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Kein Pilot in der an Rekorden reichen Geschichte der Formel 1 hält so viele Bestmarken wie Lewis Hamilton. Und kein Rennstall hat mehr Triumphe zu Buche stehen als Ferrari. Als Hamilton nach super erfolgreichen Jahren für Mercedes den "Roten" sein Jawort gab, elektrisierte diese Motorsport-Traumhochzeit nicht nur eingefleischte Ferrari-Fans, sondern alle "Petrolheads". In seiner großartigen Biografie schildert Autor Michael Sawyer eindrucksvoll, wie es dazu kommen konnte, dass der Sohn eines Einwanderers zum größten Formel-1-Piloten aller Zeiten aufsteigen konnte.
Met Gala
13. September 2021
Metropolitan Museum of Art
New York
Lewis Hamilton erschien in einem für ihn entworfenen Maßanzug auf der Met Gala und sah großartig aus, wenn man bedenkt, dass er kurz zuvor an einem sonnigen Spätsommertag auf einer legendären Rennstrecke in Italien beinahe schwer verunglückt wäre. Es mag seltsam erscheinen, ein Buch über einen Formel-1-Fahrer aus Großbritannien mit einem in New York stattfindenden Fashion-Event zu beginnen, das für die Modewelt mittlerweile so bedeutend ist wie die Oscar-Verleihung für die Filmbranche. Wie alle Veranstaltungen dieser Art ist auch die Met Gala ein Tummelplatz für Prominente, Modeikonen und die internationale Schickeria. Jedes Jahr treffen sie sich dort, um vor den Kameras zu posen und sich über die neuesten Trends zu informieren. 2020 war die Veranstaltung wegen der Coronapandemie ausgefallen und 2021 vom ersten Montag im Mai auf den 13. September verlegt worden. Wegen der Infektionsschutzmaßnahmen fiel sie kleiner aus als üblich, aber die Welt hatte sich inzwischen daran gewöhnt, und die Show musste schließlich weitergehen.
Dass Lewis Hamilton am Tag zuvor noch in Italien gewesen war, wird innerhalb der illustren Gästeschar, für die die Einschränkungen im kommerziellen Flugverkehr kaum eine Rolle gespielt haben dürften, kein Alleinstellungsmerkmal gewesen sein. Dass er sonntags gearbeitet hatte, mag schon etwas ungewöhnlicher gewesen sein, allerdings arbeiten viele ehrgeizige Menschen auch am Wochenende. Dass seine Aufgabe an jenem Sonntag darin bestanden hatte, sein Formel-1-Auto mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 270 km/h über die Rennstrecke in Monza zu jagen, hatte er mit nur neunzehn anderen Menschen auf der Welt gemein. Auf der Veranstaltung im Metropolitan Museum of Art war Lewis Hamilton allerdings der Einzige, der am Tag zuvor in Ausübung seines Berufs fast ums Leben gekommen wäre.
Der Formula 1 Heineken Grand Prix Premio d'Italia fand auf dem Autodromo Nazionale di Monza statt. Das Zauberwort »Monza« allein reicht schon aus, um Formel-1-Fans dazu zu bringen, über ihre Lieblingsrennen ins Schwärmen zu geraten oder die unglaublichen Geschwindigkeiten, die Autos auf dieser berühmten Strecke erzielen können. So brachte es Antonio Pizzonias Williams im Jahr 2004 am Ende der Start-und-Ziel-Geraden auf 369,9 km/h, was bis heute den Rekord darstellt. Nur um dieses Tempo in ein Verhältnis zu setzen: Mit 370 km/h könnte man die rund 150 Kilometer auf der 95 South Interstate von Manhattan nach Philadelphia in weniger als 25 Minuten bewältigen.
Hamilton befand sich gerade mitten in einer Saison, die große Auswirkungen auf den gesamten Rennsport haben sollte. 2020 hatte er seinen siebten Weltmeistertitel gewonnen, und er war mit dem festen Ziel in die Saison 2021 gegangen, der erste Fahrer zu sein, der auch ein achtes Mal Weltmeister wird. Für seinen ärgsten Rivalen, den Red-Bull-Racing-Piloten Max Verstappen, ging es hingegen darum, seinen ersten Titel zu gewinnen. Nach dem Sieg bei seinem Heimrennen in Zandvoort eine Woche zuvor lag das holländische Wunderkind drei WM-Punkte vor Lewis, als er nach Monza kam. Nachdem beide keine besonders guten, sprich zu lange erste Boxenstopps eingelegt hatten, lagen die zwei Meisterschaftsrivalen nach 22 der insgesamt zu fahrenden 53 Runden gleichauf. Seite an Seite rasten sie auf Kurve 1 zu, und dann wurde es übel. Verstappen weigerte sich, Hamilton die Kurve zu überlassen, obwohl dieser eindeutig auf der Ideallinie fuhr, mit der man am schnellsten durch eine Kurve kommt. Verstappen fuhr bei dieser Aktion innen über einen Curb, touchierte Hamilton, wurde in die Luft gehoben und landete schließlich auf Hamiltons Auto.
Wäre nicht erst kurz zuvor das Halo-System eingeführt worden, ein Sicherheitsbügel, der den Kopf der Fahrer schützt, hätte Hamilton diesen sonnigen Nachmittag womöglich nicht überlebt. Auch Verstappens weiteres Verhalten während dieses Zwischenfalls trug nicht dazu bei, die Beziehung zwischen den beiden Fahrern zu verbessern. Er gab Gas, wodurch sich das Rad gefährlich nah neben Hamiltons Kopf drehte. Und nachdem er sein Auto verlassen hatte, machte er sich nicht die Mühe nachzusehen, ob Hamilton noch lebte. Stattdessen hörte man ihn über den Teamfunk fluchen: »Das hast du davon, wenn du keinen Platz machst, ****!«1 Mit welchem Schimpfwort Verstappen hier am Funk Hamilton bedachte, wird man aufgrund der Zensur niemals erfahren. Allerdings war der Niederländer in der Vergangenheit bereits mehrfach durch rassistischen und behindertenfeindlichen Sprachgebrauch aufgefallen, was von der FIA, dem Motorsport-Dachverband, weitgehend ignoriert worden war. 2020 veröffentlichte Jake Boxhall-Legge von Autosport.com, nachdem die mongolische Regierung einen Beschwerdebrief geschrieben hatte, in dem sie sich darüber beklagte, dass Verstappen das Wort »Mongole« als Beleidigung verwendet habe, einen Artikel mit dem Titel »Why Do Verstappen's Offensive Comments Get a Free Pass?«2. Darin schreibt er: »Verstappen konnte in aller Öffentlichkeit behindertenfeindliche, an der Grenze zur rassistischen Beleidigung stehende Ausdrücke verwenden, ohne irgendwelche Sanktionen befürchten zu müssen. Entschuldigt hat sich Verstappen nicht, und die Angelegenheit wurde eher unter den Teppich gekehrt, als dass die Verantwortlichen der Sache weiter nachgegangen wären.«3 Im Zusammenhang mit dem nach dem Unfall mit Hamilton geäußerten Satz waren die FIA und die Sendeanstalten bemüht, den genauen Wortlaut nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, was Spekulationen Raum lässt, dass er etwas gesagt haben könnte, was über den üblichen Schimpfwortgebrauch hinausgeht.
Zu sagen, Hamilton und Verstappen seien keine Freunde, wäre angesichts der zunehmenden Feindseligkeit, die sich zwischen den beiden entwickelte, eine ziemliche Beschönigung. Zur negativen Dynamik zwischen den beiden trug auch Max Verstappens aggressiver Fahrstil bei, der sich für einige durch ein gehöriges Maß an Rücksichtslosigkeit und die Missachtung der Rennregeln und Sicherheitsvorschriften auszeichnet. Dies gipfelte in der Einführung der auch als Verstappen-Regel bekannten Vorschrift, die den Fahrern das »moving under breaking«, also den Spurwechsel während des Bremsvorgangs, untersagt. Konkret geht es darum, dass ein Fahrer, der sich gegen den Überholversuch eines Kontrahenten verteidigt, mit seinem Auto die Spur nicht mehr wechseln darf, sobald der Überholvorgang eingeleitet wurde, insbesondere in Kurven, wo die Frage, wo genau gebremst wird, darüber entscheidet, ob die Autos durchkommen, ohne die Strecke verlassen zu müssen, oder gar noch Schlimmeres passiert. Wenn sich beispielsweise ein Auto einem anderen nähert und am Kurveneingang rechts überholen will, darf der vorausfahrende Pilot nicht erst rechts Platz machen und dann urplötzlich im letzten Moment die Lücke wieder schließen, sodass der Überholende zwangsläufig ausweichen muss.4 Durch den Druck, dem Verstappen ausgesetzt war, weil er seinen ersten Weltmeistertitel holen und gleichzeitig vermeiden wollte, dass Hamilton seinen achten gewann, wurde die Atmosphäre immer feindseliger.
Manche führen den Unfall in Monza darauf zurück, dass Verstappen sich für einen Highspeed-Crash rächen wollte, der sich vier Rennen zuvor in Silverstone ereignet hatte. Auch damals waren Hamilton und Verstappen kollidiert, wobei der Red-Bull-Pilot mit einer Wucht von 51g in die Reifenstapel gekracht war. Zur Veranschaulichung: Ein 90 Kilo schwerer Mensch würde sich bei einem solchen Aufprall fühlen, als wöge er etwa 4,5 Tonnen. Max Verstappen wurde daraufhin ins Krankenhaus gebracht, während Lewis Hamilton weiterfahren und das Rennen am Ende sogar gewinnen konnte. Dass Mercedes-Pilot Hamilton seinen Sieg dann auch noch unbekümmert feierte, brachte Verstappen, dessen Team und seine Fans gegen ihn auf. Der Umstand, dass die Rennleitung entschied, dass Lewis Hamilton für den Vorfall »überwiegend verantwortlich«5 war, machte es auch nicht viel besser.
Hamilton erkundigte sich später im Krankenhaus nach Verstappens Befinden, doch da war es schon zu spät, um die Wogen zu glätten. Nach dem Crash beim Großen Preis von Italien, mit dem das Rennen für beide Fahrer beendet war, wurde Verstappen die Hauptschuld6 an dem Unfall zugeschrieben, und er erhielt eine Strafversetzung um drei Plätze nach seinem Qualifying-Ergebnis für das nächste Rennen. Ob Verstappen sich später nach dem Befinden seines Kontrahenten erkundigt hat, ist nicht bekannt, aber womöglich hat er sich die Berichterstattung über die Met Gala angeschaut und gesehen, dass Hamilton es rechtzeitig dorthin geschafft hat, sein Kopf noch an der richtigen Stelle saß und er anscheinend keinen Schaden genommen hatte.
Elle berichtete, dass Hamilton die Gala besuchte, um Möglichkeiten zu finden, »den Menschen diese schwarzen Designer nahezubringen«. In dem Artikel unter der Schlagzeile »Lewis Hamilton zahlte über 60 000 Pfund für die Teilnahme junger schwarzer Designer an der Met Gala« werden drei Designer namentlich genannt: Theophilio, Kenneth Nicholson und Jason Rembert. Was der F1-Pilot in den Tagen vor der Gala getan hat, wird in dem Artikel nicht erwähnt. Dieser konzentriert sich ausschließlich auf die positive und integrative Botschaft, die Hamilton mit seinem Auftritt und seinem Sponsoring zu leisten versuchte.7
Neben den Designern, deren Arbeiten er promoten wollte, wurde Hamilton von Personen begleitet,...
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