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Eine starke Frau kämpft gegen das Schicksal und für ihre Bestimmung ... Nürnberg, 1509. Katharina von Velden ist nicht nur Herrin der Burg Strahlenfels, sondern auch eine begnadete Heilerin. Doch heilkundige Frauen sind der Kirche ein Dorn im Auge - immer mehr werden der Hexerei bezichtigt und brutal gefoltert. Zu ihren unbarmherzigsten Verfolgern gehört der Päpstliche Inquisitor Bonifatius. Als er der schönen Katharina zum ersten Mal begegnet, fühlt er sich stark zu ihr hingezogen. Doch seine verbotene Begierde schlägt in blinden Hass um, als sie ihn voller Verachtung zurückweist. Fortan steht für den Inquisitor fest: Die Heilerin muss brennen - koste es, was es wolle ... Unterhaltsam und kenntnisreich: Von der Heilkunst und Kräuterkunde bis hin zu den Gräueltaten der Hexenverbrennung lässt Antonia Salomon das späte Mittelalter am Schicksal der Heilerin Katharina lebendig werden. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Es war ein klarer, lichterfüllter Januarmorgen. Katharina trat vor die Tür und bemerkte, dass die Sonne an diesem Tag ganz besonders hell in den Burghof schien und alle Farben zum Leuchten brachte: Der frisch gefallene Schnee glitzerte in einem golddurchwirkten Weiß, die Hauben auf den dunkelbraunen Bäumen und den roten, gelben und schiefergrauen Mauern sahen aus wie Zuckerguss und funkelten golden, und der winterharte Efeu an der Burgmauer erstrahlte in einem tiefen Smaragdgrün. Und über allem erhob sich ein makellos blauer Himmel.
Katharina blieb einen Moment lang lächelnd stehen, um das winterliche Farbenspiel zu genießen und zu beobachten, wie die hungrigen Vögel an den nachtblauen, roten und gelben Beeren der Büsche pickten, die sie zu diesem Zweck an die Schutzmauer der Burg gepflanzt hatte. Es war ein ganz besonderer Tag, dachte sie, ein Freudentag.
Summend ging sie zurück in die Küche und stellte sich neben ihre Magd Helga an den Herd, in dem ein Feuer prasselte. Darauf stand ein glänzender, bauchiger Kupferkessel, in den Helga klein geschnittene Rüben, Möhren, Sellerie, Pastinaken, Schalotten und Lauch geworfen hatte, die nun leise vor sich hin köchelten. Katharina dachte voller Dankbarkeit an ihre Mutter und die Benediktinerinnen im Kloster St. Marien, von denen sie ihr umfangreiches Wissen über die Nahrhaftigkeit und die Heilkraft der einzelnen Gemüse- und Getreidesorten, der Kräuter, Öle und Gewürze hatte. Durch beständiges Ausprobieren hatte sie sich Rezepte für wohlschmeckende Alltagsspeisen zusammengestellt, die darüber hinaus auch eine heilende Wirkung besaßen.
Sie blickte auf das im Kessel wellende rote, grüne, gelbe und weiße Gemüse - eine Farbmischung, die, wie sie herausgefunden hatte, eine ideale Zusammensetzung von Nahrungsmitteln ergab. Sie dachte an die harntreibende, reinigende Kraft des weißen Sellerie, der die auswurffördernde, herz- und darmstärkende und wurmaustreibende Wirkung des grünen Lauchs und der außen rötlichen, innen gelben Möhren sinnvoll ergänzte. Wie zur Bestätigung schloss sie die Augen und sog den würzigen Duft tief ein. Dann trat sie zum Regal, auf dem ein großer Topf mit Hirse stand, und hob den Deckel. Sie tauchte eine mittelgroße Schüssel hinein und füllte sie, schüttete die Hirse in den Kessel und nickte der Magd zu, die daraufhin das Ganze mit einem langen Holzlöffel umrührte.
Die Freifrau ging zum Küchentisch und bückte sich kurz, um Helgas Kindern, dem einjährigem Sohn und der dreijährigen Tochter, zuzulächeln, die auf einer Decke unter dem Tisch mit Holzklötzchen spielten. Thassilo und Katharina gestatteten ihrem Gesinde, ihre Kinder auch während der Arbeit in der Burg in ihrer Nähe zu haben. Katharina richtete sich wieder auf, füllte einen Becher bis zur Hälfte mit Olivenöl, nahm eine Schale mit getrockneten und klein geschnittenen Kräutern - Petersilie, Majoran, Giersch, Löwenzahn, Wegerich, Oregano, Minze, Thymian, Lavendelblüten - vom Tisch und ging damit zum Herd, um alles in den Kessel zu schütten. Anschließend fügte sie noch etwas Pfeffer, Gelbwurzpulver und Salz hinzu, ließ Helga ein letztes Mal umrühren und bedeckte die Suppe zum Garen mit einem Deckel. Der würzige Duft der Suppe erfüllte inzwischen die ganze Küche.
»Ich habe Hunger!«, rief die dreijährige Ruth.
»In einer knappen Stunde gibt es die zweite Vesper, du nimmersattes Weibsbild!«, erwiderte Katharina lachend. »Helga, schneid schon mal das Brot und deck den Tisch.«
»Wird der Reichsritter auch hier sein?«
»Ja, Helga, er sieht noch unten im Dorf und in unserem Armenhaus nach dem Rechten und müsste bald kommen.«
Helga schnitt einen Laib duftendes Dinkelbrot in Scheiben, legte sie in einen Korb aus geflochtenen Weidenzweigen und ging damit in die schummrige, halbhohe Vorhalle der Burg, deren Wände aus unverputztem, grobem Mauerwerk bestanden und deren Decke durch schwere Querbalken aus Eichenholz gestützt wurde. Dort zündete sie vier Pechfackeln an. Auch tagsüber drang kaum Licht in den Raum, der nur durch wenige schmale Fenster erhellt wurde, die zudem bis zum späten Frühjahr mit Pergament gegen die kalte Zugluft abgedichtet waren. Nachdem sie den Tisch gedeckt hatte, ging sie in die Küche zurück und half ihrer Herrin beim Kleinschneiden von Haselnüssen und Äpfeln, die sie zusammen mit Rosinen über eine Schüssel mit Dinkelbrei streuten, der als Nachtisch gereicht wurde.
Wäre jetzt ein Fremder in die geräumige Küche der Burg gekommen, hätte er Herrin und Magd kaum unterscheiden können. Beide trugen eine wadenlange dunkelbraune Wolljacke mit halblangen Ärmeln über einem schlichten hellblauen Kleid aus doppelt gewebter, mit wärmenden Wollfäden verstärkter Baumwolle, das bis zum Boden reichte. Katharinas Kleid unterschied sich von dem ihrer Magd nur durch eine feine umlaufende Borte in dunklem Grün, in die kleine blaue Lilien eingewebt waren. Und während Helga das blonde Haar mit einer hölzernen Spange hochgesteckt hatte, zierte Katharinas pechschwarzes Haar eine silberne Spange mit kleinen, zu einem Blütenzweig angeordneten Rubinen. An den Füßen trugen beide Frauen über dicken Wollstrümpfen schmucklose Holzpantoffeln.
Katharina summte weiter vergnügt vor sich hin, während die Kinder unter dem Tisch kreischend und jauchzend auf die Hölzer schlugen. Helga wollte ihre Kinder zur Ruhe ermahnen, aber die Freifrau hielt sie zurück, legte das Messer in den Schoß und sah die Kleinen mit einem versonnenen Lächeln zärtlich an.
Helga musterte ihre Herrin. Den ganzen Morgen schon hatte sie sich über ihre Fröhlichkeit gewundert. Zwar war die Freifrau stets freundlich und ausgeglichen, aber meist wirkte sie ernst. Selten hatte die Magd sie so gut gelaunt, ja geradezu ausgelassen erlebt. Was hatte das zu bedeuten?
Die Freifrau erhob sich. »Ich werde mich jetzt umziehen, Helga«, sagte sie und wandte sich zur Tür.
Erstaunt sah die Magd sie an. »Erwartet Ihr noch Besuch?«, fragte sie.
»Ja, Helga, meinen Gatten.« Katharina strahlte sie an und eilte durch die Tür.
Helga runzelte die Brauen und kratzte sich am Kopf. Was war geschehen? So war die Freifrau doch sonst nicht.
Singend sprang Katharina die Stufen zur Schlafkammer hinauf. Summend legte sie ihr schlichtes Alltagskleid ab und zog zur Feier des Tages ihr Festgewand aus gelbem Samt und dazu ihr mit Blütenranken besticktes schwarzes Mieder an. Dann schlüpfte sie in ihre gelben Samtpantoffeln. Die Stirn- und Schläfensträhnen ihrer hüftlangen Haare flocht sie zu kleinen, dünnen Zöpfen, die sie am Hinterkopf mit einer Silberspange zusammensteckte. Es sollte ein Festtag werden.
Vorsichtig legte sie die Hand auf ihren Bauch. Kurz nachdem Thassilo im Morgengrauen fortgeritten war, hatte sie gespürt, wie sich darin etwas regte. Nun gab es keinen Zweifel mehr: Sie war guter Hoffnung.
Eigentlich hatte sie es von Anfang an gewusst, gleich nach jener Nacht und schon lange, bevor ihre Blutungen im November ausgeblieben waren. Aber sie war sich nicht sicher gewesen. Sie sah an sich hinab. Selbst jetzt konnte sie nur bei sehr genauem Hinsehen eine leichte Wölbung erkennen. Doch die zarte Bewegung in ihrem Leib und die kaum merkliche Vergrößerung ihrer Brüste, die sie vor ein paar Tagen zum ersten Mal bemerkt hatte, waren eindeutige Zeichen.
Sobald Thassilo heimkam, würde sie es ihm sagen. Sie wusste, dass er außer sich sein würde vor Freude, zumal die von Wildensteins nach dem frühen Tod seiner zwei Brüder auszusterben drohten. Auch sie selbst freute sich, von dem Mann, den sie so sehr liebte, ein Kind in sich zu tragen.
Auf einmal spürte Katharina einen leichten Schwindel, und sie legte sich auf das Bett. Auch von hier aus würde sie hören, wenn Thassilo mit seinen beiden Knechten zurück in den Burghof kam. Wegen des hohen Schnees, der die Landschaft bedeckte, hatte er nur einen kurzen Ausflug zum Dorf am Fuß der Burg und zum dortigen Armenhaus unternommen, um zu überprüfen, ob vor allem die Alten und Kranken mit genug Holz und Getreide versorgt waren, damit sie weder hungern noch frieren mussten - eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Untertanen, welche die Burgherren sehr ernst nahmen.
Durch die kleinen, milchigen Doppelscheiben drangen gedämpft die Strahlen der Sonne. Lächelnd schloss sie die Augen.
Das erste Mal hatte sie Thassilo auf einem Volksfest gesehen. Sie sah ihn mit seinen leicht gewellten, dunklen Haaren und seinem kräftigen, aber zugleich geschmeidigen Körper noch deutlich vor sich. Als Erstes waren ihr seine wachen, aufmerksamen Augen aufgefallen, die etwas Weiches und doch Bestimmendes, Zielstrebiges hatten.
Das war nun fast fünf Jahre her. Damals war sie siebzehn Jahre alt gewesen und er einunddreißig. Ihre Eltern hatten am Anfang gezögert, einer Heirat mit dem Reichsritter zuzustimmen. Zwar stammte er aus einem angesehenen Geschlecht, aber aus einer ärmeren Linie. Er verfügte weder über das Vermögen noch über die Hausmacht oder die Beziehungen, die andere Ehekandidaten zu bieten hatten. Und ihre Eltern, die selbst aus altem, verarmtem Adel stammten, wünschten sich einen reichen Mann mit Einfluss an der Seite ihrer Tochter, und sei es ein Spross aus einem aufstrebenden Patriziergeschlecht, die zur eigenen Aufwertung gern mittellose Jungfrauen aus alten Adelsgeschlechtern zum Weibe nahmen.
Voller Dankbarkeit dachte Katharina an ihre Eltern, die sie nicht gezwungen hatten, einen ihnen genehmen Mann zu heiraten. Dabei hatte sie die Geduld ihrer Eltern auf eine harte Probe gestellt, denn vor Thassilo hatte niemand vor Katharina Gnade gefunden. Doch die humanistisch...
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