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Die Römer haben - ausgehend von einer kleinen Siedlung an den Ufern des Tiber - ein Imperium aufgebaut, das zu Zeiten seiner größten Ausdehnung neben dem gesamten Mittelmeerraum mit Kleinasien, Palästina, Nordafrika und der iberischen Halbinsel das heutige England, Frankreich, Süddeutschland, Österreich, Ungarn und die Balkanstaaten einschließlich Rumäniens mit Schwarzmeerküste umfasste. Das von Rom über lange Zeit effektiv und einheitlich verwaltete Staatengebilde verband Orient und Okzident in einer Weise, wie dies bis heute nicht mehr erreicht wurde. Erst das von Hoffnung begleitete Bemühen der europäischen Staaten, unter Einschluss der Türkei und weiterer Länder ein vereintes Europa zu schaffen, knüpft an Vorstellungen an, die in der Antike Realität waren. Es nimmt nicht Wunder, dass die grundlegenden Verträge zur Einigung Europas 1957 in der Kapitale des antiken Imperium Romanum, der Ewigen Stadt Rom, geschlossen wurden und als die «Römischen Verträge» das Zusammenwachsen Europas in unseren Tagen eingeleitet haben.
Das riesige Reichsgebiet war in Provinzen eingeteilt, die jeweils von senatorischen oder kaiserlichen Provinzstatthaltern verwaltet wurden. Ein professionell arbeitender Staatsapparat mit Einrichtungen der Militär- und Zivilverwaltung hat über Jahrhunderte hinweg trotz mancher Krisen politische und rechtliche Stabilität aufrechterhalten.
Die Außengrenzen des Römischen Reiches wurden gesichert. Dort, wo keine natürlichen Grenzlinien wie etwa Flüsse vorhanden waren, kennzeichneten die Römer ihre Reichsgrenze durch die Anlage von limites. Dabei spielte die Grenzmarkierung im völkerrechtlichen Sinne eine besondere Rolle. Durch die Verlegung der römischen Truppen unmittelbar an die Limeslinie besaßen die Grenzeinrichtungen auch einen militärischen Charakter. Dieser bestand aber nicht darin, feindliche Angreifer aus dem barbaricum - dem Land jenseits der römischen Grenze - an dieser Linie mit militärischen Mitteln etwa im Sinne eines Stellungskrieges zu binden und aufzuhalten. Vielmehr betrieben die am Limes stationierten Truppen eine weitreichende Vorfeldaufklärung, die es der römischen Militärverwaltung ermöglichte, potenzielle Angriffe auf das Reich und seine Provinzen bereits im Vorfeld abschätzen und geeignete Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Erst im 3. Jahrhundert n. Chr. brachten Kriegshandlungen an mehreren Fronten das Grenzsystem ins Wanken: Groß angelegte germanische Einfälle führten zu einer Erschütterung in den Nordwest- und Donauprovinzen, die mit der Aufgabe des Obergermanisch-Raetischen Limes verbunden waren, während kriegerische Auseinandersetzungen mit den Persern Gebietsverluste an der Euphratgrenze im Osten mit sich brachten. Rom reagierte mit Änderungen bei der Grenzsicherung, die bereits in die Spätantike verwiesen: Eine neue Grenzlinie entstand mit den militärischen Festungsanlagen an Donau, Iller und Rhein. In England sollten die Kastelle der Saxon Shore an der Nordsee- und Kanalküste die germanischen Invasionsbestrebungen vom Festland abwehren. Entlang der Donau, im Zweistromland und im Norden Afrikas wurden mächtige Verteidigungsbauten errichtet. Diese Neuausrichtung ermöglichte eine tiefere Staffelung der stehenden Heeresverbände im Hinterland der Grenze. Gleichzeitig schuf Rom teilweise stark gepanzerte, flexible Reiterverbände zur Abwehr der auf schnellen Pferden vorgetragenen feindlichen Angriffe. Dieses System entfaltete immerhin bis weit ins 5. Jahrhundert hinein seine Wirkung, ja es wurde im Byzantinischen Reich im Osten fortentwickelt.
Im Wesentlichen dienten die Limeslinien in Britannien, an Rhein und Donau, in den Karpaten, am Euphrat und in Nordafrika als wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Steuerungsinstrument der römischen Provinz- und Zentralverwaltung. Indem es durch die Sperranlagen gelang, Handelsströme und Bevölkerungsbewegungen auf ganz bestimmte Limesdurchgänge zu leiten, schuf sich der römische Staat die Möglichkeit, einerseits den aus den einzelnen Provinzen ausgehenden und in das Reich hineinführenden Handel zu kontrollieren, ordnend einzugreifen und Zölle zu erheben, andererseits den Zuzug ganzer Bevölkerungsgruppen je nach internem Bedarf zu regulieren. Somit stellten die limites in den einzelnen Provinzen kein waffenstarrendes und undurchdringliches Grenzsystem dar, wie dies die ältere Forschung vermutet hat, und für das noch der ehemalige «Eiserne Vorhang» mit seinem «Todesstreifen» ein Bild abgeben konnte, sondern eine «Linie der Begegnung», an der Völkerschaften miteinander in Kontakt traten, die auf unterschiedlichen kulturellen und zivilisatorischen Niveaus lebten. Indem das römische Grenzsystem durch seine Funktion als Demarkationslinie dieses Kultur- und Zivilisationsgefälle räumlich eindrücklich dokumentierte, wurde es für die einen, die römischen Provinzbewohner, zu einer Klammer des integrativen staatlichen Selbstverständnisses, für die anderen, den aus den Gebieten jenseits kommenden Völkerschaften und Stämmen, aber zu einer Linie, die zu erreichen und zu überwinden - gerade in Zeiten zunehmender Ressourcenknappheit etwa auf germanischer Seite - als notwendig erstrebenswertes Ziel galt. War sie doch geeignet, Begehrlichkeiten zu wecken, an der besseren Lebenswelt des Imperium Romanum auf welche Art und Weise auch immer teilhaben zu können. Somit schuf wohl gerade das Limessystem eine wesentliche Stimulanz für die Völkerwanderungszeit.
An vielen Stellen entlang der Außengrenzen des ehemaligen Römischen Reiches haben sich die Überreste der verschiedenen Limeslinien erhalten. Sie sind zu einem herausragenden Forschungsobjekt der Provinzialrömischen Archäologie geworden. Besondere Bedeutung für die Herausbildung dieses Wissenschaftszweiges erhielt die Limesforschung in Südwest- und Süddeutschland. Hier grenzte der römische Limes in der Antike die Provinzen Obergermanien (Germania superior) mit der Hauptstadt Mogontiacum/Mainz und Rätien (Raetia) mit der Hauptstadt Augusta Vindelicum/Augsburg gegen das «freie Germanien», die Germania magna, ab. In der Forschung erhielt das größte Bodendenkmal auf deutschem Boden deshalb den Namen «Der Obergermanisch-Raetische Limes».
Wenn wir die Bedeutung des lateinischen Wortes limes zu erklären suchen, stoßen wir zunächst auf einen Begriff, der im Zusammenhang mit der Erschließung eines Raumes und der Einteilung eines Geländes steht. limes, limitis m. (maskulinum) - entstanden aus der Zusammensetzung von limus «quer» mit einem Verbalnomen -it «gehend» - bedeutet einen Weg, eine Bahn, die/der etwas durchquert, z.B. die Feldflur, den Wald, den Himmel, das Meer, die Masse der Feinde usw. Im weitesten Sinne steht limes für jede Art von gebahntem Weg oder breiter offener Bahn, wodurch je nach Kontext auch eine engere oder weitere räumliche Auslegung der Wortbedeutung vorgenommen werden kann. Bei den römischen Landvermessern Frontinus oder Hyginus bezeichnet limes in der Landwirtschaft den Grenzweg zwischen zwei Grundstücken, d.h. eine Besitzgrenze, die durch Grenzsteine (termini) markiert sein konnte.
Im militärischen Sinne stellt limes eine Bahn dar, die zur Erschließung strategisch wichtiger Gebiete von römischer Seite aus in Feindesland, d.h., sowohl in offene Landschaften als auch besonders in Wälder und Gebirgsgegenden vorgetrieben wird. In diesem Sinne lassen sich bereits die großartigen Straßenbauten des republikanischen Rom, die in einem militärpolitischen Kontext zu sehen sind, als limites bezeichnen. So diente z.B. die seit 312 v. Chr. ausgebaute via Appia nicht nur als Gräberstraße in der Nähe der urbs aeterna, sondern auch als Mittel zur Eroberung neuer Territorien. Ihre Streckenführung folgt dem Fortgang der Eroberung Süditaliens durch Rom in den Samnitenkriegen und den Kämpfen mit Pyrrhus im vierten und dritten vorchristlichen Jahrhundert.
Auch bei der Eroberung der Provinzen außerhalb des italischen Mutterlandes sind die Römer nach dem Schema der Schaffung von militärbewehrten Straßen vorgegangen, die wie Schneisen (limites) in das neu eroberte Land hineinreichen. So entstanden Kolonien und Militärlager entlang der großen Traversalen in Gallien, etwa der die Narbonensis mit Aquitanien (Toulouse) und der Atlantikküste (Bordeaux) verbindenden viae Narbone Tolosam et...
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