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Suzette ist eine reiche Erbin auf der Suche nach einem Ehemann. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Frauen wünscht sie sich einen Mann, der selbst mittellos ist. Daniel Woodrow scheint der ideale Kandidat: Er ist gutaussehend, aus adligem Hause und ... vollkommen verarmt. Suzette ist überglücklich. Aber Daniel spielt nicht mit offenen Karten. In Wahrheit verbirgt er seinen Reichtum, weil er nicht will, dass eine Frau ihn nur seines Vermögens wegen heiratet. Doch wie lange kann er dieses Geheimnis vor Suzette bewahren?
Prolog
»Es ist noch nicht einmal richtig Tag, und trotzdem ist hier schon so viel los.«
Suzette nickte zu der Bemerkung ihrer Schwester, sagte aber nichts, sondern blickte weiter durch das Fenster der Kutsche nach draußen. Wohin sie auch fuhren, auf allen Straßen herrschte emsige Betriebsamkeit. Im Gegensatz zu dem schläfrigen Dorf in der Nähe des Anwesens, auf dem sie geboren worden waren und lebten, war London faszinierend und aufregend. Oder hätte es für Suzette sein können, hätte sie sich nicht im Stillen Sorgen um ihren Vater gemacht.
»Glaubst du, dass wir Vater im Stadthaus treffen werden?«, fragte Lisa, als hätte sie ihre Gedanken erraten.
Suzette seufzte, dann lehnte sie sich wieder zurück. Ihr Blick streifte die zwei anderen Frauen in der Kutsche. Ihre eigene Zofe Georgina war zehn Jahre älter als sie, was sich in der stillen Haltung zeigte, mit der sie durch das gegenüberliegende Fenster auf die Gebäude der anderen Straßenseite blickte. Lisas Zofe Bet war dagegen genau so jung wie Lisa; das Mädchen bebte nahezu vor Aufregung. In ihrem sommersprossigen Gesicht stand lebhafte Ehrfurcht, während auch sie nach draußen starrte.
»Ich hoffe es«, sagte Suzette schließlich und sah ihre Schwester wieder an.
Lisa sank ebenfalls müde auf ihren Platz zurück. Suzette runzelte die Stirn, als sie die dunklen Ringe um ihre Augen und die blasse Haut bemerkte. Lisa hatte das herrlich helle Haar und den ebenso hellen Teint ihrer Mutter geerbt, und ihre Haut wirkte immer ein bisschen wie Porzellan - etwas, worum Suzette sie oft beneidet hatte. Allerdings beneidete sie ihre Schwester gar nicht darum, wie ihre Haut reagierte, wenn sie zu wenig geschlafen hatte. Dann verdunkelte sich der Bereich um die Augen, und es entstand der Eindruck, als würden sie tief in den Höhlen liegen. Unglücklicherweise hatten sie in der letzten Zeit vor lauter Sorgen und wegen der anstrengenden Reise beide nicht viel Schlaf bekommen.
»Was tun wir, wenn er nicht da ist?«, fragte Lisa und starrte dabei stumpfsinnig aus dem Fenster.
Suzette spürte, wie sich ihre Lippen bei der Vorstellung strafften. Seit ihr Vater vor einem Monat nach London aufgebrochen war, hatten sie nichts mehr von ihm gehört. Dabei hatte sich Lord Cedrick Madison nur deshalb in die Stadt aufgemacht, um ein paar Geschäftspapiere zu unterschreiben. Er hatte ihnen versichert, dass er zum Wochenende wieder zurück sein würde. Er hätte sogar noch früher zurückkehren können, hatte sich aber vorgenommen, bei ihrer Schwester Christiana vorbeizuschauen, wenn er schon mal in London war. Christiana war die älteste der drei Madison-Töchter; sie hatte ein Jahr zuvor Richard Fairgrave geheiratet, den Earl von Radnor. Danach waren die beiden in Richards Stadthaus in London gezogen.
Suzette vermisste ihre ältere Schwester. Sie machte sich auch leichte Sorgen, denn die Briefe, die sie und Lisa regelmäßig an sie geschrieben hatten, waren nie beantwortet worden. Eine Weile hatten sie sich dabei nicht einmal etwas gedacht. Sie wussten, dass sich Chrissy an viele neue Dinge gewöhnen musste und zweifellos sehr beschäftigt war. Vermutlich, dachten sie, ließ ihr das aufregende Leben in London nur wenig Zeit für irgendwelche Korrespondenz. Als dieser Zustand aber immer länger angedauert hatte und nach wie vor nie eine Antwort kam, hatten sie angefangen, sich ernsthafte Gedanken zu machen. Daher waren sie erleichtert gewesen, dass ihr Vater die Gelegenheit nutzen würde, nach Chrissy zu sehen.
Allerdings war er nicht wie erwartet am Wochenende mit guten Nachrichten über eine glückliche Christiana zurückgekehrt. Er war überhaupt nicht zurückgekehrt. Zwei Wochen später hatte Suzette einen Brief nach London geschickt, in dem sie sich nach seinem Wohlbefinden erkundigte und ihn fragte, ob er etwas von Christiana gehört hatte. Als sie am Ende der dritten Woche immer noch nichts von ihm gehört hatten und auch ein weiterer Brief von ihr und ein zusätzlicher von Lisa keinerlei Reaktion nach sich zogen, hatte Suzette es vor Sorge und Ungewissheit nicht mehr ausgehalten. Fast kam es ihr so vor, als würde London die Familienmitglieder der Madisons nach und nach verschlucken. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie selbst in die Stadt reisen und herausfinden musste, was los war. Es hatte sie nicht sehr überrascht, als Lisa darauf bestanden hatte, sie zu begleiten.
So hatten sie sich also auf den Weg gemacht, zusammen mit ihren Zofen und vier Dienern, die verhindern sollten, dass sie von irgendwelchen Wegelagerern für leichte Beute gehalten wurden. Das hatte anscheinend auch gut funktioniert, denn sie waren auf ihrem Weg nach London nie behelligt worden und standen kurz davor, das Stadthaus der Familie zu erreichen. Dann würden sie hoffentlich schon bald erfahren, was eigentlich vor sich ging.
»Wenn er nicht da ist, werden wir versuchen, herauszufinden, wo er ist«, antwortete Suzette schließlich. Sie war froh, dass Lisa nicht nachfragte, wie sie das genau bewerkstelligen wollte, denn sie hatte nicht die geringste Ahnung. Sie waren beide zum ersten Mal in London, und sie hatte keinen blassen Schimmer, was sie hier erwartete. Bisher war es nicht sehr beeindruckend. Die Stadt schien aus lauter sich dicht an dicht drängenden Gebäuden zu bestehen, über denen eine dicke Wolkendecke aus Seekohlenrauch hing. Suzette führte es darauf zurück, dass an diesem kalten Morgen zu viele Kamine angezündet worden waren. Sie bevorzugte eindeutig das ruhige, stille Leben auf dem Land, wo sie immerhin den Himmel sehen konnte.
Obwohl sich das Londoner Stadthaus der Madisons seit Generationen im Besitz ihrer Familie befand, hatte Suzette es noch nie zu Gesicht bekommen, und so wurde ihr erst klar, dass sie angekommen waren, als die Kutsche plötzlich anhielt. Neugierig musterte sie es, während sie aus der Kutsche stieg. Es war ziemlich groß und wirkte beeindruckend, aber nun ja, es gehörte immerhin der Familie ihrer Mutter, und die Seftons waren bekanntlich ziemlich wohlhabend gewesen. Ihren Großvater hatte man sogar als »alten Geldsack« bezeichnet, weil er so viel Geld geerbt und gehortet hatte. Geld, das er seinen Enkelinnen vermacht hatte. Jede der Madison-Schwestern hatte ein Drittel der Mitgift erhalten, was genügt hätte, ihnen nach ihrem Debüt sämtliche Mitgiftjäger auf den Hals zu hetzen. Allerdings war es dazu nicht gekommen, da ihr Großvater darauf bestanden hatte, dass diese Angelegenheit ein Geheimnis blieb.
»Ganz schön prächtig, was?«, murmelte Lisa, als sie neben sie trat. »Wenn es auch ein bisschen heruntergekommen wirkt.«
Suzette nickte schweigend. Die kleinen Anzeichen von Vernachlässigung hier und da überraschten sie nicht sehr. Ihr Vater hatte selbst dafür gesorgt, dass im vergangenen Jahr nicht sehr viel Geld zur Verfügung gestanden hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass er die Dienerschaft des Stadthauses etwas verkleinert und überall dort, wo es irgendwie ging, weitere Einschränkungen vorgenommen hatte, um ein bisschen Geld zu sparen. Nachdem sie den Zofen aufgetragen hatte, das Entladen der Kisten zu überwachen, ging Suzette mit Lisa über den vorderen Zugang zum Hauseingang.
Noch bevor sie dort ankamen, öffnete sich ein Flügel der schweren Doppeltür. Ein Butler mit schläfrigen Augen spähte durch die Tür und ließ den Blick gereizt über Suzette und Lisa schweifen. Es war eindeutig, dass er sich über die Störung zu so früher Stunde ärgerte, bis er zu dem Wagen hinsah und das Familienwappen der Madisons erkannte. Augenblicklich straffte er sich, und seine Miene wurde um einiges freundlicher. Nun ja, so freundlich, wie es bei einem britischen Butler möglich war, vermutete Suzette, da der Mann es gerade mal eben zuließ, dass sich die Mundwinkel eine Spur nach oben verzogen.
»Myladys Madison«, sagte er zur Begrüßung.
Suzette nickte und zwang sich selbst zu einem kleinen Lächeln, während sie mit Lisa an dem Mann vorbei ins Haus ging. In der Eingangshalle blieb sie stehen, zog die Handschuhe aus und drehte sich wieder zu dem Butler um. »Wo ist unser Vater?«
»Äh .« Der Mann schien einen Moment lang verlegen zu sein, ließ den Blick zur Treppe und den Korridor entlangwandern, ehe er sich plötzlich entspannte. »Ich glaube, er ist in seinem Arbeitszimmer, Mylady.«
Suzette folgte seinem Blick und sah einen schmalen Lichtstreifen unter einer der Türen im Korridor. Sie wusste sofort, dass dies das Arbeitszimmer sein musste. »Danke«, sagte sie und ging Lisa voraus. »Unsere Zofen werden gleich hier sein. Bitte sorgen Sie dafür, dass sie in die Zimmer geführt werden, die wir während unseres Aufenthaltes hier benutzen können, und teilen Sie Bedienstete ein, die ihnen helfen, sie für uns vorzubereiten.«
»Natürlich, Mylady.« Der Mann ging rasch den Gang entlang, zweifellos mit der Suche nach den erforderlichen Bediensteten beschäftigt, während Suzette bereits die Tür des Arbeitszimmers erreichte. Ihre Unruhe war so groß, dass sie eintrat, ohne sich die Mühe zu machen anzuklopfen. Angesichts des Anblicks, der sich ihr bot, blieb sie allerdings abrupt stehen. Zuerst war da vor allem der Geruch, der ihr wie ein Fausthieb entgegenschlug - ein beißender Gestank nach abgestandenem Pfeifenrauch und altem Alkohol. Angewidert rümpfte Suzette die Nase, aber ihr Abscheu wurde nur noch größer, als ihr Blick auf die vielen leeren Gläser und Teller fiel, die überall im Zimmer verstreut waren. Die meisten schienen sich um zwei Stühle beim Kamin zu sammeln, aber fast genauso viele bedeckten den Schreibtisch, an dem ihr Vater mit auf die Tischplatte gesunkenem Kopf hing. Im Gegensatz zu den Gläsern, die alle vollkommen leer...
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