Schweitzer Fachinformationen
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Sitges, ein kleiner Küstenort bei Barcelona: Am Strand wird ein Toter angespült - an Kommissar Xavi Puigs erstem Arbeitstag! Der kehrt nach Jahren zurück in seine Heimatstadt. Angeblich haben sich die Zeiten geändert, seit er dort mehrere Polizisten der Korruption überführte. Von den alten Kollegen bekommt der "Verräter" jedoch kaum Unterstützung - im Gegenteil. Nur die ehrgeizige junge Ermittlerin Carlota Lozano, neu im Team, stürzt sich auf den Fall.
Gemeinsam versuchen die beiden Außenseiter herauszufinden, wer der Tote war und warum er sterben musste. Bei ihren Nachforschungen stoßen sie auf einen alten Fall, der mit dem Toten in Zusammenhang steht - wobei ein Verbrechen damals schnell ausgeschlossen wurde ...
"Katalanisches Schweigen" - der erste Fall für Sotinspector Xavi Puig und Caporal Carlota Lozano: spannende Ermittlungen, traumhafte Kulisse und leckere katalanische Küche. Der perfekte Krimi für alle Katalonien-Fans!
Band 2 in Vorbereitung.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
Gegenwart
Die Strecke zwischen Sitges und Sant Feliú de Llobregat konnte man mit dem Auto auf zwei verschiedenen Wegen zurücklegen. Entweder zahlte man die Maut und fuhr durch die Tunnel oder man nahm die Strecke an der Küste entlang - wobei man Letzteres nicht tun sollte, wenn man einen empfindlichen Magen hatte, denn den Weg kurvig zu nennen, wäre eine starke Untertreibung.
Trotzdem entschied Xavi sich für die zweite Option. Noch immer graute es ihm davor, die alte Comisaría zu betreten, die gewohnten Flure entlangzulaufen, den Kollegen von früher zu begegnen.
Er versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren, aber das war leichter gesagt als getan. Seine Fingerknöchel leuchteten weiß auf dem Lenkrad. Er drehte den Kopf abwechselnd von rechts nach links, schaffte es aber nicht, die Anspannung zu lösen.
Und Carlota, die neben ihm saß, machte die Sache nicht einfacher. Erstens hatte sie nicht ein einziges Wort gesagt, seit sie eingestiegen waren, und zweitens war sie echt ein Hingucker. Xavi war bereits aufgefallen, dass sie hübsch war, aber ohne die rutschende Mütze und den riesigen Schal war sie einfach umwerfend. Supermodel umwerfend. Xavi fragte sich, wie jemand, der so aussah, bei der Polizei gelandet war. Aber natürlich konnte er diese Frage nicht laut stellen. Sie hatte am Strand eindeutig Köpfchen und gute Intuition bewiesen. An die Sache mit dem Wind und den Wellen hatte er noch gar nicht gedacht, bis sie es erwähnt hatte. Also war diese Arbeit wahrscheinlich ihr Ding, aber trotzdem, jemand, der so aussah ... Xavi löste seine Hände leicht vom Lenkrad und versuchte vergebens, sich zu entspannen. Konnte ihm doch egal sein, wie sie aussah, wenn sie was draufhatte. Dass es sexistische Scheiße war, so was zu denken, war ihm völlig klar, und dass er ein altmodischer Esel war, auch, aber trotzdem kreisten seine Gedanken während der Fahrt nur darum. Zumindest die ersten zehn Minuten, bis Doña Ruth, seine Mutter, anrief.
Routinemäßig hatte Xavi sein Handy mit dem Lautsprecher verbunden, an Mitfahrer war er nicht gewöhnt. Genau genommen hatte er nicht einmal ein Headset, und mit Sicherheit hätte er einen Anruf seiner Mutter normalerweise nicht im Beisein seiner neuen Kollegin angenommen, aber die verfluchten Kurven - die der Straße und die der Kollegin - hatten ihn so durcheinandergebracht, dass er einfach auf Antworten geklickt hatte, ohne zu überprüfen, wer da anrief.
»Ich habe den guten Schinken gekauft, bei Enrico. Vorn an der Ecke, du weißt schon. Enrico. Ist zwar Italiener, aber von Feinkost versteht er etwas.« Doña Ruth hielt sich weder mit Höflichkeiten noch mit Begrüßungen auf. Dafür war sie viel zu wichtig. Na ja, eigentlich war sie früher wichtig gewesen, aber gewisse Eigenschaften legte man wohl nur schwer ab, auch wenn es bloß um ein Telefonat mit dem eigenen Sohn ging.
»Hallo, Mama.« Xavi wagte einen Seitenblick auf Carlota, diese schaute aber betont gleichgültig aus dem Fenster, wie um zu signalisieren, dass sie kein Wort von dem Telefonat verstehen wollte, das durch das ganze Auto schallte.
»Und ich dachte mir, wir können einfach ein paar kalte Kleinigkeiten hinstellen, ich habe auch noch die gebackenen Artischocken von gestern, die schmecken kalt fast noch besser, weißt du ja.« Doña Ruth reagierte nicht auf Xavis Gruß. »Und ich habe Cristina getroffen, ganz zufällig beim Einkaufen. Kannst du dich an Cristina erinnern? Natürlich kannst du das, also wie gesagt, ganz zufällig, und ich habe ihr erzählt, dass du wieder da bist, sie hat sich wirklich gefreut, das zu hören, du weißt ja, wie sie ist, wirklich ein Schatz, und so ein liebes Mädchen ...«
Neben ihm räusperte sich Carlota. Xavi schien es, als wollte sie ein Lachen unterdrücken. Dann beugte sie sich zu ihrer großen schwarzen Handtasche hinunter, die zwischen ihren Füßen stand, und fischte ein Handbuch heraus.
Für einen Moment konnte Xavi sich nicht auf das konzentrieren, was seine Mutter sagte, so verblüfft war er. Ein Polizeihandbuch hatte er tatsächlich seit mindestens fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen. Und dieses sah aus, als wäre es genauso alt - und als hätte Carlota sehr viel Zeit damit verbracht. Demonstrativ steckte sie die Nase hinein, ohne dass irgendwas darauf hindeutete, dass sie dem Telefonat zuhörte. Das ergab in Xavis Augen einen Pluspunkt für Diskretion, definitiv aber auch einen Minuspunkt für Streberei.
Sie räusperte sich ein weiteres Mal. Xavi war jedoch entgangen, was Doña Ruth gesagt hatte, das der jungen Kollegin ein zweites Schnauben entlockt hatte.
Leider war ihm ganz und gar nicht zum Lachen zumute. Das Ganze hatte ja wirklich nicht lange gedauert. Er war genau seit drei Tagen zurück, und schon betätigte sich seine Mutter als Kupplerin. Wenn ihr eins ein Dorn im Auge war, dann, dass ihr siebenunddreißigjähriger Sohn immer noch unverheiratet war. Nicht Single wohlgemerkt, sondern unverheiratet. So was gehörte sich einfach nicht in Doña Ruths Welt. Er hatte ihr in der Vergangenheit tatsächlich mehr als einmal versichern müssen, dass er, ja, auf Frauen stand und dass, nein, die Richtige einfach noch nicht dabei gewesen war. Das war natürlich keine Entschuldigung, die Doña Ruth für die Enkelkinder, um die Xavi sie bisher gebracht hatte, gelten ließ. Nachdem er mit seiner letzten Freundin Schluss gemacht hatte, weil sie sich einfach nichts mehr zu sagen gehabt hatten, hatte Doña Ruth ihm vorgeworfen, bald zu alt für Enkel zu sein. Seither hatte Xavi das Thema Beziehungen vermieden, was auch gut geklappt hatte, solange er in Madrid lebte, aber jetzt, wo er wieder unter der Fuchtel seiner Mutter stand, schien diese entschlossen, diesem unannehmbaren Zustand endlich ein Ende zu setzen.
Letztendlich war Xavi ja selbst schuld. Er war ein typisches Muttersöhnchen, das war kaum zu bestreiten. Als Doña Ruth schwer krank geworden war, hatte er sich entschlossen, zurück nach Sitges zu kommen und sich um sie zu kümmern. Die neue Stelle, die zusammen mit einer Beförderung gekommen war, hatte den Vorsatz besiegelt. Und nun saß er in seinem alten Auto, zusammen mit einer neuen Kollegin, die er seit ungefähr einer Stunde kannte, und musste sich anhören, wen seine Mutter zu dem Abendessen eingeladen hatte, auf das er weniger Lust hatte als auf Fußpilz. Schuppiger, lästiger Fußpilz.
»Mutter ...« Er sagte Mutter statt Mama, ein Zeichen, das jeder andere wohl verstanden hätte. Jeder außer seiner Mutter.
»Ich könnte natürlich noch Mandonguilles amb sípia machen, aber eigentlich ist das ein bisschen viel.« Seine Mutter hatte nicht einmal Luft geholt, geschweige denn seinen zaghaften Einspruch vernommen. »Allerdings, wenn man Gäste hat, was meinst du?« Sie wartete nicht auf Xavis Meinung. »Cristina gehört ja fast zur Familie.« Tat sie nicht, Xavi hatte sie seit mindestens zehn Jahren nicht gesehen. »Aber trotzdem ist sie ja ein Gast. Andererseits habe ich den guten Schinken gekauft, den von Enrico, den guten.«
»Mutter, ich habe meinen ersten Tag hier und werde es mit Sicherheit nicht zum Abendessen schaffen.« Xavi versuchte es noch einmal mit einem direkteren Einspruch. Ihm war inzwischen egal, was die junge Kollegin auf dem Beifahrersitz dachte, er wollte nur noch dieses unsägliche Gespräch hinter sich bringen, aber seine Mutter hörte offenbar kein einziges Wort. »Aber zum Friseur schaffst du es doch noch vor dem Essen, oder?« Hatte seine Mutter tatsächlich gerade das Wort Friseur gesagt? Kein Wunder, dass Carlota sich nicht mehr einkriegte.
Seufzend drückte er schließlich einfach die Stummtaste und ließ seine Mutter weiterreden, ohne dass er sie hören konnte.
Inzwischen war er in den Kreisverkehr gefahren, der in der Stadtmitte von Sant Feliú de Llobregat zur Comisaría, dem Präsidium der Nationalpolizei, führte. Unübersehbar lag es oben auf dem Hügel, von allen Seiten sichtbar, ein riesiger eckiger Betonkasten - das einstige Vorzeigegebäude, modern und fortschrittlich. Zumindest war es das gewesen, als es 2007 gebaut wurde. Inzwischen waren viele der Design-Innovationen überholt und hatten sich als unpraktisch herausgestellt. In Wirklichkeit verdunkelten die quer über die gesamte Fläche angebrachten Metallblenden das ganze Gebäude innen unnötig, und der Rost, der sich an einigen Stellen gebildet hatte, war in hässlichen Spuren die Wände heruntergelaufen. Der Parkplatz war zu klein, der Wartebereich zu groß ausgefallen, und das waren nur die Punkte, die Xavi spontan beim Anblick des Hauses einfielen.
Hinter dem alten Friedhof lenkte er das Auto an der Ampel rechts nach oben.
An der Schranke für den Angestelltenparkplatz hielt er an und drückte den Rufknopf. Eine Zugangskarte hatte er noch nicht bekommen.
Er hörte ein blechernes Tuten, zweimal, dreimal, dann brach die Verbindung ab. Er drückte den Knopf erneut, mit demselben Ergebnis. Ratsuchend schaute er zu Carlota, die mit den Schultern zuckte. Er konnte allerdings sehen, wie sie sich leicht nach vorn lehnte, um durch die Windschutzscheibe nach draußen zu...
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