Schweitzer Fachinformationen
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Als die impulsive Rose auf einem Biohof anheuert, ist sie sogleich fasziniert von dem liebevoll angelegten Blumenfeld der verstorbenen Gärtnerin Martje. In deren Notizbuch findet Rose köstliche Blütenrezepte, die sie zu einem kulinarischen Blog inspirieren - und das mit großem Erfolg. Die Französin Marguerite, die in Paris gegen die Schließung ihres kleinen Restaurants ankämpft, ist bezaubert von Roses duftigen Rezepten. Ebenso wie die Foodjournalistin Viola, die in Italien vor einer schweren Entscheidung steht. Als sich die drei Frauen im Piemont treffen, geben sie sich ein Versprechen: Gemeinsam wollen sie einen lang gehegten Traum zum Leben erwecken ...
Wie sich herausstellte, gehörten die Erdbeerfelder zu einem Biohof, der gar nicht weit von Roses Wohnung gelegen war. Sie war gleich nach ihrer vollmundigen Erklärung dorthin gefahren, hatte den Wagen geparkt und fragte nun im Hofladen, wer für die Einstellungen zuständig war. Der heimelige Duft von frisch gebackenem Brot wogte ihr entgegen. Rose lief das Wasser im Munde zusammen.
»Das macht Gunda Jessen.« Die Verkäuferin hinter dem Tresen lachte und wies auf den Eingang hinter Rose. »Sie haben Glück. Da kommt sie gerade. Unsere Herrin über Feld und Acker.«
Rose drehte sich um. Ihre erste Reaktion in Gedanken war ein überraschtes »Oh«. Gunda Jessen war eine Frau, die die sechzig sicher schon vor ein paar Jahren überschritten hatte. Sie war von zierlicher Statur, aber unter den aufgekrempelten Ärmeln ihres Holzfällerhemdes lugten sehnige Oberarme hervor. Hüftlanges silbergraues Haar fiel offen über die Schultern. Auf dem Kopf trug sie einen Strohhut, der an den Rändern kunstvoll ausgefranst war und aussah, als stamme er aus einem Shop für Hippieklamotten auf Ibiza. Unmittelbar schob sich das Bild ihrer Mutter vor Roses geistiges Auge. Es fehlte nur noch eine Blume, die im Mundwinkel klemmte. Ein Gänseblümchen.
»Wollen Sie zu mir?«, fragte Gunda Jessen.
»Ich denke, schon«, sagte Rose. »Wenn Sie für die Einstellung von Erntehelfern zuständig sind.«
»Bin ich. Aber das Anheuern ist abgeschlossen. Ich brauche keine Leute mehr.«
»Aber das Schild, die Erdbeeren .«
»Muss noch abgenommen werden. Bin ich noch nicht zu gekommen.«
»Oh nein, sagen Sie, dass das nicht wahr ist«, entfuhr es Rose verzweifelt, und sie sackte in sich zusammen wie ein Boxer nach dem Tiefschlag.
Die Frau sah Rose bedauernd an.
»Tut mir leid, ist es leider. Aber was heißt leider. Gott sei Dank. Ich hab schon genug mit anderen Personalproblemen zu kämpfen, da bin ich froh, dass ich meine Erdbeermannschaft zusammen habe. Gerade hat sich mein Gärtner für die Mietäcker krankgemeldet, weil ihm eine Bandscheibe rausgesprungen ist, und das ist .«
Rose hörte schon nicht mehr zu, sondern sah sich im Geiste bereits wieder bei Frau Biester sitzen. Als ihr bewusst wurde, dass die Hippiebäuerin nicht weitersprach, sah sie auf. Gunda Jessen musterte sie von Kopf bis Fuß, als würde sie einen Gaul auf seine Tauglichkeit als Zugpferd prüfen. Rose wurde unbehaglich zumute.
»Wollen Sie das machen?«, fragte die Frau jetzt.
»Was machen?«
»Als Gärtnerin für unsere Gemüsefelder einspringen. Was wissen Sie über Gemüse?«
»Dass es gesund ist?«
Gunda Jessen stemmte eine Hand in die Hüfte, atmete tief ein und wieder aus.
Das war wohl die falsche Antwort, dachte Rose.
»Und sonst?«, hakte die Gärtnerin nach.
»Na ja, ich hab ein paar selbst gezogene Kräuter zu Hause, und ich weiß, dass es Radieschen eher im Mai und Kürbisse im Herbst gibt.«
»Könnten Sie am nächsten Montag anfangen?«
Rose lachte auf, ein wenig zu schrill und dann sehr niedergeschmettert.
»Okay, ich hab verstanden. Vielen Dank für Ihre Zeit.« Sie streckte ihrem Gegenüber die Hand hin, aber Gunda Jessen machte keine Anstalten, diese zu ergreifen.
»Geben Sie immer so schnell auf?«, fragte sie stattdessen.
»Wie bitte?« Rose ließ den Arm wieder sinken.
»Ich hab Sie doch gefragt, wann Sie anfangen können. Wollen Sie nicht? Ich hatte gerade nicht den Eindruck, als würden Sie von Angeboten überschwemmt werden.«
»Sie machen Witze, oder? Ich hab keine Ahnung von Landwirtschaft und mache Ihren Schlamassel höchstens noch größer.«
»Wenn Sie sich nicht ganz dusselig anstellen, sind Sie schnell eingearbeitet.«
»Aber was genau wäre denn die Aufgabe?«
»Haben Sie schon einmal etwas davon gehört, dass es Selbstversorger-Projekte gibt? Urban Farming und so was?«
»Ja, ist mir mal zu Ohren gekommen.«
»Das ist ein Anfang.« Gunda Jessen grinste, und ihr Gesicht legte sich in tausend kleine Fältchen. »Erst einmal brauche ich Sie für die Saisonvorbereitung. Aussaat, Jungpflanzen setzen, Geräte putzen. Eine Woche später ist Eröffnung, und ich brauche jemanden, der sich um die ganzen Hobbygärtner kümmert und für Fragen zur Verfügung steht. Das wäre aber nur einmal in der Woche in einer festgelegten Sprechstunde. Noch wichtiger ist die Betreuung eines Musterfeldes für Demonstrationszwecke, wenn uns zum Beispiel Schulklassen besuchen. Das muss laufen. Da können wir uns keine Ausfälle leisten. Schaffen Sie das?«
Rose wurde schwindelig. Sie sah im Geiste, wie sich Gurkenranken um ihren Hals legten und immer fester zuzogen.
»Ja, schaffe ich.«
Ihr Mund hatte sich schneller geöffnet und die Worte entwischen lassen, als ihr Verstand hinterherkam. Schaffe ich? War sie verrückt geworden?
»Angst einjagen lassen Sie sich nicht so schnell. Das ist gut. Schneid brauchen Sie auf einem so großen Hof. Aber um unsere Demoäcker kümmere ich mich selbst. Wenn Sie mir den Rücken freihalten, was den ganzen anderen Tüdelkram betrifft, ist mir schon geholfen.«
Gunda Jessen hatte sie getestet. Und Rose war darauf hereingefallen. Na gut, Schwamm drüber. Sie wollte den Job. Sie brauchte den Job.
»Krieg ich hin.«
»Dann sind wir uns einig. Seien Sie am Montagmorgen um acht Uhr hier, dann regeln wir den Papierkram, und danach geht es los. Arbeitsklamotten, Handschuhe, feste Schuhe oder Gummistiefel. Das ist erst mal alles, was Sie brauchen. Alles klar?«
»Alles klar.«
»Wie heißen Sie?«
»Rose Pedersen.«
»Das passt. Warm Welcome«, sagte Gunda.
»Fremdsprachen sind kein Problem. Falls ich die hier auch brauche«, entgegnete Rose.
Gunda Jessens Mundwinkel zuckten. »Ihre Haare. Die Farbe von Warm Welcome. Das ist eine Kletterrose. Wächst hinterm Hühnerstall.«
»Hinter dem Hühnerstall, super.« Allmählich beschlich Rose das Gefühl, dass dies nur ein weiterer Meilenstein auf dem Weg ihres Scheiterns werden würde.
»Ich bin Gunda. Wir duzen uns hier.« Die Hippiegärtnerin streckte Rose die Hand hin. »Und nun können wir uns die Hände schütteln.«
Minutenlang schon starrte Marguerite auf das DIN A4 große Blatt Papier, das jemand von innen an die Tür geklebt hatte. Es hing schief, und die Klebestreifen, die die Ecken fixierten, waren viel zu lang und nachlässig angebracht. Marguerite erkannte die Handschrift von Yvette. Fein und kunstvoll geschwungen. Wenigstens dafür hatte Yvette sich Zeit genommen. Ihre Spülhilfe hatte kein Talent zum Kochen, aber die schönste Handschrift im »Le Bon Goût«, und daher war sie diejenige, die mit schwarzer Tinte Speise- und Getränkekarten schrieb. Sie hatte es sich offensichtlich nicht nehmen lassen, die schlechte Nachricht wenigstens in anmutige Buchstaben zu kleiden.
Wegen Krankheit vorübergehend geschlossen.
Ist Verlassenwerden eine Krankheit, fragte sich Marguerite.
»Sie sind jetzt alle da, Madame.«
Die schwere Hand von Alphonse Padou, dem Küchenchef, legte sich auf ihre Schulter. Sie nickte. Es hatte keinen Sinn, es länger aufzuschieben. Sie musste da durch. Nur noch eine halbe Stunde, dann hätte sie es hinter sich, könnte sich wieder verkriechen wie in den vergangenen fünf Tagen. Seit sie von Pauls Verrat erfahren hatte, war sie nicht mehr aus der abgedunkelten Wohnung hervorgekommen, hatte kaum etwas gegessen und sich nicht gekämmt.
Als sie den Raum hinter der Küche betrat, sahen ihr zehn Augenpaare entgegen. Hoffnungsvoll und aufmunternd die einen, angespannt und von einer dunklen Ahnung erfüllt die anderen. Die gesamte Mannschaft war versammelt. Marguerite murmelte einen kurzen Gruß und setzte sich an die Stirnseite des Tisches, an dem sie sonst gemeinsam ihre Mahlzeit einnahmen, bevor die Arbeit im Restaurant begann.
Eine Familie.
»Ich sehe, es sind alle da, dann möchte ich beginnen.« Ihre Stimme knisterte wie trockene Lorbeerblätter. »Alphonse hat Sie bereits darüber informiert, dass wir für eine Weile schließen müssen, und ich möchte mit Ihnen die Abwicklung besprechen.«
Unruhe kam auf. Füße scharrten auf dem Boden, angehaltene Luft wurde mit einem Laut der Empörung ausgestoßen. Jemand trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte, was Marguerite fast den letzten Nerv kostete.
»Aber Madame, wir verlieren alle unsere Arbeit! Das können Sie doch nicht so von heute auf morgen mit uns machen«, wandte Jacques ein, der als Saucier die feinsten Buttersaucen kreieren konnte und bereits seit zehn Jahren im »Le Bon Goût« angestellt war.
»Es tut mir unendlich leid . auch für mich kommt diese Entwicklung unerwartet und .«
»Aber warum ist der Patron nicht hier, um uns das selbst zu sagen?«, rief Pierre, der Poissonnier, vor dem Marguerite sich immer ein wenig fürchtete, was darauf zurückzuführen war, dass er nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde zögerte, bevor er einen lebenden Hummer ins sprudelnde Wasser warf und seelenruhig zusah, bis die Schale eine tiefrote Farbe annahm.
»Monsieur Lannoy ist unterwegs, und daher übernehme ich das.«
»Und wann ist er wieder zurück?«, wollte Pierre wissen.
»Ich weiß es nicht. Bald. Ganz sicher.«
»Werden Sie uns unser restliches Gehalt...
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