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Nur Verrückte stiegen bis zur Oberfläche. Meine Mutter sagte immer, es sei dumm, sich derart in Gefahr zu bringen. Nicht nur gab es beinahe ständig Schauer aus dem Trümmergürtel, man wusste auch nie, wann die Krell wieder angriffen.
Natürlich ging mein Vater praktisch jeden Tag nach oben - musste er ja als Pilot. Vermutlich machte ihn das in den Augen meiner Mutter besonders dumm, doch für mich war er immer besonders mutig.
Trotzdem war ich überrascht, als er eines Tages, nach Jahren des Bettelns, endlich einwilligte, mich nach oben mitzunehmen.
Ich war sieben, aber meiner Meinung nach längst erwachsen und kompetent. Mit einer Laterne den geröllbedeckten Boden erhellend, eilte ich meinem Vater nach durch die Tunnel. Das Gestein war vielerorten entzweigebrochen oder gesprungen, wahrscheinlich von den Bomben der Krell - was sich in den tiefen Höhlen als Tellerklappern und Zittern der Möbel bemerkbar machte.
Ich stellte mir vor, diese geborstenen Steine wären die gefällten Körper meiner Feinde, die mit zerschmetterten Knochen die zittrigen Arme in einer Geste der totalen, hoffungslosen Niederlage reckten.
Ich war ein recht merkwürdiges kleines Mädchen.
Mein Vater wandte sich zu mir um und lächelte. Sein Lächeln war immer das Beste, so zuversichtlich, als machte er sich nie Gedanken, was die Leute alles redeten - dass er seltsam sei oder nicht dazugehörte.
Und wieso sollte er auch? Alle mochten ihn. Selbst Leute, die keine Eiscreme oder Schwerter mochten - sogar der weinerliche kleine Rodge McCaffrey -, hatten meinen Vater gern.
Er nahm meinen Arm und zeigte nach oben. »Der nächste Teil ist etwas knifflig. Ich hebe dich hoch.«
»Ich krieg das hin!«, sagte ich und schüttelte seine Hand ab. Ich war erwachsen - ich hatte mir selbst den Rucksack gepackt und sogar Bluttatze, meinen Teddy, zu Hause gelassen. Ein Teddybär war für Babys, selbst wenn man ihm aus Tonscherben und Schnur sein eigenes Exoskelett gebastelt hatte.
Gut, ich hatte meinen Spielzeugjäger eingepackt. Schließlich war ich nicht verrückt - was, wenn die Krell angriffen und ihre Bomben uns den Rückweg abschnitten, sodass wir den Rest unserer Tage fernab jeder Zivilisation im Ödland zubringen mussten?
Ein Mädchen braucht doch seinen Spielzeugjäger für den Fall der Fälle.
Ich reichte meinem Vater meinen Rucksack und sah zu dem Spalt in der Decke. Irgendwas an dem Loch da oben war . eigenartig. Ein unnatürliches Licht fiel hindurch, so anders als der warme Schein unserer Laternen.
Die Oberfläche . der Himmel! Grinsend machte ich mich daran, das steile Gefälle zu erklimmen. Der Fels unter meinen Füßen war brüchig. Ich rutschte ab und zog mir einen Kratzer an der Hand zu, aber ich weinte nicht. Pilotentöchter weinten nicht.
Der Spalt in der Höhlendecke schien hundert Meter weit entfernt. Ich hasste es, so klein zu sein. Nicht mehr lange, und ich würde so groß sein wie mein Vater. Dann war ich endlich nicht mehr das kleinste Kind der Nachbarschaft. Ich würde den Leuten ins Gesicht lachen, aus so großer Höhe, dass ihnen gar keine andere Wahl mehr blieb, als meine Überlegenheit einzugestehen.
Ächzend erklomm ich einen Vorsprung. Der nächste Griff war zu weit für mich. Ich fixierte ihn. Dann sprang ich entschlossen. Wie jede gute Defiant besaß ich den Mut eines Sternendrachens.
Leider aber auch den Körper einer Siebenjährigen. So griff ich fast einen halben Meter daneben.
Ehe ich abstürzte, packte mich eine starke Hand. Glucksend hob mein Vater mich am Kragen meines Overalls hoch, den ich im Stile seiner Fliegerkombi bemalt hatte. Sogar mit einer Anstecknadel oberhalb des Herzens, so wie seine - die Nadel, die ihn als Piloten auswies. Sie hatte die Form eines kleinen Jägers mit Linien darunter.
Er stellte mich neben sich auf den Felsen. Dann schaltete er mit der freien Hand sein Lichtseil an. Das Gerät sah aus wie ein metallenes Armband, doch sobald er es mit zwei Fingern aktivierte, glühte es in hellem, flüssigem Licht. Er berührte das Gestein über ihm, und als er die Hand wieder zurückzog, hinterließ es einen dicken Strang aus Licht, wie ein leuchtendes Seil, das am Fels befestigt war. Das andere Ende band er unter meinen Armen fest, dann löste er es vom Armband. Dessen Glühen verblasste, doch das leuchtende Seil blieb, wo es war, und sicherte mich.
Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass Lichtseile brennen müssten, doch es fühlte sich bloß warm an. Wie eine Umarmung.
»Okay, Spin«, nannte er mich bei meinem Spitznamen. »Versuch es noch mal.«
»Ich brauche das nicht«, protestierte ich und zupfte an dem Seil.
»Tu einem ängstlichen Vater einen Gefallen.«
»Ängstlich? Du hast doch vor nichts Angst! Du kämpfst gegen die Krell!«
Er lachte. »Lieber trete ich hundert Krellschiffen entgegen als deiner Mutter, wenn ich dich mit einem gebrochenen Arm nach Hause bringe, Kleine.«
»Ich bin nicht klein. Und wenn ich mir den Arm breche, kannst du mich hierlassen, bis ich gesund bin. Ich kämpfe gegen die Höhlentiere, werde wild und trage ihr Fell und .«
»Jetzt klettere schon«, mahnte er, immer noch grinsend. »Gegen Höhlentiere kannst du später noch kämpfen. Wobei ich annehme, dass die einzigen, die du hier finden wirst, lange Schwänze und vorstehende Zähne haben.«
Zugegeben, das Lichtseil half. Ich konnte daran ziehen, um mich zu stabilisieren. Wir erreichten den Spalt, und mein Vater stemmte mich hoch. Ich packte den Rand und kroch hinaus, trat das erste Mal in meinem Leben aus den Höhlen auf die Oberfläche.
Es war so offen.
Ich schnappte nach Luft, stand einfach nur da, blickte bloß auf zum . zu dem Nichts. Da war einfach . einfach nur schiere Höhe. Keine Decke, keine Wände. Ich hatte mir die Oberfläche immer wie eine richtig große Höhle vorgestellt. Doch sie war so viel mehr und so viel weniger, beides zugleich.
Wow.
Mein Vater zog sich hinter mir hoch und klopfte sich den Staub vom Anzug. Ich sah erst ihn, dann wieder den Himmel an. Ich grinste breit.
»Keine Angst?«, erkundigte er sich.
Finster senkte ich die Brauen.
»Tut mir leid.« Er gluckste wieder. »Falsches Wort. Eine Menge Leute finden den Himmel einfach sehr einschüchternd, Spensa.«
»Es ist wunderschön«, flüsterte ich und starrte zu der gewaltigen Leere über mir auf. Luft, die sich in grauer, endloser Weite und schließlich in Schwärze verlor.
Dennoch war die Oberfläche heller, als ich sie mir vorgestellt hatte. Detritus, unser Planet, wurde von enormen Schichten uralten Weltraumschrotts geschützt. Ganz weit da draußen, oberhalb der Luft, im All. Aufgegebene Raumstationen, riesige metallene Schilde, alte Metallbrocken so groß wie Berge - in mehreren Schichten, wie geborstene Schalen um den ganzen Planeten.
Nichts davon hatten wir selbst gebaut. Wir waren auf diesem Planeten abgestürzt, als meine Großmutter noch klein gewesen war, und damals war das alles schon alt gewesen. Trotzdem funktionierte manches davon noch. In der untersten Schicht zum Beispiel, die dem Planeten am nächsten war, gab es fliegende Lichtquellen: Himmelsleuchten, riesenhafte Lichter, die dem Planeten Helligkeit und Wärme spendeten.
Gerade in der untersten Schicht existieren auch kleinere Schrottstücke. Ich strengte meine Augen an, versuchte, etwas zu erkennen, aber es war zu weit entfernt. Abgesehen von den beiden nächsten Himmelsleuchten - von denen keine direkt über uns war - konnte ich lediglich schemenhafte Muster im Grau des Himmels ausmachen, hellere Flecken und dunklere Flecken.
»Da oben leben die Krell?«, fragte ich. »Hinter dem Trümmerfeld?«
»Ja«, sagte Vater. »Zum Angriff fliegen sie durch die Lücken in den Schichten herab.«
»Wie finden sie uns denn? Da oben ist doch so viel Platz.« Die Welt schien so viel größer, als ich es mir unten in den Höhlen ausgemalt hatte.
»Irgendwie spüren sie es, wenn sich Menschen zusammenfinden. Immer wenn die Bevölkerung einer Höhle zu groß wird, greifen die Krell mit ihren Bomben an.«
Vor Jahrzehnten waren wir alle Teil einer Raumflotte gewesen. Wir waren vor den Krell zu diesem Planeten geflohen und abgestürzt. Um zu überleben, hatten wir uns aufteilen müssen; heute lebten wir in Clans, die ihre Abstammung zur Crew jeweils eines der alten Sternenschiffe zurückverfolgen konnten.
Großmutter hatte mir diese Geschichten häufig erzählt. Siebzig Jahre hatten wir auf Detritus gelebt, waren als Nomaden durch die Höhlensysteme gezogen, aus lauter Angst, größere Gruppen zu bilden - bis heute. Jetzt hatten wir mit dem Bau von Sternenjägern begonnen und eine versteckte Basis an der Oberfläche errichtet. Wir machten uns bereit, zurückzuschlagen.
»Wo liegt denn Alta?«, fragte ich. »Du hast gesagt, wir kämen in der Nähe der Basis heraus. Ist sie das?« Ich zeigte auf ein paar verdächtig wirkende Felsen. »Gleich dort drüben, oder? Ich will die Sternenjäger sehen.«
Mein Vater beugte sich zu mir herab, drehte mich um neunzig Grad und zeigte mit dem Finger. »Dort.«
»Wo denn?« Ich suchte die Landschaft ab, die fast nur aus blaugrauem Staub und Felsen bestand, dazu Kratern abgestürzter Trümmer aus dem Gürtel. »Ich kann sie nicht sehen.«
»Genau darum geht es, Spensa - wir müssen versteckt bleiben.«
»Aber ihr kämpft doch, oder? Werden die Krell nicht irgendwann merken, wo die Jäger herkommen? Wieso verlegt ihr nicht die Basis?«
»Sie muss hier über Igneous bleiben. Das ist...
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