Schweitzer Fachinformationen
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Histamin (2-(4-Imidazolyl)-ethylamin) ist ein biogenes Amin. Biogene Amine entstehen im Stoffwechsel von Menschen, Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen durch den Umbau von Eiweißbausteinen, den Aminosäuren. Der Zusatz »biogen« bedeutet, dass diese Substanz im lebendigen Stoffwechsel entsteht. Ein bestimmtes biogenes Amin geht dabei durch enzymatische Abspaltung einer Molekülgruppe aus seiner ursprünglichen Aminosäure hervor. So wird Histamin aus der Aminosäure Histidin gebildet. Die hierfür nötigen Enzyme sind in tierischen und pflanzlichen Geweben und auch in Mikroorganismen wie Bakterien weit verbreitet.
Unter Histaminintoleranz, auch Histaminose genannt, versteht man die Unverträglichkeit von mit der Nahrung aufgenommenem Histamin. Als Ursachen für die Unverträglichkeit gelten der permanente oder vorübergehende Mangel des Histamin abbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) im Darm, die Hemmung des Enzyms oder das Missverhältnis zwischen aufgenommenem Histamin und Enzym.
Ursachen für ein Ungleichgewicht zwischen Histamin und Diaminoxidase
Ein Ungleichgewicht zwischen Histamin und dem abbauenden Enzym Diaminoxidase (DAO) im Darm - wie es für Histaminintoleranz typisch ist - kann folgende Ursachen haben:
individuell zu hoher Verzehr histaminreicher Lebensmittel,
Verzehr von Lebensmitteln, die das körpereigene Histamin freisetzen (Histaminliberatoren),
Einnahme enzymhemmender Faktoren (Medikamente, Alkohol),
Verzehr von Lebensmitteln, die einen hohen Gehalt an anderen biogenen Aminen wie Putrescin, Cadaverin, Spermin oder Spermidin haben, die vom gleichen Enzym DAO bevorzugt abgebaut werden, wodurch sich der Abbau von Histamin verzögert, sowie von Lebensmitteln mit hohen Gehalten der biogenen Amine Serotonin, Tyramin oder Phenylethylamin, die bei empfindlichen Personen ebenfalls Beschwerden verursachen können,
Magen-Darm-Infektion, bei der die Aktivität des Enzyms vorübergehend verringert ist (bei Magen-Darm-Infektionen ist meist die Dünndarmschleimhaut, von der das Enzym vor allem produziert wird, in Mitleidenschaft gezogen),
Enzymdefekt (angeboren - sehr selten).
Dieses Buch geht auf die vier erstgenannten und wesentlichen Aspekte für eine Histaminintoleranz ein, denn in diesen Fällen kann eine diätetische Lebensweise erfolgreich greifen und histaminbedingte Beschwerden lindern, sogar ein Leben vollständig frei von histaminbedingten Beschwerden ermöglichen.
Histaminintoleranz und Allergien
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem empfindlich gegenüber bestimmten Eiweißbestandteilen, beispielsweise von Nahrungsmitteln oder Blütenpollen, und bildet Antikörper gegen diese als Fremdkörper wahrgenommenen Bestandteile. Diese Antikörper lösen dann bei Kontakt oder Aufnahme die Beschwerden aus und lassen sich im Blut der Betroffenen nachweisen.
Viele kennen bis heute nur die Symptome, nicht aber die Krankheit: Häufig leben die Betroffenen mehrere Jahre mit den Beschwerden des sogenannten »Reizdarmsyndroms« und dem Glauben, daran könne man nichts ändern. Als Reizdarmsyndrom (RDS) werden Magen-Darm-Beschwerden bezeichnet, denen keine organische Erkrankung zugrunde liegt. Es kommt nicht selten vor, dass fälschlicherweise RDS diagnostiziert wird, weil die tatsächliche Ursache nicht erkannt wird.
Wer von Histaminintoleranz betroffen ist, reagiert auf den Konsum histaminreicher Lebensmittel, aber auch nach Einnahme Histamin freisetzender und Diaminoxidase (DAO) hemmender Arzneimittel mit den typischen Symptomen einer Histaminose.
Wenn Schmerzmittel Schmerzen bereiten
Bevor ich über meine Intoleranz Bescheid wusste, habe ich nach Alkoholkonsum am Vorabend häufig (Kopf-)Schmerztabletten zur Reduktion meiner Beschwerden eingenommen - ein großer Fehler: Wie mir meine Ärztin mitteilte, sind die verschiedenen gängigen Schmerzmittel aus der Apotheke für Menschen mit Histaminintoleranz gänzlich ungeeignet. Auch wurde mir dringend geraten, meinen Hausarzt über die Unverträglichkeit zu informieren, da beispielsweise auch das bei einer Schilddrüsenuntersuchung notwendige Röntgenkontrastmittel, verschiedene Antibiotika oder bei Operationen eingesetzte Narkotika, Muskelrelaxantien oder Blutplasmaersatzmittel bei Betroffenen mit Histaminintoleranz erhebliche Beschwerden auslösen können.
Tipp: Informieren Sie Ihre Ärzte - auch Ihren Zahnarzt - beim nächsten Besuch in jedem Fall über Ihre Histaminintoleranz. Auf Ihre Unverträglichkeit sollte bei der Verschreibung von Medikamenten geachtet werden, denn auch Hustenmittel (Wirkstoff Codein), Schlafmittel (Wirkstoff Barbitursäure), Psychopharmaka und Antibiotika können die Aktivität der Diaminoxidase hemmen und so den Abbau von Histamin behindern oder vermehrt Histamin aus den Körperzellen freisetzen! Die meisten Wirkstoffe gibt es für Betroffene auch in Form verträglicher Präparate.
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht verschiedener medizinisch eingesetzter Substanzen und Wirkstoffe, die in Medikamenten zum Einsatz kommen und vermehrt Histamin aus den Körperzellen freisetzen oder den Histaminabbau durch das Enzym DAO hemmen können. Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wer von Histaminintoleranz betroffen ist, sollte beim Einsatz von Medikamenten generell vorsichtig sein, sich von Arzt und Apotheker beraten lassen und alle behandelnden Personen über seine Histamin-Unverträglichkeit in Kenntnis setzen.
Histamin freisetzende oder Diaminoxidase hemmende Wirkstoffe
Substanzklasse
Wirkstoffe
Analgetika (Schmerzmittel)
Acetylsalicylsäure (ASS), Metamizol*, Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, zum Beispiel Diclofenac), Morphin, Pethidin
Antiarrhythmika (Herz-Kreislauf-Mittel)
Propanfenon*
Antibiotika
Cefotiam, Cefuroxim, Clavulansäure, Cycloserin*, Isoniazid*
Antidepressiva
Amitriptylin*
Antiemetika (Magen-Darm-Mittel)
Metoclopramid*
Antihypertensiva (Blutdrucksenker)
Alprenolol, Dihydralazin*, Verapamil*
Antihypotonika (Herz-Kreislauf-Mittel)
Dobutamin
Antiprotozoika (Anti-Protozoen-Mittel)
Chloroquin*, Pentamidin*
Broncholytika (Asthmamittel)
Aminophyllin*, Theophyllin*
Diuretika (zur Wasserausscheidung)
Amilorid
H2-Rezeptorantagonisten (Antihistaminika)
Cimetidin
Lokalanästhetika (Betäubungsmittel)
Prilocain
Mukolytika (Schleimlöser)
Acetylcystein*, Ambroxol*
Muskelrelaxantien (zur Muskelentspannung)
Alcuroniumchlorid, D-Tubocurarin, Pancuronium
Narkotika (Betäubungsmittel)
Propanidid*, Thiopental
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