Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Jack Kelly aus Alice Springs, erfahrener Organisator und Mädchen für alles, klopfte um Aufmerksamkeit bittend mit dem Kaffeelöffel gegen seine Tasse. Dieses grell klingende Signal störte und überraschte niemanden mehr, da man sich schon an diese Zeremonie nach dem gemeinsamen Frühstück gewöhnt hatte. Dennoch schenkten alle Teilnehmer des Klassentreffens dem knochigen, groß gewachsenen Mann die volle Aufmerksamkeit. Kelly blieb seiner Gewohnheit treu und fuhr sich, bevor das erste Wort über seine Lippen kam, mit den gespreizten Fingern seiner rechten Hand kräftig durch das dichte, leicht gewellte rote Haar. "Liebe Mädchen, liebe Jungs und liebe Freunde. Mit diesem Frühstück hat der fünfte und damit leider auch letzte Tag unseres Klassentreffens begonnen. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen für ein dickes Dankeschön. Als erstes danke ich im Namen aller Anwesenden dem Ehepaar Jemy und Allen McPhearson von ganzem Herzen für die Gastfreundschaft. Bedanken müssen wir uns auch bei den vielen Mitarbeitern der Ruby Plains, die, ich möchte fast sagen, rund um die Uhr für uns da waren. Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass dieses Klassentreffen für jeden eine bleibende Erinnerung sein wird. Wenn kein unvorhersehbares Missgeschick aufkreuzt, das kann ich euch versprechen, wird der letzte Tag heute ein ganz besonders eindrucksvolles Erlebnis werden." Kelly legte eine kleine Pause ein, um dem begeisterten Applaus Raum zu geben.
Niemand konnte in diesem Moment ahnen, dass er mit dem Versprechen weit untertrieben hatte.
Der jetzt einsetzende, kaum zu bremsende Rede- und Bewegungsdrang der Jugendlichen wurde erneut vom energischen Hämmern auf der gefährdeten Kaffeetasse unterbrochen. "Liebe Schülerinnen, liebe Schüler der 'School on the Air'. Erlaubt mir bei dieser Gelegenheit noch ein paar Anmerkungen zum tieferen Sinn dieser unserer Klassentreffen. Ihr, die ihr und eure Familien im endlosen Outback unseres Känguru-Kontinents lebt, müsst auf so viele Dinge verzichten, die bei anderen Menschen zur Selbstverständlichkeit des Alltags gehören. Mal eben um die Ecke gehen zum Einkaufen in einem klimatisierten Supermarkt oder zu einem kühlen Bierchen in der Eckkneipe. Mal eben einen Tisch bestellen in einem edlen Restaurant oder zur Post gehen, am Kiosk eine Illustrierte kaufen und einen lustigen Plausch mit dem Nachbarn halten. Ursache für dieses Andersleben sind die gewaltigen Entfernungen. Einige eurer "benachbarten" Homesteads liegen weiter entfernt als Sydney von Newcastle. Allein unsere 'School on the Air' versorgt mit ihrem Unterricht von Alice Springs aus ein Gebiet von 1,3 Millionen Quadratkilometern, und in diesem riesigen Klassenzimmer gibt es wegen der dünnen Besiedlung lediglich 140 Schüler. Die riesigen Distanzen sind leider auch dafür verantwortlich, dass relativ wenige Schüler an den Klassentreffen teilnehmen können. Ich muss und will an dieser Stelle nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal darauf hinweisen, dass die jährlichen Begegnungen unserer Lehrer und Schüler von elementarer Bedeutung sind. Sie helfen zu verhindern, dass ihr mit der Zeit zu weltabgeschiedenen Eremiten, zu ungenießbaren Eigenbrötlern oder spröden Zönobiten mutiert. Gott sei Dank haben die technischen Errungenschaften der letzten Jahre dazu beigetragen, die totale Isolation zu verhindern. Ich denke hier an unser Schulsystem, an den Royal Flying Doctor-Service, an Versorgungsflugzeuge und -hubschrauber. Natürlich Satellitenfunk und -fernsehen. Auch wenn es für euch junge Leute schon alltägliche Selbstverständlichkeit ist, so möchte ich bei dieser Gelegenheit nochmals auf die große Bedeutung der modernen Solar- und Windkrafttechnik hinweisen. Früher war Energie, das Lebenselixier aller Technik, im Outback wegen der immensen Transportkosten für Öl, Kohle oder Gas fast unbezahlbar."
Waren es die Gesetze des Zufalls oder irgendwelche parapsychologischen Kraftfelder, die Jack Kelly veranlassten, die abschließenden Worte der Bedeutung der Energie zu widmen? Denn heute sollte er einem außergewöhnlichen Ereignis begegnen, das alles rund um das Thema Energie im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf stellen würde.
"So, genug der Worte, jetzt müssen Taten folgen. Raus mit euch und verteilt euch auf die sechs bereitstehenden Pick-ups." Der dafür verantwortliche Kollege Kellys bestätigte, dass die Fahrzeuge mit allem bestückt waren, was eine Horde Schüler für einen abenteuerlichen Tagesausflug in die weitgehend unerforschte und zerklüftete Felsregion des nördlichen Purnululu-Nationalparks benötigte.
Vier General-Motors Division GMC Allrad-Fahrzeuge mit übergroßen Rädern aus dem Ruby Plains-Fuhrpark, ein VW Amaok DK Highline TDI von der Gold-Ore-Farm und ein Isuzu D-Max Maximum, der von der Foreigne Mountain Farm gekommen war, setzten sich, eine dichte rotbraune Staubwolke aufwirbelnd, in Bewegung. Vor dem Pick-up-Konvoi lag als erste Etappe eine rund 60 Kilometer lange, holprige Schotterpiste, die sie mitten durch eine rotbraune wüstenähnliche Landschaft führte. Vereinzelte karge Hecken oder Baumgruppen gaben ein kümmerliches Bild ab. Jack Kelly, der per Funksprechanlage mit allen Fahrzeugen der Kolonne verbunden war, machte auf einige Boab Trees aufmerksam: "Diese vorwiegend in der Kimberley-Region anzutreffenden Bäume geben, wie ihr seht, ein eigenartiges Bild ab. Sie sind mit dem afrikanischen Affenbrotbaum verwandt. Die Boabbäume werden nur mäßig hoch. Schaut euch die Stämme an, die scheinen lieber in der Breite als in der Höhe zuzulegen. Im Laufe der vielen Jahre nehmen diese eine typische Flaschenform an. In diesen Stämmen kann viel Wasser gespeichert werden. Damit gelingt es dem australischen Boabbaum, längere Dürreperioden zu überstehen. Übrigens, die Aborigines behaupten, dieser Baum sei verkehrt in die Erde gesteckt worden, denn die bizarren, blätterarmen Äste sehen aus wie das Wurzelwerk eines Baumes."
Nach gut anderthalb Stunden die Erleichterung. Der Duncan Highway mit einer angenehm befahrbaren Asphaltdecke. Bald bogen sie auf den sehr gut ausgebauten Northern Highway ab. Vorbei an Halls Creek, einer Kleinstadt in der Kimberley-Region, erreichten sie den Abzweig zum Purnululu Nationalpark.
"Hallo", meldete sich Jack Kelly wieder über Bordfunk, "so, wir befinden uns jetzt auf der letzten Etappe unserer Anreise. Die restlichen gut 50 Kilometer werden allerdings wieder etwas unangenehmer. Auf uns wartet eine enge und jetzt in der Trockenzeit sehr staubige Strecke. Es wird bisweilen steil bergan und ebenso steil bergab gehen. Aber in etwas mehr als zwei Stunden werden wir's geschafft haben."
Sechs Pick-ups hielten in Reihe auf dem weitläufigen Parkplatz in der Nähe des Besucherzentrums. Als sich die rote Staubwolke verzogen hatte, öffneten sich mit etwas Verzögerung die Wagentüren. Schüler und Begleitpersonen kletterten nach der stundenlangen Fahrt ein wenig steifbeinig aus den Autos. "Alle mal herhören", machte sich Jack Kelly jetzt bemerkbar. "Nutzt die Gelegenheit, dort neben dem Besucherzentrum in dem flachen, barackenähnlichen Anbau befinden sich die Toiletten. Bitte beachtet die Hinweisschilder und geht äußerst sparsam mit dem Wasser um. Da eure Rucksäcke alle mit reichlich Getränken und ausreichend Essbarem bestückt sind, können wir auf einen Besuch des Kiosks verzichten. Ich wünsche, dass wir uns in 30 Minuten wieder hier bei den Autos treffen. Dann bis gleich."
Als die Schüler gemächlich zum Parkplatz zurückkehrten, standen die Lehrer und die vier Begleiter bereits beisammen. Sie hatten einen Halbkreis gebildet und schenkten ihre Aufmerksamkeit einem höchstens 160 cm großen dunkelhäutigen Mann mit schulterlanger, lockiger, ebenholzfarbener Haarpracht und üppigem Vollbart. Gekleidet war diese auffallende Erscheinung mit einer verwaschenen hellblauen Jeans und einem pinkfarbenen Pullover auf grasgrünem Hemd. Statt der erwarteten Wanderschuhe trug er ein Paar knallrote Joggingschuhe mit drei parallel laufenden weißen Streifen an den Seiten. Als die Schüler eingetroffen waren, trat Jack Kelly zu dem Mann hin, legte vertrauensvoll einen Arm um dessen Schultern und schaute ihn erfreut lächelnd an: "Ich bin glücklich, euch Dawuy Unupungu, genannt Davi, vorstellen zu können. Es gibt sicherlich keinen zweiten, der die Gegend, die wir heute besuchen wollen, so gut kennt wie unser Mister Davi. Ein stolzer Ureinwohner unseres Kontinentes. Seine Vorfahren, vom Volk der Jaru, lebten seit über 20.000 Jahren in dieser Region. Bis, ja bis ein Herr Guy Baskin Anfang der Achtziger Jahre eine Serie über die bis dahin völlig unbekannten Gebiete des australischen Nothern Territory drehte. Diese Serie wurde ein Riesenerfolg. Ein weltweites Interesse an dieser geologischen Sensation flammte auf. Heute sind diese Naturwunder geschützt. 1987 wurde dieser Teil Kimberleys zum Purnululu-Nationalpark erklärt und gehört seit 2003 zum Weltkulturerbe. Die hier...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.