Schweitzer Fachinformationen
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Im dritten Kapitel werden die für die Bachelorthesis relevanten Begriffe Lernort, erster Lernort, zweiter Lernort sowie Lernortkooperation geklärt.
Der Begriff Lernort wird vom Deutschen Bildungsrat (1974, S. 69; zit. n. Ertl-Schmuck, 2013, S. 315) wie folgt definiert:
"Unter Lernort ist eine im Rahmen des öffentlichen Bildungswesens anerkannte Einrichtung zu verstehen, die Lernangebote organisiert. [.] Es handelt sich aber nicht allein um räumlich verschiedene, sondern in ihrer pädagogischen Funktion unterscheidbare Orte. Seine Eigenart gewinnt jeder Lernort aus den ihm eigenen Funktionen im Lernprozess."
Auch wenn die Pflegeausbildung nach dem PflBG nicht dem dualen System nach BBiG und HwO zugeordnet wird, so findet diese an zwei unterschiedlichen Lernorten statt. Unger (2013, S. 385) beschreibt, dass in der Pflegeausbildung als Lernorte hauptsächlich Pflegeschulen und Praxiseinrichtungen angesehen werden. Auch Ammende et al. (2019, S. 26) benennen in den Rahmenplänen die Lernorte Pflegeschule und Pflegepraxis. Auf Grund des chronologischen Ablaufes einer Ausbildung wurde die Schule bzw. Theorie zum ersten und der Betrieb bzw. die Praxis zum zweiten Lernort ernannt (Gonon, 2002, S. 27).[1]
Bereits seit dem 19. Jahrhundert hat die Institution Schule die Allgemeinbildung als gesellschaftlichen Auftrag. Die Schule ist damit ein wesentlicher Lernort, der räumlich und zeitlich von anderen Lebens- und Erfahrungsbereichen abgegrenzt ist. (Baar & Schönknecht, 2018, S. 11) Für Jank und Meyer (2019, S. 23) ist die Schule - neben der Familie - der wichtigste Lernort. Im Rahmen der Pflegeausbildung ist der erste Lernort Schule für die Vermittlung theoretischer Grundlagen sowie der Zusammenhänge aus der Pflegewissenschaft, den Bezugswissenschaften und dem Erlernen von pflegerelevanten Grundlagen verantwortlich (Meyer-Hänel & Umbescheidt, 2006, S. 276). Der Lernort ist durch formelles Lernen gekennzeichnet. Dehnbostel (2007, S. 50) charakterisiert dies mit folgenden Merkmalen:
- "organisiert und strukturiert, [.]
- Vermittlung curricular vorgegebener [.] Lerninhalte,
- Vermittlung von Theoriewissen [.],
- pädagogisch-professionelle Begleitung der Lernprozesse,
- nur eingeschränkte Vermittlung von Sozial- und Personalkompetenz."
Darüber hinaus steht die Aneignung von explizitem Wissen im Vordergrund (Landwehr, 2002, S. 53). Dabei handelt es sich um "das in Wort gefasste" (ebd.), verbal formulierte Wissen. Es existiert in Form von "[.] Informationen, die in Theorien, Formeln und Handbüchern [.] niedergelegt sind" (ebd., S. 54). Erworben wird es durch verbale Wissensaneignung mittels Zuhören, Lesen sowie durch das Reflektieren des eigenen Handelns (ebd.).
Landwehr (2002, S. 56) sieht die Aufgabe dieses Lernortes darin, explizites Wissen in geeigneter Form darzubieten und dieses Wissen den Lernenden explizit verfügbar zu machen. Für Mamerow (2018, S. 23) ist "der Lernort [.] zuständig für die Vermittlung von Inhalten und Lernzielen, orientiert an beruflicher Handlungskompetenz in der Pflege. Im Vordergrund stehen die beruflich relevanten Themenstellungen mit exemplarischem Charakter [.]" (ebd.). Schewior-Popp (2014, S. 165) beschreibt, dass der Lernort Schule mit ihrer Organisation, den personellen und materiellen Rahmenbedingungen auf das Lehren und Lernen ausgerichtet ist. Dabei übernehmen die Lehrenden, so Hamann et al. (2017, S. 6), "die Verantwortung für die Inhaltsvermittlung und - komplementär zur Eigenverantwortung der Lernenden - eine Mitverantwortung für das Erreichen der Ziele" (ebd.). Euler (2015, S. 7) beschreibt die Potentiale des Lernortes, wobei er betont, dass es sich um eine Idealvorstellung handelt. Die Lehrenden orientieren sich in ihrem theoretischen Unterricht an systematisch erstellte Curricula. Die auf die Lernenden ausgerichtete Didaktisierung erfolgt durch praxisbezogene Problemstellungen, wobei die Erarbeitung von Problemlösungen durch die Lernenden induktiv geschieht. Eine individuelle Förderung der Lernenden erfolgt im Rahmen einer didaktisch kompetenten Unterstützung durch die Lehrenden. Dabei erhalten die Lernenden eine Rückmeldung zu der individuellen Bildungs- und Lernentwicklung. (ebd.) Gemäß § 10 Abs. 1 PflBG trägt der Lernort Schule die "[.] Gesamtverantwortung für die Koordination des Unterrichts mit der praktischen Ausbildung". Dabei ist zu prüfen, ob "[.] der Ausbildungsplan für die praktische Ausbildung den Anforderungen des schulinternen Curriculums entspricht" und "[.] ob die praktische Ausbildung gemäß dem Ausbildungsplan durchgeführt wird" (§ 10 Abs. 1 und 2 PflBG).
Schewior-Popp (2014, S. 165) betont, dass der Lernort Praxis von seinem Selbstverständnis zunächst kein Lernort ist. Es ist vielmehr ein "Arbeitsort" (ebd.) zur Versorgung der zu Pflegenden. Dennoch sieht die PflAPrV vor, dass die praktische Ausbildung in der Praxis - am zweiten Lernort Praxis - absolviert wird. Er umfasst das Lernen in realen beruflichen Situationen unter Einbezug fachlicher Hintergründe, wobei der Grad der Anschaulichkeit durch eine gegebene, komplexe Sachnähe hoch ist (Bohrer, 2018, S. 98). Den Lernenden die "Anwendung und Vertiefung ihres Wissens zu ermöglichen bzw. den Erwerb von neuem Erfahrungswissen zu fördern" (ebd.), gehört zu den Aufgaben vom Lernort Praxis (ebd.). Das Lernen erfolgt während der Mitarbeit im Arbeitsprozess beiläufig und wird von Lernenden häufig unbewusst wahrgenommen (Bohrer, 2013, S. 85). Dehnbostel (2007, S. 50) charakterisiert dieses informelle Lernen mit folgenden Merkmalen:
- "unsystematisch und zufällig, [.]
- Lernergebnis wird nicht bewusst angestrebt,
- "Erwerb von Erfahrungswissen durch Reflexion des in Handlungen Erfahrenen, [.]
- gleichzeitiger Erwerb von Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz."
In Rahmen des informellen Lernens steht der Erwerb von implizitem Wissen im Vordergrund. Diese "stillschweigende Wissen [.] ist teilweise unbewusst und oft nur schwer in Worte zu fassen" (Landwehr, 2002, S. 54). Implizites Wissen wird durch Beobachten, Ausprobieren sowie praktisches Tun von den Lernenden angeeignet. Es bleibt unmittelbar mit der einzelnen Person - dem Träger des Wissens - verbunden. (ebd. S. 53-54) Die Praxis ist der geeignete Lernort für die Aneignung bzw. die Weitergabe von implizitem Wissen (ebd., S. 56). Schewior-Popp (2014, S. 165) führt aus, dass die Praxis "die 'Wirklichkeit' von Beruf und beruflichem Handeln" (ebd.) verkörpert und "Erfahrung im 'Echtzeithandeln'" (ebd.) ermöglicht. Aus dem eigentlichen Zweck der Praxis - die optimale Versorgung der zu Pflegenden - entwickelt sich dadurch eine "Chance als Lernort" (ebd.). Zur Gestaltung des beruflichen Lernens verfügt der Lernort Praxis ebenfalls über Potenziale, die von Euler (2015, S. 7) als Idealvorstellung dargelegt werden. Die auftretenden Arbeitsaufträge geben den Lernenden Orientierung in ihren Aufgaben- und Problemstellungen, indem sie an realen betrieblichen Aufträgen mitarbeiten. Die Erarbeitung von Problemlösungen geschieht in komplexen Arbeitssituationen, wobei die Lernenden fachlich kompetente Anleitungen sowie adäquate Rückmeldungen über die geleisteten Arbeitsprozesse durch professionelles Fachpersonal erhalten. Das Anspruchsniveau und die Eigenverantwortung der Lernenden steigen durch die wiederholte Mitarbeit im realen Berufsleben. Letztendlich erlangen die Lernenden die angestrebte Handlungskompetenz. (ebd.) Bohrer (2013, S. 85) verdeutlicht, dass am Lernort Praxis für die Lernenden das Selbstständigwerden im Vordergrund steht. Dies beinhaltet die Übernahme von Verantwortung und die Entwicklung von (Selbst-)Vertrauen und Unabhängigkeit. Dabei bezieht sich Verantwortung auf organisatorische, fachliche und moralische Aspekte. Das (Selbst-)Vertrauen bedeutet dabei "sich etwas selbst zuzutrauen" sowie "etwas zugetraut bekommen". Unabhängigkeit bedeutet, dass die Lernenden eigene Handlungs- und Entscheidungsspielräume nutzen, insoweit sie diese von der Praxisanleitenden zugestanden bekommen. (ebd.) Bretz und Selinger (2010, S. 39) beschreiben den Vorteil, dass die Pflege an realen Situationen zu erlernen ist. Eine Simulation, Demonstration oder die Arbeit mit Fallbeispielen ist nicht erforderlich (ebd.). Schneider (2000, S. 3) fasst ihre Sicht des Lernortes Praxis mit folgenden Worten zusammen: "Die Praxis stellt die Erfahrungswelt zur Verfügung, in der sich die [Lernenden]...
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