Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
In meiner Beratungspraxis bin ich immer wieder überrascht, wie widersprüchlich die Erwartungen an das Zusammenleben mit einer Katze sind. Vom anspruchslosen Sofatiger, der geduldig den Tag verschläft, um abends ein paar Stunden mit seinem Menschen zu kuscheln, bis hin zum tagesfüllenden Actionhelden mit Freigehege, Designer-Catwalks und zahlreichen Kunststücken im Clickerrepertoire scheint eine Katze alles und nichts erfüllen zu müssen.
Es gibt Katzen, die in Großfamilien mit Kindern, Oma, Hund und Kaninchen den ganzen Tag mitten im Geschehen sind, und andere, die manchmal tagelang ganze Ortschaften auf ihren Streifzügen abklappern und eine Art Zweit- oder Dritt-Wohnsitz zu haben scheinen. Eine meiner Kundinnen teilt sich ihr ganzes Wohnquartier mit ihrem Kater. Der Süße hat eine Social-Media-Gruppe, über die sein Mensch erfährt, wo sich der Frechdachs wieder herumtreibt, sich das Bäuchlein vollschlägt oder sich ganz dreist in eine Wohnung einlädt, um neben dem Haushund ein Mittagsschläfchen zu genießen. Katzen scheinen überaus anpassungsfähig zu sein, und doch häufen sich die Beratungsanfragen, weil es offenbar immer mehr Katzen gibt, die nicht mit dem für sie vorgesehenen Lebensstil zurechtkommen. Unsauberkeit, Harnmarkieren und Aggressionsverhalten gegenüber Artgenossen und Menschen sind nur einige der möglichen Probleme, mit denen das Tier auf sein Unbehagen aufmerksam macht. Woran liegt das?
Die Gründe, warum es immer mehr »Problemkatzen« zu geben scheint, sind sicherlich vielfältig. Zum einen steigt die Anzahl der Katzen in deutschen Haushalten von Jahr zu Jahr. Inzwischen ist längst nicht mehr der Hund das »liebste Haustier der Deutschen«, sondern die Katze. Laut einer haushaltsrepräsentativen Erhebung des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e. V. aus dem Jahr 2021 lebten in deutschen Haushalten 16,7 Millionen Katzen (26 Prozent der Haushalte), gefolgt von 10,3 Millionen Hunden (21 Prozent der Haushalte) und 4,6 Millionen Kleintieren (5 Prozent der Haushalte). 2017 waren es noch 13,7 Millionen Katzen - ein Anstieg von über 20 Prozent in vier Jahren. Die Katze wird immer beliebter.
Gleichzeitig hat sich das Leben der Minitiger drastisch verändert. Noch in meiner Kindheit in den 1980er Jahren durften die meisten von ihnen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben als Freigänger genießen. Sie schlossen sich ihren Menschen an, wo sie es wollten, und drehten ansonsten ihr Katzending in umliegenden Gärten, bei Nachbarn und in angrenzenden Feldern, wo es zahlreiche Mäuse zu erbeuten gab. Ihr Lebensstil war sicherlich in vielen Punkten dem ihrer Vorfahren im alten Ägypten ähnlich. Dort domestizierten sie sich als einziges Haustier vor etwa 9000 Jahren selbst. Sie waren es, die sich den Menschen anschlossen, weil es dort Beutetiere zu erjagen gab und sie einen hervorragenden Ruf als Kammerjäger der Getreidespeicher genossen. Die kleinen Jäger wurden im alten Ägypten regelrecht verehrt. Eine Katze schlecht zu behandeln oder gar zu töten, bestrafte man hart, es konnte sogar das Leben kosten - ein Aspekt, der sich ganz sicher zum Nachteil der Katze verändert hat.
Schmusekatze. Mieze genießt es, unter dem Kinn gekrault zu werden.
Betrachtet man heute das Lebensumfeld vieler Katzen, leben sie in immer kleineren Stadtwohnungen, in denen sie ohne Sozialkontakte zu Artgenossen ihr Dasein fristen oder aber in teilweise eher fragwürdig zusammengewürfelten Gruppen kaum Möglichkeiten zum Ausweichen haben.
Dürfen sie im Freigang frische Luft schnuppern, müssen sie wiederum mit einer steigenden Katzenpopulation und einer insgesamt dichteren Besiedelung durch den Menschen in der Nachbarschaft klarkommen.
Obgleich sie über Kratz- und Duftmarkierungen ihre Reviere im Timesharing zu teilen wissen, steigt dennoch das Konfliktpotenzial, wenn eine zu große Anzahl Tiere auf zu engem Raum um die beliebtesten Streifgebiete konkurrieren muss (>).
Als gäbe dies nicht schon genug Sprengstoff, ist der Ruf der »anspruchslosen Katze« nach wie vor verbreitet. Eigentlich wollte man einen Familienhund, der sich so problemlos dem Menschen anschließt und stets bemüht ist, zu gefallen. Man hat aber keine Zeit oder Lust, mehrfach täglich bei Wind und Wetter mit ihm spazieren zu gehen, oder der Vermieter erlaubt keine Hunde als Haustiere.
Überhaupt ist ein Hund in der Pflege und den damit verbundenen Kosten für Tierarzt, Futter und vielleicht sogar für eine Hundeschule einfach zu viel des Guten. Wie wäre es stattdessen mit einer Katze? Sie scheint damit zufrieden, stundenlang anmutig aus dem Fenster zu schauen, bis ihr Mensch heimkommt, und sich dann gemütlich kuschelnd auf die Couch zu legen, um ihm oder ihr beim Streicheln schnurrend die Sorgen des Tages abzunehmen. Sicherlich ein überspitztes Szenario, aber auch ich rechnete bei der Aufnahme meiner ersten Katzen nicht damit, wie oft ich ganz unbewusst falsche Erwartungen an unser Zusammenleben hatte.
Ich bin mit Hunden aufgewachsen und überlegte tatsächlich, ob ich einen Hund in meinen damaligen Alltag als Berufsanfängerin in Frankfurt am Main integrieren könnte. Mich schreckte unter anderem die Vorstellung täglicher Spaziergänge nicht wenig ab - zum Glück, wie ich heute rückblickend erkennen darf. Damals wohnte ich in einem Mischgebiet in der Großstadt, sodass Freigang für Cleo und Polly, so die Namen der beiden Katzendamen, nicht in Frage kam.
Umso größer war meine Herausforderung, ihnen in der Wohnung ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten und Abwechslung zu bieten - erst recht, als sie sich mit etwa einem Jahr so heftig ins Fell bekamen, dass ich sie zumindest zeitweise räumlich voneinander trennen musste.
Der Zahn, mit Katzen einfache und anspruchslose Wegbegleiter zu haben, wurde mir schnell gezogen. Bis zum Schuss begleitete mich ein latent schlechtes Gewissen, ob ich ihnen wirklich gerecht werde, wenn ich ihnen schon nicht die »richtige Freiheit« zugestehen konnte beziehungsweise wollte.
Sicherlich sind meine eigenen Ansprüche durch meine Ausbildung und Erfahrungen als Verhaltensberaterin für Katzenhaltung besonders hoch, und mein Hang zu Perfektionismus macht es nicht leichter.
Dennoch muss ich mir eingestehen, dass ich die Entscheidung für Katzen damals aus den »falschen« Gründen getroffen habe und vieles dazulernen musste.
Noch heute danke ich meinen beiden Fellnasen, dass sie mich auf so liebenswerte Art gelehrt haben, auf ihre Bedürfnisse zu achten, und mir damit gezeigt haben, wie wunderbar sich die Beziehung zu ihnen vertiefen konnte.
Sollten Sie - ähnlich wie ich zu Beginn meiner »Katzenlaufbahn« - bisher mit Hunden zusammengelebt haben oder durch Ihre bisherigen Erfahrungen mehr über deren Haltung wissen, lösen Sie sich unbedingt vor Anschaffung einer Katze von diesem Wissen und geraten damit nicht in die Versuchung, eine Katze zum »kleinen, selbstständigen Hund« zu degradieren.
Das Wesen und die Biologie einer Katze sind dem des Hundes in keiner Weise gleich - außer ihrem Bedürfnis, auf ihre Weise gefördert und gefordert zu werden, und damit mindestens ebenso anspruchsvoll zu sein wie Hunde.
Ein besonders wichtiger Unterschied ist die Ernährung und damit im Zusammenleben mit uns verbunden die nötige Beschäftigung von Hund und Katze: Die Katze jagt solitär deutlich kleinere Beutetiere als sie selbst. So kommt sie pro Tag auf neun bis zwölf erjagte Mäuse oder stolze 15 bis 30 Beutetiere insgesamt - inklusive Falter, Spinnen etc. Muss eine Katze längere Zeit hungern, droht ihr - anders als einem Hund - schnell eine lebensgefährliche Stoffwechselerkrankung, die hepatische Lipidose.
Der gesamte Organismus der Katze ist auf die Verwertung ganzer Beutetiere spezialisiert. Die Katze gilt als absoluter Fleischfresser (sogenannter Karnivore).
Ihr fehlen Enzyme zur Verwertung pflanzlicher Rohkost entweder vollständig oder sie sind in nur geringer Menge vorhanden.
Der in der Beute enthaltene Kohlenhydratanteil (beispielsweise im Magen der Maus) ist vorverdaut und kann nur so im Verdauungssystem der Katze verwertet werden. Die gesunde Katze benötigt - wenn überhaupt - nur einen sehr geringen Anteil an Kohlenhydraten.
Lediglich einige wenige Erkrankungen können eine Erhöhung des Kohlenhydratanteils in der Fütterung sinnvoll machen. Das entscheidet die Tierärztin oder der Tierarzt. Generell gilt jedoch für die gesunde Katzenernährung: ein möglichst hoher Fleischanteil.
Der Hund ist zwar ebenfalls als Raubtier (Carnivora) klassifiziert, jedoch ist sein Körper in der Lage, zudem andere Nahrungsbestandteile zu verdauen. Auch sein Futter sollte überwiegend aus Fleisch bestehen. Gemüse und Co. kann er jedoch dank der hierfür benötigten Enzyme ebenso verstoffwechseln. Das macht ihn zum Fleisch-Allesfresser (Carni-Omnivore).
Überträgt man die unterschiedlichen Ernährungsansprüche auf das Verhalten der Tiere, jagt der Hund seltener und dafür größere Beute pro Tag - woraus sich die eher großzügigen Ausflüge mit verhältnismäßig wenigen, aber längeren Jagd- beziehungsweise Spielsequenzen ergeben.
Die Katze trainiert wiederum in vielen kurzen...
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