Schweitzer Fachinformationen
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Fotos: Archiv Sauer/Florian Thallmair
Mein Name ist Mrs Buddy. Vor neun Jahren habe ich als Erstgeborene unter neun Geschwistern das Licht der Welt erblickt. Wir sind französische Schäferhunde der "Marke" Beauceron. Dank der köstlichen Energydrinks an Muttis Milchbar strotzten wir von Anfang an vor Gesundheit und Lebensfreude. In der Wachstumsolympiade hatte ich die Nase vorn. Überhaupt konnte es mir mit der Entwicklung nicht schnell genug gehen. Immer auf der Überholspur - so bin ich.
Mein Frauchen Nina adoptierte mich im Alter von neun Wochen für einen Neubeginn in unserer Frauenwohngemeinschaft am Starnberger See. Anfangs sind schon mal die Fetzen geflogen. Nina spricht fünf Sprachen, hat die ganze Welt bereist und steht mit beiden Beinen fest im Berufsleben. Sie ist fröhlich und aufgeweckt, aber ihre hündischen Sprachkenntnisse waren - sagen wir mal - limitiert. Mir ging es nicht anders, bis ich "Mensch" verstand. Menschen zeigen sich gegenseitig die Zähne und finden das lustig. Wenn ein anderer Hund meine Zähne sieht, ich schwöre es dir, dem vergeht das Lachen. Na ja, zumindest war das so bis zu dem Zeitpunkt, als ich gleich fünf meiner Prachtstücke dem Zahnarzt opfern musste. Zweibeiner starren sich in die Augen und quatschen dabei nicht nur stundenlang, sondern auch viel zu laut. So was tun wir nicht.
Nicht verstanden habe ich, warum Nina mich gleich am zweiten Tag in meinem neuen Zuhause mit einem Monster mit Rüssel gejagt hat. Als ich merkte, dass es ein Bodenkriechtier ist, sprang ich über das Sofa auf den Tisch. Gerettet. Vase kaputt. Na ja, Scherben bringen Glück, und das sollte ich noch brauchen.
Beim Autofahren wurde mir immer kotzübel. Was machte Nina? Sie sang laute Lieder. Wollte mich wohl beruhigen. Hätte ja klappen können, aber so falsch und laut, wie sie singt, erreichte sie eher das Gegenteil.
Dann kam die Zeit, in der sie Leinenzerren spielen wollte. Erst fand ich es doof, weil ich das Leben meines Kehlkopfs aufs Spiel setzte. Doch als ich es kapiert hatte, wurde ich ständig Tagessieger. Irgendwann gab Nina auf, ließ die Leine los und fiel längs auf den Boden. Ich fand das besonders lustig bei Matsch und Schnee. Tja, sie nicht. Sie ist keine gute Verliererin.
Im Hundekindergarten sollte ich über ein riesiges Klettergerüst laufen. Das trieb mir erst mal den Angstschweiß in die Pfoten. Bis ich die Idee hatte, dass ich vielleicht fliegen kann und es nur noch nicht weiß. Das ging mächtig schief.
Unter all den Lernmethoden, die wir zusammen getestet haben, gefiel mir "Versuch und Irrtum" mit Abstand am besten. Da konnte ich nämlich auch mal etwas allein ausprobieren und hatte schnell Feedback. Damit das Licht bei unserer Stehlampe ausgeht, muss ich sie umwerfen. Verstanden. Das Klingeln von Ninas Handy verstummt, wenn ich den Akku herausbeiße. Einfach. Dass manche Telefone noch eine Schnur haben, habe ich in einem Hotel gelernt. Dass man die Schnur nicht aus der Wand reißen soll, auch.
Meine Beiträge zu buntem und einladendem Wohnen kamen bei Nina nicht gut an. Den Parkettboden habe ich anfangs in Gelb- und Brauntönen aufgepeppt. Das Fenster habe ich mit viel Kraft von den Vorhängen befreit. Sonne, Mond und Sterne konnten uns von nun an jederzeit besuchen. Ich schwöre, die Löcher im Stoff waren schon vorher da. Als ich meine Berufung zum Schuster entdeckte, löste das auch keinen Beifall aus. Dabei waren die Pumps von Frauchen definitiv zu hoch und ich kürzte die glitzernden Absätze fachgerecht. Mangels Wertschätzung habe ich meine Hilfsbereitschaft nach und nach stark reduziert.
Ich bin sehr tierlieb. Einmal rettete ich draußen viele kleine Tierchen und trug sie sicher in meinem dunklen Fell zu uns nach Hause. Komisch, die Winzlinge, die mich so kitzelten, mochte Nina nicht. Sie wollte die Kleinen ertränken. Oje, ich dachte, das Einseifen in der Menschendusche würde gar kein Ende mehr nehmen. Danach hat Nina mich tagelang mit Basilikum und Thymian einbalsamiert. Auf meinen fragenden Blick antwortete sie: "Läuse mögen keine Kräuter."
Auch als ich beim Häufchenmachen den Hang so ungeschickt hinunterrutschte, dass ich mir meine Afterkralle abriss, hielt sich Ninas Begeisterung in engen Grenzen. Meine Überzeugung: "Wer später bremst, ist länger schnell", gab ich nach der dritten Kollision mit einem Baum auf. Ohne Airbag begünstigt das Schulterquetschungen. Ein Feinmotorikwunder bin ich nicht, aber stets mit viel Elan, Tempo und Freude bei der Sache. Ich lebe mein Leben nach dem TETA-Prinzip: totale Entspannung, totale Action.
Ich wollte mir gar nicht alles selbst beibringen müssen. Das ständige Ratespiel, was ich nun darf oder auch nicht, was Nina mag oder auch nicht, musste ein Ende haben. Frauchen war es auch leid. Ständig saß sie im großen Sorgensessel und las Bücher aus ihrem Selbsthilferegal. Typisch Psychologin: suchte nach dem Zweck der Existenz, obwohl die Antwort schon längst bei ihr wohnte.
Es musste Schluss sein mit dem Orakeln. Aber wie? Kaum hatte ich meinen Wunsch zu Ende gedacht, kam die Wende, die zu tiefem gegenseitigen Verständnis und einer vertrauensvollen stabilen Beziehung führte: Hundeprofi Christoph. Was genau passiert ist, erfährst du später. Meine beiden Operationen im selben Jahr verstärkten diesen Wandel jedenfalls noch. Beide Kreuzbänder kaputt. Sehr schmerzhaft, aber Heilung für Nina und mich. Wir waren zwölf Wochen ans Haus gefesselt. Kein Herumtollen mit anderen Hunden, keine Geschäftsreisen für Frauchen. Nur wir - 24/7. Zeit, uns noch mal neu kennenzulernen. Meine Beine heilten und Nina nutzte die Zeit, um einen handfesten Burn-out zu kurieren und zu begreifen, was wichtig im Leben ist. Das war nicht ihr heiß geliebter Job, der ihre Gesundheit ruinierte und den sie wenig später aufgab. Das war ich, der fröhliche Wirbelwind Mrs Buddy.
Wir stellten ein paar Spielregeln auf. Nina darf nicht in mein Bett, dafür sind das Badezimmer und der Abrakadabra-Schrank Sperrgebiet für mich. Ich bekam zum ersten Mal ein eigenes Zimmer. Dort gibt es viele Betten und ich kann meine Familie und Hundekumpels zum Spielen und Übernachten einladen. Das Sofa im Wohnzimmer gehört Nina. Ich darf sie besuchen, aber nur auf meiner eigenen Decke liegen. Das ist okay für mich, denn meine Decke nimmt zwei Drittel des Sofas ein und ich kann mich gut ausstrecken. Nina braucht nicht so viel Platz.
Frauchen kocht für mich. Im Gegenzug sorge ich dafür, dass nichts anschimmelt, und schlecke meinen Napf gründlich aus. Jeder hat sein eigenes Futter, das strikt getrennt im Abrakadabra-Schrank aufbewahrt wird. Ich glaube, Nina nascht manchmal heimlich von meinem Futter. Solange sie nicht an meine Ochsenziemer geht, sage ich nichts.
Klar vereinbart ist auch, dass ich Dreck ins Haus trage und Frauchen den Müll rausbringt. Bei den Hausarbeiten lasse ich ihr auch sonst die größtmöglichen Freiheiten. Sie kann ihren Sauberkeitswahn ausleben, ich mische mich nicht ein. Das Geld für den Hundefriseur sparen wir uns. Ich haare, so viel es geht. So habe ich immer ein Topstyling und glänzendes Fell.
Tagsüber lasse ich Frauchen weitgehend ungestört in ihrem Büro arbeiten. Ich brauche meine 18 Stunden Ruhe am Tag, sonst werde ich quengelig. Termine vor 10 Uhr morgens sind mit mir nicht zu machen. Meinen Schönheitsschlaf und all die spannenden Träume sollte man besser nicht unterbrechen.
Bei unseren Ausflügen kümmere ich mich rührend um Frauchen: Prime Time für Nina. Sie bekommt meine volle Aufmerksamkeit. Ob beim Tannenzapfenschießen, Ballwerfen, Versteck- und Fangenspielen, bei Schneeballschlachten oder beim Fahrradfahren, mir ist nichts zu viel, solange sie sich freut. Im Sommer schwimme ich mit ihr durch den See. Früher sind wir zusammen auf ihrem Stehpaddelbrett gefahren. Ich lag vorn, Nina paddelte eifrig. Heute sitzt sie bequem drauf und ich ziehe das Brett samt ihr durchs Wasser. Warum sie mir eines Tages die Wasserschutzpolizei auf den Hals gehetzt hat, erzähle ich später.
So haben wir unser Leben organisiert und kommen prima miteinander aus. Missverständnisse sind selten geworden. Nina ist heute viel entspannter. Sie hat von mir gelernt, was es bedeutet, im Hier und Jetzt zu leben. Sie riecht die Blumen, freut sich über Schmetterlinge und rast nicht mehr im Stechschritt durch den Wald. Ihre Grübelitis hält sich in Grenzen. Sie packt auch nicht mehr permanent ihren kleinen schwarzen Koffer, um durch die Welt zu fliegen. Wir leben ein Leben auf der Sonnenallee und ich bin glücklich, dass ich Nina begleiten darf.
Wie viel Geld, Zeit und Tränen Nina in mein Training investiert hat, ganz zu schweigen von ihrer Ausbildung zur Tierpsychologin, weiß ich nicht. Ich dachte mir nur die ganze Zeit: Mensch, frag mich doch einfach!
So entstand die Idee zu diesem Buch. Zusammen mit meinen Freunden aus dem Club der weisen Hunde beantworte ich dir 150 Fragen, die sich im Kern darum drehen: Warum wir Hunde sind, wie wir sind, und tun, was wir tun - oder eben auch nicht!
Dein Hund ist kein Fall für "Aktenzeichen XY . ungelöst". Dieses Buch wird dir helfen, deinen...
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