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Guichard, Militärschriftsteller, Oberst, Vertrauter des Königs, riet diesem, Johann Joachim Winckelmann auf die Stelle eines Königlichen Bibliothecarus und Aufsehers des Münz- und Antikenkabinetts zu berufen.
Der alte Direktor Gautier La Croze war gestorben.
Guichard kannte Winckelmann seit den Hallenser Studententagen.
Ein anderer Kommilitone aus der Zeit in Halle, Marpurg, Musikforscher, Der Critische Musicus an der Spree, Direktor der Preußischen Staatslotterie, sprach sich auch für Winckelmann aus.
Die eifrigsten Befürworter Winckelmanns waren Sulzer, Philosoph und Ästhetiker, für den der Zweck des Handelns die eigene oder fremde Glückseligkeit darstellte, und Nicolai, Buchhändler, Verleger, Schriftsteller, der seine größte Freude als Kritiker fand.
Die Einladung des Königs in Preußen hielt Winckelmann am 29. August 1765 in Händen.
Guichard hatte Winckelmann, dem Befehl des Königs gemäß, die Stelle angetragen, vermittels des Buchhändlers Nicolai. Nicolai ließ Winckelmann wissen, er könne die beträchtlichsten Bedingungen machen, weil der König längst zu tun gewünscht, was er jetzt tue. Der König sei entschlossen, 1500 bis 2000 Taler zu geben.
Sollte Winckelmann nach Preußen zurückkehren? Er, der «einen gütigen Himmel und ein schönes Land, wo die ganze Natur lacht, lange Zeit genossen hatte»?
Müßte ihm in Preußen nicht der Satz seines geliebten Homer einfallen?
«Weh mir, zu welchem Volke bin ich nun wieder gekommen?»
Der Gedanke an sein «Schulmärtyrtum» in Seehausen, an den verhaßten Inspektor Schnakenburg: «. der Mann will immer den anderen allen zuvor sein; allen will er gebieten . und alle beherrschen.»
Schnakenburg, der Zweifel an Winckelmanns Latein geäußert und ihm den Elementarunterricht zugewiesen, weil Winckelmann während der sonntäglichen Predigten des Inspektors im Homer gelesen hatte.
Die besserwisserische Selbstgerechtigkeit Schnakenburgs nahm Winckelmann für ganz Preußen.
«Ich habe vieles gekostet, aber über die Knechtschaft in Seehausen ist nichts gegangen .»
Der Züricher Freund Usteri hätte Winckelmann daran erinnern können, daß er zwei Jahre zuvor geschrieben hatte, es steige allezeit ein kleiner Widerwille wider sein Vaterland auf. Der vornehmste Grund, glaube er, sei die Liebe zur Freiheit .
Und: Wenn er an den Preußischen Despotismus und an den Schinder der Völker gedenke, welcher das von der Natur selbst vermaledeiete und mit Lybischem Sande bedeckte Land zum Abscheu der Menschheit . machen werde, dann schaudere ihn die Haut vom Haupt bis zu den Zehen.
Winckelmann hatte doch gelobt, dem Vaterland für immer den Rücken zu kehren.
War vergessen, daß er gesagt hatte: «Mein Vaterland vergesse ich gern .»?
Gewiß, er hätte in Berlin Freunde treffen können. Guichard und Marpurg natürlich.
Aber Uden, Berendis, Genzmer, Boysen - sie lebten nicht in Berlin.
Vielleicht hätte er sogar Lamprecht wiedergesehen. Trotz allem gerne.
Wöge aber die neue Begegnung mit alten Freunden den Verlust der römischen Vorzüge auf?
Er hätte seine Widersacher, Inspektor Schnakenburg in Seehausen und Abt Jerusalem in Braunschweig, von Berlin aus hören lassen können, daß der einst herabgewürdigte und abgewiesene junge Mann nun in Königlicher Gunst stehe. Aber sie konnten auch aus Rom hören, daß er den Gipfel erreicht hatte.
Sollte er, päpstlicher Antiquar, Gesellschafter des Kardinals Albani, den er beim Bau der Villa beraten, sollte er, der zwei Jahre zuvor die «Geschichte der Kunst des Althertums» veröffentlicht hatte, in das verabscheute unwirtliche Preußen gehen?
Er, der im Winter im Palazzo Albani wohnte, im Frühling in Albanis Landhaus bei Nettuno, im Sommer mit Albani in Castel Gandolfo, als Nachbar des Papstes.
Winckelmann nahm den Ruf des Preußischen Königs an.
Er schrieb nach Berlin, seine Forderung setze er auf 2000 Taler.
Der König sagte Non. Er erklärte, 1000 Taler seien für einen Deutschen genug.
Die Sache hatte ein Ende.
Vielleicht war Winckelmann jetzt erleichtert.
Vorzuwerfen hatte er sich nichts.
Die Forderung, die er gestellt, war ihm in den Mund gelegt worden.
Er hätte ein Vielfaches billig fordern können. «Wenn des Königs Absicht wäre, einen Samen des wahren Geschmacks bei sich auszustreuen oder einen zuverlässigen Richter über Sachen, welche die Künste betreffen, in der Nähe zu haben, so sollte man erwägen, daß ich einzig in dieser Art könne angesehen werden.» Und: Der König wisse nicht, daß man einem Menschen, welcher Rom gegen Berlin verlasse und sich nicht anzutragen nötig habe, wenigsten so viel geben müsse als jemandem, welcher von dem Eismeere, von Petersburg gerufen werde. Er, Winckelmann, verlasse nicht das Eismeer, wie Euler, oder die Froschpfützen von Holland, wie Katt, sondern den schönsten Ort der Welt. Der König sollte wissen, daß er, Winckelmann, mehr als ein Algebraist Nutzen schaffen könne, und daß die Erfahrung nur von 10 Jahren in Rom weit kostbarer sei als eben soviel Jahre Ausrechnung von parabolischen Linien, die man zu Tobolsk so gut als zu Smyrna .
«Ich bin von Dessau», habe er gesagt. «Mein lieber Winckelmann, ich komme nach Rom, zu lernen, und ich habe Sie nötig.»
Franz, Fürst von Anhalt-Dessau, reiste als Graf von Sandersleben.
Acht Monate wünschte er in der Ewigen Stadt zu verweilen; Winckelmann sollte sein Führer sein.
In der Gesellschaft des Fürsten Franz befand sich Freiherr von Erdmannsdorf, Baumeister, Gartenarchitekt.
Am 27. Dezember 1765 war der Fürst in Rom eingetroffen und am 28. Dezember, spätabends, zu Winckelmann in die Villa Albani gekommen.
Zwei Monate zuvor hatte Louis Alexandre, Duc de La Rochefoucauld-Guyon, um den Beistand Winckelmanns nachgesucht.
Winckelmann widmete ihm so viel Zeit als möglich; er wollte einen Antiquar aus ihm machen. Der Duc sei der süßeste, gesittetste und gelehrteste junge Mensch, den er bisher habe kennenlernen.
Nur drei Wochen später traf eine Gesellschaft in Rom ein, in deren Mittelpunkt Graf Stargardt stand. Das war aber Prinz August von Mecklenburg-Strelitz.
Der siebzehnjährige Prinz, Bruder der Königin von England, besuchte Winckelmann am folgenden Tag in Castel Gandolfo, wo Winckelmann sich mit dem Duc de La Rochefoucauld und dessen Begleitern im Landhaus des Kardinals Albani aufhielt.
Der Prinz eröffnete Winckelmann, er wolle ein volles Jahr in Rom bleiben.
Winckelmann erhielt Dispensation von der Arbeit in der Vatikanischen Bibliothek, um den Prinzen in Rom zu führen.
«Der Prinz von Mecklenburg will ohne mich nicht aus dem Hause gehen; ich muß zwei Stunden essen, da ich mit einer Viertelstunde fertig werden könnte.»
Zu Winckelmanns hochgestellten Lehrlingen stieß ein Mann, der bei seinen Freunden unter dem Namen Yorick bekannt war.
Der Mann litt an fatalem Husten und heillosem Kopfschmerz. Von Zeit zu Zeit sprang in seiner Lunge ein Blutgefäß, besonders nach lebhaften Anstrengungen, deren bei seiner Neigung zu fashionablen Torheiten nicht wenige waren.
Seine Ärzte hatten von einem unaufschieblichen Wechsel der Luft gesprochen. Rom war eine Station auf dem Weg nach Neapel, wo er Kraft fand, dem Grab zu entfliehen.
Er trug sich mit dem Plan eines neuen Werks, zu welchem die Reise Eindrücke verschaffte.
Anfang 1766 beklagte Winckelmann, er sei der geplagteste Mensch in Rom. Der Prinz von Mecklenburg-Strelitz, der Fürst von Anhalt-Dessau und der Duc de La Rochefoucauld begehrten ständig seine Dienste als Führer, Gesprächspartner, Lehrer.
Manchmal mußte der wohlunterrichtete Prinz von Mecklenburg-Strelitz Winckelmanns Stelle bei dem Fürsten von Anhalt-Dessau vertreten, damit Winckelmann dem Duc de La Rochefoucauld einen Tag geben konnte.
Zu seinen eigenen Studien kam Winckelmann kaum.
Der Ärger über die Berliner Absage verflog.
Er war nicht zu Seiner Majestät nach Berlin gegangen.
Durchlauchtige deutsche Prinzen kamen zu ihm nach Rom.
Noch war Fürst Franz von Anhalt-Dessau in Rom, als Winckelmann der Erbprinz von Braunschweig, Karl Wilhelm Ferdinand, avisiert wurde.
Der Erbprinz, unter dem Namen Graf von Blankenburg, kam am 18. Oktober 1766 mit reichlichem Gefolge in Rom an.
Der Erbprinz, Neffe des Preußischen Königs, hatte sich auf preußischer Seite kriegerisch hervorgetan gegen die Franzosen in der Schlacht von Hastenbeck, die die Franzosen allerdings gewannen.
Seit seiner Zeit in Seehausen war Winckelmann nicht gut auf den Abt Jerusalem in Braunschweig zu sprechen. Jerusalem, Kurator des Collegium Carolinum, an welchem Winckelmann eine Anstellung zu finden gehofft, um der Konrektorstelle in Seehausen zu entkommen.
Jerusalem war nicht einmal bereit gewesen, Winckelmann zu empfangen.
Später wünschte Winckelmann, der «Pfaffe Bethlehem» möchte erfahren, daß der größte Kardinal in Rom, gegen den der Braunschweiger Abt ein Esel sei, ein bescheidener Bürger scheine gegen Jerusalems phantastischen Stolz.
Der Abt Jerusalem war der Erzieher des Erbprinzen von Braunschweig gewesen.
Winckelmann war erleichtert, als der Erbprinz für 14 Tage nach Neapel ging. Er habe beständig um den braunschweigischen Achilles sein müssen. Dieser Herr werde nach der Rückkunft noch ein paar Wochen in Rom bleiben.
Aus Neapel brachte der Erbprinz, der...
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