Schweitzer Fachinformationen
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Ferhat stand am Ufer und schaute ins Meer. Er hatte seine Schuhe und Socken ausgezogen und ließ sich die sanften Wellen über die Füße schwappen. Der Sand war weich und das zurückfließende Wasser spülte kleine Kuhlen unter seine Zehen. Er schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, ob sich der Strand auf der Erde auch so angefühlt hatte. Dieses Kitzeln kam ihm bekannt vor, aber ganz sicher war er sich nicht. Es war einfach zu lange her, fast sein halbes Leben. Aber das kühle Wasser, der sanfte Wind, die Sonne auf seinem Gesicht, das Rauschen der Wellen, all das wirkte sehr vertraut. Nur irgendetwas fehlte. Ferhat dachte eine Weile nach, dann fiel es ihm ein: Möwen. Oder irgendwelche anderen Seevögel, die sich kreischend um Fisch stritten.
Plötzlich stand Samira neben ihm. "Ich klettere aufs Raumschiff, kommst du mit?", fragte sie.
Ferhat sah sie überrascht an. "Wie willst du denn da hoch kommen?"
Samira grinste. "Auf der anderen Seite ist eine Leiter, extra dafür vermutlich. Und das Dach ist flach genug, so dass wir drauf laufen können, wenn wir ein bisschen aufpassen. Von da oben können wir viel weiter sehen. Also was ist?"
Ferhat zögerte. Er fand das klang ziemlich gefährlich. "Sollen wir nicht erst die Eltern fragen?"
Samira sah ihn mit blitzenden Augen an. "Untersteh' dich. Du kannst ja unten bleiben, wenn du Angst hast. Ich geh da jetzt hoch. Und wehe, du verrätst mich!" Sie drehte sich um und lief zum Raumschiff, ohne sich noch einmal umzusehen.
Ferhat seufzte. Samira war zwar nicht viel älter als er, aber sie schaffte es immer wieder, ihm das Gefühl zu geben, er sei ein feiges Baby. Er überlegte. Wenn da wirklich eine Leiter war, dann war es bestimmt auch sicher, hochzuklettern. Und er würde schon gerne mehr von der Insel sehen. Er sah sich noch einmal um. Sein Vater stand am Teich und schien in die Betrachtung der Fische versunken. Bastet war mit Samiras Eltern Mandisa und Lowan am anderen Ende der Lichtung. Keiner beachtete ihn. Er atmete tief durch, dann zog er sich seine Schuhe wieder an und folgte Samira.
Als er das Raumschiff umrundet hatte, sah er sie schon auf der Leiter. Das Raumschiff stand auf vielen starken Metallfüßen, der Boden und damit auch die unterste Sprosse der Leiter war in etwa eineinhalb Metern Höhe.
Samira strahlte ihn an: "Komm hoch, es geht ganz leicht. Du musst nur ein bisschen springen und dich hochziehen."
Ferhats Mut sank wieder. Er war nicht besonders sportlich. Außerdem, wenn die Leiter so konstruiert war, dass Kinder nicht hochkamen, dann hatte das bestimmt einen Grund. Vielleicht sollte er lieber wieder gehen.
"Was ist los, traust du dich nicht? Oder brauchst du Hilfe?" Samira war schon wieder auf dem Weg nach unten. Sie sprang elegant von der Leiter ab und landete sicher im Moos.
"Hier, stell dich auf meine Hände, dann kommst du hoch." Sie verschränkte ihre Finger und sah ihn auffordernd an.
Ferhat blickte noch einmal zweifelnd die Leiter hoch, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Er stellte den Fuß in Samiras Hände, stemmte sich hoch und bekam die unterste Sprosse zu fassen. Samira schob etwas von unten, und endlich war er auf der Leiter. Er kletterte ein paar Sprossen hoch und sah sich dann um. Samira sprang einfach aus dem Stand, um an die Leiter zu kommen, hangelte sich dann mit baumelnden Beinen drei Sprossen hoch und stellte ihre Füße auf die Leiter.
"Los geht's, worauf wartest du?", fragte sie.
Beklommen machte Ferhat sich an den Aufstieg. 'Wenigstens kann sie mich auffangen, falls ich abrutsche', dachte er. Aber er rutschte nicht ab, und als er am Ende der Leiter auf das nur sanft gerundete Dach kletterte (oder eher robbte), ließ ihn der Ausblick alle Bedenken vergessen. Sie waren nun etwa 15 Meter über dem Boden und konnten die ganze Lichtung überblicken. Ihre Eltern und die anderen Siedler liefen darauf herum, manche schienen irgendetwas am Boden genauer zu untersuchen. Niemand schaute nach oben zu den beiden Kindern. Ferhat sah sich weiter um. Jetzt konnte er sehen, dass der Wald zur rechten Seite deutlich größer war als vor ihnen. Er stieg einige hundert Meter sanft an, dann wurde es steiler. Dahinter waren gelbliche Felswände zu erkennen, die sich in einem Halbkreis um die Bucht zogen. Sie fielen fast senkrecht ab und oben an der Kante standen keine Bäume, sondern hohes Gras.
"Wäre es nicht wunderbar, da oben auf dem Berg zu stehen?", fragte Samira.
"Ich glaube, nicht mal du kommst diese Felswände hoch", entgegnete Ferhat.
Doch Samira wies nach links, wo die Felswand tatsächlich flacher zu werden schien. Ein Vorsprung zog sich bis fast zum Strand und war dort kaum höher als das Raumschiff. Hier waren auch keine Bäume, das Moos reichte bis zur Klippe.
"Man muss nur da hoch klettern und dann an der Kante entlang laufen, dann kommt man bestimmt ganz leicht bis da oben."
'Ganz leicht', dachte Ferhat spöttisch. 'Du vielleicht.'
"Komm, lass uns nach vorne gehen!", rief Samira und setzte sich auch schon in Bewegung.
Ferhat folgte ihr vorsichtig, wobei er versuchte, einen möglichst großen Abstand zum Rand zu halten. Es gab einen Ring von etwa 10 Metern Breite, auf dem man gut laufen konnte, dann begann das riesige Dachfenster, durch das man den Garten sehen konnte. Von hier oben war die symmetrische Anordnung gut zu erkennen. In der Mitte lag die runde Wiese mit den Obstbäumen und Beerensträuchern, auf der die Ziegen grasten, Hühner pickten und auch die Bienenstöcke standen. Umgeben war die zentrale Wiese von einem breiten Wasserbecken, über das an vier Stellen Stege aus Metallgitter führten. So war sichergestellt, dass die Ziegen nicht an die Beete kamen und nur das fraßen, was die Siedler ihnen brachten. Im umliegenden Gemüsegarten mit seinen verschiedenen Klimazonen wuchsen Pflanzen aus aller Welt in mehrstöckigen Beeten oder kletterten an der Wand nach oben.
Ferhat hatte nie verstanden, warum der Garten ein Glasdach hatte, wo doch dahinter nur das dunkle Universum war und zur Beleuchtung überall Lampen hingen, aber jetzt glaubte er zu verstehen, dass Professor Lindsten weiter in die Zukunft gedacht hatte. Sie würden wohl noch einige Zeit hauptsächlich von diesem Garten leben, da konnte man auch das Sonnenlicht ausnutzen. Wobei, das war ja gar nicht die Sonne. Ihm fiel auf, dass er überhaupt nicht wusste, wie dieser Stern eigentlich hieß. Er würde Jurij fragen müssen.
Samira riss ihn aus seinen Gedanken. "Träumst du schon wieder? Komm her, schau dir das an!" Sie stand weit vorne, kurz bevor die gebogene Glasscheibe der Brücke begann, und deutete vor sich auf den Boden. "Siehst du diesen komischen Fleck? Was ist das?"
Ferhat trat ein paar Schritte näher, gerade so viel, dass er sehen konnte, worauf sie zeigte. Doch dann siegte die Neugier und er stellte sich neben Samira. An einer Stelle war die ansonsten hellgraue Hülle des Raumschiffes bräunlich verfärbt, teilweise fast schwarz.
"Keine Ahnung", erwiderte er, "aber ich glaube, das sollten wir den Erwachsenen zeigen. Irgendwas stimmt da nicht."
Bevor Samira antworten konnte, hörten sie ein seltsames Klopfen neben sich. Ferhat zuckte zusammen, und selbst Samira schaute unsicher. Dann öffnete sich nicht weit von ihnen entfernt der Boden, und Vasco streckte seinen Kopf heraus.
"Was macht ihr denn hier oben?", fragte er und kletterte aus der Luke, dicht gefolgt von Humaira.
"Das gleiche könnte ich dich fragen", antwortete Samira trotzig.
Der junge Mann grinste. "Humaira meinte, wir sollten das Raumschiff auf Schäden untersuchen, und ich wollte mir mal anschauen, wo wir hier genau gelandet sind."
Die Copilotin sah Samira mit ihren großen dunklen Augen durchdringend an. Dann blickte sie auf den Boden vor den Kindern. Sie kniete sich hin, um den Fleck genauer zu untersuchen. Schließlich wandte sie sich an Ferhat und Samira: "Klettert bitte runter und schickt Harald und Jurij zu uns hoch. Das hier sollten sie sich anschauen."
"Was ist das?", fragte Ferhat.
"Das kann ich noch nicht genau sagen, aber es sieht aus, als wäre es hier zu warm geworden. Hol jetzt bitte die anderen. Du wirst es schon noch erfahren." Sie lächelte ihm aufmunternd zu, und Ferhat und Samira machten sich auf den Weg nach unten.
"Seltsam, dass es gar keinen Ärger gab, oder?", fragte Ferhat.
Samira nickte nachdenklich. "Irgendwas stimmt da nicht", wiederholte sie seine Worte.
Am Fuß der Leiter teilten sie sich auf. Samira lief zu Jurij, Ferhat machte sich auf die Suche nach Harald. Er entdeckte ihn am Strand, wo er mit Amal Steine ins Wasser warf. Fast wirkte er glücklich dabei. Aber als er Ferhat bemerkte, verschwand sein Lächeln und er blickte dem Jungen aufmerksam ins Gesicht.
"Was gibt's?", fragte er.
"Ich weiß nicht genau, aber du sollst schnell zu Humaira aufs Raumschiffdach kommen. Da ist eine komische braune Stelle."
Harald...
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