsprechende Prüfungen zugelassen ist. Dennoch kann auch die Haltung eines solchen Hundes sehr herausfordernd sein. Denn wird ein Hund vom Jäger "aussortiert" mit dem "Prädikat" "jagdlich nicht tauglich", heißt das in den allermeisten Fällen nicht, dass der Hund keine Passion für Wild zeigt. Vielmehr kam der Hund wahrscheinlich mit den Bedingungen der Jagd und jagdlichen Ausbildung nicht zurecht. Er war nicht schussfest, überängstlich, überpassioniert (und dann vielleicht gleich zwei Stunden weg), knautschte das Wild beim Apportieren usw. Ein Jagdhund kann in der Arbeit viel falsch machen, und so wird der Hund abgegeben - er ist aber dennoch mit einer hervorragenden jagdlichen Genetik ausgestattet.
In einem Jagdhundwelpen steckt oft eine Menge "Special Effects". Man sollte gut überlegen, ob und welchen man sich als Begleiter fürs Leben aussucht. (Foto: DBasler)
Suchst du nach einem Welpen vom Züchter, so solltest du gut überlegen, welche Jagdhundrasse zu deinem Leben passt (mehr dazu ab Seite 21) und welchen Züchter du wählst. Es gibt kaum verantwortungsvolle Jagdhundzüchter, die ihre Hunde in Familienhände abgeben, denn es ist schwierig, einen solchen Welpen mit "Special Effects" ohne wirkliche Arbeit glücklich zu machen. Nicht umsonst ist die Zahl der "Rückläufer"-Welpen und Junghunde bei Jagdhunden besonders hoch. Viele Hundehalter unterschätzen die Herausforderungen im Zusammenleben mit einem so anspruchsvollen Hund. Oftmals preisen sogenannte Hobbyzüchter ihre Hunde als tolle, sportliche Familienhunde an, weil sich gut Geld mit ihnen verdienen lässt. Es werden eigene Vereine gegründet, um solche Hunde mit Papieren auszustatten, aber die wesentlichen Dinge bei der Zucht, wie Gesundheit und Wesensfestigkeit, werden dabei oft vernachlässigt. Ein verantwortungsvoller Jagdhundezüchter wird seine Welpenbesitzer immer auf Herz und Nieren prüfen und genau nachfragen, wie mit der kleinen "Rakete" später gearbeitet wird.
Entwickelt sich die Zucht weg von Arbeitsleistung und ursprünglichem jagdlichem Einsatz, gehen daraus oft Hunde hervor, die mit dem (Familien-)Alltag nicht mehr gut zurechtkommen. Denn ein Hund, der eine jagdliche Ausbildung absolviert hat oder im jagdlichen Einsatz steht, muss auch "weiche" Faktoren mitbringen, die zum Teil mit vererbt werden: Er soll sozial kompatibel sein, er muss mutig sein, darf nicht geräuschempfindlich sein (Prüfung auf Schussfestigkeit), muss auch im jagdlichen Kontext ansprechbar und trainierbar sein (und nicht kopflos, sonst besteht er keine Prüfung). Daheim muss er außerdem schnell zur Ruhe kommen, um für die nächste Jagd aufzutanken . All das sind die positiven Eigenschaften eines Jagdhundes . Fällt diese Selektion weg und wird zum Beispiel nur noch auf Schönheit selektiert und Gesundheitsprüfungen vernachlässigt, besteht die Gefahr, dass nervöse, ängstliche oder überdrehte Hunde und im schlimmsten Fall auch kranke Hunde gezüchtet werden, die weniger gut mit Stress zurechtkommen. Aber egal, ob du deinen kleinen Vierbeiner schon hast oder er erst einzieht: Jeder Hund ist anders, es gibt Jagdhunde, die auch "ohne Job" zufrieden sind und kaum "Extraprogramm" brauchen, sie sind gechillt und kommen hervorragend mit dem Leben eines normalen Familienhundes klar - okay, solche Vertreter sind dann doch eher selten, aber es gibt sie! Das sind die, die einem im Gedächtnis bleiben, weil sie vielleicht so schön an einer lockeren Leine durch die Innenstadt stolzieren. Vielleicht hatten sie aber auch am Morgen bereits einen Job bei der Nachsuche .
Und es gibt Jagdhunde, die, obwohl sie eigentlich einer "pflegeleichten Rasse" angehören, so spezielle Anforderungen an Herrchen und Frauchen stellen, dass sie ohne ein jagdliches Zuhause kaum glücklich werden. Auch innerhalb eines Wurfs gibt es bei den Welpen große Unterschiede im Verhalten und bezüglich ihrer Bedürfnisse. Innerhalb einer Rasse ebenso.
Ein Jagdhund ist glücklich, wenn seine Bedürfnisse aufgegriffen werden, er seine angeborenen Verhaltensmuster ausleben kann und nicht zu oft mit Frust konfrontiert wird. Ob dies möglich ist, hängt also maßgeblich von der Umwelt ab, in der der Hund lebt - beispielsweise wie viele jagdliche Auslösereize dort vorhanden sind -, wie viel Kapazität, Ressourcen und Bereitschaft der Halter oder die Halterin mitbringen und wie der Alltag dieses Hundes aussieht.
Am Ende stellt sich die Frage: Will ich es als Hundehalter leicht haben? Dann wähle ich eher keine Arbeitshunderasse aus. Will ich es eher schwerer und aufwendiger haben, dann ist der Arbeits- oder Jagdhund die richtige Wahl. Ein Jagdhund ist in den allermeisten Fällen kein Familienhund, der einfach so "mitläuft" und "mitlebt". Training allein wird nicht ausreichend sein, man muss auch ein entsprechendes Umfeld schaffen und genügend Zeit für Beschäftigung einplanen. Vor allem sollte man immer bereit sein, die Bedürfnisse des Hundes wahrzunehmen. Andernfalls entwickeln solche Hunde Zwangsstörungen, zeigen vermehrt Angst- und Aggressionsverhalten oder werden krank.
Apportieren steckt vielen Retrievern in den Genen. (Foto: Shutterstock/otsphoto)
Es gibt dennoch einige Gründe, die für die Wahl eines Jagdhundes auch in Nichtjägerhand sprechen: Viele Jagdhunde eignen sich hervorragend für den "Hundesport", zum Beispiel für CaniCross oder Dummysport oder auch für die Rettungshundearbeit. Hier können sie auch einen Großteil ihrer Anlagen jenseits eines jagdlichen Umfelds ausleben und damit ausgeglichen und zufrieden sein.
Tipp: Genau hinsehen
Bei der Auswahl der passenden Rasse oder Mischung solltest du genau hinsehen, ob die typischen Rasseeigenschaften deines neuen Begleiters grundsätzlich in dein Umfeld und zu deinen Lebensbedingungen passen und ob du bereit bist, deinen Lebensstil auch auf die Bedürfnisse der Jagdnase auszurichten. Und auch wenn du sorgfältig auswählst und gut abwägst: Sei darauf gefasst, dass deine Erwartungen nicht erfüllt werden. Wenn es schwierig wird, such dir entsprechende Unterstützung bei ganzheitlich arbeitenden Trainern, denn ein Blick von außen kann mit ein paar kleinen Veränderungen schon große Fortschritte mit sich bringen. Und ein ernst gemeinter Hinweis: Rechne mit dem Schlimmsten, dann kannst du dich freuen, wenn es einfach so flutscht.
Zu einer guten Bindung gehört es, die Bedürfnisse des Gegenübers zu akzeptieren und im Training aufzugreifen. (Foto: Shutterstock/Vane...
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