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MANCHMAL SIEHT MAN DIE LIEBE VOR LAUTER VEREHRERN NICHT
Lisa Madison weiß ganz genau, wer neben ihr am Traualtar stehen soll. Doch Robert Langley, den sie seit Kindestagen kennt, behandelt sie noch immer wie eine kleine Schwester. Erst als Lisa frustriert aufgibt und sich mit aller Entschlossenheit in den Londoner Heiratsmarkt stürzt, scheint Robert endlich zu bemerken, dass sie eine wunderschöne junge Frau geworden ist. Doch ihr Glück ist in Gefahr, denn ein unbekannter "Verehrer" scheint fest entschlossen, Lisa mit Gewalt für sich zu gewinnen ...
»Wie lange wirst du weg sein?«, fragte Lisa, während sie ihrer älteren Schwester dabei zusah, wie sie einen kleinen Pillbox-Hut auf die kunstvolle Frisur setzte, zu der ihre Zofe ihre Locken gesteckt hatte.
»Es könnte den ganzen Nachmittag dauern, Lisa. Leider ziehen sich die Teestunden bei Lady Witherly immer etwas in die Länge. Sie wird darauf bestehen, dass uns jedes ihrer Enkelkinder mit einer musikalischen Darbietung beglückt.« Christiana verzog das Gesicht und fügte trocken hinzu: »Ob sie nun Talent dazu haben oder nicht.«
Lisa ließ sich ihre Belustigung über die Verdrossenheit ihrer Schwester nicht anmerken. »Vielleicht haben sie seit deinem letzten Besuch etwas dazugelernt.«
»Hmm«, machte Christiana skeptisch und drehte sich zu ihr um. »Mir ist nicht wohl dabei, dich jetzt, wo es dir nicht gut geht, allein zu lassen. Vielleicht sollten wir besser absagen und .«
»Sei nicht albern. Suzette ist wahrscheinlich schon fertig angekleidet und wartet darauf, von dir abgeholt zu werden«, unterbrach Lisa sie, und als Christiana ob der Erwähnung der mittleren der drei Madison-Schwestern die Stirn runzelte, fuhr sie rasch fort: »So spät abzusagen wäre äußerst unhöflich. Abgesehen davon bin ich ja nicht todkrank. Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen und Magenbeschwerden. Wenn ich mich etwas ausruhe, kann ich euch heute Abend bestimmt zum Ball bei den Landons begleiten, mit dem die Saison eröffnet wird.«
»Bist du sicher?«, fragte Christiana zweifelnd.
»Ganz sicher«, entgegnete Lisa und bemühte sich, ihre Ungeduld zu verbergen und nicht durchblicken zu lassen, wie erpicht sie darauf war, ihre Schwester loszuwerden.
»Na gut.« Christiana seufzte leise, umarmte sie rasch, ermahnte sie, Bettruhe zu halten, und ging zur Tür.
Lisa lächelte, bis die Tür ins Schloss fiel, dann lief sie zum Fenster, um zu beobachten, wie ihre ältere Schwester auf die Kutsche zuging, die vor dem Haus wartete. Als die schlanke Blondine eingestiegen war und die Kutsche davonfuhr, eilte sie nach oben in ihr Zimmer.
Wie erwartet war ihre Zofe Bet damit beschäftigt, das Kleid herzurichten, das sie abends auf dem Ball tragen wollte.
Sie gab sich leidend, legte mit einem kleinen Seufzer die Hand an die Stirn und ging zum Bett. »Das kannst du später fertig machen, Bet. Ich habe leichte Kopfschmerzen und möchte mich ein Weilchen ausruhen. Bitte achte darauf, dass ich nicht gestört werde.«
Bet hielt inne und sah Lisa verdutzt an. Bei ihrem argwöhnischen Blick befürchtete Lisa schon, sie habe es übertrieben, aber zu ihrer Erleichterung nickte die Zofe nur, breitete das Kleid aus, damit es nicht knitterte, und ging zur Tür. »Ich bin unten, wenn Sie mich brauchen.«
Lisa nickte, setzte sich auf die Bettkante und zog ihre Schuhe aus, schlüpfte jedoch sofort wieder hinein, als sich die Tür hinter Bet schloss. Dann sprang sie auf und verfiel in hektische Betriebsamkeit. Sie hastete zu ihrer Truhe, holte die Tasche heraus, die sie unter ihren Kleidern versteckt hatte, und vergewisserte sich, dass das Geschenk für Mrs Morgan noch darin war, das sie so sorgsam verborgen hatte. Sie ging damit zur Tür, lauschte kurz, und als sie nichts hörte, öffnete sie die Tür und spähte in den Korridor. Er war leer, und so verließ sie ihr Zimmer und huschte zur Treppe.
Sie hielt den Atem an, bis sie den Treppenabsatz erreichte. Dort blieb sie stehen und atmete langsam aus. Als von unten kein Laut an ihr Ohr drang, holte sie abermals tief Luft und schlich die Stufen hinunter. Sie hatte den Salon fast erreicht, da öffnete sich die Küchentür am Ende des Korridors. Panik stieg in ihr auf, und Lisa verschwand rasch im Arbeitszimmer und zog die Tür leise hinter sich zu. Sie betete, dass sie niemand gesehen hatte.
Sie lauschte an der Tür, um herauszufinden, wann sie ihren Weg fortsetzen konnte, aber es war nichts zu hören. Entweder hatte es sich derjenige, der die Küchentür geöffnet hatte, anders überlegt und war in der Küche geblieben, oder er ging genau in diesem Moment durch den Korridor, und die Tür, hinter der sie stand, dämpfte die Geräusche. Das Problem war, dass Lisa nicht wusste, was von beidem zutraf.
Ungeduldig trat sie von einem Bein aufs andere, dann bückte sie sich und linste durchs Schlüsselloch. Leider konnte sie durch die kleine Öffnung nicht genug sehen, um sich zu vergewissern, dass niemand im Korridor war. Doch sie verharrte so lange dort, bis sie sicher war, dass derjenige, der eventuell aus der Küche gekommen war, inzwischen vorübergegangen sein musste.
Sie richtete sich auf, atmete tief durch und schickte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel. Dann öffnete sie leise die Tür.
Erleichtert stellte sie fest, dass der Korridor leer war. Sie wartete noch einen Augenblick ab, ob jemand die Treppe herunterkam, und als sich nichts rührte, sauste sie auf den Salon zu und verschwand darin.
Als sie die Tür schloss, wurde sie schon ein wenig ruhiger, obwohl sie es noch längst nicht aus dem Haus geschafft hatte. Sie hatte noch ein gutes Stück Weg vor sich. Doch diesen Gedanken schob sie beiseite und holte geschwind ihren Umhang und ihre Pelisse unter dem Sofa hervor, die sie am frühen Morgen dort versteckt hatte, bevor die anderen aufgestanden waren.
Sie legte sich den Umhang um, zog die Kapuze über den Kopf und warf sich die Pelisse über den Arm. Dann hastete sie, das Geschenk an ihrer Brust bergend, zu der großen Glastür. Der Salon ging auf den Seitengarten hinaus. Soweit sie sehen konnte, hielt sich dort niemand auf.
Also schlüpfte sie nach draußen und lief flink zur Vorderseite des Hauses, während sie betete, dass nicht ausgerechnet in diesem Moment eine Kutsche mit unerwarteten Gästen eintreffen oder ihr Schwager Richard von seinen Schneidern zurückkehren würde. Auch hoffte sie, dass niemand von der Dienerschaft aus der Haustür oder einem der Vorderfenster schaute und sie entdeckte. Sie drehte sich jedoch nicht um, weil sie befürchtete, damit Aufsehen zu erregen und jemanden ans Fenster zu locken. Den Blick stur nach vorn gerichtet eilte sie zum Eingangstor.
Als sie die Straße erreichte, ohne dass sie jemand gesehen oder aufgehalten hatte, dachte sie schon, sie hätte es geschafft. Doch als sie das Tor schloss und sich zum Gehen wandte, trat ihr ihre Zofe Bet unvermittelt aus dem Gebüsch am Straßenrand entgegen.
»Ich habe geahnt, dass Sie etwas im Schilde führen, als ich Sie heute Morgen durchs Haus schleichen sah«, sagte Bet, und in ihrem sommersprossigen Gesicht spiegelte sich Genugtuung. Mit triumphierendem Blick und vor der Brust verschränkten Armen baute sie sich vor Lisa auf. »Was haben Sie vor, Mylady?«, fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.
»Oh, Bet, du hast mich vielleicht erschreckt!« Lisa fasste sich an den Hals. »Warum schleichst du hier draußen herum?«
»Die Frage lautet vielmehr, warum Sie hier draußen herumschleichen«, erwiderte Bet.
Lisa verzog missbilligend das Gesicht. Dann straffte sie die Schultern, hob den Kopf und sagte streng, beziehungsweise so streng, wie sie mit ihrer Zofe sein konnte, die ihr zugleich eine gute Freundin war: »Es steht dir nicht zu, mich das zu fragen, Bet. Ich bin deine Herrin.« Ein Teil ihrer Forschheit schwand unter Bets durchdringendem Blick dahin, doch sie zwang sich, in energischem Ton fortzufahren. »Ich würde vorschlagen, du gehst wieder ins Haus und kümmerst dich um mein Kleid.«
»Gewiss doch«, entgegnete die Zofe kess. »Und ich sage Handers, dass Sie das Haus ganz allein verlassen haben, ohne jede Begleitung, ja?«
Lisa kniff die Augen zusammen. Handers, der neue Butler von Richard und Christiana, war ein Schatz, aber er würde die Information an Richard weitergeben, sobald er zurückkehrte. »Auf keinen Fall!«
»Doch, doch«, erwiderte Bet. »Es sei denn, Sie lassen sich von mir begleiten. Dann hat alles seine Ordnung und ich behalte es selbstverständlich für mich.«
Lisa seufzte frustriert und schaute zurück zum Tor. Sie war geradezu erleichtert gewesen, als Mrs Morgan ihr in ihrem Brief vorgeschlagen hatte, allein zu kommen. Christiana betrachtete ihre Freundschaft zu Mrs Morgan mit Argwohn. Sie hatte gefragt, ob sie diejenige gewesen sei, die Lisa das verbotene Buch »Fanny Hill« gegeben hatte, und angedeutet, dass Mrs Morgan vielleicht nicht der richtige Umgang für sie sei. Sie allein zu besuchen war Lisa einfacher erschienen, als Christiana dazu zu überreden, sie zu begleiten.
Aber eigentlich sollte sie wirklich nicht allein gehen. Es war in der Tat schicklicher, sich von ihrer Zofe begleiten zu lassen. Der einzige Grund, warum sie es nicht in Betracht gezogen hatte, war . Nun, das ganze Abenteuer hatte sie wohl so gefangen genommen, dass sie einfach nicht daran gedacht hatte, das Mädchen mitzunehmen. Aber es war vermutlich das Beste, die Angelegenheit so zu regeln. Eine Dame von Stand fuhr nun einmal nicht ohne Begleitung durch London.
Seufzend willigte sie ein. »Na schön, du kannst mich begleiten.«
»Danke«, entgegnete Bet schmunzelnd und lief neben ihr her, als sie sich in Bewegung setzte. »Wohin wollen wir denn?«
»Eine Freundin besuchen«, sagte Lisa, und auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln. Nun, da sie endlich unterwegs war, freute sie sich auf den Besuch. Auf dem Lande hatte sie Mrs Morgans Gesellschaft als anregend und unterhaltsam empfunden und hoffte, dass es sich in der Stadt ebenso verhielt.
»Ist es weit?«, fragte Bet neugierig.
»Nein. Mrs Morgan hat mir versprochen, ihre Kutsche um die Ecke warten zu lassen«, entgegnete Lisa....
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