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Nachdem Ivy ihren Freund Leon beim Fremdknutschen erwischt hat, will sie nur noch eins: keine Kerle mehr in ihrem Leben! Sie packt die Koffer und erfüllt sich endlich ihren Traum, Australien zu bereisen. Schließlich landet sie in dem kleinen Küstenort Emerald Bay, der sie sofort verzaubert. Hier will sie auf einer Farm aushelfen und ihr Leben neu sortieren. Sie hat jedoch nicht damit gerechnet, dass ihre Mitbewohnerin Taylor in Wahrheit ein verdammt gut aussehender Typ ist. Taylor renoviert das Haus am Meer, in das nun auch Ivy einzieht. Ihre Begeisterung hält sich in Grenzen, doch nach und nach schleicht sich Taylor dennoch in ihr Herz. Aber ist Ivy überhaupt bereit für eine neue Liebe?
»Es hatte nichts mit dir zu tun, Ivy.«
Die Worte steckten in meinem Kopf fest, obwohl ich mir geschworen hatte, nicht mehr darüber nachzudenken. Vor meinem inneren Auge lief immer wieder dieselbe Szene ab: wie Leon auf der zerschlissenen Couch seines WG-Zimmers mit einer anderen knutschte.
Anscheinend half nicht mal ein Flug an das sprichwörtlich andere Ende der Welt, damit ich ihn vergaß. Wobei ich vor wenigen Wochen noch in Tränen ausgebrochen wäre. Nun war ich nur noch wütend. Stinkwütend. Und ich würde nicht so blöd sein, je wieder einem Jungen zu vertrauen.
Gerade fuhr der Bus vom Highway ab und folgte der Beschilderung nach Emerald Bay. Ich hatte es nach einem ganzen Tag im Flugzeug und drei weiteren Stunden Fahrt vom Flughafen in Sydney endlich geschafft. Draußen schien die Sonne im krassen Gegensatz zu dem eisigen Schneeregen, der mich in Deutschland ins Flugzeug begleitet hatte. Hier in Australien war Ende Januar noch Hochsommer.
Liegt es vielleicht daran, dass sie lange blonde Haare hat? Ich zupfte gedankenverloren an meinen dunkelbraunen Haaren, die mir knapp über die Schulter reichten. Oder an ihrem perfekt gebräunten Körper? Im Gegensatz zu mir, die auch im Sommer nur eine Rötung auf ihrer blassen Haut davontrug. Oder weil sie schon so erfahren ist? Ich hatte später herausgefunden, dass sie bereits einundzwanzig war und zwei Semester über Leon Maschinenbau studierte. Ich hingegen war achtzehn und hatte vor Leon keinerlei Erfahrung mit Jungs gesammelt.
Schluss damit, Ivy, befahl ich mir zum wiederholten Mal. Es liegt daran, dass Leon ein Mistkerl ist und nicht an deiner Erfahrung, Körbchengröße oder der Form deines Hinterns.
Der Bus wurde langsamer und bog in einen Kreisverkehr. Welcome to Emerald Bay stand in blauen Buchstaben auf einem großen, weißen Holzschild. Ich war tatsächlich hier. In Australien, the land down under. Weit weg von ... weit weg von daheim eben. Schließlich hielt der Bus mit einem lauten Zischen an, und die Türen gingen auf.
Schnell griff ich nach meinem Koffer und meinem vollgepackten Rucksack und beeilte mich, zur Tür zu kommen.
»Vielen Dank«, rief der ältere Herr, der vor mir ausstieg, dem Busfahrer zu. Dieser tippte vergnügt an seine Baseballmütze und rief zurück: »No worries, mate.« Waren hier alle so freundlich?
Schwülwarme Luft schlug mir entgegen, als ich mit meinem Gepäck aus dem Bus trat. Hohe Bäume, darunter auch einige Palmen, säumten den Wegesrand, und lautes, fremdes Vogelgezwitscher drang aus ihrer Richtung zu mir herüber.
Die weitesten Reisen, die ich bisher gemacht hatte, waren mit meiner Mutter nach Holland und mit Leon nach Italien gewesen. Und nun stand ich alleine hier. Ganz alleine.
Schnell schob ich diese beängstigenden Gedanken von mir und sah mich um. Auf der anderen Straßenseite entdeckte ich einen kleinen Supermarkt, daneben ein Postamt und ein Gebäude, auf dem groß Visitor Center stand. Ich musste grinsen. Was es wohl in Emerald Bay alles an Sehenswürdigkeiten zu besichtigen gab? Auf den Bildern im Internet hatte der Ort verträumt und nach wenig Aufregung ausgesehen. Genau das Richtige für mich, nach allem, was passiert war.
Ich hatte mich nach der Trennung von Leon über Wochen in meinem Bett verkrochen und mein Zimmer nicht verlassen. Mit Arianas One Last Time in Dauerschleife auf den Ohren hatte meine Mutter mir irgendwann ihren Taschenspiegel hingehalten. Noch immer hallten ihre Worte in mir nach: »Ivonne, mein Schatz. Du musst dringend wieder raus. Etwas ganz Neues machen, das nichts mit Leon zu tun hat.«
Ich hatte meinen Kopf vom Kissen gehoben, erschrocken mein verheultes Gesicht und die tiefen Augenringe in dem winzigen Spiegel angesehen und beschlossen, dass es so wirklich nicht weitergehen konnte. Meine Mutter hatte Recht. Und je weiter ich von Leon wegkam, desto größer war die Chance, dass ich ihn endlich vergessen würde.
Seit Jahren träumte ich davon, den Kontinent auf der anderen Seite des Globus zu sehen. Als ich in der zwölften Klasse die Chance gehabt hatte, an einem Schüleraustausch in Australien teilzunehmen, hatte Leon mich bestürzt gefragt: »Und was passiert dann mit uns?« Wir hatten uns ein halbes Jahr zuvor kennengelernt, und ich war davon ausgegangen, dass drei Wochen ohne einander kein Problem sein würden. Doch Leon hatte bestimmend gesagt: »Du kannst nicht einfach für so lange Zeit weggehen.« Ich war so in ihn verliebt gewesen, dass ich meine Teilnahme zurückgezogen hatte. Aber jetzt war Leon nicht mehr da, und mir war schnell klar, was ich machen wollte.
Ich hatte mir meinen Laptop geschnappt, Australien in das Suchfeld des Browsers eingegeben und mich stundenlang durch Bilder von langen Stränden, Koalas und Kängurus gescrollt. Das erste Mal hatte ich wieder so etwas wie Glücksgefühle in mir. Aber wie sollte ich mir das finanzieren? Kurz darauf hatte ich begonnen, nach möglichen Jobs und einem Working-Holiday-Visum zu suchen.
Bis zu unserer Trennung hatte ich mein Leben komplett nach Leon ausgerichtet. Er war ein Jahr älter als ich und hatte bereits begonnen, in unserer Heimatstadt Dortmund zu studieren. Für mich war klar gewesen, dass ich ihm nach meinem Abi dorthin folgen würde, um in seiner Nähe zu bleiben. Da ich keine Ahnung hatte, was ich mit meiner Zukunft anfangen wollte, hatte ich mich für BWL entschieden. BWL, hatte Leon gesagt, wäre genau das Richtige für mich. Ich würde damit immer einen guten Job bekommen. Und damit war der Weg für mich irgendwie vorgezeichnet gewesen: Leon und ich studierten zusammen und würden später in der Nähe Arbeit finden. Er war ein Familienmensch, der niemals weit wegziehen wollte. Na ja, und dann war eben doch alles anders gekommen. Zwei Monate meines Lebens hatte ich letztendlich mit Wirtschaftslehre und Rechnungswesen vergeudet, und es hatte mich nicht die Bohne interessiert.
Wenn man verliebt ist, geht man eben Kompromisse ein, hatte ich mir immer wieder gesagt.
Ich hatte mir einfach nie Gedanken darüber gemacht, was ich wirklich werden wollte. Aber jetzt konnte ich meine Zukunft plötzlich selbst in die Hand nehmen. Es war ein fremdes Gefühl, das mir Angst einflößte. Was, wenn ich wieder eine falsche Entscheidung traf? Wäre es wirklich nützlich für meine Zukunft, die nächsten Monate mit Aushilfsjobs in einem anderen Land zu verbringen? Doch der Gedanke daran, erneut in einem Hörsaal zu sitzen, um Gewinn-und-Verlust-Rechnungen durchzugehen, schnürte mir den Magen zu.
Ich hatte Anzeige um Anzeige auf australischen Jobseiten durchforstet und mich schließlich als Erntehelferin auf einer Farm in dem kleinen Küstenort Emerald Bay beworben. Hier würde ich starten und danach mit meinem Work-&-Travel-Visum durch das Land reisen. Schon als Kind hatte ich meiner Oma in ihrem Schrebergarten geholfen. Wir hatten zusammen Tomaten und Gurken angepflanzt und Kartoffeln geerntet. Inzwischen liebte ich es, mit frischen Zutaten zu kochen. Was aus der Not heraus entstanden war, weil Mum wieder ganztags arbeiten ging, sobald ich in die fünfte Klasse kam, entwickelte sich später zu einer echten Leidenschaft. Leon hatte meine Foodie-Liebe immer belächelt. Aufgegessen hatte er allerdings all meine Kochversuche gerne.
Mein Handy gab einen lauten Ton von sich und riss mich aus meinen Gedanken. Ich nahm meinen Rucksack vom Rücken und holte es heraus. Taylor, meine neue Mitbewohnerin, hatte mir eine Nachricht geschrieben:
Welcome to Australia! Hab dir den Schlüssel unter die Fußmatte gelegt, da ich nicht weiß, ob ich es pünktlich zu deiner Ankunft schaffe. Fühl dich einfach schon mal wie zu Hause.
Ich hatte die Adresse des Hauses in meinem Handy abgespeichert: 431 Kangaroo Hill, Emerald Bay. Sie las sich wie aus einer Reisebroschüre, und ich hatte mich direkt verliebt.
Ich öffnete Google Maps. Laut Routenbeschreibung musste ich in Richtung Norden laufen. Ich schulterte meinen Rucksack wieder und zog meinen Koffer hinter mir die Main Street entlang. War das heiß! Der Schweiß rann mir den Rücken herunter, und meine Klamotten klebten bereits unangenehm an mir, als ich nach einigen hundert Metern abbog und einer steil nach oben verlaufenden Straße folgte. Einstöckige Holzhäuser mit grünen Vorgärten säumten hier die Straßen, und in einer Einfahrt stand sogar ein Boot! Es war ein komplett anderer Anblick als die Reihenhaussiedlungen aus grauem Beton, die ich von daheim gewöhnt war.
Ich hatte das Zimmer am Kangaroo Hill auf einer Plattform für WG-Gesuche gefunden. Die Vermieterin ließ das Haus derzeit renovieren, und die Miete war dadurch billiger, was mir, mit einem Blick auf meinen Kontostand, sehr entgegenkam.
Taylor hatte mir ein Bild von dem zu vermietenden Zimmer gesendet, und ich hatte beim Anblick des großen Betts und der weißen Holzdielen nur geantwortet: Wann kann ich einziehen?
Wir hatten einige Nachrichten hin und her geschrieben und verstanden uns bereits super. Ich war froh, dass ich hier schon jemanden kannte. Denn trotz meiner Vorfreude auf Australien hatte...
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