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die zweite Erzählung, die ich geschrieben habe, erschien 1988 in der Augustnummer der Zeitschrift Fantastyka, also ein Jahr und neun Monate nach meinem Debüt »Der Hexer«, das im Dezember 1986 ebenfalls in der Fantastyka gedruckt worden war. Sie - also die verehrten Damen und Herren Leser - müssen indes erfahren, dass ich mich damals seit etlichen Jahren bemühte, einen Fantasy-Roman zu schreiben, dass ich eifrig verschiedene Fragmente dafür dichtete, Situationen entwarf, Helden, Szenarien usw. Und da ereigneten sich gleich zwei wichtige Umstände. Der erste war die unerwartet gute Aufnahme des »Hexers« durch die Leser und Fans.
Zweitens machte ich mir bewusst, dass ich zwar vielleicht Erzählungen in der Fantastyka veröffentlichen konnte, dass aber kein Verleger einen Roman eines in diesem Genre debütierenden polnischen Autors annehmen würde. Ich musste also nüchtern und realistisch denken. Als daher die Fantastyka auf den jungen, aber vielversprechenden Debütanten ein wenig Druck ausübte, indem sie den jungen, aber vielversprechenden Debütanten inständig um eine zweite Erzählung bat, dachte der junge und vielversprechende Debütant nüchtern und realistisch nach, worauf er, ohne sich lange zu zieren, ohne eine Spur von Bedauern die Fragmente des geplanten Romans auf den Umfang einer Erzählung zurechtstutzte. Und so entstand »Der Weg .«.
Die Erzählung war ursprünglich in keiner Weise mit dem Zyklus vom Hexer Geralt verknüpft und sollte es auch nicht sein, und zwar aus dem einfachen Grunde, dass ich damals an einen solchen Zyklus noch gar nicht dachte. Nicht in meinen kühnsten Träumen! Später, als der Zyklus allmählich entstand, sind mir Übereinstimmungen bei Namen und Begriffen unterlaufen, die vermuten lassen, es handle sich um dasselbe Never-Never-Land. Aber ich habe es weiterhin vermieden, völlig eindeutige Verknüpfungen herzustellen - der beste Beweis dafür ist, dass Murmelmenschen und Krahlinge - Humanoide, die im »Weg« auftauchen - im Hexer-Zyklus überhaupt nicht vorkommen, sie werden so gut wie nie erwähnt.
Auf den Gedanken, dass die Druidin Visenna aus dem »Weg« die Mutter des Hexers Geralt ist, kam ich verhältnismäßig spät. Dieses Detail sollte eine Wendung in Fabel und Handlung von »Etwas mehr« bringen - der Erzählung, die den Episodenroman Das Schwert der Vorsehung abschließt und die bislang zwölf Erzählungen über den Hexer miteinander verklammert. Die Fabel erforderte dieses Element in der Biographie des Hexers, das gewisse Dinge erklärt, und außerdem - ich gestehe es offen und ohne falsche Reue - tat es mir um den schönen Namen Visenna leid. Welchselbigen Namen ich eingestandenermaßen ebenso wie viele andere in der Altpolnischen Enzyklopädie von Zygmunt Gloger ausgegraben habe. Visenna kehrte also in den Zyklus zurück, indem sie zu Geralts Mutter wurde: ein wenig eine Rabenmutter, aber trotzdem sympathisch, die im Leben des Hexers genau in dem Moment auftaucht, da sie gebraucht wird. Und die ihm - im übertragenen wie im wörtlichen Sinne - zum zweiten Mal das Leben schenkt.
Dem anderen Protagonisten des »Wegs«, Korin, ist eine Rückkehr nicht vergönnt gewesen. Der Name ist ziemlich landläufig - und ich schwöre, dass ich ihn mir selbst ausgedacht habe, ohne auf C.S. Lewis zurückzugreifen; der Korin in Der Ritt nach Narnia fiel mir erst post factum ein, ich gestehe, dass mir »Narnia« zu kindlich war, als dass ich mir die Bücher öfters vorgenommen und mir die Namen der Helden gemerkt hätte. Doch für die Fabel, die laut nach einer Mutter des Hexers verlangte, war der Vater das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen. Der Stammbaum des Hexers auf der Schwertseite brachte nichts ein und führte nirgendwo hin. Daher kam nicht ich auf den Gedanken, dass just Korin der Vater des Hexers sei, sondern Maciej Parowski von der Fantastyka, dem dieses Konzept blendend zupass kam, um die über viele Hefte laufende Comic-Serie über den Hexer zu eröffnen. Maciej Parowski, der Konzept und Szenarium dieses Comics entworfen hat, mochte den »Weg«, wie er wiederholt gesagt hat; er hat diese Erzählung auch 1992 in die Anthologie polnischer SF und Fantasy Immer größere Fliegen aufgenommen. Also wurde Korin, der Held des »Wegs«, im Comic zum Vater des Hexers. In seinem Szenarium gab Maciej Parowski Korin jedoch keine Gelegenheit, sich seines Nachkommen zu erfreuen. Er übertrieb die Perfidie des adaptierten Autors noch ein wenig und machte Korin am Morgen nach einer leidenschaftlichen und berauschenden Liebesnacht mit Visenna den Garaus. Wer übrigens wissen möchte, wie das damals genau in dem Comic war, wird selbst nachschauen müssen, indem er sich die mittlerweile selten gewordenen Hefte bei einem Sammler besorgt.
Denjenigen, die das tatsächlich tun werden, muss ich noch etwas erklären. Auf den Gedanken mit dem Krahling, einem Humanoiden mit großen roten Augen, hat mich das Titelbild eines SF-Buches gebracht, das ich in einer Berliner Buchhandlung gesehen habe - dort kam just so ein groß-und rotäugiger Außerirdischer vor. An den Titel des Buches erinnere ich mich nicht, es stammte aber zweifellos aus dem Heyne Verlag, der für die kunst-und geschmackvolle Gestaltung seiner Titelbilder berühmt war. In dem besagten Comic hat der Zeichner, Boguslaw Polch, den Krahlingen außer meinen roten Augen auch noch reptilhafte Gestalt und Physiognomie verpasst, sogar grüne Schuppen. Das ist jedoch seine eigene dichterische Freiheit als Zeichner.
Zum Abschluss noch eines: Als der »Weg« in der Fantastyka erschien, erlaubte sich der hier schon vielfach erwähnte Maciej Parowski gewisse redaktionelle Korrekturen, ohne diese mit dem Autor abzusprechen - wer sollte mit einem Debütanten schon große Umstände machen. Dem Radiergummi des Redakteurs fielen vor allem Wendungen zum Opfer, die in Fantasy nicht benutzt werden dürfen, denn »damals wurde nicht so gesprochen«. Beim Durchlesen der in der Fantastyka abgedruckten Erzählung bemerkte ich also mit einiger Verwunderung, dass aus »Arroganz« »Hochmut« geworden war, aus »Intelligenz« »Klugheit« usw. Da ich entschieden für die Theorie eintrete, dass Fantasy in keinem »Damals« spielt und dass sowohl eine altertümelnde wie auch eine besonders stilisierte Sprache verfehlt sind, habe ich aus der Version, die Sie sogleich lesen werden, Parowskis Korrekturen eliminiert und bin zu meinem ursprünglichen Typoskript zurückgekehrt. Sie haben also eine Version vor sich, die die Angelsachsen als unabridged bezeichnen. Ich überlasse es Ihrem Urteil, ob der Text dadurch gewonnen oder verloren hat.
Der Vogel mit dem bunten Gefieder, der auf Visennas Schulter saß, begann zu schreien, flatterte mit den Flügeln, stieg schwirrend auf und glitt ins Gebüsch. Visenna zügelte das Pferd, lauschte einen Moment lang, dann ritt sie vorsichtig den Waldweg entlang.
Der Mann schien zu schlafen. Er saß mit dem Rücken an den Pfahl gelehnt, der mitten auf einer Wegkreuzung stand. Näher herangekommen, sah Visenna, dass seine Augen offen waren. Schon vorher hatte sie bemerkt, dass er verwundet war. Der provisorische Verband, der die linke Schulter und den Oberarm bedeckte, war von Blut durchtränkt, das sich noch nicht schwarz gefärbt hatte.
»Grüß dich, junger Mann«, ließ sich der Verwundete vernehmen und spuckte einen langen Grashalm aus. »Wohin reitest du, wenn man fragen darf?«
Visenna gefiel dieses »junger Mann« nicht. Sie warf die Kapuze zurück.
»Fragen darf man«, erwiderte sie, »aber man sollte seine Neugier begründen.«
»Verzeiht, Dame«, sagte der Mann und kniff die Augen zusammen. »Ihr tragt Männerkleidung. Und was die Neugier betrifft, so ist sie begründet, und wie! Das ist ein ungewöhnlicher Kreuzweg. Mir ist hier ein interessantes Abenteuer widerfahren .«
»Ich sehe«, fiel ihm Visenna ins Wort und betrachtete die reglose, unnatürlich gekrümmte Gestalt, die halb im Gebüsch verborgen lag, höchstens zehn Schritt von dem Pfahl entfernt.
Der Mann schaute in dieselbe Richtung. Dann trafen sich ihre Blicke. Visenna tat so, als streife sie sich die Haare zurück, und berührte das Diadem, das unter dem Stirnband aus Schlangenhaut verborgen war.
»Ach ja«, sagte der Verwundete ruhig. »Dort liegt eine Leiche. Ihr habt einen raschen Blick. Sicherlich haltet Ihr mich für einen Räuber. Habe ich recht?«
»Hast du nicht«, sagte Visenna, ohne die Hand von dem Diadem zu nehmen.
»Ach .«, stöhnte der Mann. »Ja. Na .«
»Deine Wunde blutet.«
»Die meisten Wunden haben diese sonderbare Eigenschaft.« Der Verwundete lächelte. Er hatte hübsche Zähne.
»Unter einem Verband, der nur mit einer Hand angelegt worden ist, wird sie lange bluten.«
»Würdet Ihr mich wohl mit Eurer Hilfe beehren?«
Visenna sprang vom Pferd, zog dabei mit dem Absatz eine Spur in den weichen Boden.
»Ich heiße Visenna«, sagte sie. »Ich pflege niemanden zu beehren. Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn mich jemand in der Mehrzahl anspricht. Mit deiner Wunde werde ich mich befassen. Kannst du aufstehen?«
»Ja. Muss ich denn?«
»Nein.«
»Visenna«, sagte der Mann, während er sich leicht streckte, um ihr das Abwickeln des Stoffes zu erleichtern. »Ein...
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