Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Eine Reihe mysteriöser Todesfälle beschäftigt den aus Schweden stammenden LKA-Ermittler Jan Nygård und die Polizeipsychologin Anna Wasmuth. Die Fälle wurden als Selbstmorde zu den Akten gelegt, doch Botschaften in den Leichen, mit Lammblut geschrieben, lassen nur einen Schluss zu: In Hamburg treibt ein perfider Serienmörder sein Unwesen. Die Opfer haben alle einen grauenvollen Busunfall im Elbtunnel überlebt. Doch wieso müssen sie jetzt sterben? Als Nygård und Wasmuth hinter die entsetzliche Wahrheit kommen, ist es zu spät. Denn auch ihr Totenlicht brennt bereits ...
Anna öffnete die Augen und lauschte in die Stille ihrer neuen Wohnung. Irgendwo knackte ein Heizungsrohr. Von der Straße drang das Quietschen eines Busses zu ihr, Stimmen aus einer Kneipe an der Ecke. Es war halb zwei Uhr nachts, und das Ticken des Weckers war im Moment das Einzige, was ihr in diesen vier Wänden vertraut war. Es roch so neu, nach Farbe und Silikon, aber vor allem nach Freiheit und einem Neuanfang.
Ihr Vater hatte darauf bestanden, ihr eine Wohnung zu kaufen und sie zu sanieren, anstatt dass sie sich eine am Rand von Hamburg gemietet hätte.
Immerhin hatte sie ihn überzeugen können - wenn er schon so viel Geld ausgeben wollte -, eine im Schanzenviertel zu erstehen. Nur unter Protest und murrend, weil dem alten Hanseaten das Viertel viel zu hipp und alternativ war, hatte er schließlich nachgegeben.
Seit zwei Stunden dämmerte sie vor sich hin, ohne wirklich zu schlafen. Sie ließ den Blick durch das winzige Schlafzimmer schweifen, an den halb ausgepackten Umzugskartons entlang zur Tür, die in den Flur führte, und von dort hinab in den unteren Bereich der Maisonettewohnung.
Da! Da war es wieder. Ein schlürfendes Geräusch, als liefe jemand leise unten umher. Vielleicht in der Küche?
Angestrengt horchte sie.
Du bildest dir das ein, Anna, ermahnte sie sich. Das ist dein erster Tag in der Wohnung. Natürlich gibt's ungewohnte Geräusche .
Sie zog die leichte Decke zu sich, die sie wegen der sommerlichen Nachthitze beiseitegeschoben hatte, und roch daran.
Der vertraute Geruch beruhigte sie sofort, und sie schloss die Augen. Sicher würde sie nun bald einschlafen, sie hatte vorhin bereits gespürt, wie sie langsam in diese andere Welt hinübergedriftet war. Auf ein rostiges Schiff, einen riesigen Kahn, der im Hamburger Hafen vor Anker lag und auf dem ihr Kollege Jan Nygård .
Da war es wieder. Abermals schreckte sie hoch. Das Geräusch, es .
Als schlurfte jemand über Fliesen!
Eindeutig.
Das war kein Fernseher von nebenan . Irgendjemand war in dieser Wohnung .
Diesmal richtete sie sich auf und lauschte noch angespannter. Sie spürte ihren Herzschlag rasen und versuchte, Ruhe zu bewahren.
Hör auf, dich wild zu machen. Da ist nichts. Da kann niemand sein.
Sie horchte. Ihr Puls ließ ihre Ohren rauschen .
Alles war still. Kein Mucks war von unten zu hören. Nur die Straße, die Geräusche der Nacht .
Siehst du, du hast dir das nur eingebildet, du blöde Kuh. Schlaf endlich. Es ist alles neu hier. Verflucht noch mal, Anna. Morgen wird 'n harter Tag.
Seufzend schlug sie ihr Kissen auf und wollte gerade wieder nach der Decke .
Gedämpftes Husten!
Anna war jetzt hellwach. Eiskalt lief es ihr den Rücken runter.
Das muss aus der anderen Wohnung kommen. Muss! . Ich bilde mir das ein, ich .
Da. Noch einmal!
Es ist jemand hier. Hier in deiner verfluchten Wohnung! Anna . Steh auf, tu was!
Sofort sah sie sich nach ihrem Handy um, griff ins Dunkel zum Nachttisch, aber da war es nicht. Normalerweise lag es immer neben dem Bett, aber sie hatte heute Abend Kisten in der Küche .
Scheiße! Du hast dein Handy da unten liegen lassen. In der Küche! Na toll!
Sie versuchte, möglichst leise zu atmen, starrte auf die Tür und hoffte, dass ihre Augen sich besser an die Dunkelheit gewöhnten - doch alles blieb in diffuses Schummerlicht getaucht.
Bleib liegen. Tu so, als wärst du nicht da!
Anna! Steh auf. Schau nach!
Versteck dich lieber. Versteck dich einfach und warte, bis er weg ist! Wer immer das ist, warte einfach ab!
Wenn er hochkommt, Anna, dann . Er wird dich finden, wenn er es drauf anlegt! Du bist hier nicht sicher. Überrasch ihn. Denk an deine Ausbildung. Du hast mit Jan Selbstverteidigung geübt.
Sie stand lautlos auf und schlich zur Tür. Ihre Dienstwaffe lag im LKA. Sie hatte keine Genehmigung, sie mit nach Hause zu nehmen. Außerdem hatte sie bisher nicht eine Sekunde den Drang gehabt, eine Waffe zu führen.
Shit.
Schnell sah sie sich nach etwas zum Schlagen um . Die Schreibtischlampe mit dem massiven Fuß. Eisen. Ein, zwei Kilo schwer. Immerhin.
Möglichst geräuschlos zog sie das schwere Ding aus dem Umzugskarton.
Nachdem sie allen Mut gesammelt hatte, schob sie sich in den Flur. Der Holzboden fühlte sich eiskalt unter ihren nackten Füßen an. Von unten drang kein Licht herauf. Wer immer da in der Küche war, er nutzte keine Taschenlampe.
Abermals hörte sie jemanden herumtapsen. Kam es wirklich nicht aus der Nachbarwohnung .?
Red dir nur ein, dass da keiner ist, Süße .
Hatte sie die Tür etwa nicht abgeschlossen? War es der Spinner von gegenüber? Dieser faltige Musikproduzent, der sie wie eine Aussätzige angestarrt hatte, weil sie mit stinknormalen Tüten vom Discounter heimgekommen war?
»Hallo!?«, rief sie extra laut. »Ich hab die Polizei gerufen! Hören Sie mich? Die Polizei ist unterwegs!«
Sofort war Ruhe.
Sie versuchte zu schlucken, aber ihr Hals war zu trocken. Während sie lauschte, spürte sie ihr Herz, und obwohl es raste, wollte sie sich an dem gewohnten Rhythmus festhalten. Wie ein Schiffbrüchiger an einer kippeligen Planke.
Ihre Hand begann zu schmerzen, so fest umklammerte sie die Lampe. Bereit zuzuschlagen. Die langen Haare kribbelten ihr unangenehm im Gesicht.
Etwas tat sich da unten.
»Ich bin bewaffnet! Ich bin Polizistin und bewaffnet!« Mit einem Mal lief jemand los, riss einen Stuhl in der Küche um, polternd fiel er zu Boden. Anna hörte, wie die Wohnungstür aufgezogen wurde, dann Schritte im Treppenhaus .
Sollte sie hinterher? Oder lieber .?
»Komm schon.« Sie traute sich nicht, loszurennen, griff stattdessen die Lampe noch fester und schlich tapfer die Treppe hinunter. Was, wenn es mehr als einer war?
Sie können dich einfach packen, dich festhalten. Sie können dir den Mund zuhalten und dann .
Vorsichtig inspizierte sie den offenen Wohnbereich. Alles war ruhig. Die Küchentür stand offen, aber sie konnte aus dem Winkel nicht hineinsehen.
Ihre Wohnungstür stand ebenfalls offen. Fluchend rannte sie los und trat in den Hausflur. Sofort schaltete sie das Licht an. Auf dem Treppenabsatz vor ihrer Tür stapelten sich weitere Umzugskartons, Werkzeug, Farbeimer und eine Klappleiter.
Sie horchte.
Seltsamerweise war es vollkommen still. Da war kein Geräusch. Da war einfach nichts . und als das Rauschen in ihren Ohren verebbte, wurde die Stille des Treppenhauses geradezu drückend.
Sie wandte sich um und fixierte den mannshohen Stapel aus Umzugskartons vor sich. Er war so hoch, dass sich jemand problemlos dahinter verstecken konnte. Wenn er sich an die Wand presste und reglos dastand .
Wartete er dahinter?
Schau nicht nach.
Doch! Schau nach. Da ist niemand.
Geh rein! Wenn er tatsächlich hier ist, keinen Schritt von dir entfernt . Was willst du mit der lächerlichen Lampe? Hol endlich dein Handy! Hol Hilfe.
Sie meinte jetzt, ein Atmen zu hören. Oder war sie es selbst?
Schwitzend umgriff sie die Lampe und trat langsam um den Stapel. Zentimeter für Zentimeter. Die Lampe wog schwer. Sie hob sie an, bereit . Ein Schatten. An der Wand! Eine Hand, die .
Ihr Herzschlag setzte aus.
Nein. Fehlalarm.
Niemand. Es war niemand da.
Keiner stand hinter den Kartons.
Nur nächtliche Stille. Kein Mensch auf der Treppe zu hören, niemand hier bei ihr oben. Hatte sie sich die Geräusche nur eingebildet?
Hatte sie etwa doch geschlafen?
Als Psychologin wusste sie, wie filigran die Membran zwischen Realität und Einbildung sein konnte. Zwischen Wirklichkeit und Wahn.
Klack. Das Licht ging aus. Anna schrie auf, wich zurück, spürte die angelehnte Wohnungstür im Rücken. Sie riss sie auf und knallte sie sofort hinter sich zu.
Keuchend holte sie Luft und musste leise lachen, als die Anspannung von ihr wich. Alles gut.
Du bist sicher.
Wahrscheinlich hast du es dir wirklich nur eingebildet. Doch warum hatte die Wohnungstür offen gestanden?
Zögernd näherte sie sich dem Türgucker und musste noch einen Blick riskieren. Sie schob die langen blonden Haare zurück und spähte nach draußen.
Eine Fratze!
Jemand stand direkt vor der Optik! Er starrte sie an!
Sie fuhr zurück.
»Alles okay da drin? Hallo? Was ist denn mit Ihnen?«
Ihr Herz beruhigte sich nur langsam. Der Musikproduzent von gegenüber. Idiot!
»Alles gut. Alles okay. Danke«, sagte sie mit gebrochener Stimme und sah durch den Türspion, wie der Mann sich kopfschüttelnd umdrehte und zurück zu seiner Wohnung ging. Er hatte bloß einen Pyjama an, und die spärlichen Haare standen wie Eisenwolle zu allen Seiten ab.
Sie sah noch zu, wie er die Tür hinter sich schloss, dann löste sie sich mit weichen Knien, aber erleichtert von der eigenen Tür.
Was für ein Albtraum. Über sich selbst schimpfend, ging sie zur Küche, um sich ein Wasser zu holen, als sie wie angewurzelt stehen blieb.
Einer der beiden Stühle war umgekippt.
Sofort war wieder...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: ohne DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „glatten” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Ein Kopierschutz bzw. Digital Rights Management wird bei diesem E-Book nicht eingesetzt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.