Schweitzer Fachinformationen
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Ein ungenutztes Stückchen Garten lässt uns nachdenken: Könnten sich dort nicht ein paar eigene Hühner wohlfühlen? Aber wie erklärt man das den Nachbarn, Verwandten, Arbeitskollegen und vor allem dem besserwisserischen Schulkollegen, den wir in zwei Wochen auf dem zwanzigjährigen Abschlusstreffen erstmals wieder treffen werden? Was ist unsere Antwort auf die entscheidende Frage:
Warum eigene Hühner halten?
Ich helfe mit ein paar Vorschlägen weiter. Bitte nach eigenem Gutdünken anpassen:
"Wir haben jetzt frische, wertvolle eigene Eier von unseren glücklichen Hühnern."
"Wir wissen genau, wie unsere Tiere leben, was sie fressen und welche Chemikalien sie nicht bekommen (z. B. Fiprinol)."
"Unsere Marans-Henne Cupcake legt schokobraune Eier, so dunkel wie Kastanien. Schon mal so etwas probiert? Ach, und dann gibt es noch Frida, unsere Araucana-Henne, die bläuliche Eier legt. Von einem Freund aus dem Verein haben wir Trudi, eine Kreuzung der Rassen Marans und Araucana. Du wirst es kaum glauben: Sie legt Nato-olivgrüne Eier. Und unsere Bielefelder Henne Arminia legt hellbraune Eier mit dunkelbraunen Punkten, auch sehr schick. Und über den Geschmack dieser Eier habe ich noch gar nicht gesprochen - einfach fantastisch!"
Bunte Eier von eigenen Hühnern: weiß von Crevècoeur, dunkelbraun von Marans, olivfarben von Mixen aus Marans und Araucana, blau vorne von einer Araucana, cremefarben rechts oben von einer Vorwerkhenne.
Eine Lavender-Araucana-Henne, auch Englische Araucana genannt. Der Schwanz und der Schopf sind die großen Unterschiede zum südamerikanischen Araucana ohne Schwanz.
Unsere Hühnerbank hat wahrscheinlich schon mehrfach unsere Ehe gerettet: Egal, wie stressig es wird - der gemeinsame Kaffee auf der Hühnerbank am Auslauf ist ein Ritual, dem man sich nicht entziehen kann. Dort, fernab vom Alltagsstress mit Arbeit, Kindern und Haushalt, haben wir endlich mal Zeit zum Reden oder einfach gemeinsam den Moment zu genießen und die Hühner zu beobachten. Sitzt man alleine auf der Hühnerbank, ist es ein meditatives Gehirn-baumeln-Lassen oder irrsinnig anregend, wie viele Ideen einem plötzlich in den Kopf schießen. Kaum ein Ort könnte eine bessere Verkörperung des "Inner Safe Place" sein.
Jedes Huhn ist einfach ein liebenswertes Geschöpf mit eigenem Charakter. Es ist unbeschreiblich, das Verhalten zu beobachten und Teil davon zu sein, wenn man mit der Hühnerschale aus der Küche zur Raptorenfütterung geht.
Eine Hühnerbank gehört in jeden Auslauf. Vorne links sind zwei Maranshennen in Schwarz-Kupfer, in der Mitte eine Bielefelder Henne, rechts daneben von hinten eine Mixhenne vor dem Bielefelder Junghahn, rechts am Rand eine Bielefelder und eine Crevècoeur. Unter der Bank versteckt sich der Labrador vor den Hühnern.
Die Hühner-Hölle der gewinnmaximierenden Geflügelindustrie
Was meist lieber ausgeblendet und totgeschwiegen wird, darf ebenfalls ein starker Motivator sein, um selbst Hühner im eigenen Garten zu halten.
In der Massentierhaltung dominieren und wachsen die Unternehmen, die am meisten Geld erwirtschaften. Das geht fast zwangsläufig massiv zu Lasten der Tiere. Durch die Ausnutzung von Qualzucht-Hybrid-Hühnern kann der Gewinn maximiert werden.
Hybride
In der Biologie ist ein Hybride ein Lebewesen, das aus der geschlechtlichen Fortpflanzung zwischen verschiedenen Gattungen, Arten oder Populationen hervorgegangen ist. In der Zucht wird der Begriff Hybride für Nachkommen von Kreuzungen verschiedener Rassen oder Zuchtlinien verwendet. Masthybridhühner (Broiler) wurden für kommerzielle Zwecke gezüchtet. Sie wachsen extrem schnell. Es sind sowohl Hähne als auch Hennen.
Legehybridhühner wurden für die maximale Eierproduktion gezüchtet. Da Hähne keine Eier legen, können wir auch von Legehybridhennen sprechen. Die Hähne werden vor oder nach dem Schlupf getötet; sie werfen keinen Gewinn ab.
Der Pro-Kopf-Verbrauch beträgt 236 Eier in Deutschland pro Jahr. Es gibt 50,3 Millionen Legehennen in Deutschland (2023), die 15,7 Milliarden Eier im Jahr legen. Die durchschnittliche Legeleistung von Hybridlegehennen beträgt 291 Eier pro Jahr und Henne. Stopp, Konsistenztest der Zahlen des Landwirtschaftsministeriums (BMEL): 15.700.000.000 Eier geteilt durch 50.300.000 Hennen im Jahr ergibt eine Legeleistung von 312 Eiern im Jahr. Seltsam, warum gibt das BMEL 291 als durchschnittliche Legeleistung an? Sei es drum. 64,2 % der Legehennen befinden sich in Bodenhaltung (inklusive 4,5 % Käfighaltung, die Ende 2025 beendet werden soll), 22,3 % im Freiland und 13,5 % in ökologischer Haltung. Alle diese Hennen haben zumeist nach der ersten Legeperiode ausgedient und werden "entsorgt". Eine Legepause für die Mauser inklusive Regeneration des Legeapparates würde die Produktionskosten erhöhen. Außerdem sind die qualgezüchteten Legehybriden zu dem Zeitpunkt körperlich meist schon völlig am Ende.
Legehybridhennen Lohmann-Braun aus Freilandhaltung im Zelt. Legeleistung bis 320 Eier im ersten und meist einzigen Legejahr. Quelle: © hsntarik/Shutterstock.com.
Legehennen
Nach der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung dürfen auf einem m2 Stallgrundfläche nicht mehr als neun Legehennen gehalten werden. Gibt es allerdings eine weitere nutzbare Ebene (Schlafstangen, Nester etc.), so dürfen achtzehn Legehennen pro Quadratmeter gehalten werden. Für jeweils sieben Hennen soll mindestens ein Legenest vorhanden sein. Es dürfen nicht mehr als 6.000 Legehennen ohne räumliche Trennung gehalten werden. In der Freilandhaltung stehen jeder Legehenne 4 m2 an Auslauffläche zu.
Wusstest du, dass bei den Küken immer 50 : 50 Hähne und Hennen schlüpfen? Das ist wie bei Säugetieren genetisch zum Zeitpunkt der Befruchtung so festgelegt und kann auch nicht gezielt beeinflusst werden. Bis 2022 war es in Deutschland noch üblich, jährlich etwa 40.000.000 männliche Eintagsküken der Wirtschaftslegerassen zu vergasen oder zu schreddern. Das neue Verbot des Kükentötens aus dem deutschen Tierschutzgesetz gilt allerdings nicht für die EU oder gar weltweit. Somit hat sich dieses Problem wahrscheinlich nur verlagert, in Nachbarländer (außer Frankreich, Österreich, Luxemburg, dort gelten ähnliche Gesetze). Oder verlagert in die Brutphase. Es gibt Verfahren, bereits während der 21 Tage dauernden Brut von Hühnerküken im Ei zu erkennen, ob dort ein kleiner Hahn oder eine Henne wächst. Wird erkannt, dass ein Hahn schlüpfen würde, wird der Brutvorgang abgebrochen, quasi wie eine Abtreibung bei Säugetieren. Hierbei ist wissenschaftlich nicht final belegt, ab welchem Bruttag die Küken im Ei bereits Schmerzen empfinden können. Der Gesetzgeber hat hierfür den dreizehnten Bebrütungstag festgelegt.
Hennen fangen mit circa 21 Wochen an, Eier zu legen. Das kann man sich einfach merken, da Hühnerküken nach 21 Tagen Brut schlüpfen. Nachdem Hühner ausgewachsen sind, erneuern sie normalerweise einmal im Jahr ihr gesamtes Federkleid: die Mauser. Das passiert je nach Tier und Rasse zwischen Spätsommer und Winterbeginn. Die Mauser ist körperlich für die Hühner so anstrengend, dass sie in dieser Zeit nicht auch noch zusätzlich Eier legen können. Für Wirtschaftsindustriehühnerhalter, die rein gewinnorientiert getrieben sind, werden die Hühner in diesem Moment unrentabel und daher oft genau nach der einen ersten Legeperiode schon abgestoßen, entsorgt oder in seltenen Fällen an "Rettet das Huhn" übergeben. Diese Hühner sind meistens in einem erbärmlichen körperlichen Zustand. Da sie auf maximale Legeleistung gezüchtet wurden, werden sie nach der Mauser auch in ihrem zweiten Lebensjahr fleißig Eier legen. Bei diesen Hochleistungshühnern ist es allerdings fast nicht möglich, ausreichend Kalzium für die ständige Eierschalenproduktion in die Henne hineinzubekommen. Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass beinahe jede dieser Hennen an Osteoporose und/oder Knochenbrüchen leidet. Einen guten Überblick über diese Zusammenhänge gibt die Studie des Friedrich Löffler Institutes "Brustbeinschäden bei Legehennen - aktueller Stand des Wissens".
Eine "gerettete" Legehybridhenne in schlechtem Gesundheitszustand. Quelle: © Colin Seddon/Shutterstock.com.
"Geflügelfarm" mit Tausenden weißen Masthybridhühnern. Quelle: © AlexanderLipko/Shutterstock.com.
Diese Hühner sind also die wahrscheinlich schlechtesten Anfängerhühner, die man sich kostenlos (gegen eine Spende) bei "Rettet das Huhn" anschaffen kann. Auch bittet der Verein darum, die Eier nicht zu essen, und man verpflichtet sich, die oft hohen Tierarztkosten für die Hühner zu übernehmen. Im Notfall selbst erlösen darf man die "geretteten" Hühner auch nicht ("Schutzvertrag"). Mehr dazu, wo man seine ersten Hühner kauft, im folgenden Kapitel.
Masthühner
Es gibt etwa 88 Millionen Masthühner in Deutschland. Da diese aber nur vier bis sechs Wochen leben und Mastdurchgang auf Mastdurchgang folgt, werden im Jahr über 600.000.000 Masthühner geschlachtet. 80 % davon in Betrieben mit mehr als 50.000 Haltungsplätzen (meist zusammengepfercht in einer hermetisch abgeschlossenen Halle). Nur 2 % der Masthühner befinden sich in Biobetrieben. Beim Schlupf wiegen die Küken 40 g, circa 42 Tage später schon 2.800 g. Die Besatzdichte von 39 kg / m2 darf nicht überschritten werden (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung). Bei 1,5 kg...
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