Schweitzer Fachinformationen
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Alte Traditionen treffen auf junge Kreative - Istrien blickt auf eine vielfältige Kulturgeschichte zurück und hat mit vielen Kunst-Events und -Institutionen den Anschluss an die Gegenwart nicht verpasst.
Der Klang erinnert an eine mittelalterliche Schalmei, leicht quäkend und die Melodie atonal, ja schief. Istriens Volksmusik mit ihrem charakteristischen Instrument, der Sopila, unterscheidet sich frappierend von Musik aus anderen Landesteilen und ist für einen Mitteleuropäer ziemlich gewöhnungsbedürftig. Das liegt zum einen daran, dass sie auf einer besonderen pentatonischen Tonleiter aufbaut, der istarska ljestvica. Und diese ist - weil sie auf fünf statt sieben Grundtönen beruht - vermutlich viel älter als unsere mitteleuropäische. Zum anderen spielen die Musiker auf der Sopila gewöhnlich zu zweit, und die Intervalle alternieren ständig. Auch das sorgt dafür, dass diese Duette für unsere mitteleuropäischen Ohren irgendwie sehr anders und schief klingen.
Der Mönch Kyrillos ersann im 9. Jahrhundert diese Schrift, weil ihm die Buchstaben des griechischen Alphabets für die slawische Sprache nicht ausreichten. Diese auch glagoliza genannten Buchstaben gelten heute als die älteste aller slawischen Schriften. Anfangs waren die Buchstaben rund, nahmen jedoch später immer eckigere Formen an. Gleichzeitig lassen sich mit den Buchstaben auch Zahlen darstellen. Auf der sechs Kilometer langen Glagolitischen Allee zwischen Roc und Hum widmen sich elf Denkmäler der Geschichte dieser Schrift. Heute gilt Istrien neben der Insel Krk als wichtigstes Zentrum Europas für die glagolitische Schrift, hier fanden die Archäologen die meisten Zeugnisse, von Steintafeln bis zu Inschriften.
© laif: Madej, Hans
In dem weitläufigen Skulpturenpark des international renommierten Bildhauers Dusan Dzamonja nahe Vrsar kann man schöne Spaziergänge unternehmen.
Sie erheben sich majestätisch auf einem Hügel hinter Vrsar, sind aus glatt geschliffenem Stein, aus Stahl, Nägeln und Ketten zusammengesetzt - die Skulpturen von Dusan Dzamonja. Manche sehen aus wie zerfetzte oder zerschnittene geometrische Figuren. In Vrsar hatte der Lieblingskünstler des früheren jugoslawischen Staatschefs Tito sein Sommeratelier. Und hier baute er auch seinen Skulpturenpark auf. Dzamonja war auch auf dem internationalen Parkett kein Unbekannter. Seine Skulpturen stellte er bereits auf der Biennale von Venedig, der documenta in Kassel und im Museum of Modern Art in New York aus. Zum Einsatz brachte der 2009 verstorbene Künstler die unterschiedlichsten Materialien von Stein über Bronze bis hin zu Holz, Glas, Zement und Schaumstoff.
»Opatija - die Kaiserstadt!« heißt die Veranstaltung, bei der Männer im Frack durch die Straßen flanieren und die Seidenröcke der Frauen rascheln. Während im Westen und in Zentralistrien vor allem die Spuren der Venezianer und Römer die Altstädte und Dorfkerne bestimmen, ist im Osten an der Opatija-Riviera der Einfluss der K.-u.-k.-Monarchie allgegenwärtig. Nicht nur der Stadtspaziergang wird zur Zeitreise, wenn Besucher entlang der Strandpromenade flanieren, vorbei an Jugendstilvillen und historischen Hotels. Die meisten Gebäude stammen hier aus der Zeit, als der europäische Hochadel in dem mondänen Seebad kurte. Alljährlich im Juli reisen Kostümgruppen aus Kroatien, Italien, Österreich und Ungarn an und lassen bei dieser Veranstaltung die Zeit der Donaumonarchie wieder aufleben.
© laif: Heuer, Frank
Groznjan drohte zu verfallen, als der Bildhauer Aleksandar Rukavina 1965 bewirkte, dass sich 30 Künstler hier niederlassen durften. Sie sorgten für den Erhalt des Dorfs.
Typisch Istrien, das sind von Künstlern geprägte Dörfer und Altstädte mit Atmosphäre. Da ist nicht nur Groznjan, das mittelalterliche Dorf im Hinterland mit seinen mehr als 40 privaten Ausstellungsräumen und der städtischen Galerie Fonticus. Venezianisches Flair verströmt auch die Altstadt von Rovinj. Dreh- und Angelpunkt der Kunstszene ist hier die Gasse Grisia. Wer genau hinsieht, entdeckt dort Nägel an den Wänden: Hier hängen jedes Jahr am zweiten Sonntag im August auch an allen Außenwänden Bilder und Fotos im einzigartigen »Atelier unter blauem Himmel«. Zum neuen Künstlerzentrum mausert sich auch Svetvincenat: Vor der wunderschönen Renaissance-kulisse der Altstadt findet hier alljährlich im Juli das »Festival des Tanzes und des Nonverbalen Theaters« statt.
. dann ist es Zeit für die beiden bedeutendsten kulturellen Festivals der Halbinsel: Filmevents. Schon seit fast 70 Jahren ist die Arena in Pula Schauplatz des dortigen Festivals, auf dem die bedeutendste Auszeichnung des Landes, gewissermaßen der »kroatische Oscar«, an die Filmschaffenden verliehen wird. Filmvorführungen in der Arena gehören genauso dazu wie Ausstellungen und lebhafte Diskussionen mit Filmschaffenden. Als wichtiger Programmpunkt gilt auch der alljährliche Kurzfilmwettbewerb. Das Indie-Gegenstück ist das Motovun Film Festival. Die mittelalterliche Hügelstadt platzt fast aus allen Nähten, wenn Filmfans aus ganz Europa hier ihre Zelte aufschlagen. Genauso international wie die Gäste ist das Filmprogramm aus allen Teilen der Welt. Vorträge und Diskussionen mit Filmschaffenden ergänzen auch hier das Programm.
Ohne Tomislav Lovro Pavleka gäbe es das renommierte Last Minute Open Jazz Festival nicht. Der Wirt der Weinschenke »Kamene price« organisiert alljährlich mit viel Herzblut dieses kulturelle Highlight im Veranstaltungskalender Istriens. Das Jazzfestival in Bale zeigt nicht nur die Auftritte von Jazzkünstlern aus aller Welt, sondern wird dabei auch zum Schauplatz von Theateraufführungen und literarischen Events.
Dusan Dzamonja mag der international bekanntere gewesen sein. Aber auf Istrien hatte wohl kein anderer Bildhauer so großen Einfluss wie Aleksandar Rukavina. Er kam ursprünglich als Kunstlehrer auf die Halbinsel. Schon zwei Jahre später gründete er im Geisterdorf Groznjan eine Künstlerkolonie. Bevor Rukavina kam, nagte überall der Zerfall an den steinernen Fassaden. Der Bildhauer erwirkte ein Übereinkommen: Die Kreativen durften gratis in den verlassenen Häusern wohnen, wenn sie diese erhielten und nach ihren Möglichkeiten renovierten. Heute ist das Dorf aus der istrischen Kunstszene nicht mehr wegzudenken. Auf der Halbinsel erinnert nicht nur Rukavinas Skulptur die »Istrische Frau« in Buje an den verstorbenen Künstler, sondern auch eine Gedenkgalerie zu seinen Ehren in Brtonigla.
Der Wind trägt salzige Meeresluft in die Zuschauerreihen, während durch das bläuliche Scheinwerferlicht der weiten Bühne Balletttänzerinnen zu schweben scheinen. Nicht ohne Grund gilt die Freilichtbühne von Opatija als einer der stimmungsvollsten Veranstaltungsorte Kroatiens. Sie befindet sich direkt am Meer, auf einer grünen Halbinsel im berühmten Stadtpark Angiolina. Die ersten Schritte zum Bau unternahmen bereits die Österreicher im Jahr 1911. Ursprünglich sollte hier, im mondänen Kurort des kaiserlichen Hochadels, der neue Kurpalast entstehen. Doch der Erste Weltkrieg machte einen Strich durch diese Rechnung, und die Siegermacht Italien errichtete hier die erste Freilichtbühne. In ihrer heutigen Form fasst sie mehrere tausend Zuschauer, die hier opulente Opern und Operetten, Ballettvorführungen und Musicals genießen.
© Alamy: Bastijanic, Dejan
Der alte Förderturm in Labin ragt noch heute 32 m in die Höhe, darunter der Schacht mit 570 m Tiefe. Der Kunstverein Labin Art Express bespielt heute das Gelände.
Für spannende Kulturprojekte steht der Labin Art Express (L.A.E., www.lae.hr), ein unabhängiger Untergrund-Kunstverein, gegründet 1991. Untergrund ist hier gleich im doppelten Sinne zu verstehen, denn es geht hier nicht nur um Underground-Künstler, die sich an ungewöhnlichen Orten verwirklichen. Auch der Hauptsitz des Vereins befindet sich im Untergrund - in einem verlassenen Gebäude der ehemaligen Kohlemine von Labin. Gleichzeitig haben sich die Mitglieder des Vereins vorgenommen, weitere Industriebrachen, stillgelegte Kohlegruben und verlassene Hallen mit neuem Leben zu füllen, und das nicht nur in Istrien, sondern auch in Slowenien. Ihre Grundidee: »Kunst muss jung, allumfassend, universell, modern, wild, moralisch und synthetisch sein.«
Jedes Jahr am 16. September läuten die Einwohner von Rovinj den Herbst mit einem besonderen Tag ein: Sie feiern ein riesiges Fest zu Ehren ihrer Schutzheiligen Euphemia. Die engen Gassen füllen sich mit Pilgern, in Scharen strömen die Betenden in die Kirche. Und der Geruch von Kohl weht durch die Altstadt, denn traditionell gibt es in den Restaurants, Konobas und Privathaushalten heute Hammelfleisch mit Kohl. Seit 2017 ergänzt sogar eine Unterwasserwallfahrt die Veranstaltungen an diesem Tag: Tauchschulen machen...
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